fortlebt, zuerſt als Kronprinz von Preußen, dann als Kronprinz des deutſchen Reiches. Als dieſes 1870—71 zuſammengeſchweißt war, ragte dieſe herrliche Geſtalt, die zuletzt ſo unſagbar gelitten hat, in der Geſchichte hervor, lebt ſie in den Herzen des Volkes als Kronprinz „par excellence“. Das Anſehen, das Dein Großvater der Stellung als deutſcher Kronprinz in der Welt und bei ſeinem Volke verſchafft hat, iſt für Dich eine Erb⸗ ſchaft, die Du ungeſchwächt zu erhalten und zu bewahren haſt. Mache es Dir klar, daß Du Deiner ganzen Manneskraft bedarfſt, um dieſer hohen Aufgabe gerecht zu werden. Das iſt der Gedanke, der mich bewegt, wenn ich Dich heute in perſönliche Beziehung zum Regiment „Kron⸗ prinz“ bringe.“ i i — Rom, 27. Mai. In der Baſilika St. Peter fand heute Vormittag in Gegenwart einer zahlreichen Menge die keierliche Seligſprechung von 77 Perſonen ſtatt, die in Tonkin (Cochinchina) den Märtyrertod erlitten haben. Nachmittags begab ſich der Papſt in feierlichem Zuge zur Baſilika St. Peter, um die neuen Seliggeſprochenen am Hauptaltar der glänzend beleuchteten Bafilika zu verehren. Der Ceremonie wohnten 30,000 mit Zutrittskarten verſehenen Perſonen bei. Der Papſt, welcher im beſten Wohlſein war, wurde lebhaft begrüßt. a — London, 28. Mai. „Daily Expreß“ meldet aus Dunarara in Engliſch⸗Guyana, daß ein Perſonendampfer mit 120 Perſonen an Bord bei Potaro geſunken iſt und 40 Perſonen umge⸗ kommen ſind. — Moskau, 28. Mai. Eine ſchreckliche Eiſenbahnkataſtrophe ereignete ſich an der Samara⸗ Slatonsk Bahn. In der letzten Nacht entg leiſte ein gemiſchter Zug, 22 Perſonen wurden getödtet, 8 wurden ſchwer, 10 leichter verletzt. Die Loko⸗ motive und 13 Wagen wurden zertrümmert. Die Entgleiſung erfolgte dadurch, daß Schwellen über die Schienen gelegt waren. Verſchiedenes — Ladenburg, 28. Mai. Nach Mittheilung der Direktion der Main⸗Neckar⸗Bahn gelangt am 1. Juni 1900 ein neues Verzeichnis der zuſam⸗ menſtellbaren Fahrſcheine des Vereins deutſcher Eiſenbahn⸗Verwaltungen zur Ausgabe. Dasſelbe iſt bei den Fahrkartenausgaben in Darmſtadt, Bensheim, Weinheim und Heidelberg verkäuflich, 23 auf den übrigen Stationen wird der Be die Fahrkarten⸗Ausgaben vermittelt. Nähere Aus⸗ kunft über Einteilung des Verzeichniſſes, Koſten⸗ preis pp. erteilen ſämmtliche Fahrkarten⸗Ausgaben. — Ladenburg, 28. Mai. Auf Grund der im Monat Mai d. J abgehaltenen Prüfung wurden u. A. die Incipienten Joſef Müller und Auguſt Vorgeitz von hier als Juſtizaktuare auf⸗ genommen. i — Handſchuhsheim, 28. Mai. Dem hieſigen Geſangverein „Freundſchaft“ war es ver⸗ gönnt, bei dem am 27, d. M. in Mosbach ſtatt⸗ gehabten Wettgeſangsfeſt des Neckarthalbundes in der Abtheilung Landvereine unter 25 Sängern den erſten Preis Ia und Ehrenpreis, beſtehend in ſilbernem Pokal (geſtiftet vom Männergeſangverein Mosbach) und goldener Medaille zu erringen. Dieſen überaus glänzenden Erfolg hat der