Verzierungs⸗ noſchuhe und ſämmtliche 1 Wtw. Kaen ler Sine idlung. Nn U. inne tolitor. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. dreis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt frei ins Haus. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ —— 1 ·˖[1; und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Hofbuchdruckerei. Ae er 1 n Politiſches. Berlin, 29. Juli. Am Freitag Nach⸗ ig hat von Bremerhafen aus die Abfahrt teten 3000 Mann des oſtaſiatiſchen Ex⸗ llonskorps mit den Dampfern „Batavia“, e und „Dresden“ ſtattgefunden. Die keiſe vollzog ſich in Gegenwart des Maiſers, hei lags zuvor von ſeiner Nordlandsreiſe emerhafen eingetroffen war, der Maiſerin, Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert, des gzen Heinrich nebſt Gemahlin, des Keichs⸗ gers . f. w. Vor der Einſchiffung der ppen hate der Haiſer an dieſelben eine gere Anſprache vor der Llopohalle gerichtet, welcher er auf die dem deutſchen Keiche ſrend der letzten Jahrzehnte auf überſeeiſchem ele exwachſenen Aufgaben hinwies und Ale, die ausrückenden Truppen ſollten nun⸗ die Probe vor dem Feinde darauf ab⸗ ob die Kichtung, in der ſich Deutſchland Militäriſcher Beziehung bewege, auch die e sei, Weiter erinnerte der oberſte gsherr die Expeditionstruppen, wie tapfer ihre Kameraden von der Marine in dem Märttgen chineſiſchen ßeldzuge ſchon ge. gen und darum gerade aus dem Munde Wärkiger militäriſcher Führer das höchſte Im ferneren wies der liche Redner auf die Größe der von den Noitſenstruppen zu jöſenden Aufgaben hin, hierauf ſcharf verurtheilend über die von allen Kulturvolke der Chineſen begangenen erhalten hätten. zulſchen Verletzungen des Völkerrechts aus⸗ chend. Alsdann hob er hervor, daß er die pen hinaus ſende, damit ſie die alte deutſche Hüggkeit, die hingebende Tapferkeit und das dige Ertragen jedweden Ungemachs, ſowie Ehe und den Kuhm der deutſchen Waffen bewährten, daß ſie ein Beiſpiel der Mannes⸗ zucht und Selbſtüberwindung abgeben, daß ſie aber auch den Tod des deutſchen Geſandten wie vieler anderer Europäer rächen ſollten. Mit flammenden Worten betonte der Haiſer endlich, es müſſe noch nach tauſend Jahren der Name Deutſchlands in China dergeſtalt bekannt ſein, daß kein Chineſe je wieder wagen würde, einen Deutſchen auch nur ſcheel anzu⸗ ſehen. Noch erinnerte der hohe Herr daran, daß die Expeditionstruppen in China mit einer Uebermacht zu kämpfen haben würden, was aber die deutſchen Soldaten gewöhnt ſeien. Der Haiſer ſchloß ſeine markige Abſchieds rede mit den beſten Wünſchen für die ausziehenden das bereits gefloſſene Bruderblut, wagt es in der Truppen. — Der Hommandant des Expeditions⸗ Heimath ein Elender, gegen ſeinen eigenen König korps, Generalleutnant v. Leſſel, dankte dem die Mordwaffe zu richten und das ſchöne „Land, vernichtet. In das italieniſche Königshaus, deſſen Familienglück bekannt war, hat ſich der feige Meuchelmord geſchlichen. Dem treuen Verbünde⸗ ten Deutſchlands ſteht das Herz ſtill. Wir trauern mit Italien, ja mit ganz Europa um dieſen ſchweren Verluſt! Die ganze