müſſen in der Richtung auf das weltmachtpoli⸗ tiſche Ziel; oder wir mögen, als im Rathe der Völker mitbeſtimmende Kulturnation nur immer abdanken und uns von den Engländern, Ameri⸗ kanern, Japanern an die Wand drücken laſſen. Vor letzterem Schickſale will Kaiſer Wilhelm ſein Volk bewahren; das deutſche Volk aber weiß es ihm Dank und wahrt ſich den Weg über das Meer. Verſchiedenes Karlsruhe, 3. Auguſt. Geſtern Nach⸗ mittag halb 5 Uhr wurde ein Kind im Alter on 8 Jahren von der elektriſchen Straßenbahn erfahren. Dem Kind wurde der Kopf und ein lem abgefahren. Wie Augenzeugen berichten, wollte das Kind die Geleiſe der elektriſchen Bahn iberſchreiten. Es ſollen Leute in der Nähe ge⸗ ſen ſein, die nicht die Geiſtesgegenwart be⸗ hätigten, das Kind auf die Seite zu ziehen, ſondern ſich damit begnügten, ihm zuzurufen, ſo aß es erſchreckt, nicht wußte, nach welcher Seite s laufen ſollte, und ſo das Unglück geſchah. — Vom Bodenſee, 11. Aug. (Vorſicht.) eſtern wurde hier ein 23jähriges blühendes ädchen Namens Hörburger beerdigt. Dasſelbe atte eine Gurke gegeſſen und gleich darauf Bier etrunken, was nach 5 Stunden grauſamer Schmerzen ihren Tod infolge Kolik herbeiführte Berlin, 11. Aug. Das Leichenbegängnis für den verſtorbenen Führer der Sozialdemokraten, Reichstagsabgeordneten Wilhelm Liebknecht, hat heute unter enormer Beteiligung ſtattgefunden. Um 12¼ Uhr ſetzte ſich der Leichenzug in Be⸗ wegung. Derſelbe wurde eröffnet von einem Muſik⸗Korps, welches Trauerweiſen ſpielte. Dann folgten Genoſſen des Verſtorbenen mit Kränzen und Palmen. Hinter denſelben kam in endloſer Reihe der Berliner 6. Wahlkreis, deſſen Vertreter im Reichstage der Verſtorbene war Dann folgte der zweiſpännige Leichenwagen. Der Sarg war vollſtändig mit Blumen bedeckt. Hinter dem Leichenwagen kamen drei Wagen mit Kränzen, dann folgten die nächſten Angehörigen des Ver⸗ ſtorbenen und ihnen ſchloß ſich ein großer Zug von Vereinen und Genoſſenſchaften an. — Paris, 12. Auguſt. Das Torpedoſchiff „France“ iſt am 11. Auguſt in der Höhe von Kap Vincent infolge Zuſammenſtoßes mit dem Panzerſchlachtſchiff „Brennus“ geſunken. Nur ein Theil der Mannſchaft wurde gerettet. — Paris, 13. Auguſt. Der „Temps“ meldet: Der Zuſammenſtoß zwiſchen „Brennus“ und „France“ geſchah, bevor die Schiffe auf der Höhe von Trafalger ankamen. „Brennus“ führte die Flagge des Geſchwaderchefs Fournier. Die „France“ ſank ſofort. Nur ein kleiner Theil ihrer aus 4 Offiziere und 58 Mann beſtehenden Beſatzung wurde gerettet. Es heißt, der Zu⸗ ſammenſtoß ſei darch die „France“ verſchuldet worden, die auf das Kommando „20 Grad nach links“ eine Wendung 20 Grad nach rechts aus— führte. — Paris, 13. Auguſt. Nach weiteren Meldungen ſind 14 Matroſen von dem geſunkenen Torpedoboot „France“ gerettet worden. 4 Offi⸗ ziere und 44 Mann ſind ertrunken. — Rom, 13. Auguſt. Bei Ponte Salario, 10 Kilometer von Rom, ſtießen geſtern Nacht 2 Eiſenbahnzüge zuſammen. Soweit feſtgeſtellt wurde, ſind 6 Perſonen getödtet und mehrere verwundet. Im Zuge befanden ſich auch der Großfürſt und die Großfürſtin Peter von Rußland, welche nach 11 Uhr Abends nach Neapel ab⸗ gereiſt waren. Beide blieben unverletzt. Sofort nach dem Empfang der Nachricht, begab ſich das Königspaar auf die Unfallſtelle, wo ſich die Spitzen der Behörden und eine zahlreiche Men⸗ ſchenmenge eingefunden hatte. New⸗ Mork, 11. Auguſt. Außerordentlich ſtarke Hitze herrſcht jetzt öſtlich vom Miſſiſippi, beſonders in Chicago, wo in den letzten Tagen auf den Straßen 2000 Pferde todt hinfielen. Fortſchritte der Lebensverſicheruug in Deutſch⸗ land. Nach der bekannten ſtatiſtiſchen Abhand⸗ lung über „Zuſtand und Fortſchritte neue Lebensverſicherungen über 550 549 983 Pf abgeſchloſſen. Dagegen bezifferte ſich bei ihnen der Abgang an Lebens verſicherungen