dem Wege gehen, und den ſpöttiſch behandelten Monarchien Europas muß die demokratiſche Re⸗ publik ihre Militärſyſteme entleihen, um die Bahnen einer bei dieſen früher verachteten Er⸗ oberungspolitik jetzt ſelbſt zu beſchreiten. Außer⸗ dem bedingt der Anſchluß von Protectoraten, Colonien und Schutzgebieten eine Aenderung bezw. Ergänzung der amerikaniſchen Verfaſſung und ihrer Inſtitute, von welch letzteren eine Anzahl neu geſchaffen werden müßte. Kurz, es wird von der Union eine ſolche Anzahl ſchwerwiegender Neu⸗Einführungen gefordert, welche ſich gar nicht von heute auf morgen machen laſſen. Daher iſt der Wiederſtand, den die Demokraten mit Bryan an der Spitze allem dem entgegenſetzen, nicht un⸗ berechtigt; aber vorläuſig dürfte wohl kaum ein Umſchwung zu erwarten ſein, bis einmal die ſchlechten Erfahrungen in größerem Umfange und in tiefer einſchneidender Weiſe eingetreten ſind. Politiſches. London, 22. Auguſt. Reuters Bureau meldet aus Peking vom 14. ds.: Die amerika⸗ niſchen und die ruſſiſchen Fahnen wurden vor⸗ mittags 11 Uhr auf der öſtlichen Mauer Pekings aufgepflanzt. 1 Uhr, die amerikaniſchen um 3 Uhr in die britiſche Geſandtſchaft ein und wurden von den abgezehrten Inſaſſen, welche nur noch für drei Tage Nahrungsmittel hatten und von den Chineſen zwei Tage heftig angegriffen wurden, freudig empfangen. Die Japaner begannen den Kampf vor Tagesanbruch und kämpften noch an der nördlichen Mauer. Ein Teil der cgineſiſchen Truppen verteidigt die kaiſerliche Stadt. Die Verluſte der Japaner ſind unbekannt. Die Ruſſen verloren 5 Tode und 12 Verwundete. Die Ver⸗ bündeten gingen getrennt vor, und zwar die britiſchen, amerikaniſchen und franzöſiſchen Truppen auf dem linken Ufer, die ruſſiſchen und japan⸗ iſchen auf dem rechten Ufer des Fluſſes. Die Japaner lenkten den heftigſten Widerſtand der Chineſen nach dem nördlichen Teil der Stadt, wo die japaniſche Artillerie die chineſiſche in einen ſchweren Kampf verwickelte. Die Engländer und Amerikaner trafen nur auf geringen Widerſtand, bis ſie in die Stadt einzogen, wo es zu einem Kampf in den Straßen kam. Die Truppen Die indiſchen Truppen zogen um Tokio, 22. Auguſt. Aus Tſchifu wird gemeldet: Die Japaner beſetzten den Kaiſerpalaſt in Peking am 16. Auguſt. Etwa 4 Tage vor der Beſetzung von Peking verließ die Kaiſerin⸗ Witwe mit dem Kaiſer und den Miniſtern Peking unter einer Eskorte von 3000 Mann Tungfuh⸗ ſiang's. Das Ziel ſoll vermutlich Singan in Shenſi ſein. Weil in Peking große Wirren herrſchen, wurde die Stadt in verſchiedene Sek⸗ tionen geteilt, in denen aus den einzelnen Mächten gebildete Komitees die Ordnung aufrecht erhalten. Die Tartarenſtadt wurde unter die Aufſicht der Japaner geſtellt. Dieſelben hatten bei der Ein⸗ nahme Pekings 200 Tode. Der Feind verlor 600 Mann. 5 Verſchiedenes. — Karlsruhe, 22. Aug. Die Abreiſe der Offiziere und Mannſchaften der 9. Kompagnie des 2. oſtaſiatiſchen Infanterie⸗Regiments erfolgte heute Morgen 5.13 Uhr vom