verzogen haben, bricht die Sonne des Friedens mit ihrer milden Allgewalt wieder hervor, Alles freut ſich ihres Scheines, ihrer Wärme und iſt dankbar der höheren Fügung, die dem Corps nun⸗ mehr ein ruhiges Daſein von — wir wollen es hoffen — längerer Dauer verliehen hat. In der Perſon unſeres neuernannten Kommandanten, liegt für uns die Bürgſchaft, daß dem Corps ſchöne Tage ruhiger Entwickelung und ſicherer Faorderung bevorſtehen und ich begründe dieſe Zu⸗ verſicht mit Folgendem: Herr Friedrich Agricola iſt ein Mann von vorzüglichen Charaktereigen⸗ ſchaften, von trefflicher Geſinnung und von beſter Erziehung in einer der erſten Familien unſerer Stadt. Er hat ein warmes Herz für ſeine Kameraden, und — was für ihn als Kommandanten die Hauptſache iſt — er gehört der Feuerwehr an nicht aus Ehrgeiz oder ſonſtigen weniger edlen Beweggründen, ſondern nur aus Liebe jur Sache. Die Liebe iſt aber mächtiger als jede andere Herzensregung; denn es quillt aus reinem Herzen und lenkt alle Gedanken, Sinne und Kräfte ohne jeden Eigennutz, ohne jede unlautere Nebenabſicht, ohne jedes Sonderintereſſe auf den Gegenſtand hin, dem unſer Streben geweiht iſt. Die Liebe iſt ein Kind der Armut und des Reichthums; denn das liebende Herz fühlt ſich arm ohne den Beſitz des verehrten Gegenſtandes, und das Herz giebt Alles, ſeinen ganzen Reichtum hin für die geliebte Sache. Wer aus Liebe etwas thut, der thut es voll und ganz, nichts kann ihn zurück⸗ ſchrecken von der Bethätigung ſeiner Neigung. So widmet ſich Herr Agricola in ſelbſtloſeſter, hingebender Weiſe der Feuerwehr; ihre Hebung und Förderung liegt ihm am Herzen, ſie bildet einen Teil ſeiner Lebensaufgabe. Dies iſt für mich die Gewähr, daß er als der richtige Mann an die Spitze des Corps geſtellt worden iſt. Aber mit dem Wollen allein iſt im Leben noch nichts gethan; es muß auch das Können hinzutreten. Herr Agricola gehört der Feuerwehr ſchon längere Zeit an; von Stufe zu Stufe aufſteigend, hat er die verſchiedenen Seiten dieſer gemeinnützigen Vereinigung kennen gelernt; er weiß Beſcheid über das Material und das Perſonal und über die Handhabung beider; er wird es deshalb ver⸗ ſtehen, das Steuer zu führen, um das Fahrzeug ſicher und unverletzt durch die Wogen der Meinungsverſchiedenheiten hindurchzuleiten. Herr 28 9 geſtanden, e ſetzten im Heere; er hat gehorchen gelernt und nur wer gehorchen kann verſteht auch richtig zu befehlen. Er weiß aus eigener Erfahrung, was man leiſten kann und deshalb auch, was man verlangen kann. Unter ſeiner Führung wird freudiger Gehorſam herrſchen; er wird Ordnung halten in den Geräten, Uniformen, Geldern, aber auch Ordnung im Feuerwehrkors ſelbſt. Und noch Eins, nicht das Geringſte! Unſer Komman⸗ dant ſteht ſelbſtändig da, er beſitzt einen kräftigen nervus rerum, er hat deshalb nach Niemanden zu fragen und braucht keinerlei Ge⸗ ſchäftsrückſichten zu nehmen. Dieſes Moment iſt für den kleinen Kreis, in dem wir hier leben nicht zu unterſchätzen, ſondern geradezu eine Lebensfrage für den Kommandanten. Aus allen dieſen Gründen glaubte ich dem Corps zu ſeinem neuen Kommandanten herzlich und aufrichtig Glück wünſchen zu dürfen. Ich glaube, daß die Auſpicien ſeines Dienſtantritts günſtig und glückverheißend