der Nebenbahn. Die Lokomotive wurde auf die Chauſſee gedrückt, der Perſonenwagen nach der andern Seite. Verletzungen hat dabei niemand erlitten. Auch der Schaden iſt nicht beſonders groß. Die Urſache des Unfalles iſt noch nicht bekannt. Heute dürfte die durch den Unfall her⸗ vorgerufene Verkehrsſtörung vollſtändig behoben ein. g — Speyer, 29. Auguſt. Die anthropo⸗ logiſche Unterſuchung der Gebe ene, welche in den drei ehemals zerſtörten Könizsgräbern weſtlich hinter der Salier Reihe gefunden wurden, führte zur Ausſcheidung von fünf verſchiedenen Skelett⸗ fragmenten. Schädelbruchſtücke, welche eine ſcharfe Schnittwunde aufweiſen, laſſen vermuthen, daß wir es in dem einen Fragmente mit König Al⸗ brecht I. aus dem Hauſe Habsburg zu thun haben, der am J. Mai des Jahres 1308 nahe der Reuß ermordet wurde. Die in demſelben Grabe ge⸗ fundenen Skelettreſte eines zierlich gebauten weib⸗ lichen Körpers können mit einiger Wahrſcheinlich⸗ keit der Kaiſerin Beatrix zuerkannt werden, der Gemahlin Kaiſer Friedrich Barbaroſſa's. Die Ueberreſte des männlichen Körpers aus dem nach Norden unmittelbar anſchließenden Grabe gehören wahrſcheinlich dem Könige Adolf von Naſſau an. Die wenigen demſelben Grabe entnommenen lUeber⸗ bleibſel eines jugendlichen Körpers ſtammen, wie vermuthet werden darf, von der Prinzeſſin Agnes, der hier beigeſetzten Tochter Friedrich Barbaroſſa's. Nach den Ergebniſſen der bisherigen Un⸗ terſuchung drängt fich die Schlußfolgerung auf, daß die ſpärlichen Ueberreſte eines in höherem Lebensalter verſtorbenen Mannes, welche im Schutte gegen Süden unmittelbar nebeu König Albrechts Grab gefunden wurden, alles darſtellen, was uns von König Rudolf J. aus dem Hauſe Habsburg erhalten iſt. Der am 17. Auguſt in derſelben Reihe weiter nach Süden in einem Bleiſarge in unberührtem Zuſtande aufgefundene Herrſcher darf mit ziemlicher Sicherheit als König Philipp von Schwaben recognoscert werden, der im Jahre 1208 in Bamberg ermordet und 1216 nach Speyer transferirt worden iſt. — Konſtanz, 29. Auguſt. Bei Station Hegne entgleiſte heute Abend der von Frankfurt Uhr ankommen ſollte. Fiſchhändler H. Wall von hier, Berthold Kohler von Neuſtadt i Sch. und die 18 jährige Italienerin Luzatti ſind tot. 3 Paſſagiere ſind ſchwer, ſechs kommende Schnellzug 49, welcher hier um 5 35 3 Paſſagiere, die Herren leicht verletzt. Vom Zugperſonal ſind die Herren Zugmeiſter Riede und Lokomotivführer Grieshaber hier, leicht verletzt. Der Zug, welcher aus 2 Lokomotiven, 9 Perſonen⸗ und zwei Gepäckwagen beſtand, bildet ein wüſtes Chaos. Die vordere Lokomotive liegt rechts vom Bahndamm, die hin⸗ tere Lokomotive hat ſich in den Boden eingebohrt. Die vorderen 5 Wagen liegen links neben dem Bahndamm aufeinandergetürmt und ſind faſt ſämtlich vollſtändig zertrümmert. Im Zug be⸗ fand ſich ein Oberſtabsarzt aus Weingarten, welcher den Verletzten die erſte Hilfe leiſtete. Von hier ging ein Hilfszug mit der Sanitätskolonne nach der Unglücksſtelle ab und von Radolfzell erſchien die Freiwillige Feuerwehr. Das Geleis iſt auf 100 Meter zerſtört. Züm Glück waren die erſten 5 Wagen ſchwach beſetzt. Die Urſache der Ent⸗ gleiſung iſt unbekannt. Verlin, 30. Auguſt. Der 41. Ge⸗ noſſenſchaftstag des allgemeinen Verbandes der auf Selbſthilfe beruhenden deutſchen Erwerbs- und Wirthſchaftsgenoſſenſchaften wird in der Zeit vom 5. bis 8. September d. J. in Hannover abgehalten werden. Die Tagesordnung weiſt neben wichtigen, die Organiſation der einzelnen arten betreffenden Fragen als beſonders intereſſante Punkte „die Anſiedelung der ländlichen Arbeiter die „Bedeutung des Genoſſenſchaftsweſens für die Erhaltung, Förderung und Kräftigung des Hand⸗ werks“, „die Hebung der wirtſchaftlichen Lei⸗ Genoſſenſchafts⸗ beſuchs keine fremde Perſon im Haufe dürfe. — Mailand, 26. Auguſt. Der Proc gegen Breſſi hat heute Vormittag ohne Iwiſch fall begonnen. Die