Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Son ntagsblatt frei ins Haus. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Moli tor, Hofbuchdruckerei. mene vnre Mittwoch, den 25. Juli Die wirthſchaftliche gedeutung Chinas für Europa. Jetzt, wo die ganze Welt auf den Revo⸗ Allonskrieg in China blickt und die Großmächte ewaltige Anſtrengungen machen, um Leben ud Eigenthum ihrer in China wohnenden Aaatsangehörigen zu ſichern, muß man auch e Frage beantworten, ob die europäiſchen Ilekeſſen in China wirklich die große Be⸗ Ruiung haben, daß Hut und Blut für ihre dauernde Erhaltung geopfert wird. Sunächſt ann es keinem Sweifel unterliegen, daß China i feiner rieſigen Ausdehnung und ſeinen 00 Millionen Einwohner für den Welthandel is bedeutendſte Zukunftsfeld der ganzen Erde Dazu kommt, daß nach dem Urtheile von achmännern die chineſiſchen Bergländer die Nbeutensſten Mineralſchätze und Hohlenlager ganzen Welt bergen ſollen. Da nun in t eurepäiſchen Induſtrie der drohende Mangel Sfeigkehlen bereits wie ein Geſpenſt umzu⸗ SCH. 2 Ca N — Mk. 850 2 el Bläß — — eine Müller. Jehſleine Stenz 5 Herlle tät! „ Stenz. Weil iachgläſer 1 2 ente empfehl icke nit Verſchll Bei Abnahh r, Seiler, hen begonnen hat, haben ſich die europäi⸗ chen Nationen bei Seiten einen Antheil an e Ausnutzung der chineſiſchen Kohlenlager ichen wollen. Die Verwerthung der Stein⸗ Ihle itt in China weit älter als in Europa, beligtens im Norden und im Weſten des Roßen Reiches; während ſie hier nicht vor , Jahrhundert begann, geht ſie in China gf mehr als 1000 Jahre zurück. Dafür iſt dem letzten Jahrhundert die Ausbeutung gohle in China gewaltig hinter den eu⸗ bpäiſchen Verhältniſſen zurückgeblieben, und wenigen, eigentlich nur mit einer Ausnahme lehl der chineſiſche Kohlenbergbau bis heute A einem höchſt primitiven Standtpunkt, der durch die ungewöhnlich günſtige Cage und von 650 Milliarden Tonnen. . C Vw die Vielheit der Hohlenflötze überhaupt aufrecht erhalten werden kann. Dicht bei Peking ſoll nach dem Bericht einiger Keiſender unter den Haiſern der Ming⸗Dynaſtie Kohle für den Gebrauch im kaiſerlichen Palaſte gewonnen worden ſein, jedoch kann in dieſer Form die Nachricht kaum richtig ſein, da erſt in der weiteren Umgebung von der chineſiſchen Haupt⸗ ſtadt das Vorkommen von Hohle bekannt iſt, wo ſie auch heute mit beſonderem Eifer ab⸗ gebaut wird. Außer in der Umgebung von Peking kommen geradezu ungeheuere Hohlen⸗ lager in der Provinz Schanſi vor, und der be⸗ rühmte Geograph von Richthofen ſchätzte allein im ſüdlichſten Theile dieſer Provinz den Keich⸗ thum der über 634 deutſche Quadratmeilen ausgedehnten Anthracitlager auf einen Gehalt Dieſe Kohlen⸗ felder ſind aber nur ein geringer Theil der auf das geſammte China verbreiteten Keich⸗ thümer, die beſonders noch in den Provinzen Honan, Schantung, Sz'tſchwau und Jünnan vorkommen. Die Ausbeutung der Kohlenlager in Schanſt wollten die Engländer und Italiener unternehmen, die von Jünnan Sz'tſchwan die Franzoſen, es wird aber wohl noch mancher Tropfen Waſſer den gelben und den blauen Strom hinabfließen, bis dieſe Unternehmungen verwirklicht werden können. Politiſches. München, 22. Juli. Das Vorbereitungs⸗ kommando des oſtaſiatiſchen Expeditionskorps hat von hier ſeine Reiſe nach Genua über Bremen angetreten. Trotz der frühen Stunde hatten ſich zahlreiche Perſonen, darunter viele Offiziere zur Verabſchiedung eingefunden. Der ſtellvertretende Stadtkommandant Generalleutnant Euler⸗Chelpin hielt an die Truppen eine Anſprache und über⸗ brachte die guten Wünſche des Prinzregenten für die Scheidenden. Er wies auf die Hoffnunge und die Theilnahme hin, mit denen ſie das Vate land begleite. Der Transportführer, Major Falkenhagen, erwiderte, die Truppen ſeien ſich ihrer Aufgabe bewußt und würden dem Namen des deutſchen Heeres Ehre machen. Er ſchlo mit einem Hoch auf den Kaiſer und den Prin regenten. Generalleutnant Euler⸗Thelpin brach ein Hoch auf die deutſche Armee aus. Unter begeiſterten Hochrufen der Zurückbleibenden er⸗ folgte die Abfahrt. Berlin, 23. Juli. Der Kaiſer kommt am 26. Juli von der Nordlandreiſe zurück und in Bremerhaven an, wo er der Abfahrt der China beſtimmten Truppen ſelbſt beiwohnen wir Berlin, 23. Juli. Der nächſte Erſatz der für China beſtimmten Truppen wird nicht aus den Reihen der Angehörigen der deutſchen Armee entnommen werden, ſondern aus der Schutztruppe für Deutſch⸗Oſtafrika. Zumeiſt ſollen farbige Angehörige