Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 5 1 . Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen haltungsblatt frei ins Haus. Ladenburg. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Druck und Verlag von Karl Molitor, 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. 1 25 No. 2. Samstag, den 6. Jauuar 1900. fl A m 58 Die Reorganiſation der deutſchen Marine. 5 1 Die Anſprache, welche unſer Haiſer am 1 5 Neujahrstage an die Offiziere der Garniſon 45 Berlin gehalten hat und in welcher derſelbe die . Keorganiſation der deutſchen Marine als eine ges der weſentlichſten Aufgaben ſeiner Regierung hinſtellte, wird jetzt von der „Allg. Marine⸗ und l. Handelskorreſp.“ wie folgt commentirt: 3 Die Anſprache wird in den weiteſten Kreiſen des deutſchen Volkes freudigen Wiederhall finden. Kein Seitpunkt könnte gelegener ſein, die Aufgaben Deutſchlands nach dieſer Richtung hin nochmals klarzuſtellen, wie die Jahrhundert⸗ wende, mit welcher gleichzeitig die Abrechnung mit dem abgelaufenen Jahrhundert erfolgt. Den Thatſachen gegenüber müſſen alle doktri⸗ nären Erörterungen ver ſtummen, und dieſen Thatſachen gegenüber wird das deutſche Volk, welches im 19. Jahrhundert ſich auf ſich ſelbſt beſinnen und denken gelernt hat, die Schluß⸗ folgerung ſelbſt zu ziehen vermögen. Daß dieſe Schlußfolgerung die Notwendigkeit einer Er⸗ höhung unſerer Wehrkraft zur See, einer Re⸗ organiſation derſelben, entſprechend unſerer ge⸗ ſammten Kulturentwicklung iſt, und ſein muß, kann Niemand bezweifeln, der ſich die Wirk⸗ lichkeit vergegenwärtigt. Die politiſchen Ver⸗ hältniſſe zeigen, daß die Intereſſen der einzelnen Völker nicht durch Verträge, ſondern lediglich durch die Möglichkeit entſprechender Machtent⸗ faltung gewährt werden können. Die Uriege der letzten Jahre, der gegenwärtige Feldzug in Südafrika ſprechen dabei eine mehr wie deut⸗ liche Sprache. Daß gerade bei Deuiſchland die Lebens⸗ Suſammenhang mit dem Ueberſeeverkehr ſtehen, daß die Entwickelung Deutſchlands zur Welt⸗ macht auch auf überſeeiſchen Gebieten nicht faltet hat. aufgehalten werden kann, dafür ſprechen ziffern⸗ mäßig Belege lauter wie alle Doktrinen. Ein Geſammtausfuhrhandel von mehr als 10000 Millionen, von denen mehr als 6000 Millionen ſich im Ueberſeeverkehr bewegen, die rapide Entwickelung dieſes Handels, die Anlage von Tauſenden von Millionen deutſchen Geldes in überſeeiſchen Werthen, die gewaltige Ausdehnung der deutſchen Handelsſchiffahrt, das Empor⸗ blühen der deutſchen Kaufhäuſer in allen Aus⸗ landsplätzen, die nur im Geringſten Anſpruch auf Werth erheben können, die geiſtige und materielle Wirkſamkeit des deutſchen Elements in allen fünf Erdtheilen, die Möglichkeit, ja ſo⸗ gar die Nothwendigkeit der Aus dehnung dieſes Einfluſſes durch unſere, im Vaterlande gar nicht zu verwerthende Volkskraft, das alles ſind Aeußerungen deutſchen Volksthums, die nicht nur unſeren Anſpruch auf den Namen einer Weltmacht rechtfertigen, ſondern welche unſere poliliſchen Bahnen uns gebieteriſch vor⸗ ſchreiben. Keine Nation der Welt, auch