reichung der Zeichnungsmaterialien und der ein geführten Lehrbücher auf Koſten eines geeigneten Lokalfonds oder aus dem Ertrage des Schul⸗ geldes unterſtützt werden. 8 9. Die Gewerbeſchule ſteht unter der Aufſicht eines beſonderen Gewerbeſchulrats, welchen bilden: a, der Bürgermeiſter als Vorſitzender; b, die erſten Geiſtlichen jeder Konfeſſion; e, mindeſtens drei vom Gemeinderath zu beſtimmende Gewerbe⸗ männer oder andere im Gewerbe- oder Unter⸗ richtsweſen bewanderte und durch ihren regen Eifer für die Sache ausgezeichnete Einwohner, d, der Gewerbelehrer. Die obere Aufſicht und Leitung ſteht dem Großherzogl. Gewerbeſchulrat in Karlsruhe zu. In der Praxis wird der Lehrplan der Ge⸗ werbetreibenden folgendermaßen gehandhabt: J. Klaſſe. Rechnen und Geometrie: Die in der Volksſchule oder in einer anderen Schule erworbenen Kenntniſſe ſollen ſpeziell dem prak⸗ tiſchen Bedürfnis entſprechend verwertet werden; alſo z. B. der Maurerlehrling ſoll befähigt werden, nach einem Plan oder Grundriß den Erdaushub u einem Keller, zu den Fundamenten, zu den Mauern ꝛc. zu beſtimmen; nebenbei ſoll er auch zugleich die in dem betr. Handwerk gebräuch⸗ lichen Eigenarten kennen lernen, z. B. des Auß⸗ maßes, der beſonderen Vergütungen, der Berech⸗ nungsart u. a. Dem Schreinerlehrling muß klar werden, daß er bei einem ſchrägen Zimmer⸗ boden einen anderen Preis pro qm einſezen muß als bei einem rechteckigen Grundriß. Er muß den Verſchnitt berechnen lernen 1. nach /, 2. nach Preis. Dem Zimmerlehrling muß, was nament⸗ lich jetzt von dem Verband der Zimmerleute verfolgt wird, gezeigt werden, wie er ſein Preis⸗ gebot pro lfm. oder pro ebm. berechnen kann. So muß jedem Gewerbe Rechnung getragen werden, was in einer gewerblichen Fortbildungsſchule aus Mangel an Zeit nicht möglich iſt. Geſchäfts⸗ aufſatz: Zunächſt wird der Poſt verkehr behandelt, d. h. jeder muß in den Stand geſetzt werden, eine ordentliche Adreſſe zu ſchreiben, ferner die von der Poſt ausgegebenen Formulare richtig auszufüllen. Gleichzeitig iſt damit eine eingehende Beſprechung ihrer Beſtimmung verknüpft. Dann folgt die Behandlung der Urkunde, namentlich ſoll jeder lernen, eine ordentliche Quittung unter eine Rechnung zu ſetzen, Rechnungen ſo zu ſchreiben, daß der Beteiligte weiß, um was es ſich handeld, 1. a. Zeichnen. Zuerſt muß die Hand geübt werden, (Geometriſches Zeichnen), dann das Auge (Freihand u. geometriſches Zeichnen), zuletzt das richtige Auffaſſen und Darſtellen (Projektions lehre). i II. Klaſſe. Rechnen: Erweiterungen der für die I. Klaſſe angedeuteten Punkte, namentlich Erläuterungen der für die Staatsbauten vor⸗ geſchriebenen allgemeinen Bedingungen, ſoweit ſie ſich auf dieſen Punkt beziehen. Geſchäftsaufſatz: Vollſtändiger Brieſverkehr, wie Rundſchreiben, Empfehlungsſchreiben, Beſtell⸗ briefe, Reklamationen, Rechnungen, Abrechnungen, Mahnbriefe, Erkundigungsſchreiben, Briefe für das Submiſſionsweſen, Wechſellehre, alſo alles, was einem Gewerbetreibenden vorkommen kann, aber ſtets jedem Handwerk angepaßt. Dieſem Umſtand kann ebenfalls nur eine Gewerbeſchule nachkommen. ö Zeichnen. Projektionslehre, wie im Kurs J. begonnen, dann leichte Fachzeichnungen, den Ge⸗ werben angepaßt. i III. Klaſſe. Dieſes iſt die wichtigſte, aber auch ſchwierigſte Klaſſe, denn ſie ſtellt ſchon An⸗ forderungen an die praktiſchen Kenntniſſe der Schüler. 