Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt frei ins Haus. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Hofbuchdruckerei ⸗ ——.— — Famſtag, den 3. November . Verſchiedenes. Ladenburg, 31. Oktober. Die Fahrten Mferer Kutſcher ſind nunmehr durch einen Tarif Nordnet; unſer verehrtes Stadtoberhaupt hat denselben am Tage vor dem Antritt ſeines Urlaubs Aterzeichnet, und dieſer Urlaub war vielleicht Huld, daß die Sache etwas eilig erledigt wurde. Man es fehlt in dem Tarif doch ſo mancherlei, as man ungern vermißt. Vor allem iſt kein Preis angegeben für Fahrten innerhalb der Stadt n Bällen oder Konzerten) oder von der Stadt gach dem Bahnhof. Auch war es wohl nicht Ag, für Fahrten nach den auf unſerer Ge⸗ Markung gelegenen Fabriken und dem Roſenhof beſondere erhöhte Preiſe anzuſetzen. Der Mann⸗ heimer Kutſcher muß für 50 Pfg. eine Perſon dom Bahnhof nach K 7 fahren, und das iſt — gleiche Gewicht 30 bis 50 Pfg. Sehr intereſſant iſt auch folgendes: Für den Weg zwiſchen Ladenburg und Mannheim erhält der Mannheimer Kutſcher 5 Mark bis 5 Mark 50 Pf., der Roſſe⸗ lenker aus Ladenburg aber bekommt 6 Mk. bis 6 Mark 50 Pfg. Man ſieht nun nicht recht ein, warum alle dieſe Preiſe ſo ſehr in die Höhe ge⸗ ſchraubt wurden. Sollte damit vielleicht ange⸗ deutet werden, daß Ladenburg ſchon recht groß⸗ ſtädtiſch auftreten kann? Oder ſollten auf dieſe Weiſe die Kutſcher eine Extravergütung erhalten, weil ſie künftighin nach § 2 des Tarifs „für gute Beſchaffenheit der Fuhrwerke und Pferde“ zu ſorgen haben. Aber das iſt ja ganz unnötig. Unſere Kutſcher verſchmähen es ganz mit Recht, koſtſpielige Neuerungen einzuführen, deren Nutzen ohnehin oft ſehr fraglich iſt. Dafür zeigt aber ihr Material eine ſolide gleichmäßige Ausſtattung, welche ſchon Jahrzehnte überdauert hat, und ſicherlich noch recht lange wie alte Bekannte uns begrüßen wird. Wir meinen alſo, es liege gar kein Grund vor, daß die Preiſe des Tarifs auf dieſer Höhe erhalten werden und möchten daher bitten, daß der ſtellvertretende Herr Bürgermeiſter zunächſt die Droſchkentarife unſerer Nachbarſtädte ſammelt. Unſer verehrtes Stadtoberhaupt aber möge dann nach ſeiner Rückkehr beim Beginn des neuen Jahrhunderts dieſe Tarife recht eingehend ſtudieren und uns eines Tages mit freundlichem Lächeln etwas gemilderte Tarifſätze beſcheeren. * Ladenburg, 2. Nov. (Theater). Die auf Mittwoch Abend angeſagte Vorſtellung, in welcher der dreiaktige Schwank „Die Familie Löffelmann“ zur Aufführung kommen ſollte, fand nicht ſtatt, dafür wurde am Donnerstag Abend „Der Trompeter von Säckingen“ gegeben. Das erſchienene Publikum verfolgte mit ſichtlichem In⸗ tereſſe die muſtergiltige Aufführung. Nach jedem Aktſchluſſe wurde den Spielenden reicher Beifall & 4 bis 5 M. per 100 kg ſind noch fallen laſſen. und war das Ganze eine Leiſtung, auf welch die Geſellſchaft mit Recht ſtolz ſein kann. Nur ſchade, daß der Beſuch ein noch immer ſo ſchwacher iſt; wir können denſelben nur aufs wärmſte empfehlen. Laden burg, 31. Okt. — Obſtbericht aus Baden: Die