Halt Heide ler Ny — Pte E gütung! —— Preis viertelj frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. * — — ——.——.—.— Lese heutſchlands Machtentfaltung in China. Sk. Das tragiſche Ende, welches unſer andter in Peking gefunden, hat eine Sach⸗ age geſchaffen, die außerhalb den bisherigen Eiwägungen ſteht. Selbſtredend wird für Möglichſt raſche und ausgiebige Genugthuung Nieſes der nationalen Würde und den nationalen Inlereſſen Deutſchlands zugefügten ſchweren Unrechts geſorgt werden — dafür leiſtet die Stellungnahme Kaiſer Wilhelms hinreichende Bürgſchaft — aber es hieße ſich einer großen Aurzſichtigkeit ſchuldig machen, wollte ſich die Iffentſche Meinung in Deutſchland dabei be⸗ kühigen, daß an den Mördern des Frhrn. von Helleler ein Exempel ſtatuirt wird, ohne Hewährleiſtung dafür, daß ähnliche flagrante Kaiſn 9s kerrechts brüche nicht bei nächſter Gelegenheit ballen wiederholen. 1 Von allen in Oſtaſien engagirten Mächten 800 Elle indch coffen be 5 & 11 ploblen, e Betten. . 5.— . 8.— de unt f 015 EK * hat Deutſchland ſich bis jetzt am meiſten zu⸗ kückgehalten und zwar aus triftigen Gründen. Es widerſtrebt unſerem weſentlich friedliebenden Weſen, Expanſionspolitik mit den Waffen in der Hand zu treiben. Unſere Poſition in China insbeſondere beruht nicht auf dem Titel gewaltſamer Eroberung, ſondern völkerrechtliche Vertrages. Wir ſtehen in HMiautſchou und Efintau nicht als räuberiſche Eindringlinge, ſondern als legitime Beſitzer einer mit der Hineſiſchen Kegierung in völlig freiem Einver⸗ ſtändniß vereinbarten Conceſſion und auch ſonſt hal Deuiſchland ſich China gegenüber ſtets als freund ſchaftlich, lopal und hilfsbereit erwieſen, dem auch nach der Niederlage Chinas im Miege gegen Japan die deutſche Politik es i, welche im Verein mit jener Rußlands und Frankreichs die übermäßigen Anſprüche ß Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. ährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ . Redaktion, Druck und Verlag von Karl M olitor, Hofbuchdruckerei. Mittwoch den 11. Juli ————— 1900. des Siegers auf ein annehmbares Maß herab⸗ ſtimmen half. Der leitende Geſichtspunkt der deutſchen Politik im Allgemeinen, wohlerwor⸗ benen Rechten Anderer nicht nahe zu treten, dafür aber auch die wohlerworbenen Rechte des eigenen Volkes gegen Jedermann zu wahren, iſt auch in Ching niemals verlaſſen worden. Wenn jetzt die Ereigniſſe uns in den Stand der legitimen Not- und Abwehr verſetzen, ſo iſt das nicht die Schuld der deutſchen Politik, und mit deſto ruhigerem Gewiſſen dürfen wir alle diejenigen Maßregeln treffen, welche nach reiflicher Ueberlegung für nothwendig erachtet werden, Deutſchlands idealen und materiellen Intereſſen im fernen Oſten ausgiebigſten Schutz angedeihen zu laſſen. Dazu reicht eine, wenn auch noch ſo im⸗ poſante, maritime Machtentfaltung allein nicht aus; es muß eine entſprechende militäriſche Streitkraft hinzukommen. Die Aufſtellung einer aus Freiwilligen der Armee beſtehenden ge⸗ miſchten Brigade, welche als Expeditionskorps nach Oſtaſien entſandt werden ſoll, ſpiegelt deutlich die ernſte Auffaſſung wieder, welche an maßgebender Stelle bezüglich des