— Berlin, 18. Juni. Im Mauſoleum der Friedenskirche zu Potsdam, der letzten Ruheſtätte Kaiſer Friedrichs, wurden an dem ſchmerzlichen Gedenktage ves 15. Juni, koſtbare Kranzſpenden im Auftrage der verſchiedenſten Geber niedergelegt, in erſter Linie des Kaiſerpaares, der Kaiſerin Friedrich, des Großherzogs und der Großherzogin von Baden, des Prinzen und der Prinzeſſin Heinrich von Preußen u. ſ. w. — Der am Dienſtag in Oldenburg erfolgenden Beiſetzung der Leiche des Großherzogs Peter wird auch der Kaiſer beiwohnen. — Das neue Flottengeſetz iſt vom Kaiſer in Homburg vollzogen worden. — In Lübeck hat am Sonnabend die feierliche Eröffnung des Elbe⸗ „Trave“ ⸗Canals durch den Kaiſer in Gegenwart einer glänzenden Feſtverſammlung ſtattgefunden. Der neue Canal verbindet die Elbe mit der Oſtſee und wird demnach zweifellos dazu beitragen, namentlich den Laſten⸗ verkehr zwiſchen einem großen Theile des Binnen⸗ landes mit den deutſchen Häfen wie außerdeutſchen Gebieten an der Oſtſee zu erleichtern und zu heben. Der Elbe⸗„Trave“⸗Canal iſt von Preußen und Lübeck gemeinſchaftlich gebaut worden, zu welchem Werke erſteres 7 Millionen Mark, letzteres aber faſt noch einmal ſo viel, nämlich rund 16 Millionen Mark beiſteuerte, werden doch auch die Vortheile des neuen Waſſerweges vor allem zunächſt der alten Hanſeſtadt zu Gute kommen. Der Canal weiſt eine Länge von 67 von 32— 39 Meter am Waſſerſpiegel und von 22 Meter an der Sohle, ſowie eine durchſchnittliche Tiefe von 2 Meter auf. — Ein japaneſiſches Torpedoboot aus Taku bringt folgende Nachricht: Die Chineſen legten im Takufluſſe Torpedos und zogen eine Truppe von Shan⸗Ileik⸗Wan zuſammen. Die auf dem ruſſiſchen Admiralsſchiff verſammelten fremden Befehlshaber richteten an die Kommandanten der Takuforts ein Ultimatum, ihre Truppeu bis 2 Uhr am Nachmittag des 17. ds. zurückzuziehen, worauf die Forts am 17. 1 Uhr Nachts das Feuer eröffneten, das von den deutſchen, ruſſiſchen, eugliſchen, franzöſiſchen und japaniſchen Schiffen erwidert wurde und 7 Stunden dauerte. Verſchiedenes — Der badiſche Soldat im Kriege Kilometer auf, bei einer durchſchnittlichen Breite des „badischen Soldaten. — die noch durch Einfügen hier am 1. Oktober ſtattfindenden landwirtſchaft⸗ 1870 71, ein Vortrag von Profeſſor R. Rohr⸗ hurſt⸗ Heidelberg, ſo betitelt ſich das hoch interreſ⸗ ſante Büchlein, welches, mit dem Bilde des . burger Siegesdenkmals geſchmückt, ſoeben im Ver⸗ lage von Ferd. Thiergarten, Karlsruhe (Preis franko 30 Pfg., Militärvereine und Militärvereinsmit⸗ glieder erhalten 12 Ex. gegen Einſendung von Mk. 1.80 franko zugeſandt), erſchienen iſt und ſicherlich bald ſich landauf und landab und nicht nur unter den alten Soldaten, zahlreiche Fteunde erwerben dürfte. Denn was der Verfaſſer dieſer Schrift, der bekanntlich Mitglied der zweiten Badiſchen Kammer iſt, zu rühmen und zu erzählen weiß von der Tapfer⸗ keit und der Hingebung der badiſchen Truppen im großen Kriege, von ihrer unerſchütterlicher Zu⸗ verſicht und