lverband von 5 geladen. haltungsblatt frei ins Haus. Ladenburg. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. reis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, f Anzeigen: Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeige Druck und Verlag von Karl M Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. olitor Ladenburg. No. 14. 1900. Politiſches. Berlin, 45. Febr. Prinz Heinrich von Preußen iſt heute Vormittag 11 Uhr von Wien kommend auf dem Anhalter Bahnhof hier eingetroffen. Sum Empfange waren auf dem Bahnhofe anweſend: der Uaiſer, die kaiſer⸗ ichen Prinzen das Staatsminiſterium mit dem Fürſten Hohenlohe an der Spitze, die Präſidien des Keichstages und der beiden Häuſer Landtages, zahlreiche Offiziere, ſowie ſämmt⸗ iche hier anweſenden Marine⸗Gfſiziere. Als ermin utgegen. Nachdem der Prinz mit ſchnellen Schritten den Wagen verlaſſen hatte, begrüßte ihn der Haiſer, indem er ihn umarmte und reimal küßte. Alsdann ſchritt der Kaiſer mit einem Bruder die Front der Ehren⸗Compagnie hund beſtieg mit demſelben einen offenen Vagen. Auf der Fahrt zum königlichen Schloſſe burden dem Haiſer und dem Prinzen Heinrich on dem zahlreich Spalier bildenden Publikum nhaltend Ovationen dargebracht. Das Aus⸗ ehen des Prinzen Heinrich iſt vorzüglich. Berlin, 14. Febr. eſtmahl im Eliſabethenſaale des königlichen chloſſes zu Ehren des Prinzen Heinrich erhob a mehr gelsöſten Aufgabe begleitet hat. pfang hat aber noch tiefere Bedeutung, er iſt des der Zug hielt, eilte der Kaiſer ſeinem Bruder Bei dem geſtrigen haben. Der Em⸗ ein unzweideutiger Fingerzeig dafür, wie groß das Verſtändnis für die Stärkung unſerer See⸗ geltung in der Bevölkerung geworden iſt. Das deutſche Volk iſt mit ſeinen Fürſten und ſeinem Kaiſer darüber willenseinig, daß es in ſeiner Entwicklung einen neuen Markſtein ſetzen will, in der Schaffung einer großen und dem Be⸗ dürfnis entſprechenden Flotte. Wie Maiſer Wil⸗ helm der Große uns die Waffen ſchuf mit deren Hilfe wir wieder ſchwarz, weiß, roth ge⸗ worden ſind, ſo ſchickt das deutſche Volk ſich an, die Waffen ſich zu ſchmieden, durch die es, ſo Gott will, in alle Ewigkeit ſchwarz, weiß, roth bleiben kann im In⸗ und Auslande. Bei Deiner Heimkehr findeſt Du ein blühend Knäb⸗ lein in den Armen Deiner Gattin, und mögeſt Du als Dathe für den neuen Zuwachs unſerer jungen Flotte denſelben unter Gottes Schutz in voller Stärke ſich entwickeln ſehen!“ Berlin, 14. Febr. Auf den Trinkſoruch des Haiſers antwortete Prinz Heinrich mit fol⸗ genden Worten; Ew. Majeſtät wollen mir allergnädigſt ge⸗ ſtatten, meinen unterthänigſten, tiefgefühlten und herzlichſten Dank für die gnädigen Worte aus⸗ zuſprechen ſowie für den Empfang, den Ew. Majeſtät heute für mich zu befehlen geruht Der große Sporn meiner bisherigen Thätigkeit war, daß ich wußte, Ew. Majeſtät ſtehen hinter mir, wie hinter Ew. Majeſtät die Flotte. Dieſer Gedanke befähigte mich ſo⸗ wohl wie die Gfficierkorps im Auslande zu immer neuen ermuthigenden, erfriſchenden Thaten. Auch möchte ich nicht verfehlen am heutigen Tage, da