en n haltungsblatt frei ins Haus. deubur Anzeiger für Lade Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ ler nburg und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Mol 7 „5 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 1 „„ menu, FFF Mittwoch, den 3. Jannar Politiſche Jahres ſchau. Die Woche zwiſchen Weihnachten und Neu⸗ ahr, die letzte Woche des Jahres, pflegt auch auf dem Gebiete der hohen Politik eine Ruhe⸗ pauſe zu bringen, die nur ſelten durch Ereigniſſe von nennenswerter Bedeutung durchbrochen wird. Auf dem Gebiet der inneren Politik laſſen ſich die Ereigniſſe in die kurzen Worte zuſammenfaſſen: Nichts Neues vom Kriegs⸗ ſchauplatz! In Oeſterreich hat das Kabinett Wittek ſeine Amtsgeſchäfte angetreten, die ſich nur auf einen eng begrenzten Seitraum er⸗ ſtrecken. Das „Miniſterium der Staats not⸗ wendigkeiten“ hat lediglich die Aufgabe, die⸗ jenigen Geſetzvorlagen, welche zur Fortführung der Staatsgeſchäfte dringend notwendig ſind, mit Hilfe des § 14 zur Erledigung zu bringen und alsdann einem neuen Kabinett zu weichen dem die Aufgabe zufallen wird, ein geordnetes politiſches Leben in Oeſterreich zu ermöglichen, wenn dies nämlich überhaupt möglich ſein ſollte. Die weſentlichſten politiſchen Ereigniſſe der Woche aber ſpielten ſich auf dem ſüdafrikaniſchen Kriegsſchauplatz ab, wo im ſchroffen Gegen⸗ ihr „Friede auf Erden“ verkündeten, der blutige Krieg fortdauert, zu dem die Anmaßung und liebendes Volk herausgefordert hat. Die politiſche Stille, welche Rückblick auf die weſentlichſten Ereigniſſe zu Jahres bilden. Zeichen des Kampfes um die Millitärvorlage, In Deutſchland begann das Jahr im ſatz zu den Klängen, welche vor kurzem erſt laß der Hanalvorlage ab. eee eee ſchien, aber am 16. März mit einem Hompro⸗ miß endigte, durch welches die Forderungen der Regierung mit einem kleinen Abſtrich ange⸗ nommen wurden. Am 8. April erregte die Nachricht vom Bombardement Apias durch eng⸗ liſche und amerikaniſche Kriegsſchiffe in Deutſch⸗ land ungeheure Erregung und die Regierung erklärte dieſes Vorgehen als eine Verletzung der Samoa ⸗Akte. Genau 7 Monate ſpäter er⸗ folgte die friedliche und für Deutſchland hoch erfreuliche Löſung der Samoa- Frage, indem der überwiegende Teil der Samoa -Inſeln durch den deutſch⸗engliſchen Vertrag den die Dereinigten Staaten von Amerika acceptierten, Deutſchland zugeſprochen wurde. Während die innere Politik des deutſchen Reiches bis zur Ein⸗ bringung der Streikvorlage im Reichstag (J. Juni) im weſentlichen friedlich verlief, ſpielte ſich in Preußen der ſcharfe Konflikt aus An⸗ Dieſer Konflikt endigte damit, daß am 19. Auguſt die Kanal⸗ vorlage in allen ihren Teilen in dritter Leſung abgelehnt wurde. Dieſer Ablehnung folgte das Vorgehen der Regierung gegen die konſer⸗ vative Partei, das in der Maßregelung der oppoſitionellen Candräte ihren Ausdruck fand, jedoch allgemach zu einem Einlenken der Regier⸗ Cändergier Englands ein friedliches und fried⸗ ung führte, wenn auch der Kampf um die durch NKompenſationen erweiterte Hanalvorlage zu Beginn des nächſten Jahres aufs neue an⸗ der letzten Woche des Jahres eigen zu ſein pflegt gewährt uns einen Augenblick der Muße, um einen werfen, welche den politiſchen Inhalt dieſes Reiches eine erfreuliche Bereicherung zufügte, Streik⸗ Das gleiche Schickſal er⸗ ein Kampf, der mit großer⸗ Heftigkeit aazuheben heben wird. Im Reiche blieb der von manchen Seiten angekündigte Honflikt wegen der Streik⸗ vorlage aus. Am 22. Juni, an demſelben Tage, wo der Keichstag den Karolinen⸗Vertrag annahm, der dem Holonialbeſitz des deutſchen wurde die Kommiſſionsberatung der vorlage abgelehnt. fuhr die Vorlage als nach dem Wiederzuſam⸗ eee Frs eee mentritt des Reichstags am 20. November die zweite Leſung ſtattfand, und damit war die Vorlage entgültig unter den Tiſch gefallen. Sonderliche Tuſt, ihr nachzutrauern, beſtand ſchon deshalb nicht, weil unterdes der Kampf um die Flottenvorlage begonnen hatte deren Einbringung der Reichskanzler am 11. Dezember offtziell im Reichstag ankündigte. Dieſen Kampf war die Regierung dadurch zu erleichtern be⸗ müht, daß ſie das Verſprechen des Reichs⸗ kanzlers auf Aufhebung des Verbindungsver⸗ bots für Vereine einlöſte und damit einen Grund zu weitverbreiteter Unzufriedenheit aus der Welt ſchaffte. f b Auf dem Gebiet der auswärtigen Politik iſt außer der Erwerbung unſeres neuen Holo; nialbeſitzes in erſter Reihe der Beſuch des Zaren in Deutſchland zu erwähnen, der ein Kennzeichen des guten Verhältniſſes zwiſchen