5 Ladenburg. idenbu Anzeiger für Ladenbu rer Wochenblatt. rg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 0 Mit dem 1. Januar 1900 beginnt ein neues Quartal dieſes Blattes, wozu wir mit dem Ve⸗ merken zum Abonnement höflichſt einladen, daß für die Folge ein achtſeitiges gratis beigegeben wird. Der Preis beträgt fernerhin au frei ins Haus geliefert. Beſtellungen nimmt die Expedition ſowie die Zeitungsträger entgegen ſergerichteten Sul Joſef Weigand, Zum Neuen Jahte 1900 Gott der Jahrhunderte und Jahre, Ein neu Jahrhundert eilt herzu Und trägt die Schrift, die ſternenklare: Im Stirnband: „Unſre Zuflucht du!“ Wir ſteh'n auf einer dunklen Schwelle Und wagten vor uns keinen Schritt, Kiefſt du, von allerhöchſter Stelle, Nicht königlich: „Ich gehe mit!“ edr. Betz — ul. 26. Dezenbet, fact — —— 1 — SHeſchlechter gehen, doch du bleißſt! Dein Wort, das treue, ewig wahre, Was war Deutſchland im Jahre 1800 und wie Samstag, den 30. Deze mher Gott der Jahrhunderte und Jahre, Du in der Seiten Tafel ſchreibſt. Das, was du willſt, muß ſich vollziehen Auch durch den Sieg der Wiſſenſchaft; Nichts darf dir ungenutzt entfliehen, 5 Du Gott voll Weisheit, Licht und Kraft! Sott der Jahrhunderte und Jahre, Dir wölbt ſich hoch der Menſchheit Dom, Daß dir zum Preis darin ſich ſchare Ein Volk, das nicht ſchwimmt mit dem Strom Das nicht dem alten Glauben ſagen 2 Der alten Hoffnung will Valet, Nein, welches hoch das Banner tragen Des Mannes will von Nazareth! Gott der Jahrhunderte und Jahre, Dem „tauſend Jahr' ſind wie ein Tag“, Dein Morgenſtern, der wunderbare, Siegreich durch jedes Dunkel brach. Mit deinem Wort erfüll' die Erde, Die Menſchheit adele dein Ruhm, 1 Herr, daß dein Name herrlich werde - — So wird's ein Gnaden⸗Säkulum! F. St. Sur Jahrhundertwende. SRK. Auf der Paßhöhe zweier Jahr⸗ hunderte ſtehend, folgt der denkende Menſch nur dem Geſetze der Logik, wenn er ſeinen Geiſt auf wichtigere Betrachtungsobjekte lenkt, als ſie ihm das ewige Einerlei der Tretmühle des täglichen Daſeins zumißt. Unſer deutſches Volk, hat vor allen Völkern des Erdenrundes Anlaß, beim Eintritte in das 20. Jahrhundert das Walten der göttlichen Vorſehung zu preiſen. ſteht es heute da! Es iſt weder unſere Auf⸗ 1 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeige Druck und Verlag von Karl Molitor, in dieſem Augenblick geſchichtsphiloſophiſche deutſchen Volke an dem Markſteine, an dem 15 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. —— —— „ gabe, noch unſere Abſicht, an dieſer Stelle und Abſtecher in die Vergangenheit oder in die Zu kunft zu machen. Eines nur möchten wir dem ſeine Weltlaufbahn nunmehr angelangt iſt als Wunſch zurufen: daß es nämlich in das neu Jahrhundert möglichſt viele ſeiner nationaler Tugenden, dagegen möglichſt wenige ſeiner nationalen Untugenden mit hinübernehmen zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen Innerhalb der anſehnlichen, ſo manche Generati onsdauer umſchließenden Seit tiefer nationaler Demüthigung, welche das durch den dreißig jährigen Krieg zu Grunde gerichtete Deutſch ſchland durchmachen mußte, bewies unſer Volk neben einer unverwüſtlichen Lebenskraft ein unerſchütterliches Vertrauen auf die ſchließliche Kückkehr beſſerer Tage. Es bewies, daß es ſchlimme Tage männlicher zu ertragen weiß, als vielleicht irgend ein anderes Volk. Aber wie ſteht es mit unſerer Fähigkeit zum Ertragen guter Cage d! Das letzte Drittel des 19. Jahr⸗ hunderts brachte dem deutſchen Volke, umſtrahlt vom Glorienſchein ſeines modernen Teroen thums, unter den Auſpizien des großen Kaiſers, des großen Staatsmannes und des großen Strategen, ein Seitalter äußeren und inneren Aufſchwunges, wie es in dieſer Macht und Dauer in den Jahrbüchern deutſcher Keichs⸗ und Volksgeſchichte beiſpiellos, unerhört daſteht. Und als jene großen Werkmeiſter unſerer nationalen Wiedergeburt der Seitlichkeit ihren Tribut entrichten mußten, und auch der edle, unvergeſſene Haiſer Friedrich heimgegangen war, da ſtand der jugendfriſche, geiſtes und willensſtarke Nachfolger am Throne bereit und fähig, das große Erbe ſeiner Ahnen zu treuen a Ein Vaterherz. Beteilgug an f Roman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen N. Kreiter — von Klara Rheinau. