berzinſt ſolt s rath. fabi Anzeigen: frei ins Haus. f und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Erſcheint ſeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäftss⸗ Redaktion und Verlag von Karl Molitor, Hofbuchdruckerei. 7 Famſtag, den 2. Inni 1900. 2 Pfingſten. Die hohe religiöſe und ſittliche Bedeutung 7 Maus 5 etell des erhabenen Ofingſtfeſtes mit ſeiner heiligen . Begeiſterung für die chriſtliche Heilsbotſchaft 1-008, kann in der Preſſe und im öffentlichen Ceben Hoſſocdün iemals ihre volle und ganze Würdigung finden, addünie, diefe erhabene Aufgabe zu erfüllen, muß der zerlin 0. Miche und ihren Dienern in erſter Linie über⸗ i laſſen bleiben. Aber von allen großen chriſt⸗ Uchen lichen Feſten und zumal auch von dem lieben Pfingſten, das wir zur Blüthezeit des Lenzes utter. und im bräutlichen Schmucke der Erde begehen, Broſchürmn dringt doch auch immer ein mächtiger Einfluß zuckt umi] und ein herrlicher Glanz in das weltliche Ceben Stenz und ſchafft dort neue Antriebe zu fröhlichem i 1 Ehun und ernſtem Schaffen. Aber als von 5 pbornberein verfehlt und verkehrt müſſen wir Lau 0 dennoch alle Verſuche bezeichnen, die darauf ausgehen, etwa das Pfingſtfeſt und die Pfingſtfreude in irgend welche Beziehungen zu nburgs un g unſerem politiſchen und wirthſchaftlichen Ceben 5 zu bingen, denn es iſt ja das Weſen] jedes 1 Hohen großen Feſtes, daß es uns über den 1 Alliag des Lebens, über Mühe und Arbeit, it beſtens an kampf und Noth, Verluſt und Enttäuſchung ingen. und nicht in letzter Cinie auch über Aerger und voll Zorn erheben und einen ſchönen Kuhepunkt, bauer eine zur Verſöhnung und Erholung führende Arbeſtspauſe bereiten ſoll. Und in ſolchen Dogen des lieblichſten aller Feſte, wie da⸗ Hfugſtfeſt gerühmt wird, da ſammelt und ver⸗ ? i ſich auch am meiſten und leichteſten das 8 a Menſchenherz, und die Erdenſöhne fühlen ſich erſter Linie als Menſchen, als Uinder einer Mutler, als Söhne eines Vaters. So manche liche Wand der Trennung ſchwindet da ischen den Angehörigen der verſchiedenen cen ker Berufs⸗ und Erwerbsklaſſen, und man lernt erkennen, daß die menſchliche Kultur und aller menſchliche Fortſchritt trotz aller Kämpfe und Gegenſätze doch ein Einheitswert iſt oder doch dieſem mit gemeinſamer Arbeit zuſtrebt. Und dann lenkt das hohe Pfingſtfeſt mit ſeiner Freude und Luſt den Blick auch auf diejenigen Güter, die von jeher berufen waren, die Menſchheit zu erheben und zu veredeln. Die Schönheit und der Glanz der Gottesnatur und das hohe Hoffen und die heilige Begeiſterung des Gemüthes für das Erhabene und Göttliche ſind die herrlichen Gaben des Pfingſtfeſtes, und dieſe mögen auch als Segen für Geiſt und Herz noch weiter wirken, wenn die Feſttage dahin geſchwunden ſind, denn unſerer haſtenden Seit mit ihrem Uebereifer der Schaffung materieller Güter und leichter Sinnengenüſſe thut ein Moment der Sammlung und Erhebung nach der idealen Seite des Lebens wahrhaftig noth, damit wir nicht nur bei dem Aublicke der herrlichen Gottesnatur im Lenzesſchmucke, ſondern auch von den Thaten und Werken der Menſchen mit dem Dichter ſagen können: „Die Welt wird ſchöner mit jedem Tag. Mann weiß nicht, was noch werden mag!