zuſammen auf 59629 Policen über 224 865 715 Mark wovon 21 131 Verſicherungen über 79 934 696 Mark durch den Tod der Verſicherten und 3270 Verſicherungen über 18097 741 Mark durch Zahl, barwerden bei Lebzeiten der Verſicherten endigten. Der Zugang überſtieg den Abgang um 63 577 Policen und 325 684 268 Mark Summe. Un dieſe Zahl und Summe hat ſich alſo im vorigen Jahre bei den 45 deutſchen Lebensverſicherungs⸗ Anſtalten der Beſtand an Todesfall Verſicherunge erhöht. Derſelbe ſtieg dadurch zu Ende dez Jahres auf 1 426 986 Policen über 6 106 635 454 Mark. Hieran waren die bedeutenſten Anſtalten mit folgenden Summen beteiligt: Gotha. (gegr. 1827) mit 772 089 700 Man Stuttgart.. („ 1854) „ 557 043 139 Alte Leipziger. („ 1830) „ 541 258 750 Stettiner Germania (, 1857) „ 536 694 722 „ Victoria („ 1861) 486% Karlsruhe („ 1864) „ 435 405 972 „ Summa z 278 163 99 Ma Auf dieſe ſechs Anſtalten entfiel demnach die gute Hälfte (53,7%) des geſamten Lebensverſicherungs, beſtandes der 45 Geſellſchaften. Für die pon allen dieſen Anſtalten betriebene Lebens verficherung im oben bezeichneten Sinne iſt die Möglich el einer vollſtändig vergleichenden Statiſtik gegeben, Daneben wird von der Mehrzahl der Geſellſchaf⸗ ten auch noch die Rentenverſicherung ſowie die Verſicherung auf den Erlebensfall (Alters-, Aus⸗ ſteuer⸗, Militärdienſtverſicherung) und von einer Reihe von Geſellſchaften die ſog. kleine Lebens⸗ der deutſchen Lebensverſicherungs⸗Anſtalten“, welche demnächſt für das Jahr 1899 zur Veröffent⸗ lichung gelangt, iſt der Zugang an Lebens ver⸗ ſicherungen bei den deutſchen Geſellſchaften im vorigen Jahre wiederum größer als in allen Vorjahren geweſen. Von den 45 deutſchen Ge⸗ ſellſchaften, die ſich mit dem Betrieb der Lebens⸗ verſicherung — d. h. der Kapital⸗Verſicherung auf den Todesfall ſchlechthin ſowie der abgekürzten Verſiche rung mit Zahlbarkeit beim Tode oder nach Erreichung eines beſtimmten Alters — beſchäf⸗ „Was höre ich?“ zeterte Ottomar Schmorl. Hat ſich auf einmal die ganze Welt gegen uns verſchworen! Was iſt deun geſchehen?“ „Herr Randow hat heute für ſich und Herr Commerzienrath Gronau ein baares Guthaben von einer Million Mark abgeholt und übermorgen will er noch eine Million Mark aus ſeinem Depot in Werthpapieren abheben,“ berichtete Richard. 8 „Alle Teufel, das iſt unſer Ruin,“ jammerte Ottomar und der Augſtſchweiß trat ihm auf die Stirn. „Der Baarmittel beraubt, läßt ſich ja das Depot in der gewünſchten Weiſe gar nicht er⸗ gänzen.“ „Dies würde, wenn es noch möglich ja auch nur eine Gelegenheit für uns ſein,“ eut⸗ gegnete Richard. „Denn er will uns den größten Theil ſeines Depots ja für immer entziehen. „Ich weiß keinen anderen Ausweg, der Schande, der Strafe, und dem Elend zu entgehen, als daß wir uns das Leben nehmen.“ es keinen anderen Ausweg, um dem Verhängniß ſind wir über die deutſche Grenze und iſt dann jede Nachforſchung nach uns ungemein erſchwert.“ „Ich habe dieſes Leben der Augſt und Sorge, der Heuchelei und Verſtellung ſatt,“ erklärte Richard mit eiſiger Ruhe, „und werde mein Daſein auf dieſer Welt endigen. Bankrott ſind wir ſchon ſeit vier Jahren, unterſchlagen und gefälſcht haben wir aber ſeit ſieben Jahren. Zuchthaus oder Gefänguiß, wenn man uns erwiſcht, wäre, tigten, wurden im Jahre 1899 insgeſamt 123206 beſtand von 773% Mill. Mark hatte. verſicherung (Begräbnisgeld⸗, Volks⸗ und Arbeiter⸗ verſicherung) betrieben, während einzelne Anſtalten, wie die Gothaer Bank, ſich auf den Betrieb der eigentlichen Lebensverſicherung beſchränken. So wird unter jenen 6 Anſtalten die Volksverſicherung (mit kleinen Summen und meiſt wöchentlicher Prämienzahlung) allein von der Victoria betrieben, die am Schluſſe des Vorjahres darin einen Be⸗ ſtand von 283 Mill. Mark und bei Miteinrech⸗ nung auch von 55 Mill. Mark an Verſicherungen nur auf den Erlebensfall ſogar einen Geſamt⸗ Ein wirklicher Vergleich zwiſchen den verſchiedenen Anſtalten iſt aber, wie geſagt, nur innerhalb der ihnen je gemeinſamen Verſicherungsarten angängiz, Willſt Du einer ſolcheu Gefahr ſo lange Du lebſt ins Auge ſehen? Ich vermag es nicht.