ſeine Witwe, ſein Sohn Prof. Dr. Oswald Vier⸗ ordt, der bekannte Heidelberger Kliniker, und ſein Schwiegerſohn Oberamtmann Flad in Wolfach, mit den Enkelkindern. — Karlsruhe, 12. Nov. Im Verlaufe der letzten Volkszählungen hat ſich beſonders in den großen Städten ein fühlbarer Mangel an gutem Zählerperſonal ergeben, ſo daß die Ge⸗ meindebehörden oft zu Maßnahmen ſich gezwungen ſahen, die einer ſorgfältigen Durchführung des Zählungsgeſchäfts wenig förderlich ſein konnten. Entweder mußte den Zählbezirken eine zu große Ausdehnung gegeben oder es mußten einem Zähler mehrere Bezirke zugewieſen werden. Da bei der großen Bedeutung, die die Ergebniſſe der Volks⸗ zählung für die Verwaltung und die Bevölkerung ſelbſt haben, ſowie mit Nückſicht auf die mit der Zählung verbundenen erheblichen Koſten jede Be⸗ einträchtigung derſelben vermieden werden muß, ſo hat, wie die „Südd. Reichskorreſp.“ erfährt, das Badiſche Miniſterium des Innern die dem⸗ ſelben unterſtellten Zentralbehörden verſtändigt, ihre Beamten darauf hinzuweiſen, wie wünſchens⸗ wert es iſt, daß die Beamten freiwillig und ehren⸗ amtlich den Zählungskommiſſionen ſich zur Ver⸗ fügung ſtellen, und die übrigen Miniſterien er⸗ ſucht, die ihnen unterſtellten Behörden, ſoweit ſie hier in Betracht kommen können, insbeſondere die Organe der Unterrichtsanſtalten und der Schulen mit einer gleichen Weiſung zu verſehen. Es iſt anzunehmen, daß auch die Gemeindebehörden ihrerſeits die Beamten und Lehrer zur Mitwir⸗ kung als Zähler ꝛc. einladen. Die Großh. Be⸗ zirksämter ſind angewieſen, den ihnen beigegebenen Beamten nahezulegen, daß ihre perſönliche Be⸗ 1 U teiligung an dem Zählgeſchäft, ſei es als Zähler, ſei es als Mitglied einer Zählungskommiſſion, ſehr erwünſcht ſei, um die Durchführung des Zählgeſchäfts zu erleichtern und das Gelingen der Volkszählung zu fördern. — Karlsruhe, 12. Nov. Nach der Dienſtweiſung für die badiſchen Leichenſchauer haben dieſe in Fällen, in welchen der Verſtorbene nicht von einem Arzte oder von einem nicht approbirten Heilkünſtler behandelt wurde, die Krankheitsrubriken des Sterbeſcheins auszufüllen. Unter den Einträgen der Krankheitsbezeichnun en als Todesurſache, welche zu unrichtiger Auffaſſung letzterer und hiermit zu Fälſchungen der Statiſtik führen, ſind es beſonders die ſogenannten „Gichter“, welche die wirkliche Krankheit bezw. Todesurſache Unter den Vermißten befinden ſich ferner: zu verdecken und ſomit hauptſächlich den Wert der Statiſtik der Kinderſterblichkeit zu beeinträch⸗ tigen geeignet ſind. Um dieſen irreführenden Faktor künftig thunlichſt aus der Leichenſchau⸗ ſtatiſtik auszumerzen, hat das Miniſterium des Innern ſoeben angeordnet, daß die Leichenſchauer in allen Fällen, in welchen die verſtorbenen Kin⸗ der nicht ärztlich behandelt wurden und in welchen ſeitens der Eltern oder Angehörigen als Krank⸗ heit und Todesurſache „Gichter“ angegeben werden, neben das in Klammern zu ſetzende Wort („Gichter“) noch diejenigen Krankheitserſcheinungen einzutragen haben, welche, wie Brechdurchfall, Erbrechen, Abweichen, Huſten mit Fieber, ſchweres Athmen und dergleichen, neben den als „Gichter“ bezeich⸗ neten Krämpfen der Lungenmuskeln, Gliedmaßen ꝛc. beſonders in dem Krankheitsbild hervortraten. Die Bezirksärzte werden ihrerſeits dieſe Ergän⸗ zungsangaben bei Fertigung der Mortalitäts⸗ ſtatiſtik thunlichſt berücksichtigen. Insbeſondere ſind, wie die „Südd. Reichskorreſp.