betonend, Herzog Alfred habe ſich, obwohl als engliſcher Prinz erzogen, nach ſeiner Thronbeſteig⸗ ung mit Eifer den Aufgaben eines deutſchen Fürſten gewidmet; der Verluſt, den Regierung und Bevölkerung der ihres Fürſten beraubten Lande betroffen, begegnete auch in anderen deutſchen Bundesſtaaten aufrichtiger Theilnahme. — Der nun verewigte Fürſt war ſchon ſeit längerer Zeit halsleidend, welches Uebel allmä⸗ lich einen immer ernſteren Charakter annahm. Schließlich ſtellten Wiener Spezialärzte Kehlkopf⸗ und Zungenkrebs feſt. Dieſes unheilbare Leiden würde dem bedauernswerthen Monarchen ver⸗ mutlich noch ein längeres und ſchmerzliches Siechthum gebracht haben, und ſo erſcheint ſein jetzt infolge Herzlähmung eingetretener Tod noch als eine Erlöſung für ihn; übrigens hat die Umgebung des Herzogs ihm ſeinen wahren Zu⸗ ſtand ſtets verheimlicht. Paris, 2. Auguſt. Ein Italiener ver⸗ ſuchte heute Vormittag den hler weilenden Schah von Perſien zu erdolchen. Der Scha) parirte den Angriff und blieb unverletzt. Der Atten⸗ täter wurde verhaftet. — Paris, 2. Aüguſt. Das Attentat auf den Schah von Perſien ereignete ſich, als der Schah heute Vormittag ſein Hotel verließ. Ein Mann, der ſich ſpäter als ein Italiener erwies, verſu! te ihn in dieſem Augenblick zu erdolchen. Der Schah hielt jedoch dem Angreifer einen Re⸗ volver entgegen und blieb Dank ſeiner Geiſtes⸗ gegenwart unverletzt. Der Attentäter wur de ver⸗ haftet. Paris, 3. Auguſt. Der „Tems“ giebt folgende Darſtellung des auf den Schah verübten Attentats: Der Wagen des Schah hatte etwa 20 Meter zurückgelegt und kam bei einem neuen noch unbewohnten Hauſe vorüber, als plötzlich ein junger Mann im Arbeitskittel die Reihen der Polizeibeamten durchbrach und mit einem Satze auf das Trittbrett des Wagens des Schahs ſprang. Er hielt einen Revolver in der Hand und richtete dieſen auf die Bruſt des Schahs. Sei es nun, daß der Verbrecher zögerte oder erſt zielen wollte, genug, der Schah konnte ſich etwas nach links neigen und die rechte Hand des Mord⸗ buben ergreifen. Als der Großweſir dieſen beim Handgelenk faßte und heftig drückte, fiel dem Mörder die Waffe aus der Hand. In demſelben Augenblicke packte ihn der Polizeiinſpektor und mehrere andere Poliziſten, während die Menge in den Ruf ausbrach, „Nieder mit dem Mör⸗ der“, „Tod dem Mörder“. Der Schah be⸗ wahrte völlig ſeine Kaltblütigkeit, während ſich ſeiner Umgebung große Aufregung bemächtigte. Der Schah wollte nicht, daß die Spazierfahrt verſchoben würde, und befahl den Weg fortzuſetzen. Der Schah kehrte 4 Uhr 30 Minuten nach Paris zurück. Alsbald ſtattete ihm Präſident Loubet einen Beſuch ab. Verſchiedenes. — Ne ckarhauſen, 3. Auguſt. Am kom⸗ menden Sonntag findet hier die Enthüllung und Einweihung des Kriegerdenkmals ſtatt. Gleich⸗ zeitig wird auch der Gauverbandstag des Rhein⸗ Neckargaues abgehalten. Zu dieſem Feſte, an welchem ſich ca. 35 auswärtige Vereine beteiligen, werden alle Vorbereitungen getroffen, um den Feſtgäſten den Aufenthalt angenehm zu machen. Die Aufſtellung des Feſtzuges findet nachmittags 2 Uhr oberhalb des Gaſthauſes zum Anker ſtatt und um halb 3 Uhr wird ſich derſelbe durch die Hauptſtraße und die hintere Straße auf den Feſt⸗ platz vor dem Gräfl. v. Oberndorff'ſchen Schloß bewegen, wo nach Ankunft der Feſtakt vor ſich gehen wird. Abends findet im Gaſthaus zum „Hirſch“ und „Kranz“ Feſtball ſtatt. — Grunbach bei Pforzheim, 1. Auguſt. Eine ſchreckliche Kunde durcheilt ſoeben unſeren Ort, die Gemeinde in furchtbare Aufregung ver⸗ ſetzend. Zwei kleine Mädchen, Kinder hieſiger Bürgersleute, wurden heute früh 5 Uhr im Walde zwiſchen Krumbach und Engelsbrand ermordet aufgefunden. Die Ermordeten ſind die ſieben reſp. neun Jahre alten Töchterchen des Schreinermeiſters Ernſt Merkle und der verwitweten Friederike Schnürle. Die Leichen lagen am Boden und zeigten am Halſe