Standhaftigkeit, von all' den Beiſpielen perſönlichen Muthes, das iſt in ſo begeiſterungs⸗ boller Sprache, in ſolchem mit ſich fortreißendem Schwung dargeſtellt, daß es die Erinnerung an die Kriegsjahre in der ganzen ſtolzen Fülle ihrer Ge⸗ ſchehniſſe gleichſam wieder vor unſern Augen leben⸗ dig erſtehen läßt. Wer das Büchlein einmal zu leſen begonnen hat, den läßt es nicht eher los, als er es bis zu Ende durchgegangen und ſein Herz an der prächtigen Schilderung erfreut und erhoben hat. Ein weiterer Vorzug der Schrift iſt ſodann neben der Betonung des Kriegslebens und der Hel⸗ denthaten des einfachen Soldaten die draſtiſche Dar⸗ ſtellung ſo mancher humorvoller Szenen, an welchen die Tage in Feindesland ſo reich waren und an denen ſich auch die Lebensluſt unſerer wackeren Krieger neu erquickte. So wird die Schilderung markanter Stellen aus Feldbriefen ein weiteres intereſſantes Gepräge erhalten hat — willkommen geheißen werden, wo nur immer der Stolz auf die alten Badiſchen Kriegsthaten, der Stolz auf die Thaten der Väter und Brüder die Seele bewegt. Und das dürfte wohl in jedem gutbadiſchen Hauſe der Fall ſein. Der außerordentlich billige Preis des Büchleins wird zu ſeiner Maſſenverbreitung noch beſonders beitragen. — Sinsheim, 17. Juni. Gelegentlich der lichen Gauausſtellung ſoll ein Preishufbeſchlagen für in Baden anſäſſige Hufſchmiede abgehalten werden. Es werden 10 Preiſe von 100 bis 25 M. aus⸗ geſetzt. — Karlsruhe, 18. Juni. Die Anwalt⸗ ſchaft des allgemeinen Verbandes der deutſchen land⸗ wirtſchaftlichen Genoſſenſchaften in Offenbach a. M. hat in Ausführung eines Beſchluſſes des Ny All⸗ gemeinen Vereinstages der deutſchen laudwirtſcht, lichen Genoſſenſchaften zu Breslau bom 14. Seht 1899 in einer gleichlautenden Eingabe hel 105 badiſchen Miniſterien des Innern, der Juſtiz, dez Kultus und Unterrichts beantragt, die Anlagen bon Kirchen⸗, Schul-, Gemeinde⸗, Stiftungs⸗ und gleichen Geldern bei denjenigen Spar⸗ ad lehuskaſſen, welche ſeit längerer Zeit beſtehen, geordneten Koutrole eines Reviſtonsverbandes u liegen und einer Centralkaſſe angeſchloſſen ind, zuläſſig zu erklären. Dieſem Antrage haben, wie die „Südd. Reichskorreſp.“ erfährt, die Minſſterſen nicht ſtattgegeben. Dagegen ſollen die den beige Miniſterien unterſtehenden Aufſichts behörden weltliche und kirchliche Stiftungen ermächtigt were den Verwaltungsbehörden örtlicher Stiftungen auf Antrag für die Dauer von jeweils drei Jahren geſtatten, kleinere verfügbare Kaſſenbeſtände vorlheg⸗ gehend bei ſolchen Kaſſen inſolange anzulegen, g ſich dieſe Gelder zu einer Summe angesammelt haben, welche in anderer vorſchriftsmäßiger Wel angelegt werden kann. Dieſe Geſtattung darf ſehog nicht allgemein für alle ſolche Kaſſen, ſondern jewel nur für die im Autrag zu bezeichnenden einzelne Kaſſen nach ſorgfältiger Prüfung ihrer Verhaltuſſhe gewährt werden. — Lichtenthal b. Baden, 18, Jun Heute, ein Jahr nach der Grundſteinlegung dez hübſchen, geſchmackvollen Baues fand hier, dog herrlichſtem