“ erfährt, die Großh. Bezirksärzte hinſichtlich von Sterbefällen ſogenannter Haltekinder und Pflegekinder beauf⸗ tragt, falls ſie auf Grund der vom Leichenſchauer erfolgten Einträge Anlaß für die Annahme haben, daß dem verſtorbenen Pflegekind Wartung und Pflege nur in mangelhafter Weiſe zu Theil wurde, dem Großh. Bezirksamt, eventuell falls der Tod auf die mangelhafte Wartung zurückgeführt werden müßte, der Großh. Staatsanwaltſchaft alsbald Anzeige zu erſtatten. Kehl, 12. Nov. Ein Andenken aus der ſchlimmen Zeit der Belagerung iſt hier bei den Kanaliſationsarbeiten in der Nähe der Gasfabrik ausgegraben worden. Es war eine Bombe im Gewicht von einem Zentner. — Frankfurt a. M., 11. Nov. Nach den neueſten Feſtſtellungen der heſſiſchen Eiſenbahn⸗ Direktion ſind folgende Perſonen bei dem Eiſen⸗ bahn⸗Unglück verbrannt: Dr. Willy Fuchs und Frau aus Homburg v. d. H., Frau Direktor Hofmann aus Mainz, Joſeph Jeidel aus Frank⸗ furt, Dr. Bruno Freytag aus Schöneberg⸗Mag⸗ deburg, und die Aufwartefrau des D⸗Zuges. Frl. Ida Pochhammer, Inſtituts⸗Vorſteherin aus Lau⸗ ſanne, Frl. Jungermann, Tochter des Direktors Jungermann vom „Vulkan“ ⸗Stettin, Herr Bohn⸗ bruck. Der Inhaber der aufgefundenen Sporen iſt der Weinhändler A. M. Marckx aus Frank⸗ furt, der mit einem Beinbruch davongekommen iſt. Auch ihre Mutter ſchrieb heiter und glücklich, ſah ſie doch jetzt viel ſorgenloſer in die Zukunft. Beiden ſchien nie der Gedanke zu kommen, daß Melitta dem Bruder doch ein großes Qpfer gebracht mit dem Aufgeben ihrer Freiheit. In ihren Briefen ver⸗ rieth ſie freilich auch nichts von den Schattenſeiten ihres Aufenthalts hier, und ſuchte alles im beſten Lichte darzuſtellen. Klagen war eben nie ihre Sache geweſen, wo wie hier die Dinge nun nicht zu ändern waren, da biß ſie lieber die kleinen weißen Zähnen zuſammen und ging erhobenen Hauptes hindurch durch die grauen Nebel ihrer Tage, durch welche bisweilen kein ein⸗ ziger Sonnenſtrahl ſich Bahn brechen wollte. Wäre nur nicht alles ſo furchtbar nüchtern, ſo grenzenlos proſaiſch geweſen im Hauſe. Der berechnende Handelsgeiſt der Tante ſchien alles zu beherrſchen hier. Draußen die ſchöne Natur, die Die Zahl der Todten dürfte nach den bisherige Angaben auf 13 geſtiegen ſein. Paris, 11. Novbr. Auf dem Bahnho Choiſg le Roi im Departement Seine et Mar ſtieß der ven Nantes kommende Schnellzug m einem Perſonenzug zuſammen. 