Welt kennt heute nur das Gefühl des Mitleids mit dem tragiſchen Geſchick des ſo plötzlich Dahingegangenen, das Gefühl des Entſetzens über die bodenlos gemeine That. Während Europas Völker und Fürſten miteinander wetteifern in dem Beſtreben, ihre in China hart bedrängten und verfolgten Brüder den blutgierigen Händen einer fanatiſirten, heidniſchen Maſſe zu enktreißen und Sühne zu fordern für Haiſer für dieſe Worte; die Truppen ſeien ſtolz darauf, als Werkzeug des Willens Sr. Majeſtät zu dienen, jeder werde an ſeinem Platze ſeine Aufgabe mit vollſter Hingebung geſtern in Gegenwart des Königs veranſtalteten, zu löſen ſuchen. Er ſchloß mit einem von den Truppen begeiſtert aufgenommenen Hurrah auf ö Mordes grauſe That zu vollbringen. Sie gelang, den Kaiſer. * Monza, 29. Juli. Geſtern Nacht wurden gegeben, von denen einer ins Herz ging. König ſtarb um 11 Uhr 30 Min. — Der Mör⸗ der, Angelo Braſſi aus Prato in Toskana, wurde verhaftet. Er konnte nur mit Mühe der Volks⸗ wuth entriſſen werden. Er geſtand ſein Verbrechen ein. — Wieder hat eine ruchloſe Mörderhand ſich gegen einen Fürſten erhoben, wieder iſt eine That geſchehen, ſo ſchrecklich, daß man ſie kaum glauben kann. Was den Mörder dazu bewogen, welche Wahnideen denſelben verführt, das wird ja wohl bald bekannt ſein. Ein edles Fürſtenleben iſt ſeines Herrſchers zu beſudeln. wo die Citronen blüh'n“, mit dem theuren Blute Ein friedliches Feſt, welches die Turner Nord⸗Italiens in Monza benutzte der Verblendete, um meuchlings des — dem ganzen Volke zum Schmerze, ihm ſelbſt zum Verderben; denn ſchon hält ihn des Häſchers auf den König Humbert von Italien nach der Preisvertheilung bei einem Wettturnen, als er um 10 Uhr 20 den Wagen beſtieg, 3 Schüſſe ab⸗ Der hat und gerade Hand in Feſſeln und bald wird er ſein Verbrechen mit dem Kopfe bezahlen müſſen. Ueber die Perſon des Mordbuben iſt gewiß Niemand im Zweifel, denn er wird ein Anarchiſt ſein, ein Mitglied jener verblendeten Geſellſchaft, die den Fürſtenmord auf ihre Fahne geſchrieben in der Lombardei ſo üppig wuchert. Wit Dolch und Revolver, mit Schand⸗ thaten und Verbrechen wollen dieſe Thoren die beſtehende Weltordnung aus ihren Angeln heben und durch eine beſſere, in welcher „Gleichheit und Freiheit“ die Deviſe bildet, erſetzen. Wie es mit dieſer Gleichheit und Freiheit ausſehen würde, das zeigen am beſten alle die Morde, welche dieſe Novelle von R. Sturm. (Nachdruck verboten.) I Vater merkte zuerſt die ſeltſame Um⸗ Mung, die mit Eliſabeth vorgegangen war und lchtete ſie mit ſeltſamen Blicken. Auch Leon⸗ Ind deſſen Vater konnte dieſes eigentümliche Eliſabeths nicht entgehen und ſie frugen lehmend, oh ſie ſich vielleicht unwohl fühle. fehr,“ hauchte ſie kaum hörbar und griff Ie kleinen weißen Hand nach der heißen ſie- verlangten die Randows, Vater und Sohn, gar nicht, und waren beide ganz vergnügt, als ſie in Be⸗ spar eine ungewohnte Aufregung für gleitung Eliſabeths und des Commerzienraths in Reih,“ sagte jetzt Gronau. „Sie hat ſchwache deſſen Landauer einen Ausflug in die herrliche 90 Landſchaft der Umgegend machen konnten. Darüber 0 5 Kraft, die in der Menſchenſeele wohnt, den Stirn. und muß in dieſem Jahre eine große Er⸗ Mreiſe machen, dann wird ſie ganz geſund Heute werden der Herr Bräutigam und Schwiegervater entſchuldigen, daß Eliſabeth zeitig verläßt. Komm, mein Kind, ich Dich in Dein Zimmer, Du brauchſt Ruhe.