Anzeiger für Ladenb Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Son ntagsblatt Anzeigen: frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. urg und Umgegend. 5 Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Hofbuchdruckerei 1 r. 66. Famſtag, den 18. Auguſt 1900. Erri un it Lehrling reſp. Geſellen und ſpäteren Meiſter ver- Gewerbe nützlichen Kenntniſſe aus der Natur⸗ ung cht 9 einer Gewerbeſchule langt. Wie notwendig iſt es ferner für ihn, geſchichte und aus der 0 Chemie, Me⸗ elche uns autet der letzte, obwohl wichtigſte Punkt der daß er frühzeitig kalkulieren (berechnen) lernt, chanik, angewendet auf die Gewerbe mit Be⸗ reinhel“! Tagesordnung der Bürgerausſchußſitzung vom auch weiß, wie er ſeine Korreſpondenz u. Bücher ſchreibung und Berechnung einzelner Maſchinen. 1d wh d. M. f zu führen hat und etwas von einem Wechſel 3. Die Gewerbeſchule nimmt als ordentliche haben, Ladenburg iſt nämlich unter einer ganzen verſteht. All dies iſt nur in einer eigentlichen Schüler alle junge Leute auf, welche das 14. ſtens J) he badiſcher Städte von ungefähr gleicher Gewerbeſchule, welche einen ſpeziell dazu ausge⸗ Lebensjahr zurückgelegt haben, ſich bereits einem Vorſumpz inwohnerzahl eine der wenigen, welche noch 6 bildeten und geprüften Fachlehrer hat, zu erlernen. Gewerbe widmen oder ſich in nächſter Zeit einem a, keine derartige Schule hat, während viel un⸗ Daß eine ſolche Schule ihre Aufgaben in einer ſolchen widmen werden, und die erforderlichen 5 behentendere — Waldürn, Buchen, Tauberbiſchofs⸗ allgemein befriedigenden Weiſe löſt, geht aus den Vorkenntniſſe (Volksſchule) beſitzen. heim u. a. — dieſe Schulgattung ſeit 40 oder mehr Leiſtungen und dem Schülerzuwachs der beſtehen⸗ 4. Aelteren Perſonen, welche das regelmäßige r Woran hren beſitzen. Allein ſchon die Lage unſerer den und ganz beſonders aus der Gründung neuer Alter für den Beſuch der Gewerbeſchule, vom — adi in der nächſten Nähe der größten Induſtrie⸗ an verſchiedenen Orten unſeres Landes hervor. vollendeten 14. bis zum vollendeten 17. Lebens⸗ — it Süddeutſchlands, die Zahl der Handwerks⸗ Freilich ſpielen bei den Leiſtungen einer Schule jahr, überſchritten haben, kann der Beſuch der mittelgaz, meister — 130 — und vor allem die der Lehr⸗ Fleiß und Begabung der Schüler ſowie Tüch⸗ Gewerbeſchule oder einzelner Unterrichtsſtunden linge — durchſchnittlich 50 davon beſuchen die gewerbliche Fortbildungsſchule — drängen von ſelbſt zur Gründung einer vollklaſſigen Gewerbe⸗ ſchule. Beſteht aber einmal eine ſolche Schule am hieſigen Orte, ſo werden jene Meiſter, welche ſich z. B. in Buchführung, Koſtenberechnung u. a. weiterbilden wollen, nicht mehr wie letzten Winter, nötig haben, ſich Mittel vom Miniſterium erbitten zu müſſen, um derartige Kurſe durch einen aus⸗ wärtigen Gewerbelehrer halten zu können. herd N ö Auch ſind uns Fälle bekannt, daß Eltern von aus⸗ wärts ihre Söhne deswegen hierher nicht in die tigkeit des Lehrers die Hauptrolle, allein jeder Schüler wird doch Kenntniſſe und Anleitungen erlangen, welche ihnen fürs praktiſche Leben un⸗ endlich wertvoll ſein werden. Um dies zu er⸗ kennen und überhaupt zu wiſſen, was eine Ge⸗ werbeſchule lehrt, und wie ſie geleitet wird, folgen nachſtehend die Hauptpunkte des Lehrplanes einer ſolchen: 1. Die Gewerbeſchule hat den Zweck, jungen Leuten, die ſich einem Gewerbe widmen, diejenigen Kenntniſſe und graphiſchen Fertigkeiten (Schreiben u. Zeichnen) beizubringen, die ſie zum verſtändigen Betriebe dieſes Gewerbes geſchickt machen. 