England nicht, kann nur annähernd in ihrer geſammten Geſchichte Erfolge aufweiſen, wie ſie Deutſch⸗ land in friedlicher Entwickelung in den letzten. dreißig Jahren aufzuweiſen hat. Wäre dieſe friedliche Weiterentwickelung ohne Störung garantirt, nicht discutirt zu werden. Weiterentwickelung nicht garantiert iſt, das eben beweiſen die Uriege unter den Kulturnationen in den letzten Jahren. Hiergegen die Augen zu verſchließen und veraltete Doctrinen hervor⸗ zuſuchen, das iſt die ärgſte Blüthe deutſchen des ſcheidenden Jahrhunderts ſich hier und da wenn auch Gott ſei Dank nur kümmerlich, ent Unſere Küſtung dort auszubeſſern oder zu verſtärken, wo in einem Kampfe der Staatskörper tötlich getroffen werden kann das iſt die vornehmſte Aufgabe eines einſichtigen, mitten im Leben des Volkes ſtehenden, den Pulsſchlag der Nation mitfühlenden Regenten. Die verwundbarſte Stelle Deutſchlands, die Wetterſeite, liegt nach der See. . Politiſches. 5 Karlsruhe, 3. Jan. Der Entwurf eines Geſetzes, die Vermögensſteuer betreffend, liegt nun vor. Darnach gelten als ſteuerbare Ver mögenstheile im Sinne dieſes Geſetzes a) die im Großherzogthum gelegenen Grundſtücke und Gebäude ſowie das Bergwerkseigenthum; b) Die Anlagen und Betriebskapitalien der im Großher⸗ zogthum betriebenen Gewerbe; c) das nicht ſchon in b begriffene bewegliche Kapitalvermögen. Steuer⸗ pflichtig ſind mit dem geſammten wie vorherbe⸗ zeichneten ſteuerbaren Vermögen: 1. Landes⸗ und Reichsangehörige, welche im Sinne des Reichs⸗ geſetzes vom 13. Mai 1870 ihren Wohnſitz im Großherzogthum haben und daſelbſt nach § 2 jenes Geſetzes beſteuert werden dürfen; 2. Reichs⸗ ausländer, welche, ohne einen Wohnſitz und sine entſprechende Beſteuerung in ihrem Heimathsſtaate nachweiſen zu können, einen Wohnſitz im Groß⸗ 3 ſo brauchte ein bewaffneter Schutz Daß dieſe friedliche herzogthum haben, vorausgeſetzt, daß dies ſeit mindeſtens einem Jahre der Fall iſt, oder aber, daß ſie im Großherzogthum eine auf Gewinn gerichtete Thätigkeit ausüben; ferner die juriſtiſchen Perſonen des öffentlichen und Privatrechts, die ihren Sitz im Großherzogthum haben. Wie ju⸗ riſtiſche Perſonen werden auch zur Vermögens⸗ ſteuer veranlagt: Aktiengeſellſchaften, Gewerk⸗ f 5 * 10 ut intereſſen des Volkes mehr und mehr in engſtem Philiſterthums, welche in den letzten Jahren ſchaften, Genoſſenſchaften, Geſellſchaften mit be⸗ telle ö . Aber wann habe ich Frank Nord beraubt?“ fragte an der Mündung des Hafens war. Es war ein 0 Ein Vaterherz. er neugierig. holländiſches Schiff voller Waarenballen; aber auf f Roman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen „Als Sie meinen Bruder beranbten, der ihm dem Verdeck mitten unter den Matroſen ſtand ein von Klara Rheinau. 75. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Schreien Sie mich nicht ſo an! O, was für ein Frauenzimmer Sie ſind!“ tönte es unter dem Shawl hervor. Ich leide nicht, daß Sie ihn ſo aufregen, Fräulein Dering,“ ließ ſich Frau Baretti vernehmen, die plötzlich ſchützend an ihres Gatten Seite ge⸗ treten war. „Er hat ein krankes Herz der Arme und kann tot umfallen, wenn man ihn reizt.