den beiden Ländern war, und die Keiſe des Haiſers nach England, welche das Hennzeichen einer Beſſerung der deutſch⸗engliſchen Beziehungen bildete, die jedoch von engliſcher Seite etwas überſchwänglich aufgefaßt wurde. Im übrigen ſtand das Jahr im Seichen der Friedenskonferenz, deren Ergebniſſe freilich nicht den Ankündigungen entſprachen, mit denen ſie in die Welt geſetzt worden war. Ihre Erfolge beſchränkten ſich auf eine erfreuliche Milderung des Uriegsrechts und der Kriegs- gebräuche. Das Nachſpiel zu der Konferenz bildete der von England frivol provozierte Krieg gegen die Buren, der bisher zu glänzenden Waffenerfolgen der Buren und zu ſchweren Schlappen der Engländer geführt hat, die jetzt ihre Machtmittel in allen 5 Weltteilen aufbieten, um ihre bedrohte Poſition in Südafrika zu behaupten. . In Oeſterreich⸗Ungarn verlief das Jahr Ein Daterherz. Roman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen von Klara Rheinau. 74. Fortſetzung. 8 (Nachdruck verboten.) 2 5 An ſolch einem ſchwülen Auguſtnachmittage fand auch Helene Dering ihn auf ſeinem Lieblings⸗ plätzchen und Frau Baretti an ſeiner Seite. Paulo hatte eine Zeitung auf dem Schoße, über deren Durchblättern er müde geworden, und verfolgte mit geſpannter Aufmerkſamkeit ein fernes Schiff auf der See. Die herrſchende Schwüle hatte die Bode⸗ gäſte in den Schutz ihrer Häuſer getrieben, und nur das ſanfte Plätſchern der Wogen unterbrach die tiefe Stille. Helene näherte ſich vorſichtig der Frau, die im Schatten auf dem kreisrunden Sitze des hölzernen Gebäudes ſaß und fragte mit leiſer Stimme: i „Schläft er ?“ „Nein; er ſchläft nicht mehr viel. Wenn er nur nicht immer hierher wollte — er wird mir eines Tages hier am Strande ſterben,“ murmelte Frau Baretti. „Ich wollte ihn gerne noch einmal ſprechen — war beſorgt um ihn.“ e 2 ä „Seine Reue iſt ſo gezwungen und ſeltſam, d er ſteht am Rande des Grabes,“ verſetzte „das gteicht einer geſcheiden Dame. Aber Helene unruhig. „Hat er noch keinen Geiſtlichen bei ſich geſehen — oder zu ſehen verlangt?“ „Nein; je ſchwächer er wird, deſto ſicherer hofft er auf Beſſerung, wie mir ſcheint.“ Helene trat zu ihm hinüber, und ſeine Augen wanderten von dem fernen Schiffe zu ihrem Geſicht, das er in der Sonne anblinzelte, als ob er ſich daran zu erinnern verſuche. „Fräulein Dering, nicht wahr?“ ſagte er ſchließlich und fuhr auf Helenens bejahende Antwort fort. „Tony iſt noch nicht gekommen; Sie haben ihm geſchrieben — Ihr Wort gehalten?“ „Ich ſchrieb nicht; ich telegraphierte.“ „Das war freundlich,“ jubelte der Kranke, Meine nichts, als an ihr Kind — an andere nicht. Doch ich glaube,“ fügte er in bei, „ich werde kräftiger.“ denken nicht weniger an das denkt an Leute gar krächzendem Geflüſter „Ich hoffe, Sie zukünftige Leben, Helene mit großem Ernſte. „Wir ſollten Alle vorbereitet ſein.“ Paulo blinzelte über ſeinen Shawl hinaus zu ihr hinüber. „Ich hätte nicht gedacht, daß Sie ſo religiös reden könnten,“ ſagte er langſam. „Früher nahm ich mir wohl auch Alles leichter. Leid und Enttäuſchungen lehren uns den Ernſt des Lebens kennen.“ „Ueber was ſind Sie enttäuſcht geweſen? leber Tony?“ rief Paulo eifrig, als ein neuer Frau ruhig. als an das irdiſche,“ mahnte Gedanke ihn erfaßte: „Sie haben ſich doch nicht wegen meines Jungen gegrämt, wie ich?“ ö „Nein das war nicht der Fall,“ ſagte Helene „Doch darf ich nun wieder von Ihnen ſelbſt ſprechen ?“ i „Nein; laſſen Sie mich, bitte Fräulein Dering. Ich habe ja ſpäter noch Zeit zum Denken. Ich bin nicht in Eile. „Ich frage Ihre Frau,“ fuhr Helene fort, „ob Sie je verlangt hätten —“ „Nein; ich habe nichts verlangt,“ unterbrach er ſie haſtig; „denn es bringt mich herunter, und ich bin ohnedies elend genug. Und wenn ich Ausſicht habe, durch Ruhe und Frieden wohler zu werden, ſo möchte ich auch Beides haben.“ Nach dieſen Worten ſchien er in ſeine düſtere Stimmung zu verfallen; aber da Helene ſich nicht entfernte, ſondern im Gegentheil eine Gelegenheit zu ſprechen abzuwarten ſchien, ſo nahm er ſeine Zeitung auf und vertiefte ſich anſcheinend ganz in deren Inhalt. Helene ſah, daß es ein franzöſiſches Blatt war und fragte: „Nachrichten aus Frankreich? „So iſt's. Ich intereſſire mich ein wenig für Frankreich?“ „So iſt's. Ich intereſſiere mich ein wenig für Frankreich,“ fügte er trocken hei, „und dachte, es koͤnnte etwas von mir darin ſtehen. Fanny erwiſchte das Blatt heute Nachmitkag am Strande und es hat mich ergötzt — ſehr ergötzt.“ Es lag eine Bedeutung in ſeinen Worten, als er mehrmals