und Nürnberg (Agenturen befinden ſich in faſt allen Orten des Deutſchen Reiches), dieſe beliebten Wohlfahrtslooſe zum amtlichen Preiſe von Mk. 3.30 wieder längſt vor Ziehung geräumt haben, weßhalb ſich raſcher Kauf empfiehlt. Die Ziehung findet ſchon am 29. November und den folgenden Tagen zu Berlin öffentlich ſtatt. — Lahr, 31. Okt. Gegen eine Erhöhung des Tabakzolles ſpricht ſich die hieſige Handels⸗ kammer aus. In ihrem Jahresbericht weiſt ſie auf den hohen Preis der vorjährigen Tabaks hin und fährt dann fort: „Die nächſte Folge des günſtigen Verkaufs wird nun nach dem bekannten Zirkel, wieder eine Vermehrung des Anbaues ſein, bis wieder eine geringe, namentlich für die Ci⸗ garrenfabrikation nicht oder ſchwer verwendbare Ernte mit naturgemäß ungünſtigem Abſatz und niedrigen Preiſen kommt und dann wird ſich der. Anbau wiederum vermindern und wieder in alter Weiſe über den Rückgang und die Unrentabilität des badiſchen Tabackbaues geklagt, und wie auch in letzter Zeit wieder geſchehen, das bekannte fragwürdige Hilfsmittel: Herabſetzung der Steuer auf inländiſchen und Erhöhung des Eingangzolles auf ausländiſchen Tabak wieder vorgeſchlagen und gefordert werden, ein Mittel, das, wie ſchon öfters auseinandergeſetzt, unter den Produktions⸗, Abſaß⸗ und Konſumverhältniſſen, mit denen unſere Cigar⸗ renfabrikation heute zu rechnen hat, für den in⸗ ländiſchen Tabakbau keineswegs den gewünſchten Erfolg, ſehr leicht aber für beide Theile recht unverwünſchte Wirkung haben könnte“. — Bretten, 31. Oktober. In Kürnbach machten ſich am vergangenen Sonntag mehrere junge Burſchen mit einer Piſtole zu ſchaffen. Hierbei wurde der 11 jährige Sohn des Stein⸗ hauers Reichert derart getroffen, daß ihm beinahe das ganze Unterkinn abgeſchoſſen wurde. Die Verletzung iſt eine ſchwere, und wenn der Be⸗ dauernswerthe mit dem Leben davonkommen ſollte, wird ſein Geſicht doch für immer entſtellt bleiben. — Straſ burg, 31. Okt. Ein Grenz⸗ zwiſchenfall ereignete ſich in der Nähe von Alt⸗ münſterol. Dem „Elſ. Volksboten“ zufelge über⸗ ſchritten mehrere deutſche Soldaten in voller Uniform die franzöſiſche Grenze in Chavanatte bei Belfort und verweilten längere Zeit in der Schenke von Ritter, des Adjunkten des Maires von Chavanatte. Der Verwalter des Gebiets von Belfort berichtete ſofort über den Fall an den franzöſiſchen Miniſter des Innern und ſetzte den Schankwirt Ritter von dem Adjunktenpoſten ab, weil Ritter den deutſchen Soldaten nicht auf⸗ gegeben habe das franzöſifche Gebiet zu verlaſſen, und weil er ferner nicht ſoſort den Vorgang zur Kenntniß der Behörden brachte. Der Tag der Toten. Diurchs raſchelnde Laub iſt unſer Fuß ge⸗ ſchritten, der Herbſtwind hat uns umweht. — Empor ſahen wir zu des Himmels grauen Wolken, und hinüber blickten wir zu den kahlen Höhen. — Und dieweilen wir ſtanden und ſannen über die Dinge ewigen Wechſels, dieweilen die Augen der Seele hinabſehen in die ſchwin⸗ delnden Tiefen, die alles Leben verſchlingen, brach droben durchs dunkle Gewölke der Glanz des Abendſterns und fernher vor der Stätte der Menſchen klang leiſe und lockend der Glocken heller Klang. — Und wir dachten daran, daß jeder von denen die da leben, das Gedächt— nis eines Toten hegt und trägt in ſeinem Herzen; wir dachten daran, daß niemand denen, die im Frieden ruhen, das Kecht nehmen darf fortzuleben im Gedächtnis der Ihrigen! Wir ſind nicht geboren, die Räthſel des Lebens oder des Todes zu löſen — noch