frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. —— — 5 Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. 5 Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. g Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molito r, Hofbuchdruckerei. Mittwoch, den 3. Oktober 1900. Politiſches. eu he, I. Okt. So wichtig die auch ſind, welche auf ſocialpolitiſchem, ii doch die Chinafrage in erſter Reihe her. Klar und beſtimmt hat die ii Holiik von Anfang an in den iſe von dieſem Wege nicht abgewichen. Mſchlands Stellungnahme bildet den Gegen— ii icht nur der lebhafteſten Erörterungen, Ihen guch der Zuſtimmung der ganzen civi⸗ ii welt, mit Aus nahme der Vereinigten taaten. nden. odamerika Sonderwege zu gehen ſich ieweſche weit ab von denen der an⸗ aten führen, ſo kann dies ſchließlich uftat nicht ändern, wenn auch zugegeben hen muß, daß die letzte Entſcheidung da⸗ At eine Verzögerung erfährt. Und auf eine eezsgerung ſcheinen Me. Kinley und i Kaihgeber es abgeſehen zu haben. Die Vecchläge, welche die Waſhingtoner Regierung i hat, ſind einfach undurchführbar und aus nicht geeignet, zu dem Siele zu ſheeg, weſches die Vertreter der chriſtlichen ii gegenüber dem chineſiſchen Halbbar⸗ Ainichum im Auge haben. Die Republikaner Pereinigten Staaten haben mit ihrer gliſtiſchen Politik keine gute Wahlparole, e ſuchen das Volk, welches demnächſt an Ureiſe des Publikums, welche, angelockt von der Hoſſnung auf ſchnellen Gewinn, einen Theil iz treten hat, um einen neuen Drä⸗ zu wählen, auf jede mögliche Weiſe e argen Verlegenheiten, in denen ſie ſich befinden, hinwegzutäuſchen. Man kann an⸗ vehmen, daß, ſobald die Entſcheidung in Bezug f 11 10 ee gefallen iſt, das Waſ⸗ hingtoner Mabinett i Aahſchaftlichem und finanzpolitiſchem Gebiete 5 e e l chlend zur Entſcheidung drängen, ſo der anderen Mächte wieder nähern wird. Eine Aenderung in der Haltung der letzteren, insbe⸗ ſondere aber Deutſchlands, kann di ick⸗ c zu die Tagesdiskuſſion, ſondern auch ee liche Politik Amerikas nicht herbeiführen. Die Reichsregierung wird in wenigen Wochen Ge⸗ legenheit haben, vor dem Deut Rei piren eingeſetzt und iſt im Laufe der 1 ſchen Keichstag und damit auch vor aller Welt erneut ihre b Politik darzulegen. Bei dieſer Gelegenheit wird auch die Frage der vorausſichtlichen Hoſten zur Erörterung und Entſcheidung gelangen. Es a 0 5 i treiben, wollte man i er Ueberzeugung verſchli i . Me gerechten Forderungen Deutſch⸗ f e ee gaben die Anerkennung der Mächte ge⸗ Und wenn die Vereinigten Staaten überſchreiten. Der neueſte Ausweis der Keichs⸗ einnahmen läßt, allen peſſimiſtiſchen Voraus- nanziellen Opfer ſehr erhebliche ſein werden. Indeß liegt keine Befürchtung vor, daß dieſelben das Maß der Leiſtungsfähigkeit des Reiches ſagungen zum Trotz, die finanzielle Cage des Keiches als glänzend erſcheinen. Sowohl die dem Reiche verbleibenden Einnahmen, als auch die den Bundesſtaaten zufließenden Ueberwei⸗ ſungsſteuern haben in den erſten fünf Monaten des laufenden Statsjahres ganz erhebliche Mehrerträge zu verzeichnen und bei der Fort⸗ dauer der wirtſchaftlichen Konjunktur — man muß bei Beurtheilung der letzteren von der Börſe, die ſich wieder einmal übernommen hat, abſehen — iſt zu erwarten, daß auch die üb ⸗ rigen Monate des Jahres keine Kückgänge aufzuweiſen haben werden. Die finanzielle Uriſe, von welcher augenblicklich ſoviel geſpro⸗ chen wird, betrifft die Börſe und diejenigen oder auch ihr ganzes Vermögen riskirt haben. . —— Der Nationalwohlſtand hat nicht gelitten und iſt auch keineswegs in rückläufiger Bewegung begriffen. f Verſchiedenes. — Ladenburg, 2. Okt. Die geſtern und porgeſtern hier ſtattgehabten Aufführungen des Paſſionsſpieles à la Oberammergau hat voll⸗ kommen die Erwartungen gerechtfertigt, welche die übereinſtimmenden auswärtigen Berichte zu er⸗ wecken geneigt waren, und muß der Eindruck des Ganzen als ein durchaus befriedigender bezeichnet werden. Die äußere Ausſtattung ſowohl hin⸗ ſichtlich der Decorationen wie der Coſtüme iſt eine ſehr hübſche und der Zeit und dem Schau⸗ platze der Handlung vollkommen angepaßte, und ebenſo iſt auch die Darſtellung eine höchſt aner⸗ kennenswerthe, in den Hauptrollen ſogar eine aus⸗ gezeichnete. Die Aufführung macht einen durchaus würdigen, in einzelnen Theilen ſelbſt ergreifenden Eindruck, und folgte das Publikum mit tiefem Ernſt und andachtsvoller Sammlung dem Gange der bewegteu tragiſchen