Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abe Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem haltungsblatt frei ins Haus. Ladenburg. 3 Ahr a Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. nd. Unter⸗ Anzeigen: Naum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Hofbuchdruckerei Ladenburg. No. 32 Die Weltlage. e der erfolgten Ankunft der außerordent⸗ den, be Geſandtſchaft der Burenrepubliken in Europa ſind alsbald erneute Gerüchte über eine angebliche Intervention der „neutralen Mächte“ behufs Beendigung des ſüdafrikaniſchen n. a es aufgetaucht. Bald wird Rußland, bald A amerika als diejenige Macht bezeichnet, 7 e die Initiative zu dieſem behaupteten zröffher biplomatiſchen Vorgehen ergreifen wolle, ja, und da wird bereits eine Coalition der te gegenüber England angedeutet, durch e letzteres zum Einlenken gegen die Buren umt werden ſollte. Offenbar handelt es aber auch bei dieſen neueſten Interven⸗ gerüchten lediglich um bloße Combinationen, engliſcherſeits iſt man zweifellos nach wie enlſchloſſen, den Krieg in Südafrika bis s Hurſes ſich igen des ei Schul enommm rg. — ernſtlich zu verbitten. Dieſe Sachlage iſt o bekannt, daß ſchwerlich eine von den neu⸗ alen Großmächten Neigung verſpüren dürfte, ich zu Hunſten der Herſtellung des Friedens in afrika im Sinne der Erhaltung der Selbſt⸗ digkeit der Boernſtaaten ins Seug zu legen. en dazu qualiftzirt ſein würden, die Rolle „ehrlichen Maklers“ zwiſchen England und iſt vorerſt noch immer die englandfreundliche Politik nur im dringendſten Nothfall ändern. lition“ europäiſcher Mächte, wenn auch nur ndgiltigen Beſiegung der Buren durchzu⸗ n und demgemäß ſich auch fernerhin elwaigen Einmiſchungsverſuch von dritter möge zugeben, daß Rußland und Nord⸗ kika aus verſchiedenen Gründen noch am Famstag, den . April 1900. 55 Regierung Mac Uinley's am Kuder, und ſie wird gewiß dieſe Richtungslinie ihrer auswärtigen Noch weniger ſteht von den übrigen Groß⸗ mächten irgend ein Eingreifen zu Gunſten der Buren zu erwarten. Bei Italien und Oeſter⸗ reich⸗Ungarn darf eine ſolche Diverſton in Hin⸗ blick auf die vortrefflichen offiziellen Beziehungen beider Staaten zu England von ſelbſt als aus. geſchloſſen gelten, Deutſchland iſt viel zu „correct“ um ſich der ſtammverwandten Boern durch Verhandlungen mit England anzunehmen, und Frankreich ſieht ſich durch die neu eröffnete Dariſer Weltausſtellung auf Monate hinaus ſo ſehr in Anſpruch genommen, daß ſich für das⸗ ſelbe einſtweilen überhaupt jede größere politiſche Aktion nach außen erübrigt. Don einer „Coa⸗ einer diplomatiſchen, gegen England kann im Ernſte ſelbſtverſtänd lich erſt recht nicht die Rede ſein. Trotz dieſer für die engliſchen Pläne und klingenden Aufforderung an die anglo⸗indiſche Regierung endlich Thaten für Afghaniſtan zu —— Speziell droht ſich in Aſien mancherlei zu Un⸗ gunſten Englands zu verſchieben, unabläſſig iſt Nußland bemüht, ſeine Stellung in Perſien, in Oſtaſien, in Centralaſien zu verbeſſern und zu verſtärken, ſo daß England eines ſchönen Tages leicht zu ſeiner unangenehmen Ueberraſchung finden könnte, daß es ſeine eventuellen Vor⸗ theile in Südafrika theuer genug durch Ein⸗ bußen