weiteren Ent⸗ wicklungsganges der chineſiſchen Angelegenheiten herrſcht. Dieſe Maßregel mag in jenen Kreiſen eine aufgeregte und abfällige Kritik hervorrufen, deren ganze politiſche Weisheit darauf hinaus⸗ läuft, daß das Waſſer keine Balken und Deutſch⸗ land jenſeits des Waſſers nichts zu ſuchen hat. Wer aber mit dem Uaiſer der Meinung iſt, daß Deutſchlands Zukunft auf dem Waſſer und jenſeits desſelben liegt, der kann ſich nur damit einverſtanden erklären, das im gegebenen Augenblick auch die benöthigten Kräfte zur Sicherung unſerer kransozeaniſchen Machtſtell⸗ ung eingeſetzt werden. Deutſchlands im Werden begriffene Machtentfaltung auf chineſiſchem Boden iſt ein Gebot politiſcher Zweckmäßigkeit. Sie vollzieht ſich nicht ins Blaue hinein, ſon⸗ dern ſchritthaltend mit den Thatſachen, welche ſie bedingen. Es kommt hinzu, daß Deutſchland auf dem oſtaſtatiſchen Plane nicht allein daſteht. Die anderen Mächte blicken mit geſpannter Aufmerkſamkeit auf den Weg, den Deutſchland behufs Sicherung des blutigen Mordes an ſeinem Geſandten zu beſchreiten ſich anſchickt, und für die Geſtaltung unſerer oſtaſtatiſchen Sukunft wird nicht wenig davon abhängen, wie Deutſchland die ihm ſo unverſehens be⸗ ſchiedene Prüfung beſtehen wird. Wenn man alle hier angeführten Geſichtspunkte in Erwägung zieht, ſo wird man den von der Regierung er⸗ griffenen und noch zu ergreifenden Maßnahmen die Anerkennung nicht verſagen dürfen, daß ſie nur das Mindeſtmaß deſſen ins Auge faſſen, was geſchehen muß, auf daß Deutſchland in dem Kreiſe der an den oſtaſiatiſchen Geſchehniſſen betheiligten Mächte ſeinen Platz mit Ehren und Erfolg be⸗ haupte und ſein gutes Recht wahre. Politiſches. [ Kiel, 9. Juli. Der Kaiſer hielt an die Maanſchaften der heute nach China abgehenden Panzer⸗Diviſion geſtern eine Anſprache, in der er ſie daran erinnerte, daß ſie mit hinterliſtigen und mit modernen Waffen ausgerüſteten Gegner kämpfen müßten, und ſie ermahnte, Weiber und Kinder zu ſchonen. Er, der Kaiſer, werde nicht ruhen, bis China niedergeworfen ſei und alle Blutthaten gerächt ſeien. Schließlich forderte der Kaiſer von den Mannſchaften, daß ſie mit den Soldaten der verſchiedenen Nationen gute Kamerad⸗ ſchaft halten. — London, 9 Juli. „Expreß“ meldet aus Tſchifu vom Samstag, daß die Ruſſen am 1. u. 2. Juli 8000 Mann Truppen aus Wladi⸗ Novelle von R. Sturm. (Nachdruck verboten.) Die glanzvolle Schönheit eines herrlichen Mai⸗ ages leuchtete auf der Erde und warf ihren gol⸗ denen Schimmer auch in die Stadt, die maleriſch i Thale und an einem hohen Bergrücken lag. Auf der Landstraße über den Berg kommend lenkte ein stattlicher junger Mann ſeine elaſtiſchen Schritte ber Stadt zu. Seine beſtaubten Kleider und Schuhe, eine Taſche an der Seite und der kräftige Stock deigten, daß ſich der junge Mann auf einer Fuß⸗ geſſe befand, und es war die Reiſe in die Heimath, aus der nur vier Meilen entfernten Univerſitäts⸗ ak. Sein Herz ſchlug in ſtolzer Hoffnung und Neude. In einigen Monaten hoffte er ſein Examen eis Arzt vollendet zu haben, dann wollte er keinen Augenblick länger zögern, muthig um die Hand des cinen Mädchens zu werben, die ſchon ſeit