4 enburger frei ins Haus. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Hofbuchdruckerei — — — — Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienſta 1 g und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt — I Mittwoch, den 10. Oktober Politiſches. Karlsruhe, 8. Oktober. Viele Mächte verderben den Brei! rt rein, aſche 48 hatte ſich bald gezeigt, daß diejenigen Recht behielten, welche von vornherein den Standpunkt lertreten hatten, daß der militäriſche Teil der Aion gegen China leichte Arbeit ſein werde im de militäriſchen Aufgaben zur Zeit einigermaßen den Hintergrund getreten ſind. Fhineſen eingeſehen hatten, daß der militäriſche Aiderſtand gegen die Mächte bei der Beſchaffen⸗ geit der militäriſchen Hilfsmittel dieſes Rieſen⸗ bekannten ſie ſich zu der mehr Erfolg ver⸗ Prechenden Taktik, die Uneinigkeit der Mächte für ch arbeiten zu laſſen. Dieſe Taktik ſchien bisher Erfolg zu ver⸗ rechen, denn nachdem in der Frage des gemein⸗ amen Oberkommandos nicht ohne Mühe eine migung erzielt worden war, drohte das Konzert tück 21] itt, ui 88 heſonders die Vereinigten Staaten von Amerika aten bereits einen Fuß aus dem Konzertſaal dſetzt und auch Rußland ſchien nicht abgeneigt ſein, den „Outſider“ zu ſpielen. Es darf als as Berdienſt der deutſchen Politik bezeichnet erden, daß dieſem drohenden Zerfall des anti⸗ ineſiſchen Konzerts Einhalt gethan wurde. Die tück 14 Stück 101 Stück 22 in der Behandlung der chineſiſchen Frage Ageleitet wurde, beginnt, trotz aller entgegen⸗ ſetzten Behauptungen, bereits ihre Früchte zu agen. Durch die erſte Zirkularnote des Grafen von ow an die Mächte, in der die Beſtrafung der chuldigen als das nächſte zu erreichende Ziel 1 bl erderl So konnte man von dem bisherigen Verlauf der chineſiſchen Aktion ſagen. Vergleich zu dem diplomatiſchen Teil, hinter dem Nachdem die iches ein einigermaßen ausſichtsloſes Beginnen er Mächte uls bald wieder auseinander zu fallen. alkräftige Initiative, welche von deutſcher Seite bezeichnet worden war, wurde die bis dahin unklar hin⸗ und hertaſtende China⸗Politik der Mächte in eine beſtimmte und poſitive Richtung gelenkt. Als die Wirkung dieſer Zirkularnote iſt offenbar das Edikt des Kaiſers von China vom 25. d. M. zu betrachten, worin die Beſtrafung der Schuldigen angeordnet wird. Das Antworttelegramm, welches alsdann der deutſche Kaiſer auf das unterdes eingelaufene Schreiben des chineſiſchen Herrſchers Kwangſü an dieſen richtete, belehrte nicht nur die chineſiſchen Machthaber darüber, daß die furchtbaren Ver⸗ brechen, welche in China begangen worden ſind, nicht mit Trankopfern und ſonſtigem Hokuspokus zu ſühnen find, ſondern dies Telegramm klärte auch zugleich alle Welt darüber auf, daß jegliches Mißtrauen gegen die Chinapolitik Deutſchlands ungerechtfertigt und daß dieſe Politik eine Politik der Gerechtigkeit und des Friedens iſt. Dem Telegramm des Kaiſers entſpricht auch die neueſte Zirkularnote der deutſchen Regierung, worin den Mächten der Vorſchlag gemacht wird, daß den