Anträge der Vertheidigun auf Vertagung des Proceſſes wurden abge lehnt. Beim Verhör erklärte Breſſi, er hab durch die Ermordung des Königs ſeine un des Volkes Intereſſen wahren wollen. — Mailand, 29. Auguſt. Nachde die Anträge der Vertheidiger auf Vertagung det Proceſſes abgelehnt worden waren, erhob ſich Am! cher im at Schri Breſſi, der in einem eiſernen Käfig gebracht worde oje bei 1 fut bereit Wir rät nic war, und verlangte das Wort, welches ihm au ertheilt wurde. Er erhob Beſchwerde darüber daß er ſich mit ſeinen Vertheidigern nicht hoh berathen können, und erſuchte gleichfalls um Ven tagung, welche wiederum abgelehnt wurde. Bie ſprach klar und ruhig. Nachdem die Anklag⸗ ſchrift verleſen worden war, folgte die Vereſ gung der Zeugen. Bei dem darauf folgend Verhör des Angeklagten antwortete Breſſi, halte den König verantwortlich für die Poli ſeines Landes, da er alle Geſetze und Dee unterzeichne. In ſeinem Namen ſeien die Maſſgere der Bauern und Arbeiter in vielen Gegend Italiens erfolgt, und deshalb habe er den Jon mit Hilfe der genoſſenſchaftlichen Organiſation“, ſtungsfähigkeit der Kleinkaufleute durch den Zu ſammenſchluß zu Einkaufsvereinigungen“ auf. — Der allgemeine Verband, deſſen Begründer be⸗ kanntlich Schulze⸗Delitzſch war, umfaßt Genoſſenſchaften verſchiedener Art, Kreditgenoſſen⸗ ſchaften, Konſumvereine, Rohſtoff⸗, Werk-, Produktiv⸗, Bau⸗ und andere Genoſſen⸗ fchaften, deren Mitgliederzahl rund 1 Million beträgt. Auf der Pariſer Weltausſtellung er⸗ hielt der Verband den großen Preis die höchſte Auszeichnung. — Berlin, 29. Auguſt. Die Sicherheits⸗ 1633 eine Pauſe ein. Magazin⸗„ maßregeln zum Schutze des Kaiſers werden neuerdings ſchärfer gehandhabt. Dies krat auch geſtern bei der Enthüllung in der Sieges⸗Allee und bei den Atelier⸗Beſuchen des Haiſers hervor. Polizei⸗Präſident v. Windheim erſchien nämlich bei Prof. Leſſing und erkundigte ſich, ob er auch italieniſche Arbeiter beſchäftige; ferner wurde angeordnet, daß während des Kaiſer⸗ ſatz gefaßt, den König zu ermorden. Er ſchilde ſodann das elende Leben, das er als Arbeite habe führen müſſen. Ein Complott beſtehe nich Die Kugeln, mit denen er getödtet habe, habe ſich an der Spitze eingeſchnitten, weil er ſich ge ſagt, daß ſie ſo wirkfamer ſein würden. Nag dem noch eine Reihe von Actenſtücken über de Leichenbefund verleſen worden war, trat Mittag — Mailand, 29. Aug. Nach Wieder aufnahme der Verhandlungen bat der Vertheidige Martelli die Geſchworenen um Nachſicht für den Angeklagten, der ſich der ganzen Schwere feine That nicht bewußt ſei. Breſſis Verbrechen ee zu verurtheilen, ſeine Exaltation aber zu bez ſtehen. Die ſonſtige gute Führung des Angeklagte heiſche Mitleid. Nach einigen kurzen Wolleg Breſſis, der ſagte: „Verurtheilen Sie mich, iſt mir gleichgiltig, ich erwarte die nahende Ne volution“, verlas der Präſident die einzige Schuld frage und ließ die Geſchworenen zur Berathung ſich zurückziehen. — Mailand, 29. Aug. Breſſi zu lebenslänglichem Kerker verurtheilt. wurde und ſeinen Angehörigen noch leuchtete und ihn durch eine ſchwere Prüfung und durch einen tiefen Fall auf den rechten Weg leiten wollte. „Nun iſt ja alles gut“, rief Carl Randow chelnd, als er geſehen, was Leonhard ſein Eigen nennen durfte. „Ich bin von einem ſchweren Irr⸗ wahn kurirt, aber der ſchlimmſte war nicht der⸗ jenige, der mich in der Verzweiflung befiel, der ge⸗ fährlichſte war der, indem ich in den langen Jahren vorher lebte. Gold und Geld werden unſere größten Feinde, weun wir nur des Goldes wegen nach ihnen trachten. Sie gewinnen erſt Werth, durch die ehrenhafte und von Nächſtenliebe zeugender Weiſe, wie man das Geld und Gut erwirbt, erhält und verwerthet. Daß ich dies bei Dir, mein guter Leonhard, noch ſehen und erleben konnte, iſt der ſchönſte Troſt für meinen Lebensabend, denn uur noch ein bachter.