Spuren gewaltſamer Erdroſſelung. Um den Hals des einen Mädchens war ein Tuch geſchlungen. Der muthmaßliche Mörder der beiden Kinder, an denen, wie jetzt feſtgeſtellt, ein Luſt⸗ mord verübt worden iſt, iſt der 36 Jahre alte Taglöhner Guſtav Geiſel von Wiesloch in Baden. Derſelbe begab ſich heute Früh von Grunbach nach Engelsbrand, wo er erneute Verſuche machte, Kinder in den Wald zu locken. Daraufhin wurde verfügt, daß der Wald zwiſchen Enzthal und Nagoldsthal thalabwärts von Engelsbrand von einem großen Gendarmerieaufgebot durchſucht werde. Auch die Schutzmannſchaft von Pforzheim iſt requirirt worden. — Brunnadern b. Bonndorf, 2 Heute Nacht ſind durch eine große Feuersheh 11 Häuſer, Kirche und Schulhaus in Aſche ge albern. worden. Von Fahrniſſen iſt wenig gereilet, Wine 6 Schaden iſt groß. Menſchenleben und Vieh ige unbeſchädigt. e an 6 Raſtatt, 3. Aug. Geſtern Abend a Lag den o. hier von zwei württembergiſchen und einem ue Schrie Gendarmen ein Individuum eingebracht, auf e, Lege das Signalement des Luſtmörders genau ea Gen Derſelbe wurde von Loffenau aus verfolgt, 1. 66. 9. ar e 166 2 derſeit . Gen Sandweier feſigenommen und geſtern Abend 9 Uhr ins Amtsgefängniß gebracht. Derſelh heute früh 8.50 Uhr nach Neuenbürg abgesg worden. — Konitz, 30. Juli. (Der Mord I. 135J. der letzten Sitzung des Stadtverordneten⸗Rollegiugz zu, derſeit der ſämmtliche Magiſtrats⸗Mitglieder beiwohne . 2519. verlas der Bürgermeiſter eine Erklärung geg über dem Stadtverordneten Hoffmann, worin tont wurde, daß die Bürgerſchaft von fo niemals an ſeiner Schuldloſigkeit gezweifelt ha und worin zugleich dem zu Unrecht verdachtig Manne und ſeiner Tochter die Hochachtung Magiſtrats ausgeſprochen wurde. Der i verordneten-Vorſteher gab eine ähnliche Erklrg ab und ſprach den Wunſch aus, daß der Motz doch noch entdeckt werde. Thränenden dankte Stadtverordneter Hoffmann für d ehrende Kundgebung und verſicherte, daß in Tagen, da er durch die Schuld von Juden schi Unbill erlitten, nur das Gefühl der Unſchuld und ſeiner Familie Kraft gegeben habe. — f Akten über die Mordangelegenheit werden de nächſt geſchloſſen werden. a, alderfe 45 ö. Der Lahrer Hinkende iſt wieder da! Nach er eine ſtattliche Armee ſeiner Sendlinge in weite Welt, wo Deutſche wohnen, vornehm Saen, St. nach Nord⸗ und Südamerika, Ausſtralien, e rt, Ara. Südoſtafrika und Deutſch⸗China, hat abgehg laſſen, marſchiert er jetzt durch die deut ſchen ah um ſeinen Leſern die gewohnte Unterhaltung Belehrung zu bringen. Der vorliegende e hbändern Jahrgang ſeines zweiten Jahrhunderts iſt wie recht gediegen ausgefallen, und der Buren der Beginn der blutigen Ereigniſſe in Eh ſowie die ſonſtigen „Weltbegebenheiten“ ſind Wort und Bild echt volkstümlich dargeſte So muß für das Volk geſchrieben werden. packte ihn wie furchtbares Unheil. Seine vernünf⸗ der Freunde oder Bekannten, die auch im Theater tigen Sinne ſchwanden. Es kam ihm vor, als ſei er in einem großen goldenen Käfig mit ſtarken feſten Gittern unbarm⸗ herzig eingekerkert und dürfte nicht hinaus, in die lachende Frühlingswelt, wo eine Nachtigall ganz allein für ihn ſang. Er hüllte ſein brennendes Angeſicht in ſein kühles Taſchentuch, er ſah und hörte auf dieſe Weiſe einige Zeit nichts mehr von ſeiner Umgebung und von der Oper, und dies war Leonhards Rettung von einem wahnwitzigen Anfalle. Er erhielt ſeine Beſinnung wieder und ſtarrte in das erleuchtete Theater, wo eben der Vorhang ge⸗ fallen war, und die Beſucher davon gingen. Zu ſeinem Glück hatte Leonhard in ſeiner ſeeliſchen Extaſe auch nichts von den begeiſterten am Schluſſe der Oper gehört: Lona Wildt heraus! Long Wildt hier bleiben! — Wer weiß, welchen Ruf da Leonhard in ſeiner extremen Stimmung ausgeſtoßen hätte und welcher That er fähig ge⸗ weſen wäre! Wie vom Blitzſtrahl getroffen, nicht todt, aber halb betäubt, ſaß er noch einige