diplomatiſchen Vertretern in China die Begut⸗ achtung über die von Seiten der chineſiſchen Re⸗ gierung angebotene Sühne übertragen werden ſoll. Die Hoffnung ſcheint berechtigt zu ſein, daß es gelingen wird, die Mächte auf dieſen Vorſchlag Deutſchlands zu vereinigen, umſomehr da in den Vereinigten Staaten von Amerika allgemach ein Umſchlag der Stimmung eingetreten zu ſein ſcheint. Verſchiedenes. — Heidelberg, 8. Oktober. Geſtern Abend wurde unſere Stadt durch ein entſetz⸗ liches Eiſenbahnunglück, das in ſeiner Gräß⸗ lichkeit an die Hataſtrophe am Pfingſtfeſt 1882 erinnert, in große Aufregung und Trauer ver⸗ verſetzt. Angelockt von dem herrlichen Herbſt⸗ wetter hatte eine große Anzahl von Menſchen, meiſt Heidelberger und Mannheimer, Aus flüge ins Neckarthal gemacht, von denen ſie dann am Abend in dichtbeſetzten Zügen heimkehrten. Einen dieſer Züge traf das ſchwere Verhäng⸗ niß. Es war dies der Lokalzug, der um 6 Uhr von Neckargemünd abfährt. Er war dicht mit Fahrgäſten beſetzt, die ſich unterwegs noch bedenklich vermehrten, ſodaß Einzelne auf den Trittbrettern ſtehen mußten. Bor der Station Harlsthor hielt der Zug an der Grün'⸗ ſchen Fabrik am hausacker unmittelbar am Semaphor. Die Schaffner waren mil dem Verkauf der Billete, der bekanntlich bei den Lokalzügen in den Wagen erfolgt, beſchäftigt, als plötzlich der Perſonenzug heranfuhr, der am Karlsthor 6.29 Uhr einzutreffen hat. Wegen der ſtarken Kurve, die dort die Bahn beſchreibt, ſah der Zugführer den hal⸗ tenden Zug nicht rechtzeitig. Die Lokomotive fuhr mit ſolcher Wucht auf den Lokalzug auf, daß die drei letzten Wagen ſich förmlich in⸗ einander ſchoben. Der vorletzte Wagen wurde auf den drittletzten hinaufgedrückt und ragte in die Luft. Infolge der Exploſion der aufge⸗ fahrenen Maſchine war in den erſten Augen⸗ blicken Alles in Kauch gehüllt. Erſchütternde Schmerzensrufe und Wimmern der Verwundeten durchdrangen die Luft. Voll Entſetzen ſprangen die Fahrgäſte der vorderen Wagen heraus, theils mit blutenden Höpfen, doch glücklicherweiſe nur leicht verletzt. Deſto ſchlimmer ſtand es mit den Inſaſſen der drei letzten Wagen, von denen einige todt und ſehr viele ſchwer verwundet waren. Es war ein grauenhafter Anblick. Auf den Schieneu und in den Wagen lagen abgefahrene Beine und abgeriſſene Hörpertheile. Die erſte Hilfe brachten Mitglieder der „Heidel⸗ berger Kudergeſellſchaft“, die eben auf einer Die Augen der Liebe. Novelle von P. Herrkorn. . (Nachdruck verboten.) Er zuckte auf. Sie hatte ſeine Hand gefaßt d ſah ihm treuherzig in das offene, ſchöne Geſicht, war. i „Ich glaube Dir, Bodo, und ich danke Gott, daß er gerade uns zum Werkzeuge ſeiner Hilfe, Einige Minuten ſpäter hatte ſie das Zimmer ver⸗ laſſen. — Es war drei Uhr Nachmittags. Der Hausherr rief nach den Seinen. Er kam ja aus der Stadt, dann regnete es immer Neuigkeiten, wenn er heim kam. „Iſt ſo etwas erhört,“ fing er ſogleich an, Als ſeine Frau und Helene neben ihm ſaßen, „denkt Euch, als Doktor Salomo dem Gefaugenwärter Mittelſtädt die Nachricht von dem plötzlichen Tode ſeines Kindes bringen wollte, war ihm ein roher Menſch zuvorgekommen. Mittelſtädt wollte gerade 0 das noch um einen Schatten bläſſer geworden und gut, er hatte die letzte Zelle offen gelaſſen und der Vogel iſt nun fort. Aber wie weit wird der Kerl kommen — vielleicht haben ſie ihn ſchon — ganz W. iſt auf den Beinen, der Fang kann ihnen kaum entgehen.