Verein der Opferwilligkeit eines jeden einzelnen aktiven Mitgliedes und in erſter Linie ſeinem außerordent⸗ lich tüchtigen und ſtrebſamen Dirigenten, dem Herrn Lehrer Himmelsbach, zu verdanken. Die Freude, die am hieſigen Platze über den Erfolg des Geſangvereins „Freundſchaft“ und ſeines ſehr beliebten Dirigenten, herrſcht, iſt eine allgemeine und ungetheilte. Möge es Herrn Himmelsbach, welcher ja auch in Ladenburg als Dirigent thätig iſt, gelingen, ſich noch mehr ſolcher Lorbeeren zu erringen. — Edingen, 27. Mai. Herr Bürger⸗ meiſter Sponagel in Edingen begeht am 1. Juni d. J. die Feier ſeines 25jährigen Amts⸗ jubiläums als Bürgermeiſter hieſiger Gemeinde. Nachdem dem Jubilar bereits durch Allerhöchſte Gnade von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog unterm 18. Oktober 1899 die ſilberne Verdienſt⸗ medaille zu Theil wurde und aus dieſem Anlaß damals eine öffentliche Feſtfeier ſtattgefunden, be⸗ abſichtigt nunmehr der verehrte Jubilar, dieſen ſeinen Ehrentag im engſten Familienkreiſe zu feiern. Wir gratulicen herzlich zu dieſem Ehren⸗ tage und wünſchen, daß es dem Herrn Bürger⸗ meiſter Sponagel beſchieden ſei, ſich der ihm ver⸗ liehenen hohen Auszeichnung noch recht viele Jahre in rüſtiger Geſundheit zu erfreuen und es ihm vergönnt ſein möge, ſeines Amtes zum Wohle der ganzen Gemeinde noch lange zu walten, ge⸗ achtet von ſeinen Vorgeſetzten und geehrt von der ganzen Gemeinde. — Sinsheim, 27. Mai. Zu der in Bezug durch der 3 mber bis 1. Oetober d. Js. dahier ſtattfindenden landwirthſchaftlichen Gauausſtellung ſind bereits die einleitenden Schritte gethan. Die Ausſtellung wird wie ihre Vor, gängerinnen in Wiesloch (1898) und Ladenburg (1894) Pferde, Rindvieh, Schweine, Ziegen, ce flügel und Bienen, ferner landwirthſchaftliche Er, zeugniſſe aller Art, Sämereien, künſtliche Düngez und Kraftfutter mittel, ſowie landwirthſchaftlſche Geräthſchaften umfaſſen. Ausſtellungsplaz wir die ſeitens der Stadtgemeinde in entgegenkom⸗ mender Weiſe zur Verfügung geſtellte Stadtwieſe nebſt Turnhalle, ſowie die Umgebung werden, Seit der letzten in Sinsheim ſtattgehabten Gau ausſtellung (1883) ſind bereits 17 Jahre um, lau'en, eine rege Betheiligung iſt zu erwarten. Mannheim, 26. Mai. Ermerdet aufgefunden wurde heute Vormittag im Neckarauer Wald ein Mann im Alter von 30 bis 40 Jahren. Der ſelhe iſt wahrſcheinlich italieniſcher Abkunft. Näherez über ſeine Perſönlichkeit iſt noch nicht bekannt — Zu dem Verbrechen wird weiter gemeldet, daß der Erſchlagene bis jetzt nicht agnoszirt wordeg iſt. Es konnte auch noch nicht feſtgeſtellt werden, ob es ſich um einen Mord handelt, oder ob det Getödtete das Opfer einer Schlägerei gewordeh iſt. Mehrere Verhaftungen haben ſtattgefunden, jedoch iſt es ſehr zweifelhaft, ob ſich unter ihneg der Thäter befindet. Wahrſcheinlich werden die Verhafteten bald wieder entlaſſen werden. Hoffen lich gelingt es, den oder