Wetter begünſtigt, die feierliche Ei, weihung des neuen Heims für die baziſchg Lehrerinnen ſtatt Der kleinen Feier, welche Speiſeſaale abgehalten wurde, verlieh die Anweſen heit JJ. KK. HH. des Großherzogs und der Frg Großherzogin ſowie der Frau Prinzeſſin Wilhelm der hohen Protektorin der Anſtalt, eine beſonder Weihe. In warmen Wocten gedachte die Feſt rednerin der großen Opferwilligkeit der verſchi denſten Kreiſe, die es ermöglicht hatte, den Neubg in ſo kurzer Zeit aufzuführen und nach Jahresfriß zu vollenden. Möge das Haus in Wahrheit ei Stätte der Erholung und ein freundliches Hei für alle Beſucher werden, die hier auf kurze ode längere Zeit einzukehren gedenken! — Straßburg i. E, dem heutigen Rennen des Straßburger Neſte Vereins ſtürzte Leutnant Zingler (II. Maß regiment) ſo unglücklich, daß er auf dem Transpg in die Stadt verſtarb. 2 1 1 1 1 1 e nahe ui 7 1 3 1 N. 0 5 onna 1 Ats. 0 ict e 1 f. ni 190 Emifnunt: tna . Le zantlag, der A * e n Sri Rot 1 unſ mrs f gaben in Ait mike erklärte, die Caution zu ſtellen. an waren Roderich und ich —“ „Ich verſtehe,“ ſagte Agnes weich, als ſie zögernd inne hielt. „Und wir verheiratheten uns bald,“ fuhr Alice Von jener Zeit fort, haſtig ihre Thränen abwiſchend; „wir liebten einander ſo innig und waren ſo ſehr glücklich, trotzdem wir vielen Kummer und vieles Herzleid hatten. Aber jener gütige Freund ſtand uns ſtets treu zur Seite und verwandelte gar oft unſer Leid in Freude. O, wie ſehr wünſchte ich, dieſes Ihnen näher ſchildern zu können!“ Alice ſaß mit gefalteten Händen und blickte eine kleine Weile ſinnend vor ſich hin. „Endlich,“ fuhr ſie fort, „fing meine Geſund⸗ heit an, wankend zu werden, und meinem Gatten wollte das Herz brechen, als die Aerzte ihm ſagten, um mein Leben zu retten, müſſe ich unbedingt nach Englaud zurückkehren. Roderich hatte mir, ehe er um meine Hand anhielt, die ganze und ich ſah natürlich ein, daß wir nicht gehen konnten, da wir beide keinen einzigen Freund in England beſaßen. Aber auch hier wieder erſchien Erich als unſer rettender Engel und brachte mich, in Geſellſchaft Fräulein Henderſons, einer alten Freundin meiner Mutter, die ich einſt in dem frem⸗ den Lande in den dürftigſten Verhältniſſen lebend entdeckt hatte, nach ſeinem eigenen prächtigen Heim. Dies geſchah vor zwei Jahren, und ich bin ſeit dieſer Zeit viel wohler und kräftiger geworden, und jetzt, da Roderich wieder bei mir iſt, werde ich bald ganz geſund werden. Fräulein Henderſon und ich führten ein angenehmes, friedliches Leben in Eden⸗ hall; Erich ließ uns nie, weder durch ein Wort noch durch einen Blick merken, daß wir nicht die gleichen Rechte dort hatten wie er. Und was that er nicht in dieſen zwei Jahren für Roderich! Un⸗ ermüdlich war er thätig, Beweiſe für ſeine Uunſchuld aufzuſpüren, damit er in ſein Vaterland zurückkehren könne.