8 Perſonen i tot, 16 verwundet. Die Schnellzugslokomolſye ſtürzte um. Mehrer: Eiſenbahnwagen wurde zerſtött. Das Geleis iſt geſperrt. Der Minſſſer der öffentlichen Arbeiten iſt nach der Unglüche, ſtätte abgereiſt. Landmitſchaftliches. Stachelbeerſorten. Der küchtigſte, vielleicht der einzige gründliche Kenner der Stache beerſorten in Deutſchland iſt der Garteninſpeee Maurer in Jena. Die Stachelbeere iſt reif ſo tech die Frucht des armen Mannes: das Pfund ke wenige Pfennige und iſt wohlſchmeckend und hahr⸗ haft. Da die Stachelbeere mit geringem Bohe vorlieb nimmt, wird ſie beſonders von kleinen de ten viel angebaut. Da iſt es ſehr zu bedgner daß in Deutſchland eine ſo ſehr große Unkenneg über Stachel beerſorten herrſcht. Man giebt dic nicht die Mühe, darüber nach zu denken, weich Sorte man pflanzen ſoll — man pflanzt das, ugs man vom Nachbar umſonſt erhält. Und ſo it e gekommen, daß die Stachelbeere bei den Feinſchmecherg ſich keiner Würdigung erfreut. Was guf den Markte erſcheint, iſt kleines, weichlich ſchmeckendez Zeug ohne ausgeſprochenes Aroma. — Pierig Wandel zu ſchaffen, ergreift in der ſoeben ausge gebenen Nummer des praktiſchen Ratgebers im Oh und Gartenbau Garteninſpektor Maurer das Werk In Worten nnd daneben in vortefflichen Abhildungeg ſchildert er die fünf für deutſche Verhältniſſe aubg würdigſten Sorten. Er theilt die Stachel beere nach ihren Farben, nach der Schale und der haarung, nach der Größe und Form, nach Reifezeit, dem Geſchmack (ſüß oder ſäuerlich z himber⸗, pflaumen⸗, aprikoſenarlig,) nach dem Wi des Strauches, der Fruchtbarkeit und lehrt vor all Dingen, daß wir uns vor dem Anbau von Stach beeren über die Zwecke, zu denen wir ſie anbau klar werden und darnach die richtigen Sorten wäß ſollen. Der vortreffliche Aufſatz iſt geeignet, Or nung in das bisherige Stachelbrer⸗Ehgos zu bringe Das Geſchäftsamt des praktiſchen Ratgebers Frankfurt a. O. verſendet auf Wunſch die bebeffen Nummer umſonſt! - der ſchön die Welt wie jung ſie war und wie viel ſeeliges Hoffen in ihrem Herzen lebte, und ſie ſam⸗ melte die bunten Muſcheln am Strand, pflückte Ericablüthen und Imortellen, die da in den Dünen in reicher Fülle wuchſen und ſchmückte ihr Stübchen damit, umkränzte die Bilder von Mutter und Bruder mit dicken Blumenguirlanden und fand dann nichts ſo traut und behaglich im ganzen Hauſe wie dieſen kleinen Raum. „Gott wie phantaſtiſch!“ rief Flora ſpöttiſch, als ſie Melitta ſuchend, eines Tages hier eintrat. „Daß Du zu ſolchem Allotria, Blumen und Mu⸗ ſcheln zu ſuchen wie ein Kind noch Zeit und Luſt haſt wundert mich nur.“ Melitta, die eine lange Epheuranke in den Händen hielt, mit welcher ſie irgend eine Dekora⸗ Wälder, das Meer, und innen in dem alten Herren⸗ hauſe die ſie faſt erdrückende graue durch welche kein Schimmer von Poeſie hindurch leuchten wollte. Wie anders war es da in Heim zu Haus, da wurde muſieirt. — Ach die herrlichen, gemüth⸗ lichen Abende, wenn Martin Harden auf dem Pia⸗ nino phantaſierte, oder ihnen vorlas und ſie mit allem Neuen und Schönen, was die Welt bewegte, bekannt machte. Und hier ſchien man für Dinge nicht das geringſte