die Thäter zu ermittelg, — Hüfingen, 26. Mai. Beim Bahnbau Hüfingen⸗Neuſtadt ſind in einer Tiefe von eg. 10 Meter mehrere durch Gänge verbundene Höhlen entdeckt worden. Durch die von der Direkkiog der Großh. Sammlungen in Karlsruhe vorgenom⸗ mene Unterſuchung iſt feſtgeſtellt, daß die Höhle ſchon in der Broncezeit, alſo im zweiten Jahr⸗ tauſend vor Chriſtus, bewohnt waren, aber auch in der römiſchen Zeit noch mehrfach benutzt wurden. — Köln, 26. Mai. Der verſtorbene Beſiter der bekannten hieſigen Kunſtmöbelfabrik, Pallen⸗ berg, hat der Stadt Legate im Geſammtbetragz von 856 000 Mark vermacht; darunter 300 000 Mark zur Errichtung eines Verſorgungshauſes für bedürftige alte Handwerker, 100 000 Mark zu deſſen Unterhaltung und 60 000 Mark ch eine Unterſtüzungskaſſe für Arbeiter der Pallen⸗ berg'ſchen Fabrik. Keine Antwort erfolgte, und Reynold rückte nun deutlicher mit der Sprache heraus, ſeine vorige Drohung mit Nachdruck wiederholend. Sein Muth war jetzt wieder gewachſen, und Wenzel, der ſich über dieſen Punkt nun beruhigt fühlte, beobachtete mit wahrem Hochgenuß die ſich vor ſeinen Augen abſpielende Scene. Ein Mißlingen ihres Planes fürchtete er nicht, denn ſtand nicht hier Roderich Fleming in äußerſter Niedergeſchlagenheit — unfähig, ſeinem Aukläger frei in das Geſicht zu blicken. b Haben Sie nichts zu erwidern?“ fragte Moritz Reynold, ungeduldig werdend. „Nichts,“ entgegnete Desmond, ohne die Augen zu erheben. „Sie verſtanden meine Worte — meine Abſicht, Ihr Verbrechen an einer Stelle bekannt zu machen, von der es kein Entrinnen mehr giebt.“ „Ich verſtand es.“ „Und Sie ſofort verhaften zu laſſen,“ ſchloß Reynold mit erhobener Stimme. „Ich werde keinen Verſuch machen, Sie von Ihrem Plane abzubringen,“ bemerkte Erich Desmond gelaſſen. Sie werden ſich erinnern, daß ich Ihnen ſchon früher einmal ſagte, mir liege nichts daran, wenn Sie die Sache bis zum Ende verfolgten, falls Sie dies für klug von Ihrer Seite hielten. „Dann werden Sie ſich in Zeit von längſtens einer Stunde in Haft befinden!“ rief Reynold, außer Stande, ſeine leidenſchaftliche Enttäuſchung zu ver⸗ bergen; und morgen um dieſe Zeit wird Ihre Identität mit dem verurtheilten Verbrecher, der nur durch Frauenliſt dem Galgen entkam, in ganz Eng⸗ land bekannt ſein, in jedem Hauſe, in welchem Sie ſich unter der ſchlauen Maske Ihres Reichthums und neuen Namens Eintritt zu verſchaffen wußten. Aber ich bin bereit,“ fuhr Reynold mit heunchleriſcher Freundlichkeit fort, die ihm übel anſtand, „Ihre Vorſchläge zu hören, wenn Sie glauben, daß dieſe fatale Publicität auf irgend eine Weiſe vermieden werden könne.“ Er zögerte, in der Erwartung, daß der Schluß ſeiner Rede ihm erſpart bleiben würde, aber vergeb⸗ lich. Wenn nicht,“ vollendete er wüthend, „ſo ſoll das Geſetz ſeinen Lauf haben. Wenn nicht“, wieder⸗ holte er mit großem Nachdruck, um hierdurch von ihm eine Erwiderung zu erzwingen. „Iſt es Ihr Wunſch, Herr Reynold,“ fragte Desmond, mit einem flüchtigen Blick die kleine Geſtalt des Schreibers ſtreifend, „daß Ihr Buchhalter bei dieſer Unterredung anweſend iſt?