Bootfahrt an der Uuglücksſtätte eingetroffen waren und mit anderen beherzten Männern mit Kaſchheit und Umſicht eingriffen. Hier zogen ſie einen Mann mit zerdrücktem Kopf, dort eine Frau mit abgefahrenen Beinen aus den Trümmern. Hier ſuchten weinend Minder nach ihren Eltern, dort jammerte ein Mann, ganz gebrochen, nach ſeiner vermißten Frau. Die Todten wurden in die academiſche Leichenhalle geſchafft, die verwundeten theils am Platze ſelbſt und in den benachbarten Häuſern verbunden, theilweiſe in Droſchken und auf Wagen in das academiſche KHranken⸗ haus oder in ihre Wohnungen verbracht. Dieſe Arbeiten gingen ſo raſch vor ſich, daß kurz nach 8 Uhr der letzte Verwundete, Heizer Münch, geborgen war. Im akademiſchen Kranken Aerzte eine ſchwere Arbeit. Die Sahl der Derwundeten, die dort zu behandeln war, be⸗ trug ungefähr 70. Die Herren Geheimrath Dr. Czerny, Hofrath Dr. Mehrer und Prof. Dr. Loſſen ſowie die ſonſtigen Aerzte des aka⸗ demiſchen Urankenhauſes und Frauenklinik waren mit Amputationen und Operationen der verſchiedenſten Art beſchäftigt und bewältigten ihre ſchwierige Aufgabe ſo raſch, daß kurz nach 10 Uhr ſämmtliche Verwundeten, unter denen viele ſchwere Verletzungen davongetragen hatten, beſorgt waren. f Das ſchwere Unglück, das wie ein Alp auf unſerer Stadt laſtet, wurde dadurch veranlaßt, daß der 21jährige Expeditionsgehilfe Albert Weipert, der dieſen Dienſt erſt ſeit 4 Tagen verſehen ſoll, dem Sug die Einfahrt in die Station Karlsthor „bahnfrei“ gegeben hat, in der Meinung, daß der Lokalzug bis Ankunft des Kurszuges die Station bereits verlaſſen haben werde. Weipert wurde auf Anordnung des Staats⸗Anwaltes noch geſtern Abend verhaftet. Wir ſchließen hier das Verzeichniß der CTodten an: Frl. Julie Wunder, Mannheim. Frl. Mathilde Buſſch, Tochter des G ner Buſch, hier. Wageawärter Werner. Frau Apotheker Dr. Karlſtein, heim. haus hatten die 2 rt⸗ Neuen⸗ aſſel jun. (Sohn des Hohlenhändlers Haſſeh d Fanny Frey, hier. Heidelberg, 8. Okt. von den Veletzten noch weitere geſt nunmehr bis heute Abend 7 Menſ g Unglück zum Opfer gefallen ſind. Heute Mittag ſtarb noch der Tüncher Wilhelm Mayer⸗Heidel⸗ berg. 36 Schwerverletzte befinden ſich noch im akad. Krankenhauſe. — Pforzheim, 6. Oktober. Geſtern ſtürzte das zweieinhalbjährige Kind des Ausläu⸗ fers Friedr. Sch. in der Kaiſer Wilhelmſtraße in einen Kübel voll Waſſer und fand dabei dem „Beob.“ zufolge ſeinen Tod, ehe das Unglück nur wahrgenommen werden konnte. — Baden⸗ Baden, 7. Oktober. Die vertrauliche Verſammlung des engeren Landes⸗ ausſchuſſes der nationalliberalen Partei, welche heute hier tagte, war ſehr zahlreich beſucht. Die Mitglieder des Ausſchuſſes, faſt ſämmtliche Land⸗ tagsabgeordnete und die Reichstagsabgeordneten Dr. Baſſermann, Beck, Dr. Blankenhorn und Faller waren erſchienen. Es wurde die Einſetzung einer Kommiſſion beſchloſſen, welche auf Grund des Ergebniſſes der Verhandlungen einen Aufruf an das Badiſche Volk zu entwerfen hat, der einer im Laufe der nächſten Monate einzuberufenden Landesverſammlung der Partei zur Genehmigung vorgelegt werden ſoll. An Excellenz Dr. Eiſen⸗ lohr wurde ein Telegramm abgefandt, worin die offizielle Vertretung der Partei dem Miniſter das Bedauern über ſeinen Rücktritt und die Anerken⸗ nung ſeiner großen und zahlreichen Verdienſte, die er ſich um das Land erworben, zum Ausdruck bringt. Berlin, 8. Okt. Der „Reichsanzeiger“ meldet: Anläßlich des bei Heidelberg vorgekomme⸗ nen Unglücks begab ſich der vortragende Rath im Reichseiſenbahnamt v. Miſani an Ort und Stelle. Ingenieurſchule zu Mannheim. Die dies⸗ malige Hauptprüfung fand mit der am Freitag, den 28. September ſtattgehabten mündlichen Prüfung ihren Abſchluß. Zur Hauptprüfung hatten ſich 8 Kandidaten gemeldet. Der münd⸗ lichen Prüfung wohnte als