“ Sie b 10 gab dieſe Erklärung ohne Rückſicht auf die Gefühle 4 des Kronken, deſſen Kopf plötzlich aus dem Shawl wieder auftauchte. Merkel WwWer ſagt Dir dies?“ fragte er. — 5 „Der Doktor der vor zwei Tagen da war.“ E 5 „Und ich habe nichts davon gehört! Warum 15 ſoll ich immer im Finſtern tappen, möchte ich 1 Em wiſſen.“ — „Nun, ſeien Sie nur wieder ruhig,“ ſagte igri Helene etwas ſanfter; „aber Frank Nord iſt mein em e Freund — ſtets mein Freund. Suchen Sie dies 1 5 zu begreifen.“ 1 .— a „Ich habe nichts dagegen,“ war ſeine Ant⸗ faz * wort, als ob man ihm die Sache zur Entſcheidung 4 vorgelegt habe. „Ich will nicht geärgert werden, und es thut mir leid, wenn ich Sie geärgert habe. das Geld hatte bringen wollen.“ „Sein Geld? Nord's Geld? Ihm gehörte von Neuem in Thränen ausbrach, deuen ein krampf⸗ haftes Lachen folgte, das gräßlich anzuhören war. „Nun, nun, thue nur nicht ſo,“ ſagte Frau Baretti, ihrem Gatten ermuthigend auf die Schulter klopfend, ſo daß er faſt aus dem Stuhle gefallen wäre. „Du haſt zu viel Seeluft gehabt. Viel⸗ leicht iſt die Galle ausgetreten, wenn Dir noch etwas geblieben iſt, armer Wurm.“ „Nenne mich nicht Wurm,“ murrte Paulo. „Wo iſt das Schiff jetzt?“ „Welches Schiff? Jener Dampfer, dem Hafen ſegelt, meinſt Du?“ „Ja; ich dachte, Tony könnte drauf ſein.“ „Das denkſt Du bei jedem Schiff, das ſeit drei Tagen hier ankommt. Er wird mit der Eiſen⸗ bahn reiſen, Paulo, wenn er nicht zu fein iſt, überhaupt zu uns zu kommen.“ „Bekümmere Dich um Deine Sachen,“ mur⸗ melte der Kranke, mit den Augen wieder das Schiff verfolgend. Auch Helene blickte mit einigem In⸗ der nach es?“ Er ſtellte keine weitern Fragen mehr. Viel⸗ ſtieß. O, iſt es Tony ?“ rief er. „Sagen Sie leicht bereute er ſeine frühern Miſſethaten, und mir, ob jener Mann mein Tony iſt, Fräulein Helenens Mittheilung hatte ihn ſehr erſchüttert; Dering. Meine Augen ſind ſo matt — warum aber er rieb ſich die abgezehrten Hände, bis er iſt ein Schleier davor? — Iſt es der Junge?“ tereſſe auf den großen Schraubendampfer, der nahe Mann, der wie ein Paſſagier ausſah, und bei deſſen Anblick Paulo einen ſchwachen Schrei aus⸗ Helene trat plötzlich ein paar Schritte auf den Damm zurück, und auch ihr entfuhr ein Auf⸗ ſchrei. „O, ich bin ſo froh — ſo entſchrocken!“ rief ſie verwirrt. „Ich kann ihn nicht ſehen — ich wage nicht, ihm gegenüberzutreten. Sagen Sie ihm beileibe nicht, daß ich hier in Barſtoft, wenn Sie — Sie beendigte ihren Satz nicht, ſondern rannte, als ob es ihr Leben gälte, über den Daum, durch das Thor des Zollhauſes und die Esplanade ent⸗ lang ihrer Villa zu, nur ein oder zwei Mal nach dem Dampfer zurückblickend. Inzwiſchen war Paulo vor Ueberraſchung ganz in ſich zuſammengeſunken, und ein Zittern durchlief ſeinen elenden Körper. „Iſt es alſo Tony, wie Du ihn nennſt?“ fragte ſeine Frau; der Mann, der im Theater — Ei, es iſt der Andere!“ „Ja, 's iſt dieſer verfluchte Nord,“ ſtöhnt Paulo entſetzt hervor. „Er wird mich ausliefern. Ich bin verloren!“