keinem ward Antwort auf ſeine Frage darnach, noch keiner von allen, die unter der Sonne ewigem Lichte wandelten, hat das Geheimniß unſeres Daſeins ergründet. Zum Sterben ſind wir geboren, und unſer Leben geht dahin wie ein flüchtiger Traum, wir ringen um das Glück, und wenn wir ihm mit kühner Hand die Carve vom Geſicht reißen — dann ſtarrt uns entgegen des Todes Antlitz, des Todes dem wir alle gehören. Im Taumel des Ringens und in der Haſt des Schaffens denken wir nicht des Grabes, das unſer aller wartet, beſinnen wir uns nicht darauf, daß wir Starken ohnmächtig ſind gegen den, der dahinſchreitet über die Erde wie ein dunkler Schatten. denken, auf den Gräbern, über die der Herbſt⸗ wind fährt, laßt uns ſeiner gedenken an der Kuheſtätte derer, die wir geliebt haben, und laßt uns ihn lernen verachten, wenn wir die beweinen, deren Scheiden uns bittere Schmerzen Fred hatte ſtets ein unbehagliches Gefühl, enn er ſie ſo arbeiten fand, ſchließlich war es doch nur verlorene Liebesmüh, Danaidenarbeit wie ſie eben nur Frauen unternehmen konnten, ob ſte die kleinen Summen verdienten oder nicht, das blieb ſich ganz gleich, Schulden mußte er trotzdem doch machen; er war kein Muſter oder vielmehr Ueber⸗ meuſch wie Martin Harden, der ſtets all den locken⸗ den Reizen des Lebens zu entſagen vermochte, wo es ſeine Mittel nicht geſtatteten. Fred konnte das nicht, ein heißes Verlangen nach allen Genüſſen, die die ſchöne Welt bot, lebte in ihm, Entſagen, das Wort ſtand nicht in ſeinem Lebensbuch geſchrieben, und der Fauſtgeſang. „Entbehren ſollſt Du, ſollſt entbehren,“ hatte noch nie an ſeine Ohren ge⸗ klungen. Sein ganzes Sein ſträubte ſich gegen ſolche Worte, und Entſagen zur Lebeusaufgabe gemacht zu haben ſchienen, ſeinetwegen, er fühlte dieſen Stachel trotz der freundlichſten Begrüßung von Mutter und Schweſter. Voll Intereſſe erkundigten ſich die Damen nach dem Ausflug des heutigen mittags. „Es iſt doch herrlich ſolch Studentenleben!“ rief Melitta, während die fleißigen Händen einen Augenblick ruhten, und ihre Blicke ſich voll Liebe und Stolz auf Fred richteten. Es war doch ſchön, wenigſtens einen Bruder zu haben, der Student war und ſich an ſeinem frohen Daſein mit zu erfreuen. Aber was hat Fred heute nur, er ſah ſo fiuſter aus, und ein faſt höhniſches Lächeln flog bei ihren Worten über ſein hübſches Geſicht. „Ja ein herrliches Leben, wenn man mit jeder Mark rechuen muß!“ rief er, „und täglich mit anzuſehen wie Ihr Euch hier abmüht mit den dummen Stickereien, das iſt auch nicht ſchön. Und ich ertrage das auch nicht länger mehr, wozu haben beiden Nach⸗ Laßt uns ſeiner ge⸗ gebracht. In des Lebens irrendem Lauf uns heilig halten den Tag der Toten ſind die Sieger, und wir ſinds, die da und ſtreiten um das köſtliche Los des em f 1 veh Friedens! Und auf weſſen Haupf einſt ſeg 65 k die Hand eines Sterbenden geruht, der ſch Me zu ſich nicht der Worte des Dankes, die 71 Lan Lippen flüſtern — der wiſſe und erkenne un 15 ſtärker als der Tod und mächtiger ale 1 60 1 Leben ſei die Liebe die alles glaubt hel hofft — und alles duldet, . i Donn Ne J. Durch den Wald ein ſtilles Kauſche Aras Und ein Sittern durch den Haag. — Alnneniſ Alle Vöglein ſitzen, lauſchen, nbnſanm S'iſt heut „Allerſeelentag!“ Erſa Allen Seelen Tag des Frieden aumlun; Allen Seelen Tag der Ruh; ö Aller Seelen, die geſchieden, 600 Menſchenherz gedenk auch du! munen 1 Allen die dahingeſchieden, Ful Mann Die die dunkle Erde deckt, ite n M Iſt ja heut der Tag beſchieden, 1 n F. Der vom Tode ſie erweckt. 