Anzeigen: Die einſ Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Son ntagsblatt frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Hofbuchdruckerei. — — paltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ ee. Mittwoch, den 26. Fepfember 1900. eee eee eee Volitiſches. Seine Hönigliche Hoheit der Großherzog ben an den Miniſter des Innern, Dr. Eiſen⸗ sfähigkel, orragenden erſte und ohr, aus Anlaß ſeines Uebertritts in den Ruhe, and, das nachſtehende Schreiben zu richten geruht: ſrabe. Lieber Herr Miniſter Eiſenlohr! — Sie wiſſen, mit welchen Gefühlen des Be⸗ ! bdanerns ich Sie aus dem hohen Amte ſcheiden und ſehe, das Sie ſo lange Jahre erfolgreich 00 geführt haben. Sie wiſſen aber auch, wie er Jaukbar ich der Seit gedenke, in der wir ge⸗ 9 meinſam gearbeitet haben, und in welcher Sie mir Hilfe und Stütze gewährten. Nur Sie ſelbſt können ermeſſen, in welchem Maße ich Ihnen Dankbarkeit widme, denn Sie kennen die Ausdehnung Ihrer Wirkſamkeit beſſer als ich Ihnen dieſelbe ſchildern könnte. Gerne aber nehme ich an, daß Sie daran überzeugt ſind, wie hoch ich Ihre Wirkſam⸗ keit geſchätzt habe und wie ſehr ich die ruhe⸗ loſe Thätigkeit anerkenne, mit welcher Sie gearbeitet haben. Die Einſetzung er Hräfte hat ja leider Ihre Geſundheik ge⸗ dem Amte bildet einen bleibenden Gegenſtand meines Bedauerns. ich daher, daß die wohlverdiente Ruhe Ihnen g. 5 1 auch volle Geneſung bieten möge und Sie 255 1 noch viele Jahre mit Befriedigung auf Ihre 5 treue Arbeit zurückblicken dürfen. 5 b Dieſen meinen Gefühlen der Anerkennung 8 und Dankbarkeit möchte ich auch einen öffent⸗ 5 lichen Aus druck geben, indem ich Ihnen hiermit schwach und dieſe Urſache Ihres Kücktrittes mehr wollen wir nicht verrathen. Von Herzen wünſche en camanren eee Verſchiedenes Ladenburg, 25. Sept. Die Einwohner⸗ ſchaft wird mit Intereſſe vernehmen, daß der hieſige Frauenverein Mitte kommenden Monats zum Beſten der Uleinkinderſchule ein Wohl⸗ thätigkeitskonzert mit nachfolgender Gabenver⸗ looſung veranſtaltet. Die von der Uleinkinder⸗ ſchule bisher innegehabten Lokalitäten entſprechen in keiner Hinſicht den hygieniſchen Anforderungen die an Käumlichkeiten geſtellt werden müſſen, in welchen unſere Uinder den größeren Teil des Tages zubringen. Die baulichen Mängel ſind ſo bedeutend, daß an Reparatur nicht mehr gedacht werden kann. Es beſteht daher die Abſicht, für die Uleinkinderſchule einen Neu⸗ bau zu erſtellen und hofft der Frauenverein, durch ſeine Mühewaltung in der Cage zu ſein, einen anſehnlichen Betrag zum Baufond beizu⸗ ſteuern. thatkräftige Unterſtützung der hieſigen Ein⸗ wohnerſchaft, durch reichlichen Beſuch des Honzertes und Widmung von Gaben. Das PDrogramm verſpricht genußreiche Stunden — zur Verlooſung — auch ſolche praktiſcher Art ſind ſehr willkommen — nimmt die II. ſteherin e Frl. M. Firnhaber, entgegen. ir empfehlen mit Rückſicht auf den guten Sweck, dieſes Unternehmen des Frauenvereins der Sinwohnerſchaft angelegent⸗ lich. X Ladenburg, 24. Sept. Die hieſige Der Verein rechnet hierbei auf die Die Gaben Vor⸗ ere ratsmitglieder, mehrere Ehrenmitglieder, die freiw. Feuerwehr Neckarhauſen, eine Deputation der freiw. Feuerwehr von Edingen, eine Vertretung des Verwaltungsrats der freiw. Feuerwehr von Mannheim, Vertreter der Lehrerkollegien der Gr. Realſchule und der Volks ſſchule, Vorſtandsmit⸗ glieder hieſiger Vereine und Geſellſchaften, ſowie eingeladene Gäſte eingefunden. Die freiw. Feuer⸗ wehr Friedrichsfeld hatte ihr Erſcheinen zugeſagt, konnte aber infolge eines Trauerfalles leider nicht erſcheineu. — Zunächſt wurde eine Schulübung veranſtaltet, welche im Allgemeinen ſehr zufrieden⸗ ſtellend verlief. Der darauf folgende Sturmangriff ſetzte die Zuſchauer in berechtigtes Erſtaunen. Die ganze Mannſchaft hat denn auch in der That eine bewundernswerte Thätigkeit entfaltet. Nach Beendigung der Probe fand eine Parade ſtatt, die ebenfalls glänzend verlief. — Zu der im „Hirſch“ veranſtalteten Schlußfeier waren die obengenannten Wehren, die Herren Vertreter der Behörden und Vereine ꝛc. ebenfalls erſchienen. Herr Bürgermeiſter Petermann hieß zunächſt alle Erſchienenen herzlich willkommen und ſprach des Weiteren ſeine