hieſigen Bahnhofe. Der Kommandierende des Leib⸗Grenadier⸗Regi⸗ ments Nr. 109 und die berittenen Offiziere des Regiments gaben den Scheidenden das Geleit zum Bahnhof. Auch hatte ſich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Seitens der Stadt war den Scheidenden eine Gabe von 500 Mark über⸗ reicht worden. — Karlsruhe, 22. Auguſt. Die 47 Jahre alte Ehefrau des Schreiners Grauer wurde am Sonntag Nachmittag im Abort ihrer Wohnung mit brennenden Kleidern aufgefunden. Man ver⸗ muthet, daß die Frau einen Selbſtmordverſuch gemacht, in dem ſie Salzſäure getrunken, ſich mit Erdöl begoſſen und ſelbſt angezündet hat. Die Unglückliche iſt, trotzdem ſie bei klarem Verſtand war, keine Auskunft gab, geſtern Nachmittag im Krankenhauſe geſtorben. Berlin, 23. Aug. Durch eine Exploſion in der Sauerſtofffabrik, früher dem Dr. Elkan, jetzt einer Geſellſchaft m. b. H. gehörig, wurden heute früh ein Arbeiter getötet und fünf andere mehr oder minder ſchwer verletzt. Croſſen a. O., 23. Aug. Auf der Feld⸗ mark Riesnitz wurden 2 Frauen vom Blitz getötet. Tandwirtſchaftliches. Schwer mit Früchten beladene Obſtbäume ſtützen! der praktiſche Ratgeber im Obſt und Gartenba ſeiner eben ausgegebenen Nummer die Mahnung Lie alle Obſtzüchter, ihre Obſtbäume rechtzeitig zu ſtüt . San damit die Aeſte nicht herunterbrechen! Solcher Stütze 0 giebt es mehrere Arten. Die bequemſten und richtigen 6 Stützen bleiben immer die Gabelſtützen, die unter bie herabhängenden Aeſten geſchoben werden. Stangen all ſatt aber mit natürlicher, ſicherer Endgabel ſind beſonder z! in größeren Mengen ſchwer zu bekommen. 3 Aus Erſatz empfiehlt ſich für junge Bäume eine de 0 auc hohe Stange, an die die haltbedürftigen Aeſte gebunden werden. Ein weiteres praktiſches St verfahren beſteht in zwei Stangen, die neben 1 — Bäume in angemeſſener Entfernung in die 6 geſchlagen werden, über die dann eine dritte Stange ö wagrecht genagelt wird. Auf den ſo entſtehenden 5 Galgen werden die Aeſte gelegt. Bei höheren em⸗ pfiehlt es ſich, ein oben mit Fils gepolſtertes Brett. chen auf eine Stange zu nageln und unter den fert zu ſchieben. Auch können hohe Stangen in 1 Boden geſchlagen werden. Beſonderen Werth kommen die Mahnungen des praktiſchen Ralgeberz a ugelmäß dadurch, daß die einzelnen Arten, Bäume zu ſtüßen, 11 „Auk klar abgebildet ſind, was das Verſtändniß ſehr ere in rankt leichtert. Die betreffende Nummer wird Obſtfreun gern umſonſt zugeſchickt von dem Geſchäftsamt Ab. Es Frankfurt a. Oder. 0 dhe als — Der Kohlweißling, der ärgſte Feind unf an finden. Gemüſegärten, iſt jetzt in einem wichtigen Stadium ſeiner Entwicklung begriffen: det allbekannte weiße Schmetterling ſetzt nämlich jetzt ſeine Eier ab, Ex wählt ſich hiezu die Unterſeite der Blätter aller im Garten vorkommenden Gemüſepflanzen, Blumen z., ſ. w., wo er die kleinen gelben Eier in Kolonien his zu 100 Stück neſtartig an einanderreiht. Dieſe Eler⸗ kolonie zu zerſtören iſt eine ebenſo einfache