des Generalſtabes für die Erhaltung und Stärkung der Schlagfertigkeit des deutſchen Heeres, bis er endlich im Februar 1891 wegen ſeines hohen Alters von dieſem hohen Poſten, den er 38 Jahre hindurch ſo ruhmvoll ausgefüllt, ſchied. Nur kurze Zeit darauf, am 24. April 1891, wurde er durch den Tod aus ſeiner irdiſchen Laufbahn abberufen. Für immer aber wird das Andenken Moltkes im Bewußtſein des deutſchen Volkes erſtrahlen, als das eines genialen Feld⸗ herrn und Mitbegründers des neuen Reiches wie eines begeiſterten Patrioten, eines verdienten Politikers und eines durch ſeltene und vielſeitige Geiſtesbildung wie durch die liebenswürdigſten Eigenſchaften des Charakters und Herzens aus⸗ gezeichneten Mannes, und gewiß nimmer wird es das „Volk der Denker“ je vergeſſen, was es dem unvergleichlichen „Schlachtendenker“ hohes ſchuldet. Verſchiedenes. §S Ladenburg, 26. Okt. (Theater). Die Eröffnungs⸗Vorſtellung der Direktion Würten⸗ berger hatte ſich leider keines guten Beſuches zu erfreuen, deshalb wurde aber doch von den Dar⸗ ſtellern recht flott geſpielt. Das wenig erſchienene Publikum applaudierte recht lebhaft nach den Aktſchlüſſen und ſprach den Wunſch aus, die Direktion möge dieſes Stück nochmals zur Auf⸗ führung bringen. Der geringe Beſuch iſt jeden⸗ falls dem ſchlechten Renommee der letzten Theater⸗ geſellſchaft zuzuſchreiben, welches dieſelbe in kün ſt⸗ leriſcher Beziehung hinterließ. Deshalb ſollte man aber doch einen Verſuch machen, um ſich die guten Darſtellungen der Direktion Würtenberger anzuſehen und man wird finden, daß der Unter⸗ ſchied ein himmelweiter iſt. Die gegenwärtige Direktion iſt im Stande, weit mehr Perſonal auf die Bühne zu ſtellen, als oft Publikum im Schiffſaal bei der früheren Direktion anweſend war. * Ladenburg, 26. Okt. Für Sonntag hat die Direktion Würtenberger 2 Vorſtellungen in Ausſicht genommen. Nachmittags 4 Uhr geht das reizende Kindermärchen Schneewittchen unter Mitwirkung hieſiger Kinder in Scene und abends der Schwank „O dieſe Männer“, worauf der beſte militäriſche Schwank „Hans Taps“ fol t. Gerade das letztere Stück hatte kürzlich in Weinheim, Bensheim, Eberl ach u. ſ. w, wo die Direktion dasſelbe zur Aufführung brachte, einen rieſigen dem Karlsthor, ſchien unausbleiblich. Da be⸗ Lacherfolg, ſodaß die Direktion dasſelbe nochmals zu geben aufgefordert wurde. Da man auch hier der heiteren Muße am liebſten huldigt, ſo dürfte ein recht guter Beſuch zu erwarten ſein. — Schriesheim, 25. Okt. Am 28. Oktober, Nachmittags, 3 Uhr wird hier in der ſchön hergeſtellten Kirche ein Konzert ſtattfinden, veranſtaltet vom evang. Kirchenchor, unter gefälliger Mitwirkung von Fräulein Maria Sievert aus Ladenburg und den Herren Muſikdirektoren A. Hänlein und H. Leuz aus Mannheim. Herr Hänlein wird auf der Orgel die Concertphantaſie für Orgel in D-moll von K. Merkel, das Cho⸗ ralſpiel „Wenn ich einmal ſoll ſcheiden von J. S. Bach, die „Träumerei“ von S. Schuhmann und die große Phantaſie in Fmoll für Orgel zu vier Händen, nach dem Original für ein Orgelwerk in einer Uhr componirt, zum Vortrag bringen, das letzte Stück zuſammen mit ſeinem blinden Schüler H. Leuz. Frl. Sievert wird die Arie für Alt⸗ ſtimme aus „Samſon“ von G. F. Händel und das „Vater unſer“ von C. Nicola zur Orgel ſingen. Der Kirchenchor will uns „Sei getreu bis in den Tod“ von D. H. Engel und „Ehre ſei Gott in der Höhe“ von D. Bortniansky vor⸗ tragen. Ein gediegenes und feines Programm! Wir ſind gewiß, daß Herr Muſikdirektor Hänlein unſere vorzügliche Concertorgel meiſterhaft ſpielen wird. — Oſterburgen, 23. Okt. Ein gütiges Geſchick hat die Reiſenden und das Perſonal des geſtern Mittag 11 Uhr 5) Min. von Jagſtfeld hier eintreffenden Schnellzuges vor ſchwerem Un⸗ glück bewahrt. 