“ Mit den letzten Worten bot der Commerzienrath Tochter den Arm und geleitete dieſelbe in Gemächer. I Stillen ahnte Gronau wohl, daß der Grund von Eliſabeths tiefer trauriger Er⸗ ig kein Unwohlſein oder etwa eine Folge der enden war, aber er ließ Niemanden davon etwas merken, auch Eliſabeth ſelbſt ſagte er nichts, denn er hoffte, daß die Zeit und die nenen Verhältniſſe auch ihre Herzenswunde heilen würden. Mit freundlicher, heiterer Miene kehrte daher Gronau bald zu ſeinen Gäſten zurück und be⸗ wirthete ſie noch weiter mit den beſten Weinen und den Feſtmahles. Am andern Tage hatte ſich Eliſabeth ſo weit geſammelt, daß ſie im Stande war, ihrem Ver⸗ freundliches Geſicht lobten und deſſen Vater ein zu zeigen, höflich mit ihnen zu plaudern und den fatalen Zwiſchenfall vergeſſen zu machen. Mehr waren aber ſowohl die Väter des verlobten Paares als auch dieſes ſelbſt einig geworden, daß die Hoch⸗ zeit Eliſabeths mit Leonhard erſt im nächſten Jahre ſtattfinden ſollte, damit die Braut durch einen langen Aufenthalt in der Schweiz und daun au der Oſtſee erſt ihre ſchwachen Nerven kräftigen könne. 80 95 5 Die Frage, die der einzige Schwärmer im Club „Concordia“ in D. bei dem Bekanntwerden von Leonhard Randows Verlobung mit Eliſabeth feinſten Havannaeigarren zum Schluſſe des Gronau geſtellt hatte: Was wird denn nun aus der lieben kleinen Sängerin Lona Wildt werden, wurde von mancher ⸗theilnehmenden Seele wieder⸗ holt, als nun Leonhard Randows Verlöbniß in D. officiell bekannt gemacht wurde, aber Niemand ſtellte ſich dieſe Frage wohl ernſter und öfter, als Lona Wildt ſelbſt. Oft wollte ihr dabeigallerdings das Herz zerſpringen, wenn ſie es ſo tief ſchmerzlich empfand, daß ſie wie ein Spielzeug oder wie eine abgethane Sache bei Seite geſchoben war und wenn der Gram und Schmerz dann Bruſt und Herz Tage lang erfüllten, wenn die Heiterkeit ihrer Seele für immer verloren zu ſein ſchien, wenn ihre Pulſe hämmerten, ihre Schläfen glühten, und Verzwei⸗ felung oder Wahnſinn, die Unglückliche ! zu packen ſchien, dann kam ihr wohl auch der düſtere unſelige Gedanke, daß es wohl beſſer ſei, dieſes ſo ſchrecklich Aber die göttliche ſandte in den dunkelſten Augenblicken der unglücklichen Lona doch auch wie ſo manchem ſchwer bedrückten Menu⸗ ſchen wunderbaren Troſt. “ Ihre tief traurige Ge⸗ müthsſtimmung, und ihre Hoffnungsloſigkeit ſchlug aus räthſelhaften, innern ſeeliſchen Gründen doch zuweilen wunderbar in eine erhabene Harmonie um, aus der ſich eine ſeltſame! und unerklärliche Zuverſicht entwickelte. Auch war Lona doch noch nicht ſo ganz der düſteren Gemüthsſtimmung ver⸗ fallen, daß ſie nicht auch noch an ihre Pflichten gegen ihre alternde, ſchlecht verſorgte Mutter und gewordene Leben auszulöſchen.