Preiſe von Aepfeln und Birnen haben ſeit 14 Tagen eine Steigerung erfahren. Moſt äpfel koſten 3 bis 4./ M. per 100 kg. Doch ſind viele Gemeinden darin ausverkauft. Moſtbirne reichlicher angeboten. Tafelbirnen à 10 M. per 100 kg ſind noch in kleinen Mengen erhältlich, dagegen ſind Tafeläpfel à 7 bis 10 M. per 100 kg noch in großen Mengen in vorzüglicher Qualität ange boten. Die Hauptmärkte in Radolfzell und Ueber lingen ſind immer noch ſehr reichlich befahren. — Bezugsquellen weiſt nach der Verband der bad. landw. Conſumvereine Karlsruhe i. B. — Laden bur g, 2. November. Unerhobene Gewinne hatte bis jetzt jede Wohlfahrtslotterie zu Zwecken der Deutſchen Schutzgebiete zu ver⸗ zeichnen. Man muß annehmen, das Freunde der Deutſchen Colonial⸗Geſellſchaft und des Deutſchen Frauen⸗Vereins für Krankenpflege in den Colo nien zu Gänſten des großen nationalen und hu manen Zwecks ihre Gewinne ſtillſchweigend ver Wohl ſind dies keine erheblichen Beträge, denn die großen Gewinne ſind alle erhoben, und zwar fielen je 100 000 Mk. nach Bayern, Berlin, Hamburg und Rheinprovinz, je 50 000 Mk. nach Holſtein, Heſſen, Frankfurt a. M. und Sachſen⸗ Altenburg und die Gewinne von 25 000 Mark, 15 000 Mk., 10 000 Mk. in die verſchiedenſten Landestheile des Deutſchen Reiches. Wie immer, ſo wird auch diesmal das mit dem General⸗Vertrieb betraute Bankhaus Lud. Müller u. Co., in Berlin, Hamburg, München 5 cherlich ſo weit wie der Weg von unſerer Stadt ge zum Rosenhof, Ferner ſind nur wenige Fahrten 58 Tarif feſtgelegt; alle andern ſollen „nach rel Bekeinbarung“ berechnet werden. Als Grundlage 4 Mefür hätte aber ein Zeittarif beigegeben f Meiden ſollen d. h. eine genaue Angabe des 0 Pfeiſes, der für die zur Fahrt verwendete Zeit erers beza len iſt. Einen ſolchen Zeittarif fanden g i bis jetzt in jeder Droſchkenordnung. Ueber⸗ b h haupt wäre es gut geweſen, wenn auch in dieſer mpfodlen ache etwas nach berühmten Muſtern gearbeitet 3 orden wäre. Wir wollen dies nachholen, indem 3 den Mannheimer Tarif mit dem hieſigen Uk 5.— Acgleichen. Hievon nur einige Beiſpiele: Drei Kk. 3 onen, die vom Bahnhof in die Stadt fahren, 8 Ahlen in Mannheim 90 Pfg., in Ladenburg 1 Mk. 8 ener: Wer von Mannheim nach Friedrichsfeld auf Ahrt, zahlt für den Kilometer 40 Pfg., wer von . Mpenburg dahin fährt, zahlt über 60 Pfg. Für ehfolg Nößeres Handgepäck zahlt man in Maunheim hork bis 40 Pfg., in Ladenburg aber für das . Seine Schweſter. Erzählung aus der Gegenwart von Fanny Stöckert. 8 (Nachdruck verboten.) f 15 Durch die Straßen der kleinen Univerſitätsſtadt B. zog in der Dämmerung des Herbſtabends eine chaar Studenten. Bergen gekneipt, und kehrten nun lachend und plau— gendjahre heim. Nur Einer, der hübſcheſte und ſtattlichſte von der ganzen Schaar ſtimmte heute nicht ſo recht mit ein in den heiteren Ton, trübe blickte er vor ſich Freunde. „Was haſt Du nur Fred,“ fragten ſie endlich irgerlich, unſere ſchönſten Witze vermögen Dir aum ein Lächeln zu entlocken, was fehlt Dir in aller Well?“ „Geld!