Sekunden auf ſeinem Platze, dann erhob er ſich ſchwerfällig, und ging ſeltſam ſchwankend hinaus. Die friſche Luft that Leonhard wohl, ſeine von der gewaltigen Erregung erſchlafften Nerven be⸗ gannen ſich wieder zu beleben, und er wieder ſeiner Kräfte mächtig. Aber wie ein tödt⸗ licher Pfeil ſaß es in ſeinem Herzen. Die Stelle, wo ſein Herz ſchlug, that ihm ordentlich weh, und ängſtlich beobachtete er jede Bewegung in ſeinem Gemüth. Den Club Concordia, nach dem zu kommen er ſich nach dem Theater mit den Freunden ver⸗ ſprochen hatte, vermied Leonhard heute Abend auch gefliſſentlich, und er machte noch einen weiten Um⸗ weg durch den Oſten der Stadt, um nur ja keinem Zurufen geweſen waren, zu begegnen. Leonhard ſuchte nach Ruhe und innerer Sammlung. Er hoffte, daß dann auch die Selbſtbeherrſchung und der kühle Verſtand mit ſeinen ſchlauen Berechnungen, die ja bei den Randows eine ſo große Rolle ſpielten, wieder bei ihm einkehren würden. Aber dieſe Hoffnung erfüllte ſich nicht ganz. ſtill und verſchloſſen, die Erwägungen des nur berechnenden Verſtandes beruhigten ihn nicht, aber ſein Herz empörte ſich gegen eine ihm jetzt uner⸗ träglich erſcheinende Situation, daß er nun Lona Wildt leidenſchaftlich tief und innig liebte, rend er mit kaltem Verſtande eine andere heirathen ſollte. Leonhard war darüber in ſeinem ganzen Weſen der Fall geweſen war. Leonhard blieb 9 Uhr zu dem größten Blumengärtner und i dort ſelbſt hundert der prachtvollſten rothen Ne heraus, die er zu einem herrlichen Strauße wi ließ und dieſen Strauß ſandte er an Volg wäh⸗ verſtört und wollte in dieſer Gemüthsverfaſſung auch noch nicht nach Hauſe gehen. Er begab ſich daher in eine von ihm ſehr ſelten beſuchte Wein⸗ ſtube, um dort einſam ſeinen Kummer bei einer ſchüttelte nachdenklich das ſchöͤue Haupt, als Flaſche Rothwein zu mildern. Der berühmte Sorgen⸗ brecher Wein linderte Leonhards Kummer wohl, aber er beſeitigte ihn nicht. Vor allen Dingen quälte ihn das Problem, wie er es anſtellen ſollte, um ſein Verlöbniß mit Eliſabeth Gronau, die hoch ſchätzte und der er deshalb keine Kränkung wurde zufügen wollte, wieder zu löſen, und wie er es anfangen ſollte, um Lonas Liebe wieder zu ge⸗ winnen. Morgen reiſte ſie nach der Reſidenz. Sollte er verſuchen, ſie erſt noch einmal zu ſehen und zu ſprechen? Konnte er das wagen, ohne ein großes Aergerniß zwiſchen ſeinem Vater und ſich herbeizuführen. Auf ein heimliches Selldichein mit ihm jetzt zu fern, und offen ihr noch einen offi⸗ ciellen Abſchiedsbeſuch zu machen, das würde ſeinem Vater nicht verborgen bleiben. Auch konnte dieſer Beſuch zu allerlei mißliebigen und häßlichen Aus⸗ E bringen ließ, damit es am Abend bei ihrer i Lona war ſicher nicht zu rechnen, dazu ſtand ſie prangen deten nach in ier 1 „ 1 legungen Anlaß geben, und ſchließlich konnte J ja auch noch die Annahme dieſes Beſuches weigern. Ju ſehr trüber und ärgerlicher Sei ging Leonhard in dieſer Nacht nach Hauſe ſchlief ſo ſchlecht, wie es ſein Lebtag noch Aber am frühen Mor kam ihm eine glückliche Idee. Er ging ſchon U Il d iht Lalzzi Kt Maark f einem kleinen Billet, auf welches er mur die mit verſtellter Handſchrift ſchriebz: „Auf Wi ſehen!“ Das Zimmer Lonas prangte bexeits Blumen und Lorbeerktänzen, als der herrliche Sir von Leonhards Boten gebracht, mit der ahh Widmung eintraf. Lona erbrach das Bille die ihr bekannt erſcheinenden und doch auch einerlei unbekannt vorkommenden Schriftzüge in den W Veldes g las: Auf Wiederſehen! Aber das Roſenbhn “Lbaucht war ſo groß, ſo ausgewählt ſchön und herrlich 5 ſwnac wie ſie ſonſt keins erhalten hakte. 1 „Es iſt gewiß von einem vornehmen 10 50 freund, dem ich nicht vorgeſtellt bin, und de 15 deshalb auch ver ſchmäht, ſeinen Namen zun eh dachte Lona. Das Bouquet gefiel ihr aber und war ſo friſch und ſchön, daß ſie es ohe in ein Kiſtchen packen und mit nach der