verliehen. Einen noch einzigartigeren Charakter rhielt das Feſt dadurch, daß zu gleicher Zeit ine Enkelin des Jubelpaares ihre Hochzeit eierte. — Karlsruhe, 30. Sept. Miniſter Dr. Eiſenlohr traf geſtern aus Baden⸗Baden hier in, um ſeinem Nachfolger, Geh. Rath Dr. Schen⸗ el, die Leitung des Miniſteriums des Innern u übergeben. Er verabſchiedete ſich mit einer Dankrede von ſeinen bisherigen Räthen und Be⸗ amten, und nach dem dann Miniſterialdirekter Heil in ſehr herzlichen Worten des ſcheidenden Miniſters gedacht hatte, feierte Dr. Schenkel die großen Verdienſte Eiſenlohrs. Der neue Miniſter für Montag bereits zur erſten Vortragser⸗ ſtattung beim Großherzog nach der Mainau be⸗ fohlen. 8 — Stuttgart, 30. Sept. Der in Con⸗ curs befindliche hieſige Bankier Karl Schmoller ieß ſich geſtern Abend von einem Schnellzuge überfahren und war ſofort todt. — Berlin, 1. Okt. Eine heftige Gas⸗ rploſion fand geſtern Abend in der Landwirth⸗ chaftlichen Hochſchule ſtatt. Als der Hauswart egen 7 Uhr abends die Gasflammen im Parterre⸗ geſchoß angezündet hatte, ſchlugen plötzlich aus allen Fenſtern des Kellers und des Parterre⸗ geſchoſſes Flammen empor. Nach kurzer Zeit rſchien die Feuerwehr und konnte den Brand ach faſt einer Stunde löſchen. 4 Perſonen haben mehr oder minder ſchwere Verletzungen davon⸗ getragen. — Genua, 30. Sept. Vergangene Nacht ing hier ein mehrere Stunden dauernder bef⸗ iger Wolkenbruch nieder. Die Waſſermaſſen rachten die Mauer des Bahnhofes an der Porta Prinzipe zum Einſturz und überflutete das Poſt⸗ ureau. 3 Poſtbeamten erlitten Verletzungen. Die m Bureau lagernde Briefe wurden fortgeſchwemmt. Das Waſſer überflutete auch die Schienen und bedeckte dieſe oben mit Schlamm ſo daß die Züge 2 Umgebung der Stadt ſind Brücken eingeriſſen, lagen. — Tientſin, 27. Sept. Graf Walder⸗ ee iſt heute Nachmittag eingetroffen. Bei der Ankunft hatte eine Ehrenwache aller Verbündeten Aufſtellung genommen. 5 ieſen Fall geſtiftete goldene Erinnerungsmedaille . Deiche beſchädigt und das Land überſchwemmt. ſind. an Menſchenleben ſind nicht zu be⸗ 1 0 Eingeſandt. 8 Blattes ſtellt ein weiteres Meiſterſtück des be⸗ kann ten Anti⸗Feuerwehr⸗Artikelverfaſſers dar. Er iſt auch diesmal wieder der ſog. „Macher“, wenn⸗ als verantwortlicher Artikel⸗ leich ein Anderer l fre Von dem Letzteren iſt es ja ſchreiber erſcheint. Das Eingeſandt in der vorigen Nummer d. allerdings eine große Keckheit, ſeine Perſon als diejenige eines „Verantwortlichen“ zur Verfügung zu ſtellen, zumal man ihm ſchon von weiter Ent⸗ fernung anſieht, daß ihm die Fähigkeit zur Ab⸗ faſſung eines Artikels vollſtändig abgeht. Aus geſchäftlichen Gründen macht man aber dennoch gerne einmal den Hanswurſt. Was die Anfrage bezüglich der Pflicht zum Erſcheinen bei den Uebungen der Hilfsmannſchaft anbelangt, ſo werden Diejenigen, welche nicht genau wiſſen, ob