frei ins Haus. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Verlag und Druck von Karl Molito für Ladenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt 1. Politiſches. Berlin, 21. Mai. Unſer Kaiſer weilt och immer in Wiesbaden, der reizvollen heiteren helniſchen Badeſtadt. Am Freitag Nachmittag biete. ace lage zahlbar von M. auſtalteten großen Blumenkorſo bei. Am ge⸗ kannten Tage traf auch der Staatsſekretär des Mußeren Graf Bülow in Wiesbaden ein, um dem Naiſer Vortrag zu halten. Von Wiesbaden aus gedenkt der Kaiſer dem Fürſten zu Dohna⸗ Ned chlobitten einen Jagdbeſuch abzuſtatten und hierbei 8 Aufenthalt im Jagoſchloſſe Pröckelwitz zu nehmen. 50 Die Zustände im Reichstage werden infolge der Obstruktion der Freiſinnigen und der Sozial⸗ demokraten nachgerade unhaltbar. f Auch die Freitagsſitzung bedeutete einen verlor bed enen Tag, denn es wurde in ihr nicht das mindeſte an den J 9005 aufenden Geſchäften des Reichstages gefördert, 8 . 8 iht man von der wie im Fluge erledigten Ueber 900 ficht der Reichseinnahmen und Reichsausgaben 5000 % Rechnungsjahr 1898 und dem ebenfalls 00% glatt angenommenen Nachtragsetat zum Reichs⸗ 600% euszolksetat ab. Nachdem infolge einer Ueber⸗ Anpelung der Obſtruktionsparteien der zur dritten eee eng ſtehende Nachtragsetat zum Colonialetat . her abgeſetzt worden war, trat das Haus in 0 i Foreſetzung der dritten Beratung der lex U. b. Heinze ein, d. h., es wurde der Verſuch hierzu b. 5, . echt, es blieb indeſſen eben bei dem Verſuch. ünchen Deng als Präſident Graf Balleſtrem ver ſchiedene Iller. zn der genannten Vorlage zugegangene An⸗ kage des ſozialdemokratiſchen Abgeordneten Stadt⸗ hagen für nicht zuläſſi) erklärte, widerfprach der geordnete Singer dieſer Auffaſſung des Präſi⸗ Aten, woraus ſich dann eine lange und lebhafte Auseinanderſetzung über die Geſchäftsordnung Miſchen beiden Herren entwickelte, in welche ſich Aeßzlich auch die Abgeordneten Dr. Spahn, arkt Arbeits⸗ r Art! . Tel. led, ſonal. hohnte er zu Pferde dem vor dem Kurhauſe ver⸗ ſammten Linken abgelehnt. in namentlicher Abſtimmung erfolgender Annahme zeibehörde handelt, eingetreten, als ſich hierbei wiederum eine Geſchäftsordunngsdebatte entſpann, veranlaßt durch die auch hierzu ſozialdemokratiſcher⸗ los zog ſich dieſe unfruchtbare Discuſſion hin, annahm, namentlich, als Abg. v. Kardorff in der ordneten und alſo die Beſchlußunfähigkeit des Hauſes ergab, Mittwoch, den 23. Mai f Richter und Haußmann⸗Böblingen einmiſchten. Ein Antrag des Abgeordneten Richter, die Frage über die Zuläſſigkeit der Stadthagen'ſchen Anträge der Geſchäftsordnungskommiſſion zur Prüfung zu überweiſen, wurde gegen die Stimmen der ge⸗ Hierauf beſchloß das Haus mit 226 gegen 77 Stimmen, dieſe Anträge als nicht zum Gegenſtand des auf der Tagesord⸗ nung ſtehenden Geſetzentwurfes gehörig von der Diskuſſion auszuſchließen. Nunmehr rief der Vorſchlag des Centrumabgeordneten Spahn, die Verhandlung bei § 362 und den hierzu geſtellten Anträgen zu beginnen, wiederum eine ausgedehnte Geſchäftsordnungsdebatte hervor, ſie endete mit des Spahn'ſchen Vorſchlages. Kaum jedoch war das Haus in die materielle Berathung des § 362 des letzten Paragraphen der lex Heinze, welcher von der Ueberweiſung von