“ So war es in der That. zufriedener Zuſchauer Jede andauernde von den Aerzten auf das ſtreugſte verboten, denn dadurch kamen ſeine Nerven und ſeine ſeeliſchen Kräfte in Unordnung und in gefährliche Schwäche⸗ zuſtände. Carl Randow mußte daher ſehr ſchonend be— handelt werden, und es galt als ſtreug zu befol⸗ gende Regel, daß ihm nichts geſagt oder zugemuthet werden durfte, was ihn irgend wie aufregen oder an traurige Ereiguiſſe an die Vergangenheit erin⸗ lern konnte. So erfuhr Carl Randow auch nichts davon, daß vor Jahr und Tag die ins Ausland ge⸗ flüchteten Betrüger Gebrüder Schmorl in einem bilfloſen Zuſtaude- in Buenos Ayres in Süd⸗ amerika aufgegriffen und auf Reklamation der deutſchen Regierung in die Heimath ich bin kein Arbeiter und Schaffer mehr, ſondern und Beo⸗ geiſtige Arbeit und Aufregung war Carl Randow und zu ſchweren Strafen verurtheilt worden waren. Aber nicht Alles, was man Carl Randow verbergen wollte konnte ihm auch wirklich ver⸗ borgen bleiben. So ſollte er für gewöhnlich keine Zeitungen leſen, in denen faſt täglich von Un⸗ glücksfällen und Verbrechen berichtet wurde, es wurden ihm deshalb von ſeiner Frau nur ſolche Nachrichten vorgeleſen, von denen man keinen nach⸗ theiligen Einfluß auf ſeine Gemüthsſtimmung be⸗ fürchtete. ich Dir auch ſagen, daß die Kammerſängerin Fräh⸗ lein Lona Wildt iſt ſehen, wie ſich ein ſchönes Talent entwickelt hat, Da geſchah es nun eines Tages, daß Frau Randow plötzlich bei dem Vorleſen der Kunſt⸗ und Muſikberichte, für die ſich ihr Mann iuntereſſirte und auch hin und wieder ein Concert beſuchte, plötzlich betroffen innehielt. „Nun warum lieſt Du nicht weiter?“ frug Randow. „Dieſe großen Concertveranſtaltungen intereſſireu mich und ich möchte wiſſen, welche Künſt⸗ ler dort ſingen werden. „Ich befürchte, daß Dich der weitere Bericht doch aufregt, Carl“, bemerkte ſeine Frau. „Von der Muſik und dem Geſang regt mich nichts auf,“ entgegnete Randow, „dieſe Kunſt ſteht über dem Erdenjammer, ſie iſt mir ſchou oft ein Troſt geweſen. Lies weiter, bitte!“ „Aber wenn da der Name einer Sängerin vorkommt, die einſt uns nahe ſtand.“ hat auch gelernt zu entſagen und das iſt die ſchwerſte nächſten Donnerſtag gehen wollte, um Long Wildt wieder einmal ſingen zu hören, erfaßte ihn eine „Ach, Du meinſt die Lona Wildt,“ ſagte Carl Randow und ſeine Augen glänzten, „von. dieſer kannſt Du mir ſchon berichten, das kann ich vertragen. Unrecht habe ich ihr einſt allerdings gethan, indem ſie als Mädchen und Weib eine Kränkung und Zurückſetzung erfuhr, die ſie nicht verdiente. Aber dieſer groß und genial angelegten Lona Wild hat dieſe Prüfung als Künſtlerin viel genützt. Sie verzagte und verzweifelte nicht, gebracht ſondern ſie vertiefte ſich nun erſt recht in ihre herrliche Kunſt und hat durch das Ungkück bei MI ihr Glück in der Kunſtwelt gemacht.“ „Nun, wenn Du ſo ſprichſt Carl, dann kaum von der königlichen Oper ih nächſten großen Concert der Philharmonie mi wirkt.“ „Da gehen wir hin, die müſſen wir ſchoh einmal wieder hören,“ rief Carl Randow. „Da eine der intereſſanteſten Erſcheinungen z „Ich weiß nicht wie Leonhard darüber denkt, entgegnete Frau Randow, „er könnte Bedenken haben.“ „Nun Leonhard iſt vollkommen ſein eigelte Herr, er hat ſich in der Noth noch mehr als in Glücke bewährt und wird thun, was er für gut hält. Er wird es wohl auch ertragen können, Lona Wildt zu ſehen und ſingen zu hören, denn el Tugend im Leben.“ „Ich werde mit Leonhard darüber ſprechen“ ſagte Frau Randow und brach dann dieſes immer⸗ hin heikele Thema ab. Als Leonhard am anderen Tage erfuhr, daß ſein Vater gern in das philharmoniſche Coferg große Erregung. Lauge Zeit hatte ja Leonhard ſeine tiefe Neigung zu Lona niedergekämpft, und nun ſollte er ſie auf einmal als gefeierte Kü lerin und wahrſcheinlich ſtrahlend in Schönheit und Anmuth wiederſehen. Das war eine ſchlimme perden. Prüfung für ſein Herz. ace lasten, und lee — 0 A 11