ſind. Wenn auch kein Menſch die Zukunft vorherſagen kann, ſo giebt es doch einen Blick in die Zukunft. Die alten Römer ſtellten denGott der Geſchſchtsſchreibung Janus genannt, mit einem doppelten Geſicht dar, eines nach vorwärts — in die Zukunft —, gerichtet. Darin liegt ein ti efer Sinn; denn aus der Vergangenheit kann man auf die Zukunft ſchließen. Wer Augen hat, zu ſehen, der ſieht, daß im Leben Nichts zufällig geſchieht, ſondern daß Alles und Jedes eine ganze beſtimmte Urſache hat und eine naturnotwendige Folge dieſer Urſache iſt. Wenn z. B. ein Menſch jeder geſellſchaftlichen Ordnung und Sitte zuwider handelt, ſo muß derſelbe zu Grunde gehen. Wenn ein Menſch früher oder ſpäter in Leiden und Zerfall geraten. Wenn Jemand aber nach Sitte, Geſetz, Gewiſſen und Vernunft lebt, ſo wird er ſicher ein guter, brauchbarer, geachter und glücklicher Menſch ſein. Dieſe Lebenserfahrungen angewandt auf unſeren Herrn Kommandanten, kann man ſagen: Der Spiegel ſeiner Zukunft, nämlich ſeine Vergangen⸗ ſagt werden kann. Infolge ſeiner trefflich en er begleitet die Charge eines Vorge⸗ eines nach rückwärts — in die Vergangenheit — ſeiner Naturanlage entgegen lebt, ſo muß er Geſchäftsleuten ſchwere Verluſte. Dies iſt in dec göttlichen Weltordnung begründet. 5 e 8 rentirenden Papierfabrik in Treuenbrietzen heit, war in allen Theilen ſo tadellos, daß ihm g mit Sicherheit eine ebenſogute Zukunft vorherge⸗ Eigenſchaften hat Herr Agricola das rauen nicht nur der Feuerwehr, ſondern auch aller ſeiner Mitgbürger und deren Vertreter, des Ge⸗ meinderaths, erworben und gerade durch die Ei⸗ genſchaften wird Herr Agricola dieſes Vertrauen ſich auch fernerhin erhalten und ſichern. Und was ſeine Begabung zum Feuerwehrkommandanten betrifft, ſo läßt ſich aus Anlaß unſeres heutigen feſtlichen Zuſammenſeins beweiſen, daß Herr Agricola ſeiner neuen leitenden Stellung durchaus gewachſen iſt. Denn er hat es in ganz virtuoſer Weiſe verſtanden, ſogar mit dieſem Bankett eine Feuerwehrübung zu knüpfen; nur folgen die Theile dieſer Probe nicht in den gewöhnlichen, ſondern in umgekehrter Reihenfolge aufeinander. Es iſt ja bekannt, daß in der Regel zuerſt der Brand entſteht und dann gelöſcht wird. Heute Abend aber iſt der Verlauf der Uebung ſo vom Herrn Kommandanten geregelt, daß zuerſt gelöſcht wird und dann der für jeden Einzelnen mehr oder weniger große Brand nachfolgt. — Zum Schluſſe bitte ich die verehrten Anweſenden ihre Gefühle und Wünſche für den neubeſtellten Feuer⸗ wehrkommandanten, Herrn Friedrich Agricola, in einem kräftigen Hoch auf denſelben zum Ausdruck zu bringen!“ — ö Zu dem in letzter Nummer d. Blattes er⸗ ſchienenen Artikel über den Verlauf der Feierlich⸗ keiten ſei noch bemerkt, daß auch Herr Spritzen⸗ meiſter Friedrich Seitz, der über eine prachtvolle Tenorſtimme verfügt, die Theilnehmer am Feſt⸗ bankett durch Vortrag einiger Solis ergötzte; ein nicht endenwollender Applaus wurde ihm jeweils zu Theil. a Heidelberg, 20. Dez. Das Bankgeſchäft Wilh. Cuntz & Cie. hat ſeine Zahlungen einge⸗ ſtellt. Der Inhaber, Herr Wilh. Cuntz, wurde geſtern Abend gegen 5 Uhr wegen Unterſchlagung von Depots in der Höhe von ungefähr 400 000 Mark verhaftet. Der Zuſammenbruch dieſes an⸗ geſebenen