“ „Ich ſtand Herr Reynold in dieſer Sache ſtets mit Rath und That zur Seite,“ ſchaltete der zukünf⸗ tige Partner der zukünftigen Firma ein, und wünſchte es auch bis zur endlichen Erledigung des Geſchäfts zu thun.“ „Dieſes Vergnügen fallen Sie haben mit meiner herzlichen Zuſtimmung,“ verſetzte Desmond mit kühlem Sarkasmus. „Ich wünſche nur, daß Ihr Herr ſähe, es geſchehe nicht auf meinen Wunſch, daß Sie von den Privatangelegenheiten ſeiner Familie Kenntuiß erhielten. Sie ſind, wie mir ſehr wohl bekannt, ſeit langer Zeit mit ihm und für ihn in dieſer Sache thätig, und ich bin ganz damit einver⸗ ſtanden, daß Sie auch bei dem Schlußakt gegenwärtig ſind. Sodann aber werden Sie mich verpflichten, weun Sie augenblicklich mein Haus verlaſſen und Ihrem Gedächtniß einprägen, daß ich Ihnen hiermit verbiete, jemals wieder meine Schwelle zu über⸗ ſchreiten.“ Eine ſchwüle Pauſe trat ein, und Reynold wiederholte in ungezügelter Ungeduld ſeine alte Drohung, indem er nochmals die Chauce hevorhob, welche ſein Edelmuth ſeinem Opfer ließ. Erich Desmond ſchwieg eine Weile, dann ſagte er mit Geringſchätzung: „Sie haben, wie Sie mir mittheilten, die Abſicht, Ihre Ueberzeugung, daß Sie Roderich Fleming, den Mörder des Gutsherrn von Lichtenwalde entdeckten, zu veröffentlichen. Geſtaßz ten Sie, daß ich Sie vor der Lächerlichkeit bewahrt welche Sie damit auf ſich laden würden. J habe das Document darüber, daß Rodezſch Fleming an dem Verbrechen unſchuldig war, wege deſſen er vor elf Jahren verurtheilt wurde.“ Zum Henker!“ entfuhr es den wuthbebenden Lippen des Advocaten. „Was meinen Sie damit „Daß ich das durch eidliche Erklärung beglalk bigte Bekenntniß des wirklichen Mörders, eite Benjamin Territ, Bergmann in Lichtenwald geſehen und geleſen habe,“ verſetzte Desmond ge laſſen. „Wo iſt die Fälſchung?“ ſchrie Rehnol „Wo iſt der meineidige Schurke und ſein Lügen document?“ „Das Document,“ entgegnete der andere zu müde, um von dieſem Ausbruch Notiz nehmen, „nebſt einer vollſtändigen Erzählung de Falles — von einem wohlbekannten Anwalt au gezeichnet, wurde der Regierung übergeben, gleich zeitig mit einer Petition an den Miniſter des Innern.“ Desmond hielt inne, weil die Stimme hier verſagen drohte, aber in dieſer Pauſe fühlte Rehnolz den Boden unter ſeinen Füßen weichen. „Der Miniſter,“ fuhr Desmond fort, von dei Anwalt auf ſeinen Schreiber blickend, hat ſig bereits mit dem Richter in Verbindung geſetzt nt auf Grund jenes Documents wurde das bor cl Jahren verhängte Urtheil für null und nicht erklärt und Roderich Flemings Unſchuld geſezlitg und lechniſch wiederhergeſtellt.“ 0 „Jene Papiere ſind faule, lügneriſche Fal ſchungen!“ ſchrie Reynold, den ſeine Leldenſchg jetzt vollkommmen überwältigte.