20 Minuten vor dieſem Schnell⸗ zuge hat auf gleichem Geleis ein Güterzug ein⸗ zulaufen. Der Fahrdienſtbeamte hat, nachdem der Güterzug in der Station auf ein Gütergeleis ge⸗ leitet iſt, der Station Adelsheim für den Schnell⸗ zug „Bahnfrei“ zu geben. Güterzug wegen ſtarker Belaſtung viel Verſpötung und der Beamte gab in der Güterzug ſei ſchon da, „Bahnfrei“ Schnellzug, während der andere ſich freier Strecke befand und ſich langſam der Sta⸗ tion näherte. Später erkannte der Fahrdienſt⸗ beamte ſeinen Fehler und telegraphierte nach Adelsheim, man möge den Schnellzug ſtellen, wo⸗ rauf ſofort die Antwort eintraf, daß er ſchon fort ſei. Eine Kataſtrophe, ſo ſchrecklich wie die vor für den ihm zu folgen. Miß Woods Erſchein ung mußte Bewunderung erregen, wo ſie ſich auch ſehen ließ. Das Autlitz war wie aus Marmor gemeißelt, kein Blutstropfen röthete bei der heftig zurückgedrängten Gemüthsbewegung ihre Wangen; die tiefdunklen Augen gaben dem ganzen Antlitz einen feſſelnden Reiz, der noch durch die wunderſchönen ſchwarzen Zöpfen erhöht wurde, die am Hinterkopfe mit einer Granatnadel gehalten wurden. Der Verwundete hatte ſchon eine Weile auf die ſich nähernden Schrilte gelauſcht, jetzt hob er den Kopf ein klein wenig, indem er flüſterte: „Mein Kind, kommſt Du endlich?“ Das ſchöne Mädchen kniete neben dem Vater nieder und küßte wiederholt deſſen Hände. „Lieber lieber Vater, Du wirſt leben für Deine Jeſſy, die ja Niemand in der weiten Welt hat, als nur Dich!“ Sie lehnte ſeine kalte Hand an ihre Wange und aus den ſchönen Augen tropften die Thränen wider ihren Willen. „Jetzt kommen die Leute,“ wandte ſich Jeſſy an ihren Begleiter. „Leiten Sie Alles, befehlen Sie ſelbſt über mich, nur retten Sie den Vater. Unſeres Dankes können Sie verſichert ſein!“ Wochen waren vergangen, ſchwere Wochen, in denen Bodo ſeine Kraft einſetzen mußte, um das Fieber zu bannen, das ſich leider Mr. Woods be⸗ bemächtigt hatte, nachdem die Kugel entfernt worden war. Jeſſy war kaum zu bewegen geweſen, ſich jemals die nöthige Ruhe zu gönnen, ſo lange das Leben ihres Vaters in Gefahr ſchwebte. Nun aber hätte Jeſſy ſich der Ruhe hingeben können; Bodo hatte geſagt, daß jede Gefahr vorüber und ſeine Auweſenheit durchaus nicht mehr erforderlich ſei, aber Jeſſy wurde mit jedem Tage bleicher, die lange Krauheit ihres Vaters ſchien ein Uebel der irrigen Annahme, noch auf daß Zug 82 auf der Strecke Bruchſal⸗Heidelber ſammengeſtoßen. Der Dampfer „Faidherbe“ ſan Von 27 Mann der Beſatzung ſind 19 umgekg Geſtern hatte nun der 5 9 merkte von ſeiner hohen Stellwerksbude aus eh 0 Bahnwartsablöſer den hinter dem Güterzu herjagenden Schnellzug. Die fürchterliche Sith tion ſchnell überſehend, ergriff er ſeine Sign fahne und eilte, dieſelbe ſchwingend dem Schnel 6 zuge entgegen. Der Führer desſelben, der ei Kurve wegen den vorausfahrenden Güterzug nichl en ſehen kennte, bemerkte zum Glück rechtzeitig d z en Flaggenzeichen des Ablöſers und brachte ſeing 03 dis Zug auf eine Wagenlänge vom Güterzug zun anten Stehen. Unſagbares Unglück ward durch e de Pflichttreue und Geiſtesgegenwart des braven löſers abgewendet und keiner der vielen Schnel die zugsreiſenden hatte wohl eine Ahnung davon, daf zin er Leben und Geſundheit dem mit der Fahne daf In ſtehenden beſcheidenen Manne zu danken hahe ſlberſa Ehre und Anerkennung dem Wackeren! 