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Welch eine Frau wären Sie für Tony ge⸗ weſen! und welch eine — Ha! allmächtiger Himmel wer iſt dies? Nicht meine Fanny — die Frau, 5 u. nen 4 die hier bei Ihnen war, als ich zum erſten Male hereinlugte — nicht Fanny?“ 100 8 Frau Baretti, ihr Kind im Arme, hatte ſich geräuſchlos ins Zimmer an den Mann herange⸗ j ſchlichen, dem ſie einſt in dunkler Stunde nach dem ö 1870. Leben geſtrebt hatte. Zum zweiten Male bemühte 515 Danmelle⸗ gelang es ihm. Zitternd und an der Stuhllehne — ſich feſtklammernd, ſtand er da und ſtarrte ſeine ö Frau an, wie ein Geſpenſt, das ihn erſchreckt hatte. f „Ja, ich bin hier, Paulo,“ ſagte Frau Baretti, „um für Dich zu ſorgen, bis Dein Sohn zurück⸗ Se, kommt, um Dir die letzte Ehre zu erweiſen, aus * i . Ich war Dir keine gute Frau — ich war die f. a, aleeſchlimmſte von allen — aber ich will Dich n pflegen bis zum Ende.“ Paulo ſetzte ſich wieder nieder und ſagte lang⸗ füt g ſam: „Du biſt ſehr gütig, aber du brauchſt noch ü % nicht von meiner Beerdigung zu ſprechen; s iſt ao rückſichtslos von Dir; 's iſt nicht — was iſt das?“ f die Füß d diesmal 15 Paulo ſich, auf die Füße zu kommen, und diesmal Dir Alles sagen.“ glu! Dankbarkeit, daß Du noch an mich gedacht haſt.“ „Dein Kind,“ verſetzte Frau Baretti, dicht an ſeine Seite tretend, mit einer gewiſſen Theilnahme für ſein Elend. 0 „Du möchteſt es gern ſehen, nicht wahr?““ „Mein Kind!“ rief Panlo, das Kleine anſtarrend; „dies da! Ei, wer hätte jetzt daran gedacht? Mein Kind — noch ein Tony? Herr Gott! was kann mir das jetzt nützen?“ Er betrachtete das kleine Geſchöpfchen immer noch mit ſichtlichem In⸗ tereſſe; die Ueberraſchung, ſich als den Vater eines ſo ſoinzigen Kindes zu finden, war größer, als über Frau Barettis Anweſenheit hier. „Es iſt ein Mädchen, ein liebes kleines Mäd⸗ chen, das ich Elſie nenne, nach einer Frau, die mir einſt eine große Wohlthat erwies,“ ſagte Frau Baretti. „Später will ich es Dir ſagen, ich will „Ein Mädchen, he?“ bemerkte Paulo, „welch kurioſes kleines Ding!“ Er fing plötzlich wieder an zu weinen und ſein Geſicht mit dem Rockärmel zu verdecken. Frau Baretti krat nun ſehr feſt und ſelbſtbewußt auf und fühlte ſich ſogar ihrer Pflicht bewußt. Fragend blickte ſie auf Helene. „Ich werde ihn am beſten heimführen,“ ſagte ſie ganz geſchäftsmäßig. „Ja, ich denke, es wird gut ſein,“ verſetzte Helene. N „Ich fürchte mich jetzt nicht mehr vor ihm,“ fuhr dte Frau fort, „und ich kann für ihn ſorgen — jetzt da es ſo weit gekommen und das Andere einer Dering,“ ſagte ſie leiſe. wäre von Frankreich herüber geeilt und hätte Alles ſo nahe iſt. Wie komiſch iſt's — wie ein Buch ihn hier zu ſehen, Paulo!“ Er murmelte etwas zur Erwiderung, blickte ſie aber nicht an. „Willſt Du mit mir kommen?“ fragte ſte. „Wir waren früher ſehr ſchlimm; aber für die paar Tage, die uns noch bleiben, kann ich ver⸗ geſſen, wenn Du willſt.“ „Ja, ich will mit Dir gehen.“ Er erhob fich ſogleich und packte ſie eifrig beim Arme. „Ich möchte etwas Brandy,“ flüſterte er. Frau Baretti ließ faſt ihr Kind zu Boden fallen vor Schreck und Staunen über dieſen Wunſch aber Paulo hatte keine verſteckte Abſicht dabei. Ee hatte Elſies Erzählung noch nicht gehört, ſonſt würde er wohl ihr Anerbieten nicht ſo bereitwillig angenommen haben. Ein Blick in ſein Geſicht beruhigte Fanny „Du darfſt nicht trinken im Hauſe „Ja, ja, z iſt recht; ich vergaß. Aber ſie iſt eine gute, perſöhnliche Chriſtin; Einen zu ſchonen der ſo ſchlecht iſt — ſo granſam ſchlecht wie ich — das iſt wunderbax. Ich wäre zufrieden ge⸗ weſen, wenn ſie mich dem Gericht überliefert hätte — dem engliſchen, nicht dem franzöſiſchen, merke Dir — und an Tony geſchrieben hätte. Deßhalb kam ich hierher — wegen ſonſt nichts. Tont 5 8 geglaubt. Ich war ſtets ein ſo großattiger Lügner daß Niemand mir glauben wollte; doch nun wird