in Aſien gegenüber Kußland bezahlen muß. Namentlich erſcheint es bedenklich für England, daß der Emir Abdurrhaman von Afghaniſtan ſchwierig zu werden beginnt, er beſchwert ſich in einem von einem Cahorer Blatte veröffentlichten Schreiben an einen Ver⸗ trauten darüber, daß Afghaniſtan von der britiſchen Regierung ungeachtet der langjährigen England bewieſenen treuen Bundesgenoſſen⸗ ſchaft des ESmirs ganz vernachläſſigt werde. Abdurrhaman ſchließt mit der faſt drohend zeigen. Die Hundgebung des Afghanenherr⸗ ſchers läßt die Möglichkeit gar nicht als eine Entſchlüſſe günſtigen Sachlage würde England aber doch gut thun, den Bogen nicht zu ſtraff zu ſpannen und nicht auf definitiver Nieder⸗ werfung der Burenrepubliken zu beſtehen. Schon die gegenwärtige keineswegs roſige mili⸗ tairiſche Situation der Engländer gegenüber den Buren müßte eigentlich die britiſche Re⸗ gierung auf eine ſolche Mäßigung hinweiſen, beginnen ſich doch den Engländern jetzt die Schwierigkeiten eines Winterfeldzuges gegen die Burenſtaaten immer mehr aufzudrängen. Dann jedoch iſt auch die Weltlage trotz der Friedens⸗ betheuerungen von allen Seiten keineswegs eine ſo ſichere, um die Engländer zur Fortführung des ſüdafrikaniſchen Feldzuges vielleicht noch auf lange Monate hinaus zu ermuthigen. ſo entfernte erſcheinen, daß ſich Afghaniſtan einmal in die Arme Kußlands werfen könnte, dann aber ſähe ſich England in ſeinem indiſchen Colonialbeſitze plötzlich auf das direkteſte von Rußland bedroht. Inwiefern nun die leitenden Staatsmänner Englan s etwa derartigen Erwägungen durch ein endliches Einlenken gegen die Buren Rechnung tragen werden, das bleibt freilich noch völlig ab⸗ zuwarten, einſtweilen ſcheint man eben in den Londoner Regierurgskreiſen entſchloſſen zu ſein, den ſüdafrikaniſchen Krieg um jeden Preis zu Gunſten der britiſchen Waffen durchzuführen. Nun, wenn vielleicht die Engländer nachher ein⸗ ſehen ſollten, daß dieſer Preis ein zu hoher ge⸗ weſen iſt, ſo iſt das ihre Sache; jedenfalls kann it⸗ Buren zu übernehmen, aber weder in ersburg noch in Waſhington wird man hier⸗ uſt verſpüren. Was Rußland anbelangt, 5 eigt ſeine faſt auffällig reſervirte Haltung 1225 über den kriegeriſchen Vorgängen in Süd⸗ lig⸗ ia, daß es geſonnen iſt, für die Buren en Finger zu rühren, und in Nordamerika a Roman von A. Michola. (Nachdruck perboten.) Lady Hamilton ſtand neben dem Sopha, von Frau Trent ſich erhoben hatte. Dieſe wie alle igen befanden ſich noch genau in derſelben Stellung, che ſie beim Eintritt der Dame eingenommen! es en, als ob ſie verſteinert, jeder Bewegung unfähig en. „Ich bemerke,“ ſagte Lady Hamilton kühl, ihre kraſchten Gäſte der Reihe nach anblickend „daß e mich nicht zu ſehen erwarten. Sie alle ſchauen c ſo ungläubig an. Sie können mein Geſicht, meine Ich wundere mich nicht darüber, denn ich kaufte e uur zwei Frauen einander unähnlich ſein können. kichtigen Fährte abbringen werde, ſelbſt wenn ker Verdacht erwecken ſollte. Doch dies Letztere ebe. ler. lingen können, als der meinige gelang. alt nicht mit jenem Portrait Lady Hamilton's Einklang bringen, das Ihnen allen ſo wohlbekannt e Stizze, gerade weil ſie mir ſo unähnlich war, Hon damals