3 1 . 88 n Neckarufers in Ausſicht genommenen für den alten Ekkehard des deutſchen Volkes be⸗ reits zu einem erfreulichen Ergebnis geführt haben, beabſichtigt die Studentenſchaft Ruperto Carola im Verein mit Damen und Herren der Stadt in den erſten drei Tagen der nächſten Woche eine Reiſe lebender Bilder im Heidelberger Stadttheater aufzuführen; dieſelbe hofft durch dieſes Beginnen die Vollendung des in Angriff genommenen Werkes zum Abſchluß zu bringen. Dem Anlaß der Aufführung entſprechend, werden die lebenden Bilder Scenen darſtellen, die zu dem Leben und Wirken des Fürſten Bismarck in Beziehung ſtehen. Nach einem Blick auf die Zeit der tiefſten Er⸗ niedrigung Deutſchlands, von der die Ruinen des Heidelberger Schloſſes ſchmerzliche Kunde geben, wird dem Zuſchauer ein Bild des frohen Studenten⸗ lebens in lebendiger Treue vorgeführt, das ſeinen beſonderen Reiz in der Erſcheinung Jung⸗Bis⸗ marcks gewinnt. Eine allegoriſche Darſtellung, die die Keime andeutet, aus denen ſich Bismarcks Werk entwickelt hat, leitet hinüber in die Jahre des großen Krieges, wo die Krönung ſeiner genialen Pläne heranreifte. Im lebendigen Wechſel werden Scenen die Erinnerung wachrufen an die Zeiten des tiefen Friedens, den der Kriegsruf von Jenſeits des Rheines ſo plötzlich ſtörte. Verſchiedenen Kriegsbildern aus dem Feld⸗ zuge ſelbſt, folgt endlich das Bild der heimkehren⸗ den Sieger. Eine Apotheoſe Bismarcks, darge⸗ bracht von den Vertretern aller Korporationen der Heidelberger Studentenſchaft, wobei auch die zu⸗ künftige Bismarcksſäule in getreuer Nachbildung erſcheint, ſchließt die Reihe der Aufführungen. Dieſe, unter ſtarker Beteiligung der liebensw. Damen und der Studentenſchaft von namhaften Künſtlern entworfen und geleitet, werden zweifel⸗ los das lebhafteſte Interreſſe aller nationalen Kreiſe in Anſpruch nehmen. — Worms, 16. Mai. Um zwei Uhr heute Mittag traf die Torpedoflotille hier ein. Die Spitzen der Behörden und die Stadtver⸗ ordneten waren den Säſten zu Schiffe entgegen⸗ gefahren. Unterhalb Kheindürkheim erfolgte die Begrüßung unter lebhaften Surufen. An dem Rheinufer bildete eine dichtgedrängte Menſchenmenge Spalier. Am Landungsplatze hatte das Infanterie-Regiment Nr. 118 Auf⸗ ſtellung genommen. Morgen Früh erfolgt die Weiterfahrt nach Mannheim. Unfall bei Oppenheim meldet die Wormſer Zeitung: Bei Begrüßung der Torpedoflotille entſtand ein Panik dadurch, daß, als die Maſſe ſich zu den Booten drängte, die Landungsbrücke, durch den Andrang überlaſtet, ſich nach einer Seite hin plötzlich ſenkte und zahlreiche Perſonen ins Waſſer fielen. Von den Torpedobooten wurde ſofort Hilfe geleiſtet und die Verunglück— ten auf die Boote gezogen. Der Marinearzt leiſtete die erſte Hilfe. So weit bisher bekannt iſt, ſind Verluſte an Menſchenleben nicht zu beklagen. — Freiburg, 16. Mai. Erzbiſchof Dr. Nörber, der geſtern aus Rom hierher zürückgekehrt iſt, wurde vom Papſte Leo XIII. zum päpſtlichen Thronaſſiſtenten ernannt. — Triberg, 16. Mai. Geſtern Morgen waren hier und in der Umgebung Berg und Thal mit Schnee bedeckt Auf der Höhe lag derſelbe theilweiſe 30 —40 Centimeter hoch. Das Thermo⸗ meter iſt bis auf 1 Grad Wärme geſunken. — Dörzbach, 15. Mai. Bei dem Eiſen⸗ bahnbau wurden kürzlich in der Nähe von Krautheim intereſſante Funde gemacht. Alte Degen, Lanzenſpitzen, Dolche, Säbelteile, einige Gefäße, Schädel⸗ und Menſchenknochen wurden zu Tage befördert und befinden ſich nun in der Verwahrung des den Bahnbau leitenden Technikers. Die Skelette ſcheinen von einem großen Menſchen⸗ ſtamm, wohl aus der Römerzeit, herzurühren. — Paris, 16. Mai. Von der Ausſtel⸗ lung melden Berichterſtatter in Ergänzung der telegraphiſchen Nachrichten: Das deutſche Haus in der Rue des Nations wurde heute, nachdem es ſchon letzte Woche eine Anzahl auserwählter Häſte aufgenommen hatte, einem größeren geladenen Publikum geöffnet. Dieſes, das