Intereſſe zu haben, und die Unterhaltung ſich meiſteus um geſchäftliche Dinge, oder um ganz triviglen Klatſch über Familien in der Nachbarſchaft drehte. O Gott laß mich nicht zu Grunde gehen in dieſer Proſa! rief es da manch⸗ mal ganz verzweifelt in ihrem Innern, und dann, wenn es irgend ihre Zeit erlaubte, lief ſie hinaus in den Wald, oder hinunter an den Strand. m es ihr nun wieder zum Bewußtſein wie wun⸗ dem beſcheidenen Alltäglichkeit, 1 tion vornehmen wollte, wurde ganz roth. „Mein Zimmer werde ich mir doch wohl noch nach meinem Geſchmack ausſchmücken können,“ ver⸗ ſetzte ſie dann. „Gewiß, ich will es Dir wenigſtens nicht wehren, aber Du wirſt mir doch geſtatten, dieſen Deinen Geſchmack etwas ſonderbar und phanta⸗ Da blühten Blumen am Fenſter, ſolche Da ſtiſch zu finden. rahmen!“ Flora blieb an Freds Bild ſtehen, es voll Intereſſe betrachtend. „Er iſt ſehr hübſch geworden, Dein geliebter Bruder,“ fuhr ſie dann fort. „Hoffentlich iſt er auch fleißig, ſo daß das viele Geld für ihn nicht nutzlos verausgabt wird.“ Ueber Melittas Geſicht flog ein verächtliches Zucken. ſo über das engherzige Denken wie es hier bei jeder Gelegenheit zu Tage trat. 5 „Glaubſt Du, Fred hätte kein Ehrgefühl!“ verſetzte ſie ziemlich erregt. „Er vergißt es ſicher Ah und Fred auch im Blumen⸗ keinen Augenblick, was er alles Eurer Gnade e verdankt, und wird Euch jedenfalls auch einmal Ahe zurückerſtatten, was Dein Vater für ihn auge legt hat.“ „Na, na, thu nur nicht ſo großartig, ich ie zweifle das noch ſehr. Wir rechnen auch ae nicht darauf und können es ja ſchließiich behren. Und ich leiſte ja auch etwas dafür, ſage eh Melitta, wurden doch ihre Kräfte vom Morgen Ii zum Abend in Anſpruch genommen, kodimüde he trat ſie oft des Abends ihr Zimmer, um dork feen in den tiefen geſunden Schlaf der Jugend zu fa Das herumwirthſchaften im Hauſe bekam ihr feet beſſer, wie die frühere Beſchaͤftigung mit Hane beiten, ſie wurde täglich friſcher und blühen Floras Blicke ruhten oft voll Neid auf dem kofhen Geſicht, ſie blieb blaß und mager trotz aller Pfleh die ſie für ſich beanſpruchte. Getauſcht häte aber doch nicht mit Melitta, ein armes Mu zu ſein, war in ihren Augen das Beklagenen theſte was es gab, mußten doch ſolche ihrer Mik nung nach auf alle Lebensfreuden verzichten. Welt eine traurige Stellung nahm ſchon Melitta hies er ihre Kräfte wurden auf alle Weiſe ausgenutzt, and nahm man ſie wirklich einmal mit in Geſellſchaf , ſo ſpielte ſie dort ſtets eine beſcheidene Rolle, a es eben ſolchen armen Mädchen zukam, das fe Auſprüche machen durfte. Im Winter würde r Leben hier nun ein ganz troſtloſes werden, da e und ihre Mutter eine Reiſe nach Berlin plane konnten ſie doch ohne Sorgen Melitta die Obe tung des Haushaltes überlaſſen. Die Fran Amts räthin hatte ſie gut eingeſchult, und freute ſich e klugen Berechnung. 9 dab 8 Wü 1% 8. Mau U ban 5 (lf er arg ar Enie i. gurl! Wan ut fan . Ml an Min. We f nin de g ba u n V I An 0 In ln * und 20 dul g Hail