ich das erſte Mal in Gegen⸗ wart Ew. Majeſtät ſein darf, aus zuſprechen, wie patriotiſche und treue Unterthanen jene Deutſchen ſind, die ich in Oſtaſten gelaſſen habe, um in die Heimat zurückzukehren. Ew. Maje⸗ ſtät danke ich ferner für das unentwegte Ver⸗ trauen, das mir während der beiden ver⸗ gangenen Jahre bezeugt iſt, und verſichere, daß, wo ich auch immer ſein mag, jeder Dienſt für Ew. Majeſtät und das Vaterland mich auch in Zukunft auf dem Poſten finden wird. Oft erklang im fernen Oſten der Nuf, der die Deutſchen da draußen und uns Kameraden in Oſtaſien beſeelte bei gemeinſamem Fuſammen⸗ ſein und bei feſtlichem Anlaß; dieſer Ruf mag auch heute erſchallen: Mit Genehmigung Ew. Majeſtät fordere ich die Herren auf mit einzu⸗ ſtimmen in den Ruf: Se. Majeſtät unſer aller⸗ gnädigſter Haiſer und herr Hurrah! Verſchiedenes — Karlruhe, 16. Febr. Die Koſten der neuen Flotten verſtärkung belaufen ſich auf 1861 Mill. Mark; davon ſollen 760 Mill. im Lauf der Bauzeit von 16 Jahren durch Anleihen zu⸗ ſammengebracht werden, während man die andern 1092 Millionen aus den laufenden Reichsein⸗ nahmen decken zu können hofft. Dieſe Summen ſehen ſich zwar ganz gewaltig an, aber eine große Beläſtigung des Volkes bedeuten ſie nicht. Die „DOtſch. Volksw. Corr.“ ſchreibt: „Die Koſten unſerer Flotte belaufen ſich im Jahre 1900 pro Kopf auf rund 3 Mark. In dem ganzen Zeit⸗ raume von 1900 bis 1916 wird für die neue Flottenvorlage nur eine Steigerung der Ausgaben für das Jahr und den Kopf der Bevölkerung um 11 Pfennig nothwendig ſein. Das iſt kurz gefaßt das geſammte ziffernmäßige Reſultat der Mehrbelaſtung in Folge der Flottenvermehrung! Hält man dieſe Zahlen feſt, ſo wird alles Bange⸗ machen gegen die neue Vorlage vergeblich ſein, beſonders wenn man diejenigen Intereſſen in ch der Haiſer zu folgendem Trinkſpruch: „Euer ÜUgl. Hoheit, mein theurer Bruder! nüſe⸗ ch heiße Dich von Herzen in unſerem Vater⸗ ihl; inde und in unſerer Hauptſtadt willkommen. . zor 2 Jahren ſandte ich Dich hinaus, um kleie leine Aufgabe im fernen Oſten zu löſen, und Falz onnte es nur Gott anheim ſtellen, daß er Dir inen Schutz und dem Werke das Gelingen nig ebe. Der freudige Empfang aller Schichten ia einer Keſidenzſtadt Berlien gibt Seugnis da⸗ ö ir, mit welchem liebevollen Intereſſe unſer 105 uzes Volk Dich in der Erfüllung Deiner nun⸗ eru⸗ „A letzle Wille der Millionärin. 5 Roman von A. Michola. 5 5 (Nachdruck berboten.) Mit der Linken faßte er den Mann beim * — . its⸗ er ſeinem Kopfe abbrach, und das Nächſte, was Ertappte verſpürte, war eine eigenthümliche, ckelnde, ſtechende und kitzelnde Empfindung um als und Wangen. Vor Wuth mit den Zähnen knirſchend, rich⸗ le er ſich aus ſeiner ſchimpflichen Stellung auf aß. id murmelte verbiſſen: „Das vergeſſe ich nie. yr⸗ ch werde noch Abrechnung mit ihm halten.