vorwiegend aus Deutſchen, aber auch mit franzöſiſchen Elementen vermiſcht war, hatte ſich äußerſt zahlreich in den ſchönen, feſtlich mit Blumen und Blattpflanzen geſchmückten Räumen eingefunden und konnte ſich nicht ſatt ſehen an der Eleganz und, was beinahe noch mehr auffiel, an der gediegenen Vollendung des Ganzen, das nicht für ſechs Monate, ſon— dern für Jahre hergeſtellt zu ſein ſcheint. Die Herren Geheimräthe Richter und Lewald, die Generalkommiſſare der deutſchen Ausſtellung, machten die Honneurs des Hauſes, wo das SGeneralkommiſſariat ſich jetzt eingerichtet vermochte ohne beſondere Anſtrengung den Secretär zu öffnen, in welchem das Teſtament aufbewahrt worden war. Aber gerade in dem Augenblick, als ich das Packet an mich nahm, wurde die Thür zu dem anſtoßenden Gemach geöffnet, und der Gutsherr trat, mit einem brennenden Lichte in der Hand auf mich zu. „Nun handelte ich im erſten Impuls, wie ſtets in meinem Leben, und was hätte ich auch in der Ueberraſchung des erſten Augenblicks anders thun können? Ich ſtieß den Leuchter aus ſeiner Hand und verſetzte ihm dann mit meinem ſchweren Inſtrument einen tödlichen Schlag auf den Kopf, ſicher, daß er in der völligen Dunkelheit, die im Zimmer herrſchte, mich nicht erkennen würde. Dann ſchwang ich mich aus dem Fenſter und floh wie ein gehetztes Wild quer über den Raſen. Doch in dem Laubgang hielt ich eine Minute inne, um das koſtbare Document an meiner Perſon in Sicherheit zu bringen. ſah ich zu meinem größten Entſetzen den alten Mann, den ich für todt zurückgelaſſen hatte, mit blutüberſtrömtem Geſicht und rachedürſtenden Blicken Eine Secunde ſtand ich wie auf mich zu laufend. angewurzelt und dann — ein wohlgezielter Schlag, und er lag todt zu meinen Füßen, ohne daß ein Blut⸗ fleck meine Hände oder Kleider beſchmutzt hätte. „Natürlich ließ ich ihn im Graſe liegen und erreichte, den Wald durcheilend, nach einer Stunde von der entgegengeſetzten Richtung meine Wohnung. . „Das noch Fehlende könnte Roderich Fleming beſſer beifügen als ich. Der junge Herr war an jenem Tage von Kimburg zurückgekehrt in der Abſicht, ſeines Onkels Verzeihung zu erbitten. Er hatte den Da Weg durch den Wald gewählt, und gedachte gerade durch jenes Fenſter, das ich gewaltſam geöffnet hatte, ſich in des Gutsherrn Zimmer Einlaß zu verſchaffen, damit die Dienerſchaft nichts von ſeiner Rückkehr zu erfahren brauche, falls ihm der Alte die Vergebung verweigere. Da fand er nun am Ausgang des Waldes ſeinen Onkel am Boden liegen, er glaubte ihn von einem Schlaganfall betroffen, und ſchob ihm leicht ſeinen Arm unter den Kopf. Was er ſah, brauchte ich nicht zu ſagen, obgleich ich dieſes Bekeuntniß zur Erleichterung meines ſchwer 1 Gewiſſens ſo ausführlich als möglich iklire. „Eine gräßliche Angſt erfaßte den jungen Roderich, der Verdacht dieſer grauſigen That könne ſich auf ihn ſelbſt lenken. Die ganze Kette von Beweiſen, die ihn auch wirklich als verurtheilten Verbrecher ſchließlich in das Gefäͤngniß lieferten, entſtand da nals ſchon vor ſeinem Geiſte. „Verzagt und ſchüchtern von Natur, blieb ihm nur ein einziger Ausweg frei. Er floh von jener Stelle im Walde, als ob das Schickſal ſeines Onkels auch ihn dort erwartete und hielt in ſeinem Laufe nicht inne, bis er mein Haus erreicht und — wie er glaubte — Schutz und Hilfe darin gefunden hatte. Er wuſch das Blut von ſeinen Häuden verbrannte die blutbefleckten Manſchetten und wechſelte den Rock, auf dem der Kopf des Ermor— deten geruht und ſeine Spuren zurückgelaſſen halte. „Alles dies ſagte Margaret bei dem gericht⸗ lichen Verhör aus, und ich ſtand dabei und wußte, daß dieſe Worte ihn an den Galgen bringen würden. Aber er ſelbſt hatte eine andere Erklärung abzugeben, und ich ſchwöre, daß er die Wahrheit geſprochen, und daß unſere Ausſage, obgleich in mancher Hinſicht dem Buchſtaben nach wahr, in jedem Wort eine Lüge