ſie übungspflichtig ſind oder nicht, an die Gemeinde⸗ bezw. Staatsverwaltungsbehörde ver⸗ wieſen. Trotzdem aber ſei einigen Unerfahrenen der Weg zu dieſen Stellen erſpart. Bemooste Studenten (denn Perſonen, welche die Hochſchulen beſuchen, haben nach Vollendung des 21. Lebens⸗ jahres meiſtentheils ſchon als Praktikanten ꝛc. den Beamteneid geleiſtet, gelten ſonach als von der Uebungspflicht befreite Staatsbeamte) ſowie Land⸗ wirthe, die nur Kühe, aber keine Pferde beſitzen, demnach als Feuerreiter, Waſſer⸗ u. Spritzenführer bekanntlich keine Verwendung finden können, haben in der Vorausſetzung, daß ſie nicht aus ſonſtigen Gründen von den Uebungen befreit ſind, zii dieſen zweifelsohne zu erſcheinen. Die Behauptung im Eigenſandt, laut Vorſchrift ſeien nur diejenigen Gemeindeeinwohner zur Hilfs⸗ mannſchaft verpflichtet, welche in die amtliche Liſte aufgenommen ſind, iſt ſelbſtverſtändlich irrig. Es exiſtict feine Vorſchrift, nach welcher nur die in der Liſte aufgeführten Pflichtigen zu er ⸗ ſcheinen haben. Dagegen iſt vorgeſchrieben, daß jene Pflicht ſämmtlichen arbeitsfähigen Einwohner obliegt, ausgenommen Diejenigen, welche von ſolcher durch Gemeinderathsbeſchluß oder auf Grund von geſetzlichen Beſtimmungen entbunden Kommt z. B. bei einer Perſon nach dem Zeitpunkt der Aufſtellung der Liſte eine Voraus⸗ ſetzung der Befreiung aus gewiſſen Gründen (3. B. Austritt oder Ausweis aus der freiw. Feuerwehr) in Wegfall, ſo iſt in einem ſolchen Falle dieſe Perſon von der Uebungspflicht in dem betreffenden Jahre gewiß nicht deshalb ent⸗ 5 5 U 3 8 bunden, weil ſie nicht in der Liſte ſteht, 05 Liſte iſt auch keineswegs mit einer Wählerliſ zu vergleichen, alſo mit einer Liſte, in wil Perſonen verzeichnet ſind, die von einem Rech Gebrauch machen können. Bei der Feuerwehr übung handelt es ſich jedoch um eine Pflicht, erfüllt werden muß. Deßhalb ſind im Falle 1 entſchuldigten Ausbleibens alle diejenigen Pflichtge ſtrafbar, denen der Zeitpunkt der Uebungen kat weislich bekannt war. Die Eintheilung de Mannſchaften in Abtheilungen etc. iſt ſchon vielen Jahren aus praktiſchen Gründen dem Kon mando der freiw. Feuerwehr überlaſſen worde Die Worte im Eingeſandt: „Einige von i wurden anſcheinend al ſichtlich in die Arbei abtheilung eingereiht“, beweiſen, daß das ne E 11 1 665 16 ga 600 b. 1 Kommando mit der Eintheilung ganz gere uchuß verfährt und die ſogenannten „beſſeren Herren eine Ausnahmeſtellung nicht einnehmen läßt. Da 626 7 der Verfaſſer bei Fertigung des Artikels con f war, iſt aus der Thatſache zu entnehmen, d. 5 er behauptet a) die Uebung am letzten Sontag] 56 9,1 ſei auf den gedruckten Dienſtordnungen auf Uf bs 15. angeſetzt und b) am gleichen Tage ſel Ernte, d Dankfeſt. Er glaubte, ſich in dem Momen, Stel als er letzteres ſchrieb, wohl in Heſſen⸗ Naß &. befunden zu haben. Denn bei uns in Baden