Redaktion, Anzeigen . frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 2 —— 86. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. f reis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Son ntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Hofbuchdruckerei⸗ — ͥͤ— Samſtag, den 27. Ghtober eur 100. Geburtstage des General- feld marſchall Prafen Moltke. Deuiſchland feiert am heutigen Freitag den Geburtstag eines ſeiner berühmteſten ie denn am 26. Oktober 1800 wurde in Mecklenburgiſchen Landſtädtchen Parchim zuih von Moltke geboren, der geniale gchtendenker, der unſtreitig größte Stratege 9, Jahrhunderts. Von Neuem lenkt die ahrige Feier des 26. Oktober den geiſtigen kückwärts auf das Wirken und die Perſon neben Bismarck hervorragendſten unter Haladinen Haiſer Wilhelms des Siegreichen, n Platz der „große Schweiger“ in der gerung des deutſchen Volkes für immer uüpten wird, giebt es doch noch heute nicht Leute, welche der Meinung ſind, Moltkes euſte um die Begründung des neuen hes überwögen noch diejenigen des „eiſernen ers“, Die Frage, wer eigentlich von ihnen der größte ſei, ob Bismarck, der glän⸗ dehſte und erfolgreichſte Staatsmann ſeines Jahrhenserts, ob Moltke, der bedeutendſte kr ſeiner Seit, iſt indeſſen eine müßige, Rieſer zwei Männer hat in ſeiner Art ches und Unvergängliches für die deutſche , für das deutſche Vaterland geleiſtet, beide haben ſie einander in ihren Thaten. tem Wirken harmoniſch ergänzt. Aller⸗ Nies aber hatte Moltke vor Bismarck das ei voraus, daß es ihm beſchieden war, iich das Schwert in einem verhältnißmäßig Stel kurzen Seitraum das auszuführen, was parck in langen Jahren mühſam vorbe— lo 320 ianter ſteten Uämpfen mit verſchiedenen Hegnern, unter Ueberwindung der mannigfachſten rigkeiten. Aber ſchließlich war es eben die vereinte Arbeit beider Geiſtes⸗ 48 1 9 7 1 großer Aug n Preiſen. Regenten Wilhelm heroen, die zur Erreichung des leuchtenden Zieles, zur Errichtung des neugeeinten deutſchen Reiches führte, und ſo werden denn beider Namen in gleicher Schönheit fortglänzen in den Annalen der deutſchen Geſchichte. Hewiß hätte es ſich jedoch der junge Moltke als er mit 22 Jahren in das Offtzier⸗ corps der preußiſchen Armee eintrat, ſchwerlich träumen laſſen, daß er dereinſt die höchſte Stufe der mititäriſchen Hierarchie Preußens erreichen ſollte, denn die Avancementsverhältniſſe be⸗ gannen damals im preußiſchen Heere unter dem Einfluße der immer länger währenden Friedenszeit ſtetig ungünſtigere zu werden. Doch traten die außergewöhnlichen Fähigkeiten des jungen Offiziers bald genug hervor, ſo daß er bereits 1852 in den Generalſtab berufen wurde und hiermit in jenen Wirkungskreis eintrat, in welchem er ſpäter ſo ausgezeichnetes leiſten ſollte. Im Jahre 1855 erhielt Moltke einen mehrjährigen Urlaub, um militäriſche Reformen in der Türkei einzuführen, bei welcher er den Feldzug der Pforte gegen Mehemed Ali von Sgypten mitmachte, der für die Türken die ſchmähliche Niederlage von Niſib 1859 zur Folge hatte; wäre der türkiſche