“ „Und ſie ſollen ihn doch nicht bekommen!“ ſagte Helenens trotzige Stimme vom Fenſter her, au das ſie ſich vorhin geflüchtet hatte. „Dann haſt Du ihn wohl verſteckt, Kleine he?“ Werner trat lachend zu ihr, er ſah nicht in ihr tief erblaßtes Antlitz, ſondern ſtrich ihr lieb⸗ e Gnaden auserſehen hat.“ f Er zog ihre Hand wortlos an ſeine Lippen. koſend das Haar. „Aber jetzt ſorge für den Kaffee, Helene, ich habe mir guten Appetit geholt.“ Er wandte ſich ſeiner Gattin zu, die eben auf dem Sopha Platz nahm und ihn mit einer Hand⸗ bewegung einlud, ſich an ihrer Seite niederzu⸗ laſſen. „Du ſiehſt ſo bleich aus, Hanna. Haſt Du die letzte Zelle ſchließen, als ihm zugerufen wurde: Lauf ſchnell, Deine Auguſte iſt vom Blitz er⸗ ſchlagen!“ Da ſtürzte denn der Mann kopflos davon — war es ein Wunder, daß er alles ver⸗ gaß und nur an ſein einziges Kind dachte? Kurz Kopfweh?“ „Ja lieber Mann. Ich denke eine Ausfahrt würde mir gut thun, Ich möchte einige Einkäufe in der Stadt beſorgen; kann ich das Fuhrwerk be⸗ kommen?“ „Gewiß. Nimmſt Du Helene mit?“ „Nein,“ entgegnete ſie ruhig, während das Blut ihr in das Geſicht ſieg, ſie dachte an Bodo, er durfte unter keinen Umſtänden ohne Berbündete, tauſend Zufälligkeiten ausgeſetzt, auf Fichtenſtein. allein zurückbleiben. „Was haſt Du? Dich quält etwas.“ „Es hängt mit Hellenens Geburtstags⸗Geſchenk zuſammen. Ihre Bitte hat mir erſt unmöglich unausführlich erſchienen, und dann habe ich doch eingewilligt, in der feſten Zuverſicht, daß auch Du uns Deine Zuſtimmung nicht verſagen wirſt.“ „Das klingt ja ganz problematiſch,“ erwiderte Werner lächelnd, während er ſich eine Cigarre an⸗ brannte, „nun immerhin, — aber ich bin doch neu⸗ gierig,“ ſagte er hinzu, nachdem er den Befehl zum Anſpannen gegeben hatte, „was Helene ſich denn ausgedacht hat.“ — — Es war ſpät Abends. Werner war ausge⸗ zeichneter Laune. Helene hatte ſich ſchon in ihr Zimmer zurückgezogen. 8 Da ſaß nun Hanna mit einer Handarbeit beſchäftigt und plauderte mit ihrem Manne über die Wirthſchaft, über alles mögliche und über den morgenden Feſttag. Ein Wort gab das andere; dann kam Hanna auf ihre Kindheit zu ſprechen, und ſie erzählte von Bodo von Winter und ſchmückte ihn mit allen Tugenden, die ihr den Knaben lieb, den Jüngling werth gemacht. Faſt hörbar klopfte ihr Herz, als ſie jetzt fortfuhr. „Selbſt wenn er jetzt in reiferem Alter anders beurteilt werden möchte, würde es mir wehe thun.“ Sie brach plötzlich in Thränen aus, lehnie ihr Haupt an ihres Mannes Schulter und dann er⸗ zählte ſte alles, von heftigen Aeußerungen ſeiner⸗ ſeits unterbrochen. Erſt kamen die Worte langſam