5 Koſtenberechnen. Hier ſoll jedem Schüler ein gangbarer Weg gezeigt werden, wie er den Verkaufspreis reſp. Herſtellungspreis einer Ware oder eines Gegenſtandes beſtimmen muß. Da iſt auch der Hebel anzuſetzen, um dem Handwerk pekuniär zu helfen; dem Lehrling muß klar werden, daß die Preiſe mancher Meiſter dieſe nicht vorwärts, ſondern rückwärts bringen. Nebenbei müſſen die Lehrlinge angehalten werden, ihr Augenmerk mehr dem Geſchäfte zu widmen, ſie ſollen einſehen, daß ſie von ihrem Meiſter nicht ausgebeutet werden, ſondern daß derſelbe beſtrebt iſt, ihnen das beſte zu bieten; in Verbindung damit kann die Liebe zum Handwerk wachgerufen werden. Buchführung — einfache. Se Verſtändniß zu erwecken; der Zuſtand von früher und jetzt, Deutſchland und Ausland in Vergleich zu ſtellen. Volkswirtſchaftslehre. Das Wichtigſte. Ge⸗ noſſenſchaftsweſen ze. n g en Jedes Handwerk ſpeziell. Fachzeichnen. Zeichnungen für jedes Gewerbe, na⸗ mentlich das Zeichnen in wahrer Größe, was al ſo der Schreiner unter dem Aufteißen, der Zimmer⸗ mann unter dem Austragen, der Steinhauer unter dem Detaillieren, der Schloſſer unter dem Aufzeichnen verſteht. Mechanik: Das für jedes Gewerbe Wich⸗ tigſte, alſo für den Mechaniker Berechnungen über Tourenzahl, Ueberſetzungen, Maſchinen ꝛc. Der Stundenplan einer Gewerbeſchule lautet: Winter 610, Sommer 5—9 Uhr, jeweils morgens; 1. Klaſſe: Montag und Donnerstag, 2. Klaſſe: Dienstag und Freitag, 3. Klaſſe: Mittwoch und Samstag. Daraus ergiebt ſich, daß jede Klaſſe 8 Wochen⸗ ſtunden hat, d. h. 2 X 4 Stunden, aber ſtets mor⸗ gens zu einer Zeit, wo der Meiſter uicht ſonderlich geſchädigt iſt. Abendunterricht iſt durchaus zu verwerfen. Ferner iſt Morgen- und Abendunterricht, etwa morgens 6—8 nnd abends 6—8 auch nicht praktiſch; wo dies eingeführt war, war der Erfolg ein ſchlechter, und die Meiſter ſagten ſelbſt, entweder alles morgens oder alles abends. Da man bisher die Errichtung einer Gewerbe⸗ ſchule wegen der Koſten hinausſchob und einmal von der Tagesordnung einer Bürgerausſchußſitzung abſetzte, wollen wir dieſelbe nachſtehend zuſammen⸗ ſtellen. Ein eigenes Schulhaus iſt vorerſt nicht nötig; die Mannheimer Schule war z. B. von 1835 —1889 in Mietlokalen. 1. Einmalige Ausgaben: ) Ein richeunn)ßn,nnn b) Vorlagen u. Modelle (Gewerbeſchul⸗ t ſchenkt verſchiedene) Mk. 900 Mk. 300 Summa Mk. 1200 5 2. Jährliche Ausgaben: Gehalt des definitiven Lehrers Mk. 8 . (600 Mk. Staatszuſchuß, aber erſt von 1902 ab, wenn die Landſtände die definitive Lehrſtelle genehmig haben, was bisher immer der Fall war. Der proviſoriſche Lehrer er hält höchſtens 1200, meiſt nu 1100 Mk. b) Miete für das Schullokal (Luſt⸗ garten 2. Stock) c) Bedienung, Reinigung, Beleuchtung d) Vorlagen, Schulutenſilien Mk. 500 Heizung, * * Mk. 250 Me. 150 Summa Mk. 2100 Seitherige Leiſtung an die gew. Fort⸗ bildungsſchule Mk. 500 Mk. 1600 Schulgeld von 50 Schülern a 4 Mk. Mk. 200 alſo gegen heute mehr Summa Mk. 1400 Erhält der definitive Lehrer nach 2 Jahren, alſo 1904, ſeine erſte Zu⸗ lage mit 300 Mark, ſo ſind mehr i Mk. 1700. Weitere Zulagen trägt die Staatskaſſe. Die Gewerbeſchule bedarf alſo einen jährlichen Zuſchuß aus der Gemeindekaſſe von zuſammen Mk. 1400 u. 500 = Mk. 1900, bezw. Mk. 1700 u. 500 = Mk. 2200. Das nur für ähnliche Zwecke (Schulen Wege 2c.) vom Miniſterium genehmigte Oktroi, deſſen Ein⸗ nahmen ſich nächſtes Jahr ſchon auf etwa 3000 Mk. ſtellen, giebt der Gemeindeverwaltuug die Mittel in die Hand, dieſe in den Kreiſen der Hand⸗ werksmeiſter ſeit 2 Jahren erſtrebte Schule noch vor Beginn des Winters zu errichten. Manche Eltern dürften dann veranlaßt werden, dem Handwerkerſtande ihren Sohn zuzuführen, der, falls ihnen Mittel zur Verfügung ſtehen, nachher ſich zum Werkmeiſter ausbilden kann. Schließlich empfiehlt es ſich auch für die hieſige Stadt, wie in Wertheim, Bühl u. a., mit der Zeit an die Gewerbeſchule eine Abteilung für Handels⸗ lehrlinge anzugliedern. Dieſe wären in Korreſpon⸗ denz, einfache und doppelte Buchführung, kaufmän⸗ niſchem Rechnen, Schönſchreiben reſp. Stenographie und Franzbſich (freiwillig) zu unterrichten. Zu Mehrkoſten ſchießt der Staat bis 300 Mt. 9. während die Teilnehmer höchſtens 24 Mk. S0 geld im Jahre zu entrichten hätten. 