“ „Roderich Fleming hatte Desmond ſeine Ge⸗ ſchichte ohne Rückhalt erzählt,“ fuhr Alice fort, „aber dieſe Eröffnung beſtimmte ihn durchaus nicht, ſein Auerbieten zurückzunehmen, wie wir erwartet hatten. Im Gegentheil, ſein ganzes Beſtreben ging nun dahin, den wahren Mörder ausfindig zu machen, wenn dies in eines Menſchen Macht liege. „Wie es ihm gelang, wiſſen Sie bereits; auch hier wieder ſpielte ſeine Herzeusgüte eine Rolle, denn ohne ſein Mitleid und ſeine Hilfe hätte Mar⸗ garet Territ jene koſtbaren Papiere verbrannt. O, wie iſt mein Herz ſo voll Dankbarkeit, wenn ich von ihm rede, und wie kann ich ihm vergelten, was er für uns gethan? Mir bleibt nur das eine: Ge ee den Himmel zu bitten, daß er ihn ſegne.“ jenem Mord und ſeinen Folgen wortgetreu erzählt, Agnes hatte den Kopf in beide Hände geſtützt, und erſt als Greta leiſe an die Thür klopfte, um an die ſpäte Stunde zu erinnern, erhob ſie ihr Antlitz wieder, das reichliche Thränenſpuren zeigte. Und nun machte Alice ſich Vorwürfe, daß, ſie ſo viel Trauriges erzählt habe. 5 Am zweitnächſten Tage trafen die ängſtlich erwarteten Briefe aus Edeuhall ein, der eine e Fräulein Henderſon, der andere von Rode⸗ rich. Erſtere hatte ſich ſehr kurz gefaßt, ihr Schrei— ben war von Anfang bis zu Ende ein künſtliches Machwerk, um nur Alice nicht aufzuregen. Ro⸗ derich aber ſchrieb ausführlicher. Er ſprach von der Heftigkeit des Fiebers, dem ſchweren Delirium, den ſchrecklichen Qualen, die der Kranke erduldete, weil er weder bei Tag noch bei Nacht eine Minute Ruhe finden konnte; ſodann berichtete er von dem entmuthigenden Ausſpruch der Aerzte und beda erte, daß er ſelbſt am Krankenbett ſo wenig nüz könne. 5 Alice las auch dieſen Brief laut vor, wie d erſten; aber plötzlich brach ſie kurz ab, als ſie an das Ende kam. „Ich — ich will lieber das Lek nicht leſen,“ ſagte ſie in ihrer nervöſen Weiſe; „ könnte Ihnen wehe thun, Agnes.“ Agnes blickte ſie in ſtummer Ueberraſchung al, „Mir wehe thun,“ wiederholte ſie traurig. „Könnte mir etwas ſchmerzlicher ſein, als jene Worke, Sie eben laſen? Bitte, fahren Sie weiter, f Alice.“ Alice erfüllte ihren Wunſch und Agnes wortete ihr mit einem weichen „Ich danke,“ ſie geendigt hatte, während die junge Frau, eine ſolche Natur nicht verſtehen konnte, ſt Stillen darüber wunderte. Denn die Worke, ſie geleſen, hatten gelautet: „In ſeinem Delirfun nennt er hauptſächlich nur einen Namen — — nes. Ob es wohl meine Couſine iſt, nach der Verlangen trägt? Sprich zu ihr lieber nichts dah ich möchte auch nicht gern erfahren, daß ſie in ſo ſchweres Leid angethan, wie ſein Ton mir ber; räth, wenn er nach ihr ruft oder zu ihr ſpricht Dies macht das ſchmerzliche Wachen an dem Kranken lager nur noch bitterer, als es ſein müßte; aud Alise, ich fühle jetzt wieder von neuem, zee möglich 3 iſt, einem kranken Gemüth beſzu kommen? Was Agnes berifft, ſo handle, wie Du es für am beſten hältſt. Ich überlaſſe es Dir gänzlich.“ 5 Wenige Minuten ſpäter betrat Agnes alle das Bibliothek⸗Zimmer, woſelbſt ihr Coufin Fell wartete, um die neueſten Nachrichten bon dena zu vernehmen. Fortſetzung folgt. fan it 8 . 8.4 rghs obe Lamsta 9 a A un d. 6 ubaber UK