Vertreter des Mann⸗ heimer Bezirksvereins Deutſcher Ingenieure der Vorſitzende, Herr Ingenieur L. Poſt, bei. Der Heute Mittag ſind orben, ſo daß chenleben dem bezeichnet werden, indem alle 8 Kandidaten Prüfung beſtanden und weiterhin 4 von ih auf Grund der guten ſchriftlichen Arbeſten der mündlichen Prüfung dispenſirt werden ko ten. Beſondere Erwähnung verdient, daß erſten Mal ſeit Beſtehen der Anſtalt einem aich, didaten das Prädikat „mit Auszeichnung beſiag⸗ den“ erteilt werden konnte, und zwar Herr Adam Klüber aus Frankenthal, welcher demgema auch die von dem Mannheimer Ingenieur pereig geſtiftete Prämie erhielt. Bei den übrigen Rh didaten waren die Prädikate 1 ſehr gut beſtay⸗ den, 2 gut beſtanden und 4 beſtanden zu verzeichnen Oeffentlicher Dank dem Herrn Franz Wilhelm, Apotheker in Neun⸗ kirchen, N.⸗Oe., Erfinder des antirſenma iſchen und antiarthritiſchen Blutreinigungsthees, Blutreinigend für Gicht und Rheumatismus. Wenn ich hier in die Oeffentlichkeit trete, o iſt es deshalb, weil ich es zuerſt als Pflicht anſehe, dem Herrn Wilhelm, Apotheker in Neunkirchen, meinen innigſten Dank auszuſprechen für die Dienſe, die mir deſſen Blutreinigungsthee in meinem ſchmerz⸗ lichen rheumatiſchen Leiden leiſtete, und ſodann, um auch andere, die dieſem gräßlichen Uebel anheimfallen, auf dieſen trefflichen Thee aufmerkſam zu machen, Ich bin nicht im Stande die marternden Schmerzen, die ich durch drei volle Jahre bei jeder Wikkerungs⸗ änderung in meinen Gliedern litt, zu ſchildern, und von denen mich weder Heilmittel, noch der Gebrguc von Schwefelbäder in Baden bei Wien beſreleß konnten. Schlaflos wälzte ich mich Nächte durch im Bette herum, mein Appetit ſchmälerte ſich zuſehends, mein Ausſehen trübte ſich und meine ganze Körper kraft nahm ab. Nach vier Wochen langem Gebraut oben genannten Thees wurde ich von meinen Schmer⸗ zen nicht nur ganz befreit und bin jetzt noch, nach dem ich ſchon ſeit ſechs Wochen keinen Ther meh trinke, auch mein körperlicher Zuſtand hat ſich ge 1 Anon — fe Fel beſſert. Ich bin feſt überzeugt, daß Jeder, der 1 fifa ähnlichen Leiden ſeine Zuflucht zu dieſem Thee feht alan; Ce men, auch den Erfinder deſſen, Herrn Franz Wilhelm, 5 ſo wie ich, ſegnen wird. Fackalk 5 In vorzüglichſter Hochachtung 5 Gräſin Butſchin⸗Streiſſeſd, e Oberſtlieutenants⸗Gaktin, Beſtandtheile: Innere Nußrinde 56, Wallnuß⸗ ſchale 56, Ulmen rinde 75, Franz. Organblattet 50 Eryngiiblätter 35, Scabioſenblätter 56, Lemusblätzez 75, Bimmſtein 1.50, rothes Sandelholz 75, Ba dannawurzel 44, Caruxwurzel. 3.50, Radlie, Car- vophyll. 3.50, Eryngiiwurzel 57, Fenchelwurzel (Samen) 75, Graswurzel 75, Lapathenwurzel 57, Süßholzwurzel 75, Saſſaparillwurzel 35, Fenchel, röm. 3.50 weiß. Senf 3 50, Nachtſchaktenſtengel 75, bunte Ausfall der Prüfung darf als ein ſehr erfreulicher aus Hannas Munde, bis ſie dann glühender Lave gleich, haſtig von ihren Lippen ſtrömten. „Du weißt ja Werner, ich habe Dir ſo oft von Bodo geſprochen, ſeine Anſichten hochgeſtellt, ſeinen Charakter gerühmt, und daß ich auch ohne Beweiſe glaube, iſt das ſo ſchlimm? Iſt Deine Hanna denn wirklich ſo ſehr darum zu tadeln 2 Oder laubſt Du, ich hätte den erſten beſten Vagabunden aufgenommen, um ihn vor ſeinen Häſchern zu chützen, ſtatt ihn der Gerechtigkeit zu überliefern? Sprich mit ihm, ſieh ihn Dir an, und dann ſage mir, ob Du ihn nicht an meiner Stelle auf⸗ genommen hätteſt, auch ohne ſeine Anklage zu kennen.“ — gewöhnlichen Menſchen ſtehſt; ſage, daß Du nicht mehr auf die Maske ſehen willſt, die man ihm auf gezwungen, daß Du ihm ohne Verurtheilung gegen⸗ überzutreten beſonnen biſt.“ Hanna hatte geendet, ſchlungenen Händen, die Augen erboartungsvoll auf den Gatten gerichtet, vor ihm. Sie ſah ihn liebevoll an. „Werner,“ ſagte ſie innig, in⸗ dem ſie ſich an ihn ſchmiegte, „was darf ich hoffen?