plaute ich, wie Sie ſehen, dieſen kleinen keug, und ich wußte, daß jenes Portrait Sie von gend eine Rede oder ein zufälliges Vorkommniß r wohl nie der Fall, und kein Plan hätte beſſer Sie alle den in meiner Gegenwart ſo frei und offen Ihre Anſicht über des alten Flemming Schweſter ausge⸗ ſprochen, daß gar kein Zweifel bei mir aufkommen konnte. Ich fragte nie, mit welchem Recht Sie über theil bilden; jeder hat darin ſeine eigenen Anſichten. Ich erreichte meinen Zweck, und ich wünſchte' Sie wären ebenſo erfreut als ich, daß wir ſchon früher einander kennen lernten. Es iſt ſehr gütig von Ihnen, mich hier aufzuſuchen. Ich zögerte ſo lauge als möglich mit der Abfaſſung meines Teſtaments, aber nun will ich es nicht weiter aufſchieben. Wenn auch noch friſch und geſund, ſo bin ich doch eine alte Frau, und Sie alle wiſſen wie raſch meine Freundin und Altersgenoſſin, die bei mir im Gartenhaus wohnte, dahingeſchieden iſt. weſend zu finden, wenn ich meinen letzten Willen niederſchreibe, denn ich möchte keinen einzigen Namen weglaſſenz alſo morgen früh werden wir bereit ſein, Herr Stafford. Sie wiſſen wohl,“ fügte ſie mit ſchelmiſchem Angenblinzeln bei, „daß Sie mir Ihren juriſtiſchen Beiſtand in der Angelegenheit, die mich hierherführte, zuſagten.“ wenig die peinliche Beklemmung, welche Eingeladenen laſtete. die Dame urtheilten, ohne ſie zu kennen, aber ich wollte mir über Sie alle erſt ein perſönliches Ur⸗ Es iſt mir lieb, Sie alle an⸗ Die alte Dame hatte ihre Anſprache vollendet und geleitete nun ihre Gäſte in den Speiſeſaal, in wel⸗ chem ein pompöſes Mahl ſervirt war. Das beſtän⸗ dige Geplauder Lady Hamiltons und die gewandte Converſation der Herren des Hauſes verminderte ein Endlich war das Diner vorüber und Lady Hamilton zog ſich anf ihr eigenes Zimmer zurück Ihre Gäſte ſchienen ſehr gern ihrem Beiſpiel zu folgen, denn ſie zogen es vor, allein zu ſein, anſtatt miteinander die Ereigniſſe dieſes denkwürdigen Tages zu beſprechen. Am nächſten Morgen erſchien Lady Hamilton beim Frühſtück in ſehr liebenswürdiger Laune. Sodann geleitete ſie ihre Gäſte in das Bibliothekzimmer, ein großes, wohldurchheiztes Gemach, deſſen Fenſter in den Garten gingen; und diesmal folgten ihr weder Herr Stafford noch die andern beiden Herren. „Ich führte Sie hierher,“ wandte ſie ſich zu den Anweſenden, als dieſe ihre Plätze eingenommen hatten, und ſie ſelbſt in einem großen Armſtuhl neben dem Schreibtiſch inſtallirt war, „um Ihnen meine Abſichten bezüglich meines Teſtamentes darzulegen. Ich verſprach Herrn Stafford, ihm Notizen meiner Wünſche um zwölf Uhr einzuhändigen; um fünf Uhr wird das Teſtament dann vollſtändig aufgeſetzt ſein, und mein Sachwalter wird es mir und Ihnen, wenn Sie dabei zu ſein wünſcheu, hier vorleſen. Ich ſuche die Angelegenheit ſo raſch zu erledigen, weil ich Sie nicht länger in Ungewißheit halten und durch meine Grillen beläſtigen möchte. Ich nenne es Grillen,“ fügte die alte Dame mit einem lebhaften Aufleuchten ihrer hellen, grauen Augen bei, „aber es ſind doch keine müßigen Grillen, wie Sie ſehen werden. Allerdings habe ich mich eines Betruges ſchuldig ge⸗ 8 1 2 2 + N macht; aber meine Motive waren ſo ernſter Natur,