genanntes Kirchenfeſt erſt im Monat November Obwohl das Kommando der freiw⸗ Feuerwet Hachen nicht über die Strafbarkeit des Fernbleibens orzel entſcheiden hat, ſo iſt es dennoch nicht nur alle Aiehlende ſein Recht, ſondern ſogar ſeine Pflicht, 9 Uebungspflichtigen auf die Strafbeſtimmung hinzuweiſen. Zum Schluß wolle der Anki⸗ Fele wehr⸗Artikelſchreiber noch einige beherzigen werthe Worte vernehmen: Es wird Ih wohl ganz gut bekannt ſein, daß Sie mit Ihr bisherigen Angriffen auf das Kommando imm großes Pech hatten und dabei noch andere L I.! Ziel auf ben Leim führten. Sie werden aber au Huge in Zukunft nichts ausrichten können; denn kalten Naturen der Führer der freiw, Feuerwe 0 5 1 Mt ſind Sie infolge Ihres aufgeregten Zuſtanz 5 15 8 5 9 nicht gewachſen. Erſparen Sie ſich deshalb ze weitere Mühe. Einzig und allein Ihr Körg muß dasjenige erleiden, was Sie den Körpe anderer Leuten zuzufügen glauben. Einer für Alle Alle für Einen. C etzigen Standpunkte entfernt war eine kleine Wild⸗ niß, der Fichtenſteingrund geheißen; dahin eilte jetzt Helene, von dorther kam jedenfalls der bange Auf⸗ chrei einer gequälten Seele. Sie brauchte nicht lange in Ungewißheit zu bleiben. Da lag im Gebüſch ein Menſch mit dem Ge⸗ icht auf der Erde. Eine grobe geſtreifte Jacke, ebenſolche Beinkleider, und die kurz geſchorenen, Haare, ſie verriethen ihn ſogar dem unerfahrenen Mädchen. „Ein Sträfling,“ rief es in ihr, wie mit auſend Zungen, „ein Flüchtling!“ compinirte der Verſtand; „ein Unglücklicher rief ihr Herz, und „o barmherziger Gott!“ ſprach ihr Mund. Der Mann auf der Erde wandte ſich, er ſah das junge Mädchen von der Sonne umſtrahlt wie eine hehre Erſcheinung, die ihm ſeine Phantaſie vorgezaubert, mitleibsvoll vor ihm ſtehen. Er blickte um ſich und ſann und ſann, er konnte ſich nicht entſinnen, wie er hierher gekommen, er faßte nach ſeinem Kopf, — von ſeiner Stirn rann das Blut. Mein Gott wo bin ich?“ fragte der Verwundete endlich mit tiefer, klangvoller Stimme. „In Fichtenſtein bei Werners. Was kann ich für ſie thun?“ ſetzte Helene, von ihrem guten Herzen getrieben freundlichſt hinzu. „Soll ich Ihnen Waſſer bringen? Der Blutvetluſt hat Sie geſchwächt.“ Sein müder Blick flammte auf. „Ja, gnädiges Fräulein, ich bitte ſie um einen Trunk Helene entfernte ſich eilig, während der Sträf⸗ ling die Augen mit der Hand bedeckte, die in ihm trotz allem und allem den Mann der beſſeren Ge⸗ ſellſchaft verrieht. Er ſeufzte ſchwer und tief. „Was aber nun weiter, — barmherziger Gott!“ rief er flehend die Blicke zum Himmel gewandt. Da kam Helene zurück. Sie fragte nicht: Wo kommſt Du her? Wo gehſt Du hin?“ Sie bediente ihn einfach; ſie gab ihm zu trinken und legte naſſe Tücher auf ſeine blutende Stirn. Er nahm alles ruhig an, ohne ihre Güte als etwas Beſonders zu empfinden, ſchließlich kam es haſtig von ſeinen zuckenden Lippen: „Gott lohne es Ihnen, mein Fräulein, und ſeien Sie überzeugt, daß ich ihrer Güte trotz meiner Gefangenen⸗Kleidung deunoch nicht unwürdig bin.