ter ſchweren Wirren und Hämpfen zwiſchen den Tſchechen und Deutſchen, welch' letztere nach mehrfachen Kabinettswechſeln endlich er⸗ freuliche Erfolge erlangen. In Frankreich erfolgte e Wirren, in denen die Republik ſich nur mühſam behauptete die Abwickelung der Dreyfus⸗Affaire, die mit einer Art Kompromiß, der Verurteilung und Begnadigung von Dreyfus, endete. In Italien ſchleppt ſich die wirtſchaftliche Kriſis weiter, in Spanien ſcheint dem politiſchen der wirtſchaftliche Zuſammenbruch folgen zu ſollen. Die Vereinigten Staajen von Amerika führen noch immer, und bisher ohne ſonderliche Erfolge den Krieg auf den Philippinen. In Aſien iſt der Gegenſatz zwiſchen Rußlond und Frankreich einer⸗ ſeits und England andererſeits mehrfach ſcharf hervorgetreten, ohne jedoch bis jetzt zu dem viel⸗ fach erwarteten Konflikt zu führen. Das Haupt⸗ intereſſe der politiſchen Welt aber richtet ſich jetzt am Ende des Jahres, auf die bedeutſamen Vor⸗ gänge in Afrika, auf den Kampf zwiſchen Buren und Engländern, der nicht etwa einen lokalen Krieg, ſondern den Kampf um die Vorherrſchaft in Südafrika bedeutet. Die Entſcheidung in dieſem Kriege wird der Politik des nächſten Jahres ihren Stempel aufdrücken. 5 Verſchiedenes. — Ladenburg, 2. Jan. Der Geſang⸗ derein Sängereinheit veranſtaltete geſtern Abend m Gaſthnus zum Hirſch eine Abendunterhrltung nie Gabenverloſung und Tanz. Der Beſuch war in ſehr zahlreicher und die Auffüh rungen fanden ingetheilten Beifall. Die Chorlieder zeigten von ſuter Schulung, was in erſter Linie dem Herrn dirigenten Himmelsbach zu verdanken iſt und vurde demſelben auch als Anerkennung für ſeine mermüdliche Thätigkeit von Seiten der Mitglieder in Geſchenk überreicht. — Ladenburg, 2. Jan. Dem Cigarren⸗ abrikannten Herrn Franz Agricola hier wurde on S. K. H. dem Großherzog das Ritterkreuz l. Klaſſe des Zähringer Löwenordens verliehen nd dem Oekonomen Herr Carl Steingötter in ſeidelberg das Ritterkreuz I. Klaſſe vom Zähringer öwen. — Mannheim, 2. Jan. Eine blutige hat wurde in der Neujahrsnacht hier verübt. n der Straße zwiſchen F 6 und G 7 gerieth igen 3 Uhr der ledige Schreiner Franz Keller wach mit dem Kopf nach der Zeitung zu nickte, id Helene bemerkte es ſofort. „Was hat ſte ſo ergötzt?“ fragte ſie. „Da iſt dieſer Nord; ich möchte wiſſen, ob er den Ernſt des Lebens kennen gelernt hat.“ „Mas meinen Sie damit?“ „Sie ſagten, daß Enttäuſchungen —“ „Geben Sie her! Was ſteht in dieſem Blatie?“ elene, ohne alle Umſtände dem Kranken die ätung aus der Hand reißend. Paulo erſchrack rüber, denn er war entſetzlich ſchwach. Er ſank nz in ſich zuſammen, während Helene das Blatt tfaltete und raſch den Inhalt überflog, in ihrer iſt das für ſie Wichtigſte überſehend. „Was es — was ſteht hierin von Frank Nord 2“ igte ſie. „Regen Sie mich nicht auf,“ flehte Paulo. hat keinen Bezug auf Sie; und ich kann te Worte nicht ertragen. Es iſt ſehr grau ſam, ien ſo anzuſchreien.