“ „Aber bedenke doch Richard, daß Randow eigentlich unſer Mitſchuldiger iſt. Hat er uns mit ſeinen vielen Gründungen nicht zu ſeinen Werk⸗ zeugen gemacht und mußten wir ihm nicht oft flotten Abſatz der Aktien vorſchwindeln, um betreffende Aktienunternehmen nicht zu discreditiren. Ich habe einen Gedanken, den mir die Verzweiflung eingab. Wie wäre es, wenn wir vor Randow hintreten und ihm unter vier Augen bis zu einem gewiſſen Grade die Wahrheit ſagen würden, daß zum Beiſpiel nicht alle Aktien, auf die kleine An⸗ das Gott oder ein Zauberer ſein, wahrhaftig ich würde und meine Schwachheit tragen oder dem Joche und zahlungen geleiſtet wurden, von den Zeichnern ab⸗ genommen worden ſeien, ferner daß wir große Verluſte an amerikaniſchen und ſpaniſchen Papieren f „Richard, iſt das Dein voller Ernſt? Giebt zu entrinnen,“ winſelte Ottomar. „Denke an unſere Frauen und Kinder. Vielleicht glückt uns die Flucht ins Ausland. Nach dem Orient ſoll man am leichteſten entfliehen könuen. Wir reiſen über Italien nach der Türkei. In 12 Stunden deshalb hätten und jetzt ein großes Hauſſe-Enga⸗ gement eingegangen wären, wobei wir einen großen Theil unſeres Verluſtes wieder gewinnen könnten.“ „Das nutzt ja alles nichts, wenn mau ſo gründlich bankrott iſt wie wir“, erwiderte Richard mit funkelnden Augen. „Unſere geſchäftlichen Ver⸗ hältniſſe ſind ja zu tief hinein verdorben, ganz unrettbar verdorben, und dieſe ſogenannte offene Auseinanderſetzung mit Randow köunte nur am ſicherſten dazu führen, uns hinter Schloß und Riegel zu bringen, und dafür danke ich.“ „So wollen wir eine große Summe in Gold vergraben und eine andere Summe mit uns nehmen, wenn wir fliehen. Mag es dann kommen wie es will, ſo bleibt uns doch ein Vermögen,“ ſchlug Ottomar wiederum vor. „Auch die Zuchthaus⸗ und Gefänguißſtrafe iſt ſchließlich zu ertragen, wenn ſie uns ereilen ſollte, und wir gehen ſpäter mit dem geretteten Gelde nach Amerika. Du darſfſt Dich f ſiebe Unſer Haus ſtürzt mit einem böſen Krach ein, und wir kommen ins nicht erſchießen, Richard. Es iſt dies nicht der rechte Muth, ſondern es iſt nur ein Akt der Ver⸗ g Auch nach ſchlimmſter Zeit kann es zweiflung. Tag über und Gewinnſucht in Bezug auf ſeine Beziehung zu laſſen. uns noch einmal beſſer gehen, wenn wir ein neues, ein beſſeres Leben aufangen. Und denke an Deine Frau und Kinder Richard!“ „Deuen iſt wahrſcheinlich am beſten gedient, wenn ihr Gatte und Vater als Ehrloſer aufhört zu leben“, ſagte Richard mit unheimlicher Ahe, „Ich trage das Leben als eine furchtbare Laſt, die ich mir nur abwälzen will. „Ja, hätte ich die Macht Alles wieder gut zu machen, könnte ich ein keinen Menſchen um einen Pfennig bringen. So aber als armſeliger Erdenſohn muß ich mein Joch der Schwachheit mit einem raſchen Entſchluſſe ent, gehen.“ „Ich laſſe Dich nicht allein mit dieſem u glückſeligen Gedanken,“ entgegnete Ottomar mit aufflammendem Muthe. Wir müſſen noch auf nene Mittel zur Rettung ſinnen und jedenfalls vor dem äußerſten Schritte noch Manches ordnen.“ „Das Letztere halte ich für gut, das Erſtere für vergeblich,“ bemerkte Richard, „doch laß u noch einmal unſere ganze Lage überrechnen und überlegen.“ 5 Die beiden Bankiers ſchloſſen ſich hieran in ihr Privat⸗Contor ein und wurden den ganze kaum noch auf einige Augenblicke gez ſehen. 88 Lauge Zeit hindurch hatte ſich Carl Randow von dem einſeitigen Standpunkte der Beeinfluſſung dem Bankhauſe Schmorl und Compagnie leiten in 0 S e SeSSeceesseese D ö