N erſchiedenes. — Ladenburg, 23. Nov. Zur Volks⸗ zählung vom 1. Dezember. Ueber die Bedeutung einer Volkszählung für die verſchiedenen Gebiete des Volkslebens bringt die neueſte Nummer der „Woche“ einen Aufſatz aus der Feder des Re⸗ gierungsrats Dr. Zahn im Kaiſerlichen Statiſtiſchen Amt. Der Artikel beginnt mit einer in großen Zügen umſchriebenen Geſchichte der Volkszählungen und ſetzt auseinander, daß urſprünglich deren Zweck überall die Bemeſſung der Leiſtungsfähigkeit der Bevölkerung für den Staatsſchatz und die Heeresſtärke war. Heute hat im deutſchen Reich die Volkszählung mit Steuerzwecken nichts mehr zu ſchaffen, ihre Bedeutung ruht vielmehr auf der Beſchaffung der zahlenmäßigen Unterlage für die Bemeſſung der Matrikularbeiträge der Bundes; ſtaaten an das Reich, der Stärke der möglichen Heeresergänzungen und die Verteilung der Er⸗ träge gewiſſer Reichseinnahmen an die Bundes⸗ ſtaaten. Wichtig iſt ſodann die Volkszählung für die Geſtaltung des Wahlrechts ſowohl zu den Einzellandtagen als zur Gemeindevertretung, indem nach der Größe der Einwohnerzahl z. B. in Baden einige Städte mehrere Abgeordnete in den Landtag und eine größere Anzahl von Stadt⸗ verordneten zu wählen haben. In den Gemeinden kommt das Ergebnis der Volkszählung in be⸗ ſonders vielen Beziehungen unmittelbar zur Gel⸗ tung. Hier iſt vor allem zu erwähnen ihr Ein⸗ fluß auf die Wohnungspolitik, die Errichtung von Kirchen, Schulen, Armen⸗ und Krankenhäuſern, die Genehmigung von Apotheken, die Erbauung von Markthallen, die Anlage von Straßen, Durch⸗ führung von Straßenbahnen, überhaupt den An⸗ ſchluß von Städten und Stadtteilen an die Ver⸗ kehrswege aller Art. Die Koſten einer Volks⸗ zählung, welche größtenteils von den Gemeinden zu tragen ſind, beziffern ſich nach Millionen. Daß ſie und die Bemühungen der Zähler nicht vergeblich aufgewendet werden, um die Bedeutung einer Gemeinde ins rechte Licht zu rücken, dazu iſt die bereitwillige Mithilfe des Publikums bei Ausfüllung der Zählbogen erſtes Erfordernis. — Mannheim, 21. Nov. Großes Auf⸗ ſehen erregt hier die geſtern wegen Kurpfuſcherei erſolgte Verhaftung des Naturheilkundigen Friedr. Jüngling. Jüngling beſaß hier eine rieſige Praxis, aus der er entſprechende Einnahmen zog, die es ihm geſtatteten, einen glänzenden Haushalt zu führen. — Karlsruhe, 21. Nov. Nach Nach⸗ richten aus Südafrika, die in Amſterdam einge; troffen ſind, werden nicht nur die Bauernhöfe der „Rebellen“ und der im Felde ſtehenden, ſondern auch diejenigen der auf Ceylon oder St. Helena gefangen gehaltenen Buren mit ihrem Inhalt verbrannt. Man muß in die Zeiten des dreißig. jährigen Krieges zurückgehen, um das Seitenſtück zu einer ſolch ſcheußlichen und entehrenden Krieg⸗ führung zu ſinden. Eine Erklärung ſolcher Gräuel läßt ſich nur in dem Umſtande finden, daß das engliſße Heer zum Teil den Auswurf und den Abſchaum des engliſchen Volkes darſtellt. — Aus einem anderen Briefe geht hervor, daß die Boden⸗ preiſe in und um Johannesburg in den letzten Wochen um mehr als ein Drittel geſtiegen ſind; es ſind hauptſächlich engliſche Offiziere, die ſich hier ankaufen und die damit ein gutes Geſchäft zu machen hoffen. . — Karlsruhe, 21. Nov. Seine König⸗ liche Hoheit der Großherzog haben Sich unter dem 16. November d. J. gnädigſt bewogen ge⸗ funden, dem Dekan und Pfarrer Dr. Franz Raver Lender in Sasbach das Kommandeurkreuz zweiter Klaſſe Höchſtihres Ordens vom Zähringer Löwen zu verleihen. — Sasbach (Amt Achern), 21. Nov. Der in ſeiner Eigenſchaft als Reichst igsabgeordneter weit über Badens Grenzen hinaus bekannte Reichstagsabgeordnete Geiſtl. Rat Dekan Dr. Lender vollendete geſtern ſein 70. Lebensjahr in noch körperlicher Rüſtigkeit, in welcher er trotz der Ungunſt der Witterung am