Landſtreichern, Trunken⸗ bolden, Proſtituirten u. ſ. w. an die Landespoli⸗ ſeits geſtellten Verſchleppungsanträge. Schier end⸗ eee eee aus Pretoria, daß dort die Aufhebung der Be⸗ lagerung Mafeking's ſeitens der Buren amtlich bekannt gegeben worden ſei, nachdem das Lager der Buren und die Forts um Mafeking heetig beſchoſſen worden ſeien. Die vom Süden ge⸗ kemmene britiſche Entſatzkolonne habe alsdann die Forts beſetzt. Die kürzlich verbreitete Nach⸗ richt von dem Fall Mafeking's erweiſt ſich dem⸗ nach als eine Erfindung. Das Reuter⸗Telegramm über den glücklichen Entſatz Mafeking's iſt in London natürlich mit gewaltiger Begeiſterung auf⸗ genommen worden. Wenige Minuten nach dem Anſchlagen der Depeſche am Manſon⸗Houſe er⸗ füllten große Menſchenmaſſen ſingend, hurrah⸗ rufend und Fahnen ſchwingend die Straßen, all⸗ gemeine Freude herrſchte ob der frohen Botſchaft. Das „Reuter'ſche Bureau“ bemerkt noch: Das Telegramm aus Pretoria ſagt wörtlich: „Als das Lager und die Forts um Mafeking heftig beſchoſſen wurden, wurde die Belagerung aufge⸗ geben u. ſ. w.“ Es ſcheint alſo — comentirt „R. B.“ weiter — daß die entſetzende Streit⸗ macht die Buren angegriffen hat, jedoch iſt die betreffende Stelle ein wenig unklar. 8 Auch ſonſt geht es mit der Sache der Buren die jedoch wiederholt einen ſehr bewegten Charakter Erregung die allerdings unvorſichtige Aeußerung fallen ließ, die Mehrheit ſei der Herr der Ge⸗ ſchäftsordnung, was von der Linken ſchärfſtens Newaaſtle beſetzt. offenbar ſtetig rückwärts. General Buller hat Die 7000 Buren, welche vor ihm zurückwichen, haben ſich nach der Verſicherung Bullers zerſplittert, etwa 1000 Mann ſollen nach beſtritten wurde. Ein Vertagungsantrag führte ſchließlich zur Vornahme eines „Hammelſprunges“, wobei ſich die Anweſenheit von nar 194 Abge⸗ mithin mußte Aufhel ung der Sitzung Abends 8 Uhr erfolgen. Am Samſtag ſollte dieſe ſeltſame Verhandlung fortgeſetzt werden. Die Ungewißheit über das Schickſal Mafe⸗ king's iſt endlich gewichen. Reuters Bureau meldet Reſt will in Laigsnek weiteren Widerſtand leiſten. Ferner beſetzte General Methuen Hoopſtaat, während das Cavalleriecorps unter Broadwood Lindleg dem Commandanten Botha und dem Feldkornet Wakkerſtrom, andere nach dem Oranje⸗Freiſtaat gezogen ſein. Der angeblich völlig deſorganifirte nach geringem Wiederſtand einnahm. Die berit⸗ tene Infanterie Lutton's nahm durch einen Ueberfall eine 22 Mann ſtarke Burentruppe mit Gaſſen gefangen. Die Burengeneräle Dupreez er, Drehen „ Gärtuer, macher lb cher, Lackie, d, Schneidet, Schuhmachth ier, Wagnel, mmer mann., dete Wille der Alillionärin. Roman von A. Michola. (Nachdruck verboten.) Doch wem könnte ich ſie hinterlaſſen? Wenn oberich Fleming wirklich noch auf Erden weilt, ſo f doch noch zu entfernt von hier, um aus lem Bekenntniß Schaden oder Nutzen zu ziehen, Ah wenn ich es morgen ſchon bekannt machen alle, Ich bin jung und habe vielleicht noch viele hte guf meinen Tod zu warteu. Und wenn er her, Ftiſel veur, Satin zier, Schnitd upferſchni, iner. Ant, wer wird bei mir ſein, um dieſe Schrift an rk. Aeming zu überbringen? Arbeiter Doch ich muß meinen Schwur halten, wie al. göhhi, uc jenen andern hielt, den mein Vater mir chen, Kinder dei Jahren erpreßte. Es war eine harte chen, chert, Afgabe, meines Vaters Schuld niederzuſchreiben, wee eine weit härtere ſteht mir jetzt bebor. Mein unn Mer betrachtet ſein qualvolles körperliches Leiden len, feige Strafe; aber keine Strafe auf Erden 751 eri 5 . 