“ Er umfaßte ſie, er küßte ihre Haare, Wangen, ihren Mund: „Du haſt geſiegt.“ Sie jauchzte auf: „O Du lieber, einziger Mann!“ — f ſie ſtand mit ver⸗ ihre Werner ging mit finſter zuſammengezogenen Brauen im Zimmer wortlos auf und ab. Hanna gedachte der Eichen, die man auch nicht nach einigen Streichen fällt, ſie fuhr darum beredt fort: „Wie ich Dir ſchon ſagte, Werner, ich that das wenigſte in der ganzen Sache, es iſt Helenens Geburtstagsgeſchenk. Ich habe in der Stadt für die nöthige Garderobe geſorgt, um Bodo das Fort⸗ kommen zu erleichtern. Du zürnſt mir nicht mehr, Werner, nicht wahr? Denke doch, er war mein Geſpiele aus früheſter Zeit, et hat mich ſo oft be⸗ beſchützt, und wenn er einmal zufällig meines Schutzes bedurfte, könnte, ſollte, ich da feige zurück⸗ ſchrecken?“ Werner ſchüttelte mißbilligend das Haupt. „Mein Kind, das Spiel iſi ſehr gewagt — der Preis dafür zu hoch.“ wirſt ihn zahlen; laß uns vergeblich an Dein gu⸗ tes Herz appelieren. Werner. Zeige, daß Du über dem Niveau der Samaritter⸗Werk und unſere Hilfe ihr erbetenes „Aber nicht zu hoch für Dich, Werner, Du Nur dieſes Mal laß den Verſtand bei Seite; hilf uns doch, lieber, guter Und wenn der Verſtand das Herz des Mannes nach jenem Abende doch ſchwach nannke, wo ö hätte Werner den Muth hernehmen ſollen, ſo feſte Zuverſicht, ſo inſtändiges Bitten von ſich zu weiſen 2“ Hanna hatte nun erlangt, was ſie gehofft; ſie dankte Gott dafür. Sie fühlte immer mehr, wie glücklich ſie im Beſitze des Mannes war, der i ach das te, edelſte Her ö ö In den Räumen die Bodo bewohnte, war es längſt ſtille geworden, Der müde Mann hatte ſein Lager aufgeſucht, aber kein Schlaf erquickte ihn. Alles, was er jüngſt erlebt hatte, zog gleich Schatten⸗ bildern an ſeinem Geiſte vorüber. Er hörte den Tumult in der Strafanſtalt; er hörte eine Zelle nach der andern ſchließen, den Schrei des Wärters; und dann war alles ſtille. Seine Zelle war offen geblieben, er ging in den Vordergrund, er lauſchte, er wagte kaum zu athmen. „Nur hundert Schritte und Du biſt frei!“ ſagte der Verſucher. „Und wenn ſie Dich zurückbringen, was dann ?“ appellirte 1 der Verſtand. Aber der Verſucher ſagte noch einmal „Da muß etwas Außerordentliches paſſirt gel wann hätte der Aufſeher jeh ſeine Pflicht verſaumt! Friſch gewagt iſt halb gewonnen! Nur vorwärz * Und er ſchlich leiſe die Treppe hinab, furchtfam wie ein Dieb. Vor der Front des Hale war alles todtenſtill, nur auf der andern Seit ſchien reges Leben zu ſein. Man hörte a J. raub Stimmen. n ber Die ſpäte Stunde begünſtigte ſein kühe n Unternehmen. Er drückte ſich an den Mauern gurt bei, wand ſich durch Gebüſche — und glaubte et ſich noch mehr verbergen zu müſſen, ſo waren ihn auch die Gräben, zwar ſchmutzig und ſchlam, dennoch ein begehrenswerther Aufenthaltsort J weſen. Endlich war es Nacht geworden, die Wel hatten ſich getheilt, hell funkelten die Sterne zu ihm hernieder; der Mond hatte ſich verhüllt, er wollt den Flüchtling nicht verrathen. Nein, mei Himmel war ſeine Rettung beſchloſſen; es muß Alles ſo kommen, Gott hat das ſo gefüͤgz, O. es geſchehen alle Tage noch Wunder, man brauch nicht zurück zu denken bis in die fernſte J Halb kriechend halb laufend war der Seta weiter gekommen. Dann war es Tag gewordeſ die Arbeiter begannen nun bald ſich im Schweiß ihres Angeſichts zu mühen um den kargen Lohn der ihr Leben friſtete. Dicht vor ihm lag kleine Wilduiß, meiſtens ragten Fichten daraus hel vor, die ſollten ihm Obdach gewähren. Er bemerke es nicht, daß der ganze Baumkomplex tiefer als das flache Land — er hörte Stimmen, ſchnel ſtreckte er die Hard aus, um ſich am Buschwerk halten, während er ſich über den Graben ſchehaſg ß er den Abhang hinunter. (Fortſetzung folgt.) — — U an S — A — :—— — 29 1 .