vorigen Montag die Reiſe zu den Reichstagsverhandlungen nach Berlin antrat. Geboren am 20. November in Pfullendorf, beſuchte er in Konſtanz 1840/48 das Gymnaſium. Seine Stationen als Seelſorger ſind Gengenbach, Offenburg, Schwarzach und Sasbach. In Schwarzach gründete der unermüd⸗ liche Mann eine Waiſenanſtalt, in Sasbach eine Lehranſtalt für angehende Theologen. Seit 1865 iſt er Mitglied der Kreisverſammlung Baden, ſeit 1871 Mitglied des Reichstages, von 1869 bis 1877 Zentrumsführer im badiſchen Landtag. Marſeille, 22. Nov. Präſident Krüger ging heute Vormittag um 11 Uhr an Land, unter den begeiſterten Kundgebungen der verſammelten Menſchenmenge, die fortwährend Hochrufe auf ihn und die Buren ausbrachte. Dr. Leyds lan⸗ dete zuerſt, ihm folgte Krüger, der entblößten Hauptes die Mitglieder des Empfangekomitees ihren Arm in den ſeinen und zog ſie in einen ſtillen Seitengang. 5 „So nun laß Dich brüderlich begrüßen, wie friſch und hübſch Du ausſiehſt,“ er küßte ſie herzlich. „Ach und Du ſiehſt erſt ſchmuck aus,“ ver⸗ ſetzte Melitta, bewundernd zu ihm aufſchauend, „ein wahrer Idealſtudent biſt Du! Und nun erzähle, warum iſt jetzt Mutter nicht mitge⸗ kommen?“ 5 „Aus den ewigen, leidigen Sparſamkeitrück⸗ ſichten.“ „Aber jetzt iſt das doch nicht mehr ſo nöthig, wo der Onkel die Summe zuſchießt.“ „Ja ich weiß nicht wo das Geld bleibt! Es gab da einiges zu berichtigen, kleine Studenten⸗ ſchulden, wie ſie jeder Muſenſohn hat, doch trüben wir uns die ſchönen Stunde des Wiederſehens nicht mit ſolchen dummen Dingen. Es hat ja alles bald ein Ende, die ganze, ſchöne Studentenzeit, Examenſorgen ſteigen hin und wieder ſchon graue, drohende Geſpenſter vor mir auf.“ „O Du wirſt es ſchon glücklich beſtehen,“ ſagte Melitta zuverſichtlich. So plaudernd ſchritten ſie Arm um Arm in dem ſchmalen Laubengang auf und ab, gefolgt von den Blicken eines jungen Mannes, der un⸗ 55 von ihnen im dichten Gebüſch auf einer Bank ſaß. Martin Harden, er darum gegeben, wenn eine littas Lippen jetzt entſchwebt wäre. Thörichtes Hoffen, thörichtes Wünſchen, die Liebe zum Bruder wie war es, hätte Welten zufüllen. Da endlich hörte er ſeinen nicht Melitta war es, die ihn Fred. Namen, aber ausſprach, ſondern Neuem ausgemalt. die Frage nach ihm Me⸗ ſie doch, wie er über dieſe Wohlthaten urtheilte. ſchien das Herz des jungen Mädchens ganz aus⸗ „Mein Gott,“ rief er lachend, da hab ich Martin Harden in der Freude des Wiederſehens wirklich ganz und gar vergeſſen, wo mag er ge⸗ blieben ſein, wir trennten uns, als Du Dich er⸗ hobſt, er wollte unſere erſte Begrüßung nicht ſtören ſagte der immer Rückſichts volle. „Ach Martin Harden iſt auch hier, das freut mich, nun fehlte blos die Mutter noch, daun wäre es vollkommen!“ Martin Harden hörte dieſe Worte Melittas. Ach wie kühl klangen ſie ihm im Vergleich mit dem Jubel und dann trat er heraus aus ſeinem Verſteck und hielt ihre Hand in der ſeinen und ſchaute in die ſtrahlenden Angen, in welchen heute nichts zu leſen war von der langen, trüben Winterzeit, die hinter ihr lag. f Wie hatte er dieſen Augenblick herbeigeſehnt, ihn ſich auf der Fahrt hierher immer wieder bon Der Augenblick des Wieder—⸗ ſehens war aber anders, ganz anders, wie er es geträumt, anders hatte er in den lieben, ſtrahlenden Angen zu leſen gehofft, die ſich jetzt ſchon wieder Fred zuwandten. „Nun aber denke ich iſt es Zeit, die lieben Verwandten zu begrüßen,“ ſagte dieſer jetzt, „hoffentlich ſetzt der Onkel nicht die Miene meines Wohlthäters guf, das könnte ich nicht gut vertragen.“ b „Der Onkel vielleicht weniger als die Tante,“ meinte Melitta, und ihr Blick ſtreifte ein wenig verlegen Martin Harden ſtolzes Antlitz. Wußte Fred ſchienen ſolche Gedanken aber durchaus nicht zu kommen. „Weißt Du warum Martin hier iſt,“ ſagte er fröhlich, „er hat Ausſicht hier in der Gegend eine Anſtelluug zu bekommen und will ſich nur einmal hier umſchauen.