“ Politiſches. Potsdam, 30. Mai. (Eine militäriſche Feier.) Bei glänzendem Wetter fand die Feier des Heereseintritts des Krenprinzen beim 1. Garde⸗ regiment zu Fuß im Beiſein des Kaiſerpaares, der meiſten Prinzen des königlichen Hauſes, des Staatsſekretärs Grafen Bülow und der öſter⸗ reichiſch-ungariſchen und ruſſiſchen Botſchafter ſtatt. Der Kronprinz meldete ſich Mittags im Stadt⸗ ſchloß beim Kaiſer in Gegenwart ſeiner direkten Vorgeſetzten, an deren Spitze ſich der Komman⸗ dierende des Gardekorps befand. Im Luſtgarten, wo das 1. Garderegiment zu Fuß in Vierecksform Aufſtellung genommen hatte, hielt der Kaiſer in Gegenwart der Prinzen, des Gefolges und der fremden Militärattachees eine Anſprache an den Kronprinzen und den Regimentskommandeur Frei⸗ herrn v. Plettenberg. Der Kronprinz trat ſodann bei der 2. Kompagnie ein. Freiherr v. Pletten⸗ berg erwiderte die kaiſerliche Anſprache mit einem Hurrah auf den Kaifer, in das die Truppen ein⸗ ſtimmten. Die Kaiſerin und die Prinzeſſinnen ſahen vom Schloßfenſter aus zu. Sodann nahm der Kaiſer die Parade über das Regiment ab, wobei der Kronprinz den 1. Zug der 2. Kompagnie 2 5 Daraufhin folgte ein Frühſtück im Stadt⸗ oß. Potsdam, 30. Mai. Bei der heutigen Feier im Luſtgarten hielt der Kaiſer folgende Anſprache: a Nachdem Se. kaiſerl. und königl. Hoheit der Kronprinz den Bildungs- und Entwickelungsgang, der für die preußiſche Armee und ihre Offiziere vorgeſchrieben iſt, durchgemacht und vollendet hat durch Beſtehen des Examens, das ſeine Vorge ſetzten mit meiner königlichen Belobigung zu be lohnen gebeten haben, ſtelle ich Dich nunmehr als aktiven, dienſtthuenden Offizier in die Reihen meines Regimentes ein. Soweit überhaupt ein junger Offizier für ſeinen Beruf vorbereitet werden kann, ſoweit iſt alles geleiſtet. Es wird nun an ihm ſein, in der geſchichtlichen altklaſſiſchen At⸗ moſphäre, die in den Reihen dieſes Regiments weht und ſeine Fahnen umſpielt, den Dienſt i allen ſeinen Phaſen kennen zu lernen. Es iſt ein Ehre für ihn, in dieſem ausgezeichneten Regiment nunmehr in das militäriſche Leben hineinzutreten. Ich hege das vollſte Vertrauen zu meinem Regi⸗ ment, daß wie es ſo manchen preuß. König und lagle Wille der Mlillionärin. 3 Der (Nachdruck verboten.) „Im Gegentheil,“ ſchaltete Desmond ein, und eige Stimme bebte in verhaltenem Schmerz, „jene Nopiere, die ſo unzweifelhaft Roderich Flemings Aiſchuld beweiſen, hat der Miniſter des Innern an Ich genommen, und es ſteht Ihnen und Jedermann, Pelcher für den Ausgang dieſer ſo lange ſchweben⸗ hons end. den Angelegenheit Intereſſe fühlt, frei, Einſicht davon 0 2708800 zu nehmen.“ 1 5 5 05sen Wieder trat eine Pauſe ein, während welcher 5 un Moritz Reynold und ſein Buchhalter mit ihren kerſchiedenartigen, unbehaglichen Gefühlen kämpften, Alter welchen der natürliche Wunſch vorherrſchend Ie, daß ſie in dieſem Augenblicke die Parkthore bon Edenhall hinter ſich hätten. „Dieſer Sache werde ich auf den Grund gehen,“ Illerte Reynold jetzt wüthend hervor: Dieſen elenden Mieng will ich ſehr bald aufgedeckt haben!