Handlung. Heute Abend findet eine dritte Aufführung des Paſſionsſpieles ſtatt, deren Beſuch wir daher nach Obigem aus Ueberzeugung beſtens empfehlen können. — Ladenburg, 1. Okt. Mit dem ge⸗ ſtrigen Sonntage haben die goldenen Fünfmark⸗ ſtücke ihren Werth als geſetzliches Zahlungsmittel verloren. Kein Privater und kein Geſchäftsmann braucht von heute ab dieſe Münze mehr in Zah⸗ lung zu nehmen. Nur die Reichskaſſen nehmen das Goldſtück noch 1 Jahr lang, bis 30. Sept. 1901, in Zahlung, bezw' ſie tauſchen es um ge⸗ gen andere Reichsmünzen. — Großſachſen, 30. Sept. Die dia⸗ mantene Hochzeit feierten die Eheleute Johann Nikolaus Weingärtner hier. Aus dieſem Anlaſſe hat der Großherzog dem Jubelpaare die für Die Augen der Liebe. Novelle von P. Herrkorn. In W. bei Doktor Salomo,“ Weid, ich hab dort ſchweres miterlebt. ſagte Hanna Denkt der Blitz in den großen, herrlichen Lin⸗ unter eſſen Schatten ein Menſchenalter hindurch Ruhe⸗ ige Raft machten, einſchlug, hatte gerade N eines Gefangen⸗ Zuflucht vor dem Unwetter geſucht und Man brachte das Kind zu i Sglomo in dem guten Glauben, daß das ſteht, egum, der rechts vor dem Thore A das ſechs Jahre alte Kind krſchlagen worden. ir betäubt und vielleicht noch zu retten ſei. Vortor that ſein Möglichſtes die Kleine as Leben zu erwecken, aber umſonſt; der 15 Mund blieb ſtumm, das Herz ſtand ſtill für mer!“ Ach, wie werden die armen Eltern geweint e fagte Helene theilnehmend, „vielleicht war ihr einziges Kind!“ Doktor Solomo wollte ſich der traurigen icht Unter ziehen,“ fuhr Hanna erzählend fort, die Eltern ſelbſt von dem ſchweren Schickſalsſchlage ie betroffen, zu benachrichtigen. Als das Wetter ufhörte, forderte ich Doktor Salomo auf meinen Men zu benutzen, um ſchneller zu der Strafan⸗ ſtalt zu kommen — Gott hewahre alle Menſchen vor ſolchem Jammer!“ Ueber Heleneus Wangen rieſelten Thränen die ſie zu berbergen ſuchte indem ſie ſich ab (Nachdruck verboten.) wende 5 d a „Schäme Dich Deines warmen Mitgefühls nicht, meine Helene! jedes Meuſchenherz muß wohl tiefe Bewegungen durchzittern, wenn das Schickſal mit rauher Hand ins volle warme Leben greift!“ ſagte Werner, ſeiner Tochter die Hand drückend. Oskar Werner auf Fichtenſtein bei W. hatte die zweite Frau und lebte mit ihr ebenſo glücklich, wie er mit der Mutter Helenen's gelebt hatte. Es war ein durchweg harmoniſches, in jeger Be⸗ ziehung befriedigendes Zuſammenleben. Auch zwiſchen Helene und ihrer nur vier Jahre ältern Stiefmutter hatte ſich ein ſchönes geſchwiſterliches Verhältniß herausgebildet. 8 einander hingezogen, und Beide gingen in der Liebe zu dem Einen auf, der ihnen Gatte und Vater war, ſie Beide zärtlich liebte und ihnen in allem Guten und Schönen mit leuchtendem Beiſpiel voran ging. So lebte die Famlie Werner ſtill und glück⸗ lich in dem gegenſeitigen Beſitz, all' ihr äußeres Glück vom Himmel erwartend. Heute, es war der Morgen nach jenem furcht⸗ baren Gewitter, das durch ſeine Heftigkeit die Be⸗ wohner von W. und Umgebung aus ihrer ſichern Ruhe aufgeſchreckt hatte — heute lag alles in in der Natur, Beide fühlten ſich gegenſeitig zu tiefem Frieden. Nichts ſtörte die harmoniſche Ruhe die wie verjüngt ſchien. Das Gras, die Blumen, die Sträucher und Bäume, alles ſchien neues Leben zu athmen obwohl hier und dort der Sturm arg gewüthet hatte. Manche ausgeriſſene Blumen und manche verkümmerte Pflanze erzählte, wie der Sturm über ſie hinweg gefegt und nicht gefragt hatte ob ihr kleines Leben da⸗ rüber verloren gehen könnte. Auch über Helene Werner war ein holder Zauber der Ruhe und des ſüßeſten Friedens aus⸗ kgebreitet; ſie trat eben in den Garten um zu ſehen, ob der Sturm ihren Lieblingen, den Moos⸗ roſen, keinen Schaden zugefügt hatte. Wie hübſch ſie ausſah als ſie ſich über die ſchwellende Roſen beugte und lächelnd flüſterte: „So, das iſt hübſch von Euch, treu und feſt auch ſelbſt im Sturme!“ Sie brach eine Knospe und ſteckte ſie in den Gürtel, dann ſah ſie zu dem tiefblauen Himmel auf: „Mein Gott wie ſchön iſt deine Welt und wie herrlich das Leben!“ Ein tiefer Seufzer antwortete ihr. Helene ſah ſich um, aber ſie konnte nirgends ein lebendiges Weſen erblicken. Sie wollte weiter gehen, da traf ihr Ohr wieder ein Schmerzenlaut es klang wie ein Stöhnen; ſie blieb ſtehen, ſie lauſchte; da klang es wieder zu ihr herüber, ſo qualvoll und verzweifelt, daß es ihr klar wurde, hier thue Hilfe noth. Einige Schritte von ihrem