Arbeit als erfolgreiche Bekämpfung des Schädlings; ſammelt einfach die mit der Brut behafteten Bla und kann damit in kürzerſter Zeit Tauſende Eiern der Vernichtung überliefern. Verſäumt jedoch dieſes einfache Hilfsmittel, ſo werden in nig Tagen aus den Eiern unzählige Räup ſchlüpfen, die dank einer unheimlichen Gefräßig ſich ſchnell entwickeln und die ärgſten Verwüſtun anrichten. Das Ableſen der Raupen iſt weit ſchwieriger und zeitraubender als das Sammeln mit Eier behafteten Blätter; ſodann iſt es auch vielweniger erfolgreich, weil die Raupen ſich bald in Ritzen u. ſ. w. verkriechen, um ſich dort zu 0. Morgen; echweineknöc än“, wozu Neu au mir drangen ſchließlich durch den Kanal in die In vielen Theilen Deutſchlands giebt es in dieſem ] verpuppen. Alſo: Sammelt jetzt die Eier des K Fremdenniederlaſſung ein. Jahre eine Ausgezeichnete Obſternte. Da richtet weißlings! Stiftung aus Deinen Mitteln den Dämon Gold „Alſo Ludwig, Du gehſt morgen mit mir zu Dir ſeiner Zeit den Commerzienrathstitel huld 8 für immer von Dir jagen.“ Jeuſens!“ frug Tante Dora freudig. verliehen, biſt Du durch die Betheiligung an 0 „Aber Dora, was Du da redeſt iſt doch nicht „Ja, ja, ja,“ rief Gronau betheuernd, „denn verunglückten Gründungen Randows bloß geſtell, * Jig! Dein Ernſt,“ entgegnete Gronau in großer Erre⸗ wenn ich nur dadurch wieder zufrieden werden kann, Wenn man aber erfährt, daß der Commerzienrath i gung. „Ich kann dem Doctor Jenſen doch nicht daß ich andere glücklich mache und zuerſt diejenigen, Ludwig Gronau mit einer ſocialen Reform iw —— meine Tochter anbieten, und was Du da von einer die meinem Herzen am nächſten ſtehen, ſo ſoll es Sinne der chriſtlichen Nächſtenliebe für ſeine Are g. ee großen mildthätigen Stiftung ſprichſt, ſo erlaube geſchehen.“ . beiter ſelbſt vorgegangen iſt und edelmüthig hundert An 0 ich mir, Dich darauf aufmerkſam zu machen, daß „Du lieber, guter Vater,“ erklang es da in Tauſend Mark. zur Stiftung eines Alterheims für ge Liefer die verdammten Raudow'ſchen Gründungen heller Luſt aus Eliſabeths Munde, die beſorgt im ſeine Arbeiter geſtiftet hat, ſo wird man erkennen, argvettin und der Bankrott des Bankhauſes Schmorl und Hintergrunde der Veranda ſteheud den ganzen wie hoch Dein Herz über allen Anfeindungen, Ver⸗ nz zu for Compagnie einen großen Theil meines Vermögens Vorgang belauſcht hatte und nun mit einer dächtigungen und Unglücksfällen ſteht und Dein dehnung king gekoſtet haben. Da iſt man nicht in der Lage, Freudenthräne im Auge dem Vater um den Hals Ruf und Deine Stellung ſind vollſtändig hergeſtellt, nuch 155 neue Geldopfer zu bringen.