dieſer Truppe nach China entſandt werden, welche das Klima beſſer vertragen könne und in militäriſcher Hinſicht den deutſchen So daten nicht nachſtehen. Als Erſatz für dieſe ſollen Freiwillige aus der deutſchen Armee nach Deutſch Oſtafrika entſandt werden. Paris, 21. Juli. Das heute Delcaſſ überreichte, durch den Vizekönig von Nankin übermittelte kaiſerliche Dekret vom 18. Ju lautet: „Seit einem Monat werden mit Au nahme des Deutſchen, der durch Rebellen ermordet worden iſt, deren Auffindung und Beſtrafung wir mit Strenge verfolgen, alle fremden Geſandten vom Hofe mit Sorgfalt beſchützt. Sie ſind glücklicherweiſe geſund und wohl. 5 Paris, 21. Juli. Der Sektionschef der deutſchen Ausſtellung Graf Poſadowsky wurde Dämon Gold. ö Novell n R. Sturm. . (Nachdruck verboten.) As dann Randow ein großer Unternehmer i ehrfacher Millionär geworden war, paßte der weitere Verkehr mit dieſem Bankhauſe has ſehr gut in ſeine Pläne, weil er bei ſeinen ohen Geſchäften und bedeutenden Geldmitteln dieſes Mlkbaus ganz in ſeinem Sinne und Intereſſe Anuen konnte. So betheiligte ſich Randow ich oft an Gründungen von Aktien⸗Unternehmungen hen und ferner gelegenen Städtchen, ja er oft der einzige wirkliche Urheber dieſer Grün⸗ es und das Bankhaus Schmorl und Comp. ur das Deckſchild für den Gründer Randow. es bei den meiſlen dieſer Gründungen ſich handelte, ein oder mehrere Privatunter⸗ ſehmungen zu kaufen und ſie dann mit Nutzen in Akkien⸗Geſellſchaft umzuwandeln, ſo konnte M ſeſchen Geſchäften ein Großkapitaliſt wie Ran⸗ goße Gewinne erzielen, zumal wenn er die iien⸗Geſellſchaften umzuwandelnden Unterneh⸗ Mer bocher ſelbſt kaufte und dann dem Grün⸗ ertium zu höheren Preiſen anbot. Ein Mf kann an ſich Niemand daraus gemacht en, wenn er auf dieſe Weiſe Aktiengeſell⸗ e gründet oder ſich daran betheiligt, es iſt ſogar oft ein wirthſchaftlicher Segen, daß ſolche Großbetriebe geſchafft werden, und dann Riſikos übernehmen und Aufgaben löſen, die der ein⸗ zelne Unternehmer nicht tragen und vollbringen ö Aktien ſeiner flotten Neugründungen hatten ſie ſeit kann. Es war daher auch Carl Randow wegen dieſer Geſchäfte nicht zu tadeln. Aber in der unerſättlichen Gewinnſucht übertrieb Randow dieſes Thun, er litt foͤrmlich am Gründungsfieber und verzettelte dadurch nicht nur ſeine großen Capitalien, ſondern er erſchwerte durch die raſch aufeinander folgenden Gründungen auch das Gedeihen der be⸗ treffenden Aktien⸗Geſellſchaften. i Bei dem Heirathsplane ſeines Sohnes mit Eliſabeth Gronau hatte Randow auch ein Grün⸗ dungsprojekt ſchon ſtill im Auge, er wollte näm⸗ lich die bedeutenden Unternehmungen des Commer⸗ zienrathes Gronau gründen, wenn er mit dieſem durch die Verheirathung ihrer Kinder erſt recht intim geworden war. Zuletzt ſollte dann als Krönung der Randow'ſchen Gründungen die Umwandlung ſeiner eigenen Bergwerke in Aktien⸗Geſellſchaften an die Reihe kommen. Natürlich galt Carl Randow bei aller Welt damals noch als ein großer, reicher Mann, er hielt ſich auch ſelbſt dafür und war es ja auch allen äußeren Beweiſen und Beſitztiteln nach. Nur zwei Menſchen gab es, die dieſe Meinung nicht theilten, das waren die beiden Inhaber der Bank⸗ firma Schmorl und Comp., Ottomar und Richard Schmorl. Dieſe beiden abgefeimten Gauner hatt nicht umſonſt ſeit vielen Jahren in Randow Geldgeſchäften die Hände im Spiele gehabt, und ſeinem ewigen Drängen nach dem Verkaufe der fünf Jahren, da ſich zu wenig Kaufliebhaber für die Aktien fanden, dadurch entſprochen, daß ſie in ihrem Geſchäfte faſt hundert fingirte Conten von Kunden anlegten, die alle Aktien gekauft haben ſollten, aber es in Wirklichkeit nicht gethan hatten. Das dreiſte Betrugsmanöver verſteckten die Gauner dadurch, daß ſie angaben, die Kunden hätten nur ein Drittel oder Viertel auf die Aktien angezahlt, und dieſe Aktien ſelbſt im Depot bei Schmorl und Comp. gelaſſen. Das Geld zu dieſen Anzahlungen entnahmen ſie aber zeitweiſe dem bedeutenden Gu haben, das Randow bei ihnen hatte, und wenn dies nicht immer paßte, ſo vergriffen ſie ſich a deſſen Werthpapieren zu zeitweiligen Lombard⸗ 855 oder halfen ſich durch Wechſelreiterei im großen Stile. So hatte ſich langſam wie ein ſchleichendes Gift ein Verhänguiß für Carl Randow, ihm ganz unbekannt, gemacht und während goldene Schätze ſeine Geldſchränke und roſige Hoffnungen ſein Herz füllten, wandelte er auf vulkaniſchem B jeden Tag einſtürzen konnte. * 8 * Der liebliche, ſonnenhelle Pfingſtſonntag ver⸗