“ „Ich bitte um Verzeihung; doch ſagen Sie „ welche Nachrichten über Frank Nord dieſes itt enthält?“ „O, nicht viel; nur, wenn er auf Geld ge⸗ jnet hat, wird er ein wenig enttäuſcht ſein. b konnte den Menſchen niemals ausſtehen,“ mur⸗ te er. „Sie ſollten keine Abneigung mehr hegen, am erwenigſten gegen Oberſt Nord.“ „Ach, ich mag ihn aber einmal nicht; er war s ein ſo prahleriſcher Menſch und hielt ſich für und ſtärker, als alle Anderen! Und. jetzt 1 jede Ausficht auf jenes Geld verloren.“ e bünnen Hände legten ſich ineinander poll miger Brfriedigung über dieſe Thatſache; die ſchaft, die ſein Leben beherrſcht — der Haß en Expräſideuten von Alſako war noch ſtar „ſo nahe er dem Tode war. N f 5 3 4 von Tiefenbach bei Eppingen mit dem Begleiter der ledigen Arbeiterin Magdalena Bauſch von Heidelberg, wohnhaft F 7, 3 in Streit. Keller rief dem Begleiter der Bauſch den Schimpfnamen „Louis“ zu, worauf ſich Beide auf Keller ſtürzen wollten. Die Bauſch ſuchte dem Keller den Stock zu entreißen. Keller zog hierauf ſein feſtſtehendes Meſſer und ſtieß es der Bauſch in die rechte Bruſtſeite. Die That geſchah am Eder ſchen Tabaksmagazin. Die Getroffene ſank ſchwer ver⸗ letzt zu Boden. Sie wurde in ihre Wohnung verbracht, wo ſte ſchon nach 20 Minuten ſtarb. Keller wollte flüchten, wurde aber von den Paſſanten feſtgenommen und nach dem Amtsgerichtsgefängnis verbracht. a 855 — Hamburg, 30. Dez. Bei der Direktion der deutſchen Oſtafrikalinie iſt die Nach richt ein⸗ gelaufen, daß der deutſche Reichspoſtdampfer „Bundesrath“ vor der Delagoabai beſchlagnahmt und von eienm engliſchen Kriegſchiff in Durban eingebracht worden ſei und daß der dortige Kommandant eine Auskunft über die Urſache der Beſchlagnahme verweigerte. Es wird verſichert, daß der Dampfer keine Kriegskont rebande an Bord hatten. Die von der Reichsregierung er⸗ betene Vermittelung bei der engliſchen Regierung iſt vom Auswärtigen Aut ſofort zugeſagt worden. — Rom, 30 Dez. Wie nachträglich be⸗ kannt wird, äußerte der Papſt nach der Eröff⸗ nung des heiligen Jahres zu ſeiner Umgebung die lateiniſchen Bibelworte: „Nun dimittie servum tuum, domine“ („Nun entlaſſe deinen ſeilbereit, die Tiara ſeinem Nachfolger abzutreten, den Diener, Herr“). Seine Lebensaufgabe ſeibeeudet und auch im Verhältniß zu ihm noch jung an Jahren ſei und neue Triumphe der Kirche erleben werde. Dabei nannte der Papſt den Namen des Kardi⸗ nals Gotti. Anſtellung von Militäranwärter. Das Miniſterium des Innern publizirt die Grund⸗ ſätze betreffend die Beſetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenſtellen bei den Kommunalbehörden uſw. mit Militäranwärtern. Zugleich wird auf Grund aller höchſter Ermächtigung aus Großh. Staatsminiſterium beſtimmt, daß „Anſtellungs⸗ behörden“ im Sinne der Grundſätze für die Be⸗ amten der Gemeinden ſind die Gemeindebehörden, für Kreisbeamte der Kreisausſchuß, für Beamte