“ fiel. Ich möchte den ſehen, der es dann noch wagen daher d. J „Ich rede im vollen, unerbittlichen Ernſte,“ Inzwiſchen dachte die kluge und geiſtesgegen⸗ würde, einen Mann zu verunglimpfen, der im Un⸗ geln ann erklärte Tante Dora ruhig, „aber Dir muß ich wärtige Tante Dora, daß ſie das einmal warme glücke und Verluſte ſich gerade hochherzig lz wilde ſchon jetzt den Vorwurf machen, daß es Dir nicht Eruſt iſt, durch wirkliche große Thaten zu ſühnen, was Du verſchuldet, Dein Gewiſſen von den böſen Vorwürfen zu reinigen und Dir ſelbſt Ruhe und Frieden wieder zu geben. Du haſt doch voriges Jahr zu Pfingſten den Doctor Jenſen ſehr miſerabel behandelt, alſo kannſt Du doch nicht verlangen, daß er Dir nun nochmals einen Beſuch machen ſoll. Es wäre vielmehr an der Zeit, daß Du bei Jen⸗ ſens einen Beſuch machteſt. Sie würden daraus 5 daß Du Deinen hartnäckigen Sinn geändert haſt.“ „Ach Apothekers drüben ſollen mich auslachen!“ erwiderte Gronau abwehrend. „Das werden ſie nicht thun, dazu ſind ſie zu klug und haben ihren erſtgeborenen Sohn zu lieb,“ bemerkte Tante Dora. „Uebrigens, wenn Du ſtolzer Mann auf einmal ſo ängſtlich ge⸗ worden biſt, ſo werde ich Dich morgen bei dem Beſuche bei Jenſens begleiten und für Dich reden.“ „Ja, das könnt ihr Frauen in dieſen Fällen am beſten,“ antwortete Gronau aufathmend. wohl Eiſen zu Ende ſchmieden müſſe, denn ein großer, hoher Gedanke, den in ihrem Herzen das Leben und Wirken des göttlichen Stifters der Religion wach⸗ gerufen und die ſociale Noth der Armen und Elen⸗ den eingegeben hatte. Sie begann daher mild und liebevoll: „Du haſt noch eine gute wichtige That zu Deiner Erlöſung und Mißmuth und Verſpottung durch Andere zu vollbringen, Ludwig. Du mußt durch eine hochherzige Stiftung für alle diejenigen alten und invaliden Arbeiter und Arbeiterinnen, die ungenügend verſorgt im Leben ſtehen, ein Altersheim gründen.“ Mit beſorgter und erſchrockener Geberde blickte Gronau auf, als ſeine Schwägerin ſolche kühnen Anforderungen ſtellte und er rang der energiſcen Frau gegenüber förmlich nach Worten. „Ja, ja, Ludwig, es iſt mein vollſter tiefer Ernſt, daß Du es unbedingt nothwendig haſt zur Sühne für Deine Verwirrungen, ſowie auch zur Herſtellung Deines alten großen guten Rufes dieſes Altersheim zu gründen. Selbſt bei Hofe, wo man opferfreudig zeigt! Dieſe humane That wird ſoll Allen beweiſen, daß das Niedrige und wöhnliche, was ſie dem Commerzienrath Gronau an dichten und nachſagen, nun doch nicht in ihm wohn, Zögerſt Du noch, Ludwig, dieſe That zu voll bringen?“ „Nein, Dora, mein Entſchluß iſt gefaßt, ich werde Deinem hochherzigen Rathe Folge leiſten,“ entgegnete Gronau mit feuchten Augen. „Die Goldſucht und der Geldſtolz hatten mich auf Irk⸗ wege geleitet, ſo mag nun das Opfer des Goldes mich auch wieder innerlich und äußerlich auf die rechten Wege bringen. Morgen früh ſollen mein Arbeiter erfahren, daß ich zur Gründung eines aht finde. — 5 0 ei ſchen, Altersheims für ſie hundert Tauſend Mark ſpendeſ Nadi werde. Es koſtet mir ja einen großen Theil meines a altef mir noch übrig gebliebenen Vermögens, aber den Uchte, den Armen und Nothleidenden wohl zu thun und zu helfen, ſoll mir nun mehr gelten als Prunk und ſchö) Reichthum und ich hoffe, daß Ihr damit von ganzem 8 Herzen einverſtanden ſeid.“ . (Fortſetzung folgt.)