112 — bunte mir das Schuldbewußtſein erleichtern, das Mee und heimlich mein Leben zerrüttet, ſeitdem einen Blick Roderich Flemings begegnete, 8e als ber Richter das Todesurtheil über ihn verhängte. 1455 dg Gefühl meines Unrechts drückt mich nieder 1 bt mich aus der Geſellſchaft meiner Neben⸗ i ſo wird es bis ans Ende meiner age ſein. . „Ich habe den Bekenntniſſen meines Vaters nur wenig beizufügen. Was ich bei der Gerichts⸗ verhandlung über Herrn Flemings Verkleidung ſagte war in allen Einzelheiten wahr, aber ich verſchwieg das offene Geſtändniß, das er uns ſo vertrauensvoll abgelegt. Er hatte ſich ganz in unſere Hände gegeben, aber wir verriethen ihn und ſchwuren ihm das Leben ab. Dieſer Gedanke iſt eine beſtändige Qual für mich, aber der Zorn und die Drohungen meines Vaters hatten mich zu dem falſchen Eide verleitet. „Nach ſeiner Verurtheilung kam ich halb von Sinnen. Drei Tage und drei Nächte raſte ich im Fieberwahn, dann kehrte meine Kraft zurück, und mit ihr das eine leidenſchaftliche Verlangen, ihn aus dem Gefängniß zu befreien. 85 „Der Gefängnißwärter von Kimburg war mein Liebhaber, doch ich hatte nie auf ihn gehört. Jetzt aber ſagte ich ihm, wenn er Roderich Flemings Leben retten werde, ſo wolle ich zu jeder Zeit mit ihm an den Traualtar treten. Ach, das war das wenigſte, was ich für den Mann thun konnte, deſſen guten Namen wir vernichtet, den wir dem Henker überliefert hatten. „Wir wurden am folgenden Morgen ſchon getraut. Mehrere Tage ſpäter beſorgte mein Gatte einen niedrigen Wagen mit geſchloſſenem Rücktheile, in welchem ich allein nach Kimburg fuhr. Ein Knabe, der eigens zu dieſem Zwecke beſtellt worden war, nahm den kleinen Ponywagen in ſeine Obhut, und ich begab mich mit einem Erlaubnißſchein i die Zelle des Gefangenen. „Ich trug zwei ganz gleiche Kleider und Shawl übereinander, und darunter barg ich noch einen Hu Schleier und Handſchuhe, genau wie ich ſie ſelb trug. „Niemand ſchöpfte den geringſten Verdach denn alle wußten, daß ich das meiſte dazu gethan den Verurtheilten hierher zu bringen, und mein Gatt hatte ſeine Rolle einige Tage lang ſo gut geſpielt daß ihn ſeine Collegen von einem wahren Abſche gegen den vermeintlichen Mörder des alten Flemin erfüllt geglaubt. 5 Geſchickt wußte er die übrigen Bedienſteten ſo fern als möglich von der Zelle zu halten, abe natürlich verloren ſie mich keinen Augenblick au den Augen. Ich trat hinaus an den Wagen und kehrte wieder in die Zelle zurück. 5 „Hat etwas vergeſſen,“ murmelte mein Gatte ſich gleichgiltig abwendend. „Bin froh, daß ſie geht. Wie bitterlich ſie weint, das arme Ding! Hm, ſie waren halt Kinder zuſammen und wohnten ihr Leben lang in nächſter Nähe.“ „Und jetzt kam die Hauptaufgabe meines Gatten. Er mußte die Aufmerkſamkeit ſeiner Kameraden derartig durch irgend eine Erzählung zu feſſeln ſuchen, daß ſie nicht bemerkten, wie eine weiblich Geſtalt die Zelle verließ, um nicht mehr dahin zurückzukehren. Doch es gelang alles ganz vorzüg lich. Sie ſahen mich weinend wegfahren, ohne eine