der Landesverſicherungsanſtalt Baden der Vorſtand dieſer Anſtalt „Aufſichtsbehörde“ iſt für die Be⸗ amten der Gemeinden und der Bezirksver nde das Bezirksamt, für die Beamten der Kreisverbände ſowie der Landesverſicherungsanſtalt Baden das 5 Miniſterium des Innern. Ausſchließlich mit Mili⸗ 5 0 täranwärtern ſind nach den Grundſätzen zu be⸗ 0 Mute ſetzen, ſofern die Beſoldung der Stellen einſchließ⸗ ö Hat. lich der Nebenbezüge mindeſtens 600 Mk. beträgt: 1. die Stellen im Kanzleidienſt, einſchließlich der⸗ 5 jenigen der Lohnſchreiber, 2. ſämmtliche Stellen aerdel fi, deren Obliegenheiten im Weſentlichen in mechan⸗ eb d ſchen Dienſtleiſtungen beſtehen und keine techniſchen 80tn Gabe Kenntniſſe erfordern. Durch miniſterielle Ent⸗ 11 ſchließung wird indeß beſtimmt, daß zunächſt der e, Antheil der Militäranwärter der unter 41. ge⸗ nannteu Stellen auf die Hälfte, von der unter 2. genannten Stellen auf zwei Drittel begrenzt wird. 5 5 . 3 Zwei nette Poſtkurioſa werden der T. R. von einem Leſer mitgetheilt; Ort der Handlung: großes Telegraphenamt, das mit London direkt arbeitet. Der engliſche Beamte arbeitet ſchlecht, viel zu langſam für den flott telegraphirenden deutſchen Beamten. Um nun den andern etwas aufzumuntern, „tippt“ der deutſche, in Anlehnung an die Tagesereigniſſe, folgende Worte hinüber: „Machens fix, ſonſt ſchicke Ihnen ein paar Buren auf'n Hals.“ Das half. Aber der Engländer fühlte ſich getroffen. Es dauerte nicht lange, ſo kam eine Beſchwerde aus London, und der humorvolle deutſche Beamte wurde von ſeiner vorgeſetzten Dienſtbehörde beſtraft. Im amtlichen Verkehr darf eben keine Politik ge⸗ trieben werden. Ort der Handlung Telegraphenamt, das mit einem k. k. öſterreiſchen Amte, in direkter Verbindung ſteht. Der Oeſter⸗ reicher wird am Apparat von dem Deutſchen gerufen. Bei der bekannten öſterreichiſchen Gemüt⸗ lichkeit geht das nicht ſo ſchnell. Als unſerem Telegraphiſten die Zeit zu lange dauert, ſängt er an „Punkt zu geben“, was in der Fachſprache mit „Trommeln“ bezeichnet wird, und gewöhnlich bedeutet, daß man ſchon in der vorgeſchriebenen Weiſe gerufen, aber keine Antwort erhalten hat. Das hilft. Der Oeſterreicher erſcheint, muß ſich aber wohl darüber geärgert haben, denn er meint ſpitz: „Wo habens denn ſo ſchön trommeln ge⸗ lernt? Schlagfertig erwiedert unſer Beamter: f „1866, als wir Euch das Fell gerbten!“ Das war ſehr gut gegebeu, doch bekam der Beamte dafür von der Behörde 10 M. Ordnungsſtrafe. ee Unhauſen ee fade 4 Hang Zehnte Widerwillen konnte er des Mannes gedenken, der ihm Alſako berleidet, in Paris ihn unglücklich ge⸗ macht, ihm die Liebe ſeines Sohnes geraubt und ein ſchreckliches Verſehen herbeigeführt hatte, und die Erinnerung au all dieſe Beleidigungen verlieh ſeinen Wangen eine flüchtige Röthe, ſeinen Augen einer vorübergehenden Glanz. „Ich habe ihn immer gehaßt — ich muß ihn haſſen!