2. Der Unterricht begreift in der Regel: Handzeichnen geometriſcher Figuren und Körper und Ornamentzeichnen, Arithmetik und allgebra⸗ iſche Grundbegriffe, Geometrie mit Einſchluß des geometriſchen Zeichnens und der Projektionslehre, Fachzeichnen, Induſtrielle Wirtſchaftslehre und Anleitung zur einfachen Buchhaltung, Uebungen chu lil Lehre thaten, weil keine Gewerbeſchule vorhanden Aa MR Eine gewerbliche Fortbildungsſchule, wie ſie hier ſeit etwa 30 Jahren beſteht und deren Un⸗ terricht Geſchäftsaufſätze, Geſchäftsrechnen, Geo⸗ el Bliß metrie und Zeichnen umfaßt, kann aber infolge der „geringen Anzahl wöchentlicher Unterrichtsſtunden 8 — 6 insgeſammt für die 3 Kurſe — niemals ſen in einer einigermaßen genügenden Weiſe das artigen und weitgehenden Forderungen von einem in ſchriftlichen Aufſätzen und im mündlichen Aus⸗ leiſten, was die Neuzeit mit ihren verſchieden⸗ druck. Naturkunde: einfache Erklärung der wich⸗ tigſten Naturerſcheinungen, und die für einzelne geſtattet werden. . 5. Auch Schüler anderer Anſtalten können nach zurückgelegtem 12. Lebensjahre die Erlaub⸗ nis zum Beſuche des Zeichnungsunterrichts er⸗ halten. 6. Jede Klaſſe einer Gewerbeſchule erhält einſchließlich des Zeichnens wöchentlich wenigſtens 6 Stunden Unterricht, wovon 2 auf den Sonntag fallen können, in welchem Falle darauf Rückſicht zu nehmen iſt, daß die Schüler nicht am Beſuche des öffentlichen Gottesdienſtes gehindert werden. 7. Alljährlich und zwar am Schluſſe des Winter halbjahres ſollen öffentliche Prüfungen ſtattfinden, wobei alle Schüler zu erſcheinen ver⸗ pflichtet ſind. Die Ferien dauern 6 Wochen, in der Regel vom 1. Auguſt — 11 September. 8. Für den Unterricht wird ein mäßiges Schulgeld entrichtet. Der höchſte Betrag wird auf 60 ½ für den Monat feſtgeſetzt. — Für Ladenburg dürfte, wie an vielen Gewerbeſchulen, 4 % im Jahre genügen. — Unvermögliche Schüler ſind von der Entrichtung des Schulgeldes befreit und wollen durch unentgeldliche Verab⸗ Dämon Gold. 75 85 Novelle von R. Sturm. (Nachdruck verboten.) n. Die ſcharfe Beurteilung dieſes Geſchäftsgebahrens nal. ſeitens des Commerzienraths Gronau, ſowie auch dich die Zurücknahme eines großen Theiles ſeines Gut⸗ el, He habens und die Beobachtung, daß es Richard Schmorl , Salt mehr als fatal war, daß er eine Million Mark ider, Se erhoben, hatte aber nun Randow auf einmal die ö Gefahr im hellſten Lichte erſcheinen laſſen, die „ daraus entſtehen kann, wenn man einem kleineren kroch privaten Bankhauſe unbegrenztes Vertrauen ſchenkt. Ofenſck Hatte denn Randow für die großen Summen und l. zahlreichen Werthpapiere, die er Schmorl und Com⸗ pagnie anvertraute, irgend welche Garantien in der