“ Helene ſah ihn an; ein plötzlicher Gedanke tauchte in ihr anf. Das Blut ſtieg ihr ſiedentheiß zum Kopfe, ihre Pulſe flogen. „Der iſt entflohen,“ ſagte ſie ſich. „Was kann ich für Sie thun?“ fragte ſie wieder bebend; ſte drückte beide Hände gegen die Bruſt. „So köunen Sie ja nicht fort,“ ſagte ſie angſtvoll, während ihre Augen gebannt an den Sträflingskleidern hafteten; wenn man ſie bei uns hier finden würde — ich glaube ich ſtirbe vor Angſt!“ „Da, es läutet! Hören ſie es gnädiges Fräu⸗ lein? Der Stadt und Umgegend wird nun bekannt gemacht, daß ein Zuchthäusler entwiſcht iſt. Für die Ergreifung des Subjekts wird eine Belohnung ausgeboten. Wer wird ſich wohl den Preis ver⸗ dienen? Ich kann nicht weiter, meine Kräfte ſind erſchöpft.“ Er ſchloß die Augen, aus denen es noch einmal heiß zu dem jungen Mädchen hervor⸗ leuchtete; die Lider ſanken tief herab, ſo tief, als ob es nun mit dem ganzen Leben zu Ende wäre. — Zu Ende, ach! Es ſtirbt ſich nicht ſo leicht, ein Menſchenherz iſt unſagbar ſtark, es trägt eine Bergeslaſt von Weh und lebt doch weiter. Das mußte auch der junge Mann erfahren, der von der Aufregung erſchöpft einer Ohnmacht für einige Augenblicke erlegen war. Helene kniete neben ihm n i lier und beugte ſich mit feuchtſchimmernden Augen de ihn, während ſie ein naſſes Tuch auf die blu Wunde legte. Da ſchlug der Flüchtling die Augen auf, ihren forſchend auf ſich gerichteten Blick und chelte ſanft: „Wie ſüß, wie verlockend woäre jetzt das Sterben geweſen! — Aber es nicht ſein. Man wird mich finden, und was dann mein Loos ſein? O, barmherzi Gott!“ „Helene! Helene!“ toͤnte der Ruf Frau ner's durch den Garten, jetzt ganz in der „Helene, Mädchen, wo ſteckſt Du denn d“ f Hanna freundlich, als die Stieftochter Kopf geſenkt, langſam aus dem Gebüſch krak. weißt, es hat geſtern weiß Gott, wie lange, regnet, und — Du — ! ſieh ſah auf; forſch blickte ſie in Helenen's Geſicht: „Kind, was Du, mein Liebling, was iſt Dir?“ Der beſh Ton ihres jungen Mütterchens ſprengte den des bedrängten Mädchenherzens, das noch ke Sorge, noch kein Gram kaum ein trüber Aaebon — — 1 Agel kuſſeine fla Cen Aalk ugs . der Außenwelt berührt hatte. a Glaube Thräue auf Thräue rann über die bla lte der Wangen Helenen's. Da auf einmal ſtahl ſich mit 5 N wan ſind durch dieſelben ein ſchwaches Lächeln. „ 3 liebes Mütterchen, meine ſüße Mutter, Du i ja doch, morgen iſt mein Geburtstag, willſt mir eine rieſig große Bitte gewähren? mir mein Herz klopft,“ fuhr ſie leuchtenden A fort, aber es iſt keine Zeit zu verlieten. M einzige liebe Mutter, zwiſchen den Bäumen ein kranker, vor Erſchöpfung faſt ſterben Mann, gieb ihm Obdach — gieb ihm Dein barmen!“ (Fortſetzung folgt.) 5 3 .