enthielt. „Ich war ihm in jener Nacht nur behilflich, damit ich erführe, wo er ſich aufhielt, denn von Anfang an ſtand mein Entſchluß feſt daß der Verdacht auf ihm ruhen müſſe. Dieſer fatale Mord hatte alle meine frühere Pläne durchkreuzt, ich dachte nur Unter den Gäſten befanden ſich Diploma Schrifſteller, Künſtler, Ausſteller, a und italieniſche Geſandte. Das Stiegenhaus mit den herrlichen Wandgemalhen Marmortreppen und Kunſtſchätzen Friedrich des Großen erregte allgemeines Entzücken, dem am Buffett mit den beſten Wünſchen für das Gedeihen Ausdruck gegeben wurde. Der 6. neralkommiſſar Picard hatte es bereits vorher beſichtigt und dankte dem Keichskommiſſar, daß durch die finnige edle Initiative des Male; ſoviel franzöſiſche Meiſterwerke des 18. Jahr. hunderts dem Publikum zugänglich gemacht werden. In der Halle des Erdgeſchoſſes be fand ſich das Buffet, wo den Schaumpeigen und dem Maitrank, den Kuchen und Schinken, brödchen tapfer zugeſprochen wurde. Gegen Ende des Empfanges ſpielte ein Grcheſter, ez ſoll die amerkaniſche Kapelle geweſen ſein, auf der Terraſſe vor dem Hauſe die „Wacht am Rhein“, „Heil Dir im Siegerkranz“, in das ein Theil der Verſammlung einſtimmte, und dann noch die Marſeillaiſe. Eine Reichslotterie könnte man die Wohlfahrtslotterie zu Swecken der deulſchen Schutzgebiete nennen, denn dieſelbe iſt in ſämm lichen deutſchen Bundesſtaaten genehmigt. Die Siehung der 4. Lotterie findet ſchon in wenigen Tagen, am 51. Mai, I., 2., 5. und 6. Jun, im Siehungsſaale der Königlichen Genergl⸗ Lotterie⸗Direktion in Berlin öffentlich ſtatt. Mit dem Bezug von Wohlfahrts⸗Looſen a t 3.50 möge man ſich beeilen, da in Folge des großen nationalen und gemeinnützigen Sweckes und der ſchönen Gewinne von 100000 Mk., 50000 Mk., 25 000 Mk. u. ſ. w., der kleinſte Gewinn iſt 15 Mk., voraus ſichlich wieder raſch ausverkauft ſein wird. Die Looſe ſind vom General-Debit Lud. Müller 8 Co, Bankgeſchäft in Berlin, Breiteſtraße 5, in Nürnberg — München und von den bekannten Coosverkaufsſtellen zu beziehen. feiller & Dillers l fe- Ge 8 darf nicht verwechſelt werden mit Nachahmungen. (Original⸗Marke in Doſen.) noch an meine perſöuliche Sicherheit. In der erſten Augſt hatte ich bereits angefangen, das Teſtamenz zu vernichten, aber nun kam mir ein keufliſcher Gedanke. Bei ihm, den das Teſtament enterbie, ſollte es gefunden und er ſelbſt bei ſeinem Fluchtber⸗ ſuch erwiſcht werden. „Dieſer Umſtand in Verbindung mit meines und meiner Tochter Ausſage mußte ihm das Ver⸗ brechen zur Laſt legen. Mein ſchändlicher Verralh drückte mich nicht im mindeſten, die Furcht bor Entdeckung meiner Schuld nahm alle meine Gedanken in Anſpruch. Es kam alles, wie ich es geplant und vorausgeſehen hatte. Von dem Augenblick ah, da ich Roderich Flemings Schuld beſchworen halle, war ich der unglücklichſte der Menſchen, und dz gräßliche Qual, die ich ſeitdem erdulde, ſeſkden ein ſchwerer Unfall in dem Bergwerk mich betroffen, iſt nur eine gerechte Strafe für mein Verbrechen, „So ſchwöre ich denn nun feierlich in der Gegenwart meines Gottes, daß Vorſtehendes die reine, lautere Wahrheit iſt, und übergebe dieſez Schuldbekenntniß meiner Tochter Margaret, die mut geſchworen, daß ſie ihr eigenes Bekenntniß den meinigen beifügen wolle. Benjamin Territ.“ Erich erhob den Kopf und blickte ſich träumerisch in dem kleinen Raume um. Die Thür zum Sieche⸗ zimmer war geſchloſſen, von der Straße tönte un hie und da ein gedämpfter Laut an ſein Ohl Mit tiefer Spannung lehute er ſich wieder vor und las in der Todtenſtille, die ihn umgab, das zweit Schriftſtück. „Vielleicht werden dieſe Worte nie einem andern vor Augen kommen,“ begann das zweite Schriftſtäch, „denn ich ſchreibe ſie nur nieder, weil mir mei Vater den Schwur abnahm, daß ich es thun und nach meinem Tode veröffentlichen laſſe. Fortſetzung folgt. der deulſche domarlige 1 F 1 1 7 Fe, 5 4 77