1 geschehe Still ſie ziehen durch die Thäler, Aihntheilen. Siehen lautlos durch die Höh'n, Nei Schauen auf uns Menſchen nieder, 1 Sicherſt Die wir noch hinieden geh'n. Mann Mahnen uns voll Lieb' an manche Was man ſonſt vergeſſen mag; Mahnen daran uns vor allem: . S'iſt heut' „Allerſeelentag.“ 8 lade Aller Toten heut' gedenke, Bringe ihnen Opfer dar; Weihe ihnen eine Stunde, Die von jeder Selbſtſucht bar. Dann iſt es ein Tag des Friedens, Dann iſt es ein Ruhetag. 5 Dann erſt iſt, ſo hier wie drüben Wirklich, „Allerſeelentag.“ ſeiller & Uillers deff. Cen 1 ſollte ihrer ausgezeichnelen Eigenſchaften wegen 2 in keiner Haushaltung fehlen. (Orig inal⸗Marke in Doſen). wir denn reiche Verwandte, es koſtet vielleicht einen Brief und wir wären aller Sorgen ledig.“ „Allmoſen ſollen wir annehmen!“ ſtieß Melitta erregt hervor. Fred lachte. „Wie kannſt Du das ſo ſchroff auffaſſen, ich würde natürlich einſt alles wieder er⸗ ſtatten, wenn ich erſt ein berühmter Arzt bin. O dann ſollt Ihr es gut haben. Jetzt aber kann ich doch nichts verdienen!“ (Fortſetzung folgt.) Die Augen der Liebe. Novelle von P. Herrkorn. (Nachdruck verboten.) 8 Die Räder des Schiffes griffen mächtig prau⸗ ſend die ſchäumenden Wellen. Bodo's Herz klopfte laut. War es denn wahr, daß der Makel von ihm genommen war, daß dieſes Schiff ihn ſeiner Hei⸗ math, einer neuen hoffnungsvollen Zeit entgegen⸗ führte? Seit dem Tage da Bodo's Unſchuld er⸗ wieſen war hatte ſich über Helenens Erſcheinng ein Glanz gebreitet, deſſen Leuchten von ihrem Herzen ausging. Wie jubelte es aber auch in ihrem Innern! Nun mußte er ja kommen, nun mußte es ja klar werden, warum er geſchwiegen die endlos langen Jahre: — — Es war Abend geworden, die Sonne ver⸗ goldete mit ihren letzten Strahlen das Zimmer, in dem Helene ſelbſtvergeſſen träumte. Hanna war ausgegangen. Nichts ſtörte die Träumerin. Die Fliegen ſummten um ſie her. Draußen ſang die ſtehen. Lerche ihre ſüße Weiſe und die Schwalben gucheg neugierig in's Fenſter, als ob ſie ſehen wollen ob's dadrinnen auch Frühling geworden ſei. Helene ſaß in einem blauen Kleide, die blonden Zöpfe einfach aufgeſteckt, nur von einem Schild kamme gehalteu, am Fenſter und zupfte eig welke Roſenblätter von dem blühenden Roſenſtoc den ſie ſich noch vom Fichtenſtein hierher gebrg hatte. Da kuarrte die Thür, das Klopfen hal ſie überhört. Helene ſah auf, war das Trugbild ihrer Phantaſie? Nein, nein, ſie ho Mit unſagbarer Innigk 5 ja ihren Namen ruten. hörte ſie es noch einmal: „Helene meine Helene“? „Bodo!“ jauchzte ſie auf. Daun war alle ſtill, Der ſtarke Mann lag zu ihren Füßen. hatte den Kopf an ihre Knie gelegt und weite Sie ſtrich mit der bleichen, zitternden Hand du ſein volles, ſchwarzes Haar, das in herrliche Locken von der weißen Stirn fiel; ihre Thi waren wie einzelne Thränen darüber hingeſtren — Welche Feder wäre im Stande, das Glück gu zumalen, welches der Himmel dieſen beiden el geprüften Menſchen aufbehalten, nachdem der Seien mit rauher Hand die Blüthen ihrer Jugend geku hatte! Winterfeld kam ſchließlich doch noch in de Hände ſeines früheren Beſitzers und berſchönerle fh mit dem Glück des jungen Paares. Bodo d dabei auch zu jeder Zeit bereit, der leidende Menſchheit als hilfreicher, erfahrener Arzt bei Seine Helene war ihm immer und überall eine treue Gehilfin und der Stolz und Schi ſeines Hauſes. 3 i * nie