Anerkennung aus über die muſter⸗ haſten Leiſtungen der kreiw. Feuerwehr bei der ö Schlußprobe. Die hieſige Einwohnerſchaft ſei ſtolz auf den Beſitz einer ſolch gut geſchulten Wehr. Die Stadtverwaltung freue ſich, auch heute wieder einer Anzahl Feuerwehrleuten Ehren diplome für 12jährige Dienſtzeit überreichen zu können. Unter Ermahnung der jüngeren Gene ration, ſich die alten Kameraden ſtets als leuch tendes Vorbild gelten zu laſſen, übergab Herr Chriſt. des Großkreuz des Bertholdordens verleihe. freiwillige Feuerwehr hat am verfloſſenen Sonntag Bürgermeiſter Petermann je ein Diplom an fol Schloß Mainau Ihr ihre diesjährige Uebungen, wie alljährlich, mit gende Herren: Landwirt Adalbert Lackert, Schuh auß: den 15. September ſehr wohlgeneigter Abhaltung der Schlußprobe abgeſchloſſen. Die machermeiſter Johann Eiſenhauer, Johann Kohl 77 1900. (gez.) Friedrich ſelbe fand nachmittags 3 Uhr im Schulhofe ſtatt und Peter Gropp, Handelsmann Karl Link und An den Miniſter des Innern 8 und hatten ſich daſelbſt auf beſondere Einladung Schneidermeiſter Michael Seel. Zum Schluß 50 Nfg ern Dr. Eiſenlohr in Karlsruhe. Herr Bürgermeiſter Petermann, einige Gemeinde⸗ ſpezifizierte Redner die Pflichten eines Bürger „Sie werden nach Rußland transpotirt!“ ſtechung und erhielt die Zuſage, über das Schickſa * . Entdeckt. „Wohin?“ ihres Gatten Nachricht erhalten zu ſollen. 3 1 „Zunächſt nach Warſchau!“ Schreckliche ſechs Wochen vergingen, kein 33 Keiminal⸗Erzählung von C. von Wolfshagen. Paul nahm von Senta ſchweigend Abſchied, Nachricht traf ein. Endlich, endlich ward ihr ein 5 (Nachdruck verboten.) dann flüſterte er ihr zu: Zettel: „Denunciant ihres Gatten iſt Stephan 5 ien Amerika „Folge mir nach Warſchau, Geliebte!“ Mixin.“ . 5 1880 laß uns doch nach dem freien Ameri Dann ſchritt er hinaus, die Beamten nahmen „Hu, mein Schwager!“ ſchrie Senta. „Er el gehen! i 7 ihn in Empfang; noch in derſelben Nacht reiſten ſpeculiert auf mein Vermögen! Aber er ſoll ſich — „Würdeſt Du! 5 ruſſiſche Beamten mit dem Gefeſſelten Warſchau getäuſcht haben! Ich werde handeln, wenn es f „Ohne jeden Zweifel!“ Er umarmte und küßte ſie. Da trat Illona ein. „Ein Herr läßt Karte!“ Ein völlig unbekannter Name ſtand darauf. Laßt ihn eintreten!“ ſagte Domodeff. i Der Fremde trat ein, Paul ſah mit einem Mick, daß Poliziſten auf den Korridor traten. „Sind Sie Paul Sergei Domodeff?“ „Ich bin's!“ 0 5 „Geboren zu Warſchan?“ „Es ſtimmt!“ „% „Es thut mir leid, aber auf Grund eines Antrages der kaiſerlich ruſſiſchen Regierung zu Mer Auslieferung wegen eines politiſchen Ver⸗ eheus muß ich Sie verhaften. Machen Sie weiter ein Aufſehen!“ 5 Paul Domodeff erblaßte. Er warf einen e Blick auf ſein Weib und ſagte dann bebend: Was geſchieht mit mir?“ ſich melden, hier ſeine N einer zu. Den Zuſtand Sentas zu beſchreiben iſt ein vergebliches Bemühen! a „Das iſt die Strafe Gottes,“ ſchrie ſie, „daß ich Mixin meinen Eid brach! Wehe mir!“ Jetzt war es Illona, die ihr Muth einſprach. Anderen Tages reiſten die beiden Frauen ebenfalls 8 3 . Die Juſtiz in Warſchau iſt wie in ganz Rußland ſchnell, ſummariſch, ſtreng, unerbittlich. Die Unterfuchungen werden insgeheim geführt. Das Urtheil wird insgeheim geſprochen und aus⸗ geführt. Senta wußte alles. Sie eilte zum General- Gouverneur und wurde nicht vorgelaſſen, ſie bat beim Gericht um die Erlaubniß, ihren Gatten im Gefängniſſe ſprechen zu dürfen, ſie wurde ab⸗ 1 gewieſen. Faſt verzweifelt ſuchte ſie den Weg zur Be⸗ weit iſt!“ Noch vergingen 4 Wochen, da kam ein zweite Zettel in einem Extracouvert. Der Zettel wa von Paul Domodeff geſchrieben: „Lebe wohl, geliebte Senta! Tröſte Dich in Gott und guten Werken! Ich bin zu 10 jähriger Zwangsarbeit nach Tomsk in Sibirien verbannt Gott ſei mit Dir D. Paul.“ „Zehn Jahre!“ Himmel! Gerechter Gott!“ und Frau Senta brach zuſammen. d Am nächſten Tage reiſten zwei ſchwarzgeklei dete Frauen mit dem Schnellzug von Warſchau nach Wien, es waren Senta und Illona. 5 Senta lebte den Werken der Wohlthätigkeit, Illona half ihr babei. Nach Wochen ſtellten ſich bei Senta Bruſts⸗ beſchwerden ein, der Arzt ſchüttelte den Kopf. Senta ſah es und ließ einen Notar mit Zeu gen in's Hotel kommen.