lebe Hand? Einem Geſchäftsmanne, der in Verlegenheit l. war, borgte Randow oft keine tauſend Mark in n He, baarem Gelde mehr, weil er mißtrauiſch geworden fl, hl war und einen ſchlimmen Ausgang fürchtete, aber f. b, Schmorl und Compagnie hat er Millionen an⸗ n⸗Mhelt, pextraut, weil er der Ehrlichkeit und Geſchäfts⸗ Ni lüchtigkeit der Brüder Schmorl blind traute. So n. ein Bankier iſt doch ſchließlich auch nur ein 5 Menſch und Geſchäftsmann, kann Unglück haben, 0 kann auch Thorheiten oder gar Schwindeleien be⸗ ier, 1 gehen. 5 Moſchnl Alle dieſe Fragen ſtellte ſich jetzt Carl Ran⸗ haben Geld bei Schmorls ſteheu. dow, und er beſchloß daher, am übernächſten Tage ſchon ziemlich zeitig mit ſeinem Buchhalter wiederum zu Schmorl und Compagnie zu gehen und den größten Theil ſeiner Werthpapiere abzuholen. Auch ein Contordiener Randows hatte Auftrag, mit einer großen ſtählernen Kaſſette ſeinen Herrn zu begleiten, um die Werthpapiere darin fort zur Reichsbank zu ſchaffen. Randow, der außerhalb der Stadt in Villa wohnte, fuhr mit ſeinem Wagen in Begleitung ſeines Buchhalters und des Contordieners ungefähr Vormittag gegen 10 Uhr bei Schmorl und Com⸗ pagnie vor. Als Randow mit ſeinem Begleiter den Wagen verlaſſen hatte und in das Bankhaus mit ihnen eintreten wollte, ſtanden ſie zu ihrer Ueber⸗ raſchung plötzlich vor einer den Eingang zu ſeiner ſchädigten ſchlugen wie unzählige Hiobspoſten an Carl Randows Ohr und wirkten wie Blitzſchläge auf den ſtarken Mann. Todtenbleich und mit zit⸗ ternden Kien ſtand er da, ſeine Stimme ver⸗ ſagte, ſein Mund lallte nur noch und mit⸗ leidig griffen ihm ſein Buchhalter und ſein Contor⸗ diener unter die Arme, damit er nicht zu Boden ſtürzte. N Die ungeheure Enttäuſchung und die gren⸗ zenloſe Vermögensſchädigung lagen wie ein er⸗ drückender Alp auf Randows Bruſt und ſein Herz ſchlug nur noch in krampfhaften Zuckungen. „Lieber Herr Randow, wir müſſen jetzt fort von hier,“ bat ihn leiſe der Buchhalter, es könnte Ihnen ſonſt noch ein Unfall zuſtoßen.“ dem Bankhauſe förmlich verſperrenden Menſchen⸗ zu ertragen, ich verliere durch die Gauner ſicher menge. „Was iſt hier paſſirt?“ rief Randow mit ſeiner kräftigen Stimme. „Schmorl und Compagnie ſind bankrott und entflohen,“ antworteten ihm ſofort ein Dutzend der Umſtehenden und einzelne Perſonen aus der Menge ſchrien jammernd dazwiſchen: „Um Gotteswillen laſſen Sie uns doch vor! Wir wollen unſer Geld. Wir Wir haben ein Depot von Werthpapieren dort. Wir müſſen Wechſel präſentieren.“ Dieſe Ausrufe der pagnie Angſt ſo vieler Ge⸗ „Mir iſt jetzt wieder etwas wohler,“ erwie⸗ derte aber Randow mit plötzlicher wieder kräftig gewordener Stimme. „So ein Schlag iſt ſchwer hundertmal mehr als alle die Leute, die hier klagen und jammern. Aber hinein in das Bank⸗ haus müſſen wir doch, um zu erfahren, wie die Dinge ſtehen. Mein Name iſt Carl Randow“, ſagte er dann zu einem vor dem Eingange ſtehenden Polizeiwachmeiſter, „ich bin in erſter Linie bei dem Bankrott von Schmorl und Com⸗ intereſſirt. Bitte, laſſen Sie mich mit meinem Buchhalter und Diener eintreten“ (Fortſetzung folgt.) *