Oberbefehlshaber den verſtändigen Kathſchlägen Moltkes gefolgt, ſo würde die Schlacht freilich mit einem entſcheidenden Siege der türkiſchen Waffen geendet haben. Nach ſeiner Kückkehr in die Heimath trat Moltke wieder in den Generalſtab ein und avancirte nun raſch auf der militäriſchen Stufenleiter; 1858 ſtand er bereits an der Spitze des preußiſchen General⸗ ſtabes und im nächſten Jahre erfolgte ſeine Ernennung zum Generalleutnant. Von da an betrieb er eifrigſt die von dem damaligen Prinz ⸗ in Angriff genommene Reorganiſation der preußiſchen Armee im Verein mit dem Uriegsminiſter v. Roon, bis dan der preußiſch⸗oͤſterreichiſche Feldzug gegen Dänemark 1864 zum erſtenmale die glänzende ſtrategiſche Begabung des preußiſchen Genera ſtabchefs in der ernſten Praxis des Urieges zeigte. Swei Jahre ſpäter gab ihm der deutſche Bruderkrieg Gelegenheit, ſein ſtrate⸗ giſches Genie noch höher zu entfalten. Schon am Aus gange des Urieges von 1866 bereitete Moltke alles Nöthige für den von ihm voraus⸗ geſehenen Waffengang Preußen-Deutſchlands mit Frankreich vor, wozu auch ein 1868 ausge⸗ arbeiteter genauer Mobiliſirungs⸗ und Feldzugs⸗ plan gehörte. Als nun 1870 der durch fran⸗ zöſiſche Uebermuth herbeigeführte Zuſammen ſtoß zwiſchen Deutſchland und Frankreich wirklich kam, da zeigte ſich Moltkes Kriegskunſt, ſein meiſterhafte Strategie und ſein militäriſche Organiſationstalent im vollſten Licht, ſo daß durch dieſe Eigenſchaften des preußiſchen Ge neralſtabschef die deutſchen Heere einen glänzen den Sieg nach dem anderen errangen. Die beiſpielloſe Niederlage und Gefangennahme des kaiſerlich franzöſiſchen Heeres mit dem Impe rator Napoleon ſelbſt bei Sedan bildete den Höhepunkt des geſammten Feldzuges und entſchie bereits damals ſeinen ſiegreichen ausgang für di Deutſchen, obwohl er noch ſechs Monate fort dauerte. Moltke aber war durch dieſen von ihm ſo genial geleiteten Krieg in Deutſchland außer ordentlich populär geworden, welcher Volksthüm lichkeit ſich der große Schlachtendenker bis zum Ende ſeiner Tage zu erfreuen hatte. Zahlreich Ehren und Belohnungen wurden ihm zu Theil, u. A. ſeine nach 1870 erfolgte Erhebung in den Grafenſtand und 1871 ſeine Ernennung zum Generalfeldmarſchall durch Kaiſer Wilhelm I. In den nachfolgenden langen Friedensjahre wirkte Moltke auch noch fernerhin an der Spitz Die Augen der Liebe. Nobelle von P. Herrkorn. (Nachdruck verboten.) Hanna reichte der traurigen Gefährtin ein dich idem Bodo auch häufig geleſen hatte. Ganz Mflerklich wurde Helene immer mehr von dem Ju⸗ A deſſelben gefeſſelt, und beim Umwenden der Malter ſiel ihr Bodo's Gruß nach acht Jahren in Hände. Ach wie ſehr paßte er in dieſe Stunde: „Gedanken ſind an keine Zeit gebunden, Sie trennt kein Ort, kein Erdenraum.