Jahren ſein Herz gefangen hielt. Wenn Eliſabeth Gronau, als einzige Tochter des reichſten Fabrikbeſitzers in her Heimathsſtabt auch für viele Freier ein un⸗ kkheichbares Ziel war, ſo glaubte der angehende Auzt Hellmuth Jenſen doch an einen Erfolg ſeiner Werbung, denn ſeit den letzten Oſtertagen wußte er hau, daß Eliſabeth ſeine heiße Liebe erwiderte. Neellich galt der Commerzienrat Ludwig Gronau ils ſehr geldſtolz und herriſch, aber dieſe Eigen⸗ haften des Vaters der Geliebten ſeines Herzens bereiteten Hellmuth Jenſen keine Sorgen. Als junger Doctor der Mediein und Sohn des begüterten Apo⸗ thekers Jenſen, hoffte er ſeiner Werbung ſchon Ge⸗ hör bei dem Commerzienrath Gronau verſchaffen zu können. Beflügelten Schrittes wanderte Hellmuth daher der Vaterſtadt zu. Grüßend leuchtete ihm ja auch ſchon der ſilberhelle Fluß entgegen, bald ſah er das väterliche Haus mit dem terraſſenartig errichteten Garten und daneben die ſtattliche Gronau'ſche Villa, in der die Geliebte wohnte. Welch ein Glücksgefühl der reinen, großen Jugendhoffnung und Freude durchfluthete Hellmuths Herz! Ihm war, als müßten die nächſten Tage Herzenswunſches bringen. Uebermorgen wurde ja das liebliche Pfingſtfeſt gefeiert, ein Feſt ſo recht für die Verkündigung neuer Herzensverbindungen geſchaffen. In einer Viertelſtunde war Hellmuth im Elteruhauſe, von Vater, Mutter und einem jüng⸗ eren Bruder, der Apothekergehilfe war, herzlich willkommen geheißen und nach ſeinem Zimmer ge⸗ leitet. Lange hielt es natürlich Hellmuth dort nicht aus. Als er ſeine ſtaubigen Reiſekleider mit an⸗ dern vertauſcht und einen kleinen Imbiß zu ſich genommen hatte, begab er ſich in den Garten auf die Terraſſe, von welcher aus er in der Gronau'ſchen Villa wie auch in dem anſtoßenden Parke geſehen werden konnte. Wenn auch verſtohlen und ohne ſchon die Erfüllung ſeines auffällige Geberden, ſo ſpähte er doch eifrig und ausdauernd nach der geliebten Fliſabeth aus, aber Minute auf Minute verſtrich, ohne daß er ihre Geſtalt irgendwo im Parke oder an einem Fenſter der Villa entdecken konnte. Etwas verdrießlich über dieſe Enttäuſchung ging er einige Zeit in dem Garten umher, um die ſchönen Frühlingsblumen zu bewundern, und einige der ſchönſten zu einem Strauß für die Geliebte auszuwählen. Dann kehrte er nach ſeinem alten Platze zurück und ſpähte wieder nach der Villa und in den Park hinüber. Da endlich öffnete ſich eine nach einer hochgelegenen Veranda führende Thür der Gronau'ſchen Villa und die Erſehnte er⸗ ſchien vor den Blicken Hellmuths. Aber was war das? Mit bleichen Wangen und traurigen Augen ſtand die ſchlanke Geſtalt in weißem Kleide vor ihm. Was war mit Eli⸗ ſabeth, dem lebensfrohen Mädchen geſchehen? War ſie ſelbſt krank, oder im Hauſe ein Unglück paſſirt? Hellmuth winkte ihr, um aus ihrem Munden die Urſache der Traurigkeit zu erfahren, aber ſie ſchüttelte ablehnend das ſchöne Haupt und verſchwand mit einem ſchmerzlichen Abſchiedsblicke wieder in der Villa. Hellmuth ſtand vor Schreck einige Minute wie verſteinert da, und ſank dann ſeufzend auf eine nahe Bank, über die Art des Verhängniſſes nachgrübelnd, das ſeine ſchönſte Hoffnung zu zer⸗