“ „Alſo iſt, wie ich bereits erwähute, Roderich Flerzings Unſchuld geſetzlich wiederhergeſtellt,“ fuhr Desmond fort ohne dieſe Unterbrechung zu beachten. Was ſeine Freunde beteifft — wenn er deren bellt — ſo ſteht es dieſen frei, ihre eigene Anſicht längſt gehegten Plan zur Ausführung, wenn Sie es für zweckmäßig halten, Herr Reynold“. „Ich laſſe mich nicht leicht hintergehen,“ knirſchte dieſer zwiſchen den Zähnen, ſich der Thür nähernd; „dieſe Büberei muß ich enthüllen.“ Erichs Augen waren faſt mit dem früheren ergötzten Ausdruck auf die kleine, unruhige Geſtalt Wenzel geheftet, und Reynolds Dro zung verhallte anſcheinend ungehört. Als ſeine Beſucher ſich entfernt hatten, verließ auch Desmond ſeinen Platz am Kamin und ein Lächeln umſpielte flüchtig ſeine Lippen, als er ſich die höchſt komiſche Situation ausmalte, in der Moritz ſich befunden hätte, wäre ſeine Behauptung, daß die Polizei ihm auf dem Fuße folgte, wahr geweſen. Schweigend kehrten inzwiſchen der verdutzte Anwalt und ſein ſehr kleinlaut gewordener Buchhal⸗ ter nach Kimburg zurück. Sodann reiſte Wenzel nach London ab, um von jenem wichtigen Document Einſicht zu nehmen, und Herr Reynold durchblätterte zum zwanzigſten mal ſeine Bücher und las auf jeder Seite das eine Wort „Ruin.“ Mit aller Macht gegen ſeine zunehmende Müdig⸗ keit ankämpfend, trat Erich ruhig und gelaſſen, als ob er den ganzen Mittag über allein geweſen, der draußen vorfahrenden Equipage entgegen. Mit einer freundlichen Begrüßung war er den beiden Damen beim Ausſteigen behilflich und die jüngere „O, Erich,“ flüſterte ſie, „Du wirſt mit jedem Tage ſchwächer und ſchwächer. Ich ſehe, wie ſchrecklich Du leideſt. Es iſt alles nur, weil Du anfangs ſo hart gegen dieſe Krankheit ankämpfteſt, als Du fühlteſt, wie viel Du zu thun hatteſt, und dies geſchah eben ſo ſehr um meinetwillen wie —“ 5 Er legte ihr ſcherzend die Hand auf den Mund und ſchüttelte lächelnd das Haupt. Alice begab ſi langſam die Treppe hinauf und ſchüttete wie gewöhn lich ihren Kummer in das Herz der alten Dame au die ihrer wartete. Er iſt ſo gut, ſo gut,“ ſeufzte ſie, und ihr bleiches Antlitz verlor den freudigen Ausdruck, den die Erinnerung au jene koſtbaren, nun in ſicher Obhut befindlichen Papiere hervorgezaubert, „ſo für jedermanns Wohl bedacht, ſo voll hilfreicher, hochhe ziger Pläne. Und dabei iſt er von einer ſolch ſelt ⸗ ſamen Einſamkeit umgeben — einer Einſamkeit, in die kein menſchliches Weſen je eindringen zu koͤnnen ſcheint.“ 5 „Warte, Alice — warte und ſieh, mein Kind.“ „Aber, während ich warte,“ ſchluchzte Alice,, er ſo krank; und es kann dann leicht zu ſpät kommen — zu ſpät.“ 5 . 5 . Drei Wochen waren vergangen, ſeitdem Sir Philpp Somerſon ſeiner jungen Freundin Agnes Craven die Nachricht von Erich Desmonds Erkran⸗ iu haben. Ich gab Ihuen jetzt ſo viele Einzelheiten, ils ich es für nöthig fand. Bringen Sie nun Ihren derſelben blieb beſtändig an ſeiner Seite, bis ſie allein waren. kung überbracht hatte. Aber die Somerſons befan⸗