“ Der Gruß hat ja läugſt ſeine Bedeutung ver⸗ he — ſie war doch vergeſſen worden — jetzt en er ihr aber wie ein Balſam auf die immer loch ſchmerzende Wunde. — N Nun wäre es aber anz der Zeit, nach Bodo zu eg, um zu erfahren, ob er glücklich eine Frei⸗ ite in dem fernen Welttheile gefunden. Die Wie war ganz glücklich von ſtatten gegangen und Mer hatte ſich ſogleich in New⸗Nork niederge⸗ loſſen. Ehe et aber noch feſten Fuß in der neuen Ninarh faſſen konnte brach in den Vercinigten Rein von Nordamerika der Stlavenkrieg los. e ſtegte ſich auf die Seite der Union, ebenſo 7 begeiſtert mit fortgeriſſen, wie alle warmfühlenden o. Hatte ihnen das fremde Land doch ehm eine Freiſtätte geboten, wenn es ihnen Manneskraft ein; und wenn er ſich über Ihre Kräfte angeſtrengt haben. auch die ferne Heimath nicht erſetzen konnte, ſo hielten ſie es doch alle für ihre Pflicht, der guten Sache des Landes, in dem ſie ihr Brod aßen, ihren ſtarken Arm zu leihen. Auch Bodo ſetzte eine volle je einem getreten wäre, in jenen hätte er alles tauſendfach Mitmenſchen Tagen des geſühnt. Der letzte blutige Kampf war gekämpft, der Sieg errungen. Müde lagerte Bodo an zu nahe Kampfes ſeiner einem verwüſtetem Gehöft, da ſauſte eine Kugel dicht an ſeinem Antlitz vorüber, von ihr getroffen ſank ein Farmer in ſeiner Nähe ſofort zu Boden. näherte ſich ihm: „Sind Sie verwundet, Mr. 2 Ich bin ein Arzt, mein Beiſtaud kann Ihnen viel⸗ leicht von Nutzen ſein.“ Winter glück zugeſtoßen 2 Reden Sie Mr., reden Sie!“ „Wie freundlich von Ihnen, mir Hilfe anzu⸗ bieten, nachdem ich überzeugt bin, daß Sie ſelbſt Welch furchtbarer Tag!“ „ Die Stimme wurde ſchwächer, die Sinne ver⸗ gingen dem Verwundeten. Schweigend verharrte Bodo, endlich ſchlug der Fremde wieder die Augen auf. Er war bei vollſtändiger Beſinnung und bat Bodo, nach ſeiner nahen abelegeuen Beſitzung zu gehen um ſeine Tochter Jeſſy Wood von ſeinem Unfall ſchonend zu benachrichtigen und Hilfe zu ſchaffen. Der Mond ſtand voll am Himmel und be⸗ leuchtete eine Gruppe wundervoller Akazien, und gen Befehle geben, dann darf ich Sie wohl zu mei der Duft weißer Lilien drang auf ihn ein. Da Haus war ganz von Epheu überwuchert und ver vollſtändigte den maleriſchen Eindruck, den das Ganze auf den Ankömmling machte. Bodo trat in die Halle. Da erhob ſich aus einem Schaukelſtuhl eine junge Dame und trat auf ihn zu, indem ſie ihre dunklen Augen fragend übe ſeine Geſtalt gleiten ließ. „Sie wünſchen, Mr.“ ? „Verzeihen Sie mein ſpätes Erſcheinen. komme im Auftrage Ihres Herrn Vaters. Name iſt Winter, ich bin ein Arzt.“ f „Was iſt mit meinem Vater, iſt ihm ein Un⸗ Ich Mein „Es iſt eine leichte Verletzung, hoffe ich, viel⸗ leicht ein Streifſchuß. Ich werde alles thun was in meinen Kräften ſteht, um Ihnen den teuren Vater zu erhalten, aber es giebt ja auch Fälle, wo menſchliches Wiſſen nicht ausreicht.“ „Ich will ſogleich der Dienerſchaft die nöthi⸗ nem Vater begleiten?“ 5 Sie ſchellte und ordnete alles an, ſo gut, als es die Eile und ihre inne re Aufregung zuließ. Alle geſchah aber mit einer Würde, wie es keine Fürſtin hätte beſſer machen können. Sie war offenbar jahrelang ſchon au Befehlen gewöhnt. Miß Wood hatte einen Shawl um die Schul⸗ tern geworfen und zeigte Bodo mit einem feurigen Blick ihrer ſchwarzen Augen an, daß ſie bereit ſei