6 — Karlsruhe, 22. Okt. Das Gene ul ſungsheim Tretenhof bei Seelbach wurde g um! Sonntag in Anweſenheit des Großherzogpagr 0 feierlich eingeweiht. u — Bruchſal, 24. Okt. Zug 82 10 geſtern Abend 9 Uhr bei der Ausfahrt aus den Bahnhof Bruchſal auf eine ſtillſtehende Lokon tive aufgefahren. Dabei ſind ſieben Reiſende un vier Leute des Perſonals ganz leicht und ein G päckſchaffner etwas erheblicher verletzt worden Veranlaßt wurde der Unfall dadurch, daß de Führer der einzelnen Lokomotive vorſchriftswidr über eine Weiche vorgefahren und damit in di Fahrtſtraße des Zuges 82 geraten iſt. Ei Störung des Zugverkehrs hat, abgeſehen day Me r A Ol 0 ausgefallen iſt, nicht ſtattgefunden. 90 — Alicante, 25. Okt. Bei dichten Nebel ſind hier zwei franzöſiſche Dampfer — men, ebenſo 5 Matroſen des anderen Dampfer welche die Schiffbrüchigen retten wollten. . Pfeiler & Dillers 5 wird in feinem Kaffe Niemand mehr miſſen wollen, 2 wenn er Sie einmal gekoſtet hat. (Original⸗Marke in Doſen). 6 7 1 * hervorgerufen zu haben, für das ſie keinen Namen wußte. Als Bodo eines Tages wieder von Trennung ſprach, ergriff Mr. Wood liebevoll ſeine Hand, in⸗ dem er ſagte: „Bleiben Sie hier, gehen Sie nicht bon uns!“ „So mediziniſchen fangen. „Ich bin reich — ſehr reich, uns Alle. Bleiben Sie doch.“ Ehe Winter noch recht darüber nachdachte, daß dieſe Unterredung folgenſchwer für ihn werden könnte, hatte er ſich bereiterklärt, das Wort Trennung vorläufig aus ſeinem Lexikon zu verbannen und ſorg⸗ los dahin zu leben. Es war ein herrlicher Tag; die Sonne lag auf allen Wegen, nur der Sturmwind hatte hin und her ein welkes Blatt nach dem andern herabgeweht. Mr. Wood ſaß gekräftigt und geſtärkt in ſeinem Lehn⸗ ſtuhl am Fenſter, und Bodo's Geſtalt wurde von der Abendſonne überfluthet, als er eben, ſichtbar befangen, eintrat. Jeſſy's Blicke hingen wie gebannt an meine unbe⸗ wünſchenswerth ſind Kenntniſſe?“ lachte Ihnen Winter es langt für ihm — boar es denn möglich, konnte er denn fort wollen von hier, wo ihm Reichthum, Schönheit und Liebe die Arme ſehnſüchtig entgegenbreiten? Es war nicht möglich! Ein Leuchten ging durch ihre Züge — Bodo war ein armer Arzt — ſie reich, ſchön, viel um⸗ worben — ſie mußte ihm zur Hilfe kommen, es ging nicht anders. „Jeſſy, ich habe Dich ſo lange nicht ſingen hören, willſt Du mir nicht die Freude machen?“ tönte jetzt ihres Vaters Stimme zu ihr hinüber. „Darf ich das Klavier öffnen?“ fragte Bodo artig, indem er zu dem Pianino ſchritt. „Ich bitte,“ entgegnete das ſchöne Mädchen und ſuchte mit zitternden Häuden unter den Noten. Nun ertönte es wunderſam und 'ſchmelzend be Jeſſy's Lippen, die merklich bebten: „ Willſt Du Dein Herz mir ſchenken? So fang es heimlich an, Daß unſer Beider Denken, Niemand errathen kann.“ Ihre Augen ruhten eine Sekunde lang fla mend auf Bodo's Antlitz, er ſenkte die ſeinen, S hatte ihn verſtanden. Ein Zittern lief durch ihre Körper. Was hatte Sie gethan? Sie ließ d Hände müde bon den Taſten gleiten. „Ich kann nicht ſingen; ich bitte um Enkſchul digung. Sie preßte beide Hände gegen die heftig pochenden Schläfen und verließ haſtig das Zimme Auch Bodo war aufgeſtanden. Mr. Wood räuſperte ſich, daun ſtieß er hast hervor: „Auf ein Wort, Mr. Winter, bitte bleibe Sie, ich, — möchte Ihnen einen Vorſchlag machen. Bodo ſtrich mit der Hand haſtig über ſein volle Haar: Saen 2 f „Sie werden mich einen Augenblick entſchuldigen gz L ich komme ſogleich wieder, augenblicklich bin a unfähig Sie auzuhören.“ ia Er ſtürzte fort. 1 l „Ha! ha, ha!“ lachte Mr. Wood und bie f ſich vergnügt die Hände, „was nun kommt da h kennt man. Schön Kinderchen, macht's allein al Wollt wohl den Alten überraſchen? Er ſchnipen mit den Fingern durch die Luft. Dann klingels“ „Molly“, raunte er der eintretenden ſchwarze 0 Dienerin zu, „bringe Wein; die beſte Marke, iſt ja ein ſo vergnügter Tag heute.“ 3 N