“ Worte. begrüßte. Die Vorſitzenden des Komitees helle Anſprachen, in denen ſie Krüger willkommeg hießen; Präſident Krüger hielt hierauf eine Rehe in holländiſcher Sprache. — Krüger richtete g Loubet folgende Depeſche: Indem ich auf dem gaſtlichen Boden Frankreichs lande, iſt es mei erſte Handlung, das würdige Oberhaupt der franzöſiſchen Republik zu begrüßen, und Ihnen die Bezeugung meiner Dankbarkeit für die Beweſſz des Intereſſes zu übermitteln, welche Ihre Ze gierung und das Land mir gab. Eingeſandt. In den letzten zwei Wochen kurſierte in de Stadt das Gerücht, ein hieſiger Mann habe einer Wirtſchaft auf Grund einer Wette ehe Ratte gegeſſen“. Dieſes Gerücht wird hier dementiert. Zur Aufklärung der Angelegenheit diene folgender Thatbeſtand: Der Einſender des Gegenwärtigen hatte mit einigen Arbeitskollege am 25. ds. Mts. die Montagsſtimmung des Rede ſtehenden Mannes beſprochen. Einen ſagte während des Geſprächs ſpaßweiſe; die ſache der Montagsſtimmung ſei darin zu fache daß jener eine Ratte gegeſſen habe. Dieſen A druck pflegen Einſender und ſeine Freunde Bezug auf Leute die Katzenjammer oder dergleicheg haben und deshalb ſpäter auf die Arbeit kom, jeweils aber nur als Scherz, zu gebrauch en; e böſe Abſicht iſt ſtets ausgeſchloſſen. Ein Zuhor jenes Geſpräches faßte die Sache unbegreifliche, weiſe für ernſt auf. Derſelbe wußle nichts kiligersz zu thun, als den fraglichen Scherz noch am gleſcheg Tage in hieſiger Stadt als „große Neun keit“ breitzuſchlagen. Selbſtverſtändlich wußte — wie dies bei Gerüchten hier immer der iſt — von Seiten Dritter noch eine beträchtliche Anzahl von Nebenumſtänden hinzugelogen werden, Einſender ſpricht hiermit ſein Bedauern iber das Vorkommnis aus, das lediglich auf eines harmloſen Scherz zurückzuführen iſt. F. V. L. Pfeiler & Dillers da feel darf nur in kleinen Mengen dem Vohnenkaffee beigeſetzt werden. (Original⸗Marke in Doſen „Ah da gratuliere ich,“ ſagte Melitta, Niß tin Harden die Hand reichend. „Vorläufig ſind wir noch nicht ſo wei meinte dieſer lächelnd, „aber wenn es dazu ki dann könnte es ja unbeſchreiblich ſchoͤn werde Der heiße, Blick, mit dem er das junge Muehe da vor ihm umfing, ſagte wohl noche mehr als des Fred pfiff leiſe zdie Melodie; „Und dennoch hab ich ſtarker Man, Die Liebe wohl geſpüirt bor ſich hin. 3 Durch die Seele J Melittas aber andere Melodie, es war ihr als ob ſte ihrer Lebensſymphouie vernahm — und da deiheh das Meer, und das! Orcheſter begann fetzt e Raſpodie von Liszt voll fiebernder Leidenſchaft ſpielen, getragen von dieſen Tönen ſchwebte ie Seele höher und höher hinauf in jene Regione ſeliger Weltvergeſſenheit, bis plötzlich der kalte, fon zog eilte ſchende Blick ihrer Tante ſie traf, als maß sc jetzt dem Tiſch genähert wo die Verwandten aße, da fühlte ſie erſt wieder, daß ſie Erdenſtaub une ihren Füßen hatte. Fred begrüßte ſeine Verwandten mit größter Unbefangenheit. Die Tante! verſuchte zwar e ſehr herablaſſende, hochmüthige Miene aufzuüſeteh aber vor der fröhlichen Harmloſigkeit, mit welchet Fred ſie ſein liebes gutes Tantchen nannte, ſchwand dieſelbe dahin wie Märzenſchnee im Sonnenſchenn, Auch dem Amtsrath hatte er es ſofort angebe er war ja ein gauz prächtiger Menſch geworden, der Fred, das Herz ging einem förmlich auf bei ſeinem heiteren Geplauder, und welch einen ei ſten geſetzten Freund er hatte, dieſer Herr Fort aſſeſſor war ja in ſeiner ſtolzen Vornehmheit, för lich imponirend 5 Fortſetzung folgt.) 9 0 löstlchste Ill zutter — Habe noch ein 9 gebe ſolche, um in Herſtellunge 323 85 5 2 0 Jon A empfieh polirte zu den xxx; — . = ͤůà6[— .. Aleib ye f N Laden