“ ür Mit dieſer großartigen Drohung, die in dem kunde des kleinen, ſchmächtigen Männchens mit en, im glatten, bartloſen Geſicht faſt lächerlich klang, ck⸗ ritt der Gezüchtigte, der kein anderer war, als er⸗ err Wenzel Gibſon, der vertraute Buchhalter des on. otars Moritz Reynold in Kimburg, langſam die lee hinab. Sein Angreifer hatte inzwiſchen bereits das hor erreicht und lohnte die Dienſte des alten, der fällig den ſchweren Thorflügel offen hielt, mit em blinkenden Goldſtück. „Gute Nacht!“ ſagte er freundlich. „Ver⸗ ließen Sie das Thor wider gut, damit alle deren Eindringlinge drinnen bleiben müſſen.“ Kichernd drehte der Alte den roſtigen Schlüſſel um. kragen, während er mit der Rechten einen Zweig „Außer mir iſt Niemand einzuſchließen,“ murmelte er und er ſprach die Wahrheit, denn Herr Wenzel Gibſon wußte ſich unabhäugig von Schloß und Riegel Eingang und Ausgang zu verſchaffen auf eine krichende Weiſe, die zwar nicht die bequemſte war, aber immerhin den Vortheil hatte, nur ihm allein bekannt zu ſein. 9 — f Schenke, über deren Thür ſeit fünzig Jahren ein Aushängeſchild mit dem pom⸗ pöſen Namen „Zur Flemingsruhe“ prangte, fühlte an dieſem Abend einen Schatten jener Wichtigkeit zurückkehren, deren ſie ſich zu Zeiten der alten Poſt⸗ kutſchen ſtets erfreut hatte. Die Ankunft eines hocheleganten privaten Reiſewagens war durchaus kein täglich vorkommendes Ereigniß und veranlaßte den trägen Hausknecht mit ſolchem Ungeſtüm ſeine thönerne Pfeife niederzulegen, daß ſie in tauſend Stücke zerbrach. Aber auch die dicke Wirthin ver⸗ lor momentan ihre Faſſung, als ſie eine vornehme junge Dame eintreten ſah, und warf raſch ihre ſchmutzige Schürze hinter die Küchenthür. „Natürlich, weil ich nichts im Hauſe habe, muß heute wieder jemand kommen.“ „Sie werden wohl einen guten Thee wünſchen, Madame?“ fragte ſie eine Minute ſpäter, um der Reiſenden im voraus jede Idee an ein ordentliches Diner auszutreiben; „einen kräftigen Thee mit Meſſer Gabel, wie wir es nennen? Ich habe delicaten kalten Schinken und die ſchönſten Eier, Es wird ſicher gut ſein.“ und —“ „Ich danke, verſetzte die Dame, in das Zim⸗ mer eintretend, deſſen Thür die knixende Wirthin offen hielt, „bringen Sie nur, was Sie haben. „Nur für eine Perſon, Madame, die Diener⸗ 1 ſchoft natürlich ausgenommen ?“ Die Frage war eine gänzlich überflüſſige, nur von alten Gewohnheiten dictirte, aber die Wirthin ſah mit Staunen die lebhafte Röthe, welche die Wangen der Fremden überzog. Der Thee wurde in dem niedrigen, düſtern Gaſtzimmer ſervirt, in welchem ein friſch angezün⸗ detes Feuer eine armſelige Exiſtenz führte und ver⸗ geblich zur Erhellung und Erheiterung des trüb⸗ ſeligen Gemaches beizutragen ſich bemühte. Aber jetzt ſtand der Wirthin von „Flemings⸗ ruhe“ noch ein ſchwerer Schlag bevor, ſchwerer, als ſie ſeit langem einer betroffen. Der kalte Schinken, das Prachtſtück der Speiſekammer, zierte bereits die lange Tafel im Gaſtzimmer, auf welche Frau Murray jedes halb⸗ wegs ſehenswerthe Stück ihres Porzellanſchrankes zum Schmucke aufgeſtellt, als ein zweiter Gaſt ganz unerwartet ankam und ſeltſamerweiie ebenfalls Thee für eine Perſon beſtellte. In nervöſer Angſt ſuchte die Wirthin in ſeinen Zügen zu leſen, und das Reſultat war ein ziemlich befriedigendes. „Er ſieht weder hungrig