“ flüſterte er vor ſich hin, und vielleicht war es gut, daß Helene Dering nicht auf ihn hörte. Sie blätterte wieder in der ſchlecht gedruckten Zeitung, ſchien aber nicht mehr zu finden was ſie ſuchte. „Welches Geld meinen Sie, Baretti?“ ſie. „Ich ſehe nichts davon. O, jenes Geld — mein Gott, jenes Geld iſt es!“ Sie hatte endlich die Nachricht entdeckt; es war eine telegraphiſche Depeſche von New⸗York mit Nachrichten aus Alſako für welche die Franzoſen ſich ſlets mehr intereſſirt hatten, als die Engländer. Ihr Herz pochte heftig, halb vor Angſt halb vor Scham oder einem dieſen ähnlichen Gefühl. „Nun wird er es leſen — wird Alles ausfindig machen,“ murmelte „ „Was ausfindig machen?“ fragte Paul 5 „O nichts nichts. Sprechen Sie nicht mit mir, bitte; ich bin ſehr gekümmert.“ Paulo konnte nicht einſehen, inwiefern die ſe Zeitungsnotiz ſie bekümmern ſollte; aber er war zu ſchwach, um lange über die Sache nachzudenken. Das ferne Schiff, das in der Richtung des Hafens ſich näherte, erregte wieder ſein ganzes Intereſſe, und er war überzeugt, daß er vor Freude ſterben würde, wenn er ſeinen Tony on Bord deſſelben entdeckte. Seinen ſchönen Jungen, ſeinen Einzigen zu ſehen und dann ſterben zu müſſen — das wäre hart, aber dennoch ſehnte er ſich unendlich nach fragte ſeinem Tony. „Wenn er nur kommen 1 1 rmelte er. 7 9. „Wenn wer kommen würde?“ fragte Hele „Frank Nord?“ N „Verwünſchb! nein,“ ſchrie Paulo. „Dieſer Mann hat ſtets nur Unglück über mich gebracht!“ „Schweigen Sie! Wie dürfen ſie ſo reden!“ 1 Sie neigte ſich herab, um die Zeitung aufzuheben, welche in der erſten Ueberrraſchung ihrer Hand entfallen war, und las nochmals mit großer Auf⸗ 8 merkſamkeit die Notiz, welche Paulo ſo erfreut, ſie ſelbſt aber vernichtet hatte. Es waren nur wenige Zeilen: „Das neue Parlament von Alſako hat mit 86 gegen 84 Stimmen die Wiedererſtat⸗ tung des perſönlichen Vermögens beſchlagnahmt auf Staatsbefehl im Jahre 18˙˙, an den Exprä⸗ ſidenten Oberſt Nord abgelehnt.“ „Ich möchte wiſſen, ob er die Zeitungen lieſt,“ murmelte Helene, und was er in dieſem Falle denken un 5 ſagen wird.“ 5 „O ich weiß es, daß er dann tüchtig ſchimpfen wird, nahm Baretti den Faden ihrer Rede auf, „Welch leidenſchaſtlicher Menſch er war, Fräulein Dering! Es war abſtoßend. Ich kannte ihn in Alſako —“ 8 „Sie haben ihn niemals gekannt,“ rief He⸗ lene, ihn heftig unterbrechend, daß ſein Kopf vor Schrecken gänzlich unter dem bunten Shawl ver⸗ ſchwand. „Er iſt der beſte und ehrenfeſteſte der Menſchen. Ich glaube, er hat ſeines Gleichen nicht mehr auf Erden. Welches Recht haben Sie, über Frank Nord Ihr gehäſſiges Urtheil abzugeben 8 und von Ihrem verbrecheriſchen Standtpunkte au b. K Güte und Aufrichtigtigkeit zu verdammen ? Kan 5 N 95 denn nicht einmal Ihr eigener Zuſtand Sie lehren 8 gerecht von einem Manne zu denken, dem Sie nach 1185 dem Leben geſtrebt, den Sie beraubt und unglück⸗ 1 ip würde!“ lich gemacht haben?“