35 Politiſches. Berlin, 10. Aug. Das Milttarwoche blatt veröffentlicht jetzt die Stellenbeſetzung d Oberkommandos der in China kämpfen, fremden Truppen. Der Oberbefehlshaber Generalfeldmarſchall Graf Walderſee, perſz licher Adjutant des Hrafen Walderſee iſt Hau mann Wilberg. Dem Oberbefehlshaber Oberſtleutnant v. Böhm als dienſtihuend Flügeladjutant und Kapitänleutnant Stham im Seeoffizierskorps zugetheilt. Chef d. Generalſtabes iſt Generalmajor v. Groß, ge v. Schwarzhoff, bisher Kommandeur der oſtaſiatiſchen Infanterie-Brigade, Oberqugrſſe meiſter Generalmajor Frhr. v. Gal. Ge ralſtab: Oberſt Graf Vork v. Wartenbe bisher Abtheilungschef im Großen Generalſtab kommandirt zur Dienſtleiſtung beim Stabe d 5. Armee⸗Inſpektion, Major v. Sitzewitz, b her im Großen Generalſtabe, Major Freihe v. Gebſattel, bisher im königl. baperiſch Generalſtabe, Hauptmann v. Etzel, bisher Generalſtabe der Garde ⸗Kavallerie⸗Diſſio Hauptmann Freiherr v. Gemmingen⸗Gutten ber bisher im königlichen württembergiſchen Generg ſtabe und kommandirt nach Preußen in d Generalſtab der 30. Diviſton, Haupimg Cöffler, bisher im ſächſiſchen Generalſtab Hauptmann von der Gröben, bisher im Ge ralſtabe des 14. Armeekorps. Außerdem geh noch eine Anzahl deutſche Offiziere als Ad tanten, Stabswache u. ſ. w. mit nach Chin Verſchiedenes. §S Ladenburg, 17. Aug. Warnung 9 falſchen 50⸗Markſcheinen. In letzter Zeit ſi wiederholt Nachbildungen der neuen Reichskaſſe ſcheine zu 50 Mk. vorgekommen, welche ſich 9 echten Scheinen wie folgt unterſcheiden. Die Falſch⸗ ſtücke ſind durch ſorgfältige Federzeichnung etwas dunklerer, mehr bläulicher Farbe he geſtellt. Die echten Scheine zeigen eine grünlic Färbung. Der bei den echten Scheinen auf d Vorderſeite innerhalb der Umrahmung befindlie oliv⸗bräunliche Schutzdruck iſt bei dem Falſchſt durch eine leichte gelbliche Tönung erſetzt. Sie des Gullloche-Unterdruckes auf der Rückſeſte ze das Falſchſtück eine grüne Tönung des Paper die Wilcoxsfaſern ſind durch bunte Strichelch angedeutet. — Neckar au, 17. Auguſt. Vom 3, Sit ſtürzte am Sonntag Abend hier der LAfährz Sohn Karl des Steinhauermeiſters Hagen herab. Er brach beide Beine und trug doc innere Verletzungen davon. — Haslach b. Offenburg, 17. Aug Ein ſchweres Brandunglück hat ſich in dem b nachbarten Hofſtätten ereignet. Geſtern Morg halb 5 Uhr gerieth das Haus des Hofbaue Wegener, in welchem außerdem noch eine Ta löhnersfamilie Namens Algäuer wohnte aus jetzt noch unbekannter Urſache in Brand. Gg Hilfe kommen konnte ſtand das ganze Haus Flammen. Das Haus ſelbſt war ausſchließlich aus Holz gebaut und hatte Strohbedachung, Von 11 Bewohnern retteten nur 7 das Lebe 2 von dieſen, der obengenannte Hofbauer . ſeine 20jährige Tochter trugen ſchwere Beaßd? . wunden davon. Die übrigen 4 ſind verbrauz, und bis jetzt noch nicht aufgefunden. Die Be unglückten ſind ein kleines Kind des Algäuer und ſeine Frau, welche das Kind noch retten woll ferner der 70 jährige blinde Vater des Algen und ſeine hochbetagte Mutter. Der ſchwer geprüfte Mann hat von all ſeinem Gute nur noch Kleidungsſtücke, welche er auf ſeinem Leibe ke und ſein 3 jähriges Kind gerettet. Außerde verbrannten ihm 2 Schweine, die Kühe, all Fahrniſſe und die eingebrachte Ernt . Merkel. 3 III ve 9. 2 1 1111 flehlt