“ ſtieß Fred Brenken jetzt faſt heftig ervor. Ein ſchallendes Gelächter ertönte. „Aber Fred, wer von uns hat daran wohl 0 Neberfluß, man borgt einfach, wenn es fehlt und bezahlt, wenn man in Aint und Würden iſt.“ Uebermüthig blickte der Sprecher, ein kleiner kenſch mit einem runden durchtriebenen Geſicht zu Sie hatten draußen auf den 9 5 wenigſtens Martin Harden niemals angepumpt; gernd voll der Daſeinsfreude ſolcher ſchöuſten Ju⸗ hat, der alles aus ſich erreicht, verpflichtet zu ſein, Ain, und hörte kaum auf die Scherzreden der Forſtaſſeſſor können wir doch nicht alle ſein!“ Fred empor. „Wie kann man ſich als Student um ſchnöden Mammon ſorgen, das überlaß den Phili⸗ ſtern, den Krämerſeelen!“ „Ja, wenn ich nur nicht täglich das klein⸗ liche Sorgen und Rechnen von meiner Mutter und Schweſter mit anſehen müßte,“ verſetzte Fred ſeufzend. „Ihr wißt gar nicht, wie ſo etwas niederdrückt, wie einem ſeine Schulden da ganz ungeheuerlich, faſt wie ein Verbrecher vorkommen. Hätte ich nur dieſem Muſtermenſchen, der nie Schulden gemacht das iſt ſchauderhaft. Als er mir da vorhin im Walde begegnete, da war es vorbei mit meiner guten Laune.“ „Mein Gott Muſtermenſchen wie dieſer Herr rief der Kleine, dann wäre ja die Welt auch boden⸗ los langweilig. Ich rate Dir, ſchüttele die Sorgen ab, Bruderherz Du beſſerſt dadurch nichts, und bringſt Dich nur um fröhliche Stunden!“ Mann teennte ſich, Fred Brenken ſchritt auf ein altes Haus am Marktplatz zu und ſah zu den erleuchteten Fenſtern empor. Da ſaßen ſie nun ſchon wieder Mutter und Schweſter beim Lampen⸗ ſchimmer mit den feinen Handarbeiten beſchäftigt, arbeiten für kärglichen Lohn, alles, alles ſeinet⸗ wegen, und trat er nun ein in das ſtille Zimmer, dann grüßten ihn ſtrahlende Augen. mußte. War er doch der verwöhnte Liebling der Bei⸗ den von jeher geweſen, ſchon damals als ſein Vater ſtarb hatte der ſechsjährige Junge nicht begreifen können, daß ſeine Mutter dem Entſchlafenen ſo viele Thränen nachweinte. „Ich weiß gar nicht warum Du immer noch ſo traurig biſt, Mutter,“ ſagte er eines Tages. „Du haſt doch mich!“ und dabei warf er den hüb⸗ ſchen Kopf mit einer ſo ſtolzen vornehmen Geberde zurück, als wäre er ein Königskind, als genüge ein Blick der dunklen Augen, die Menſchen ſeiner Um⸗ gebung zu beſeligen. „Ja, ſie hatte ihn den ſchönen klugen Knaben, ſein Glück, ſeine Zukunft machte ſie zu ihrer Lebens⸗ aufgabe, die ſchließlich ihr ganzes Sein, ihr ganzes Sinnen und Denken in Anſpruch nahm. Ihre Tochter Melitta, die nur ein Jahr jünger war als Fred, trat dabei ganz in den Hintergrund, ſie wuchs in dem Glauben auf, daß Fred die Hauptperſon der kleinen Familie war, dem ſie ſich in jeder Hin⸗ ſicht unterordnen, dem ſie jedes Opfer bringen Für ihre Ausbildung konnte nicht viel geſchehen, da die Wittwenpenſion der Frau Juſtiz⸗ räthin kaum ausreichte, Fred das Gymnaſium be⸗ ſuchen zu laſſen. Als er Student geworden, wurden die Ausgaben natürlich noch größer, und da begann Mutter und Tochter die feinen Handarbeiten zu machen, um noch mehr Geld hinzu zu verdienen.