Hauſes bringt beſonders unſeren kleineren Man ſpricht Die Hauptſchwierig⸗ entſtand durch die Uebernahme der nicht Die Anmeldung des Concurſes iſt jeden Augenblick zu erwarten. von vier Millionen Paſſiva. keit H ˙ ——;—— Der Feiertage wegen fällt die nächſte Nummer unſeres Blattes aus nicht ertragen kann,“ fügte er mit harter Stimme bei, und ſeine Augen traten vor Eutſetzes aus ihren Höhlen, „das Sterben ohne eine theilnehmende Seele, in dem Winkel irgend eines Zimmers, unter den Augen einer gleichgültigen Wärterin, die nur darauf wartet, mir das Todtenhemd anzuziehen. Es iſt gräßlich — ſchlimmer, als der Tod, daran zu denken — es iſt unerträglich!“ „Sie werden ſich jetzt entfernen, wenn ich Ihnen verſpreche zu ſchreiben?“ ſagte Helene. „Ich halte es ſelbſt für gut, daß Ihr Sohn Sie beſucht. Wo wohnen Sie 2“ „In dem hinterem Theile der Stadt — in einem elenden Loche,“ murmelte Paulo. „Beſitzen Sie etwas Geld?“ f Eine lange Pauſe trat ein, als ob dieſe Frage den Beſucher überraſcht habe oder Zeit zur Ueber⸗ legung erfordere. „Nein,“ berſetzte er dann endlich. „Was iſt aus der großen Summe geworden, welche Sie meinem Bruder in jener Unglücksnacht beſtimmten Weiſe. Paulo wechſelte die Farbe, preßte die Hände ineinander, ſcharrte mit den Füßen und rang ſo entſetzlich nach Luft, daß es den An⸗ ſchein hatte, der Athem könne ihm ausgehen, ehe er eine Erklärung abzugeben vermöge. „Das Geld — ſagten Sie?“ ſtammelte er endlich. „Die türkiſchen Staatspapiere, welche mein ruder iu ſeinem Taſchenbuche bei ſich trug,“ ver⸗ ſetzte Helene. 5 „Seien Sie nicht hart gegen mich — ſeien Sie nicht zu hart — aber ſie ſind alle fort,“ keuchte er mühſam hervor. „Ich wußte nichts von ſeinem Gelde — ich kletterte ihm nach, um ihm zu helfen, und dann dachte ich, er ſei todt. Ich onnte keinen Herzſchlag mehr fühlen — und ich fand das Taſchenbuch und nahm die Papiere heraus geraubt haben?“ fragte Helene immer in der gleichen ohne zu wiſſen, was ſie werth ſeien; bei meiner Seele, ich wußte es nicht!“ „Verpfänden Sie mir nicht Ihre Seele.“ ta⸗ delte Helene ſtrenge; „denken Sie lieber daran daß ſie bald in die Hände ihres Schöpfers zurück⸗ kehren wird, und ſeien Sie ehrlich, wenn Sie können.“ „Ich bin es — ich ſage Ihnen die reine Wahrheit.“ winſelte Paulo; „erſt als ich durchging — als ich den Galgen fürchtete — machte ich den Werth der Papiere ausfindig. Ich war arm und die Verſuchung war zu ſchwer für mich, und — ich verkaufte einige davon. Von dem erlöſten Gelde lebte ich; es waren noch einige Papiere übrig, als Nord und Touy mich ins Gefängniß ſtecken ließen — denken Sie ſich, Fräulein Dering, von allen Menſchen in der Welt gerade dieſe beiden! — und ſie waren an einem ſichern Orte aufbewahet, wie ich glaubte, aber als ich zurückkam, waren ſie alle verſchwunden. Gott verzeihe den ſchurkiſchen Dieben — ich thue es nicht,“ ſchrie er, mit der Haud auf die Stullehne ſchlagend, die er während der letzten Minuten mit ſeinen Thränen benetzt hatte; „es hat mich zum Bettler gemacht — mich gehindert, Ihnen den Reſt, der mir noch geblieben war, zu⸗ rückzubringen — es iſt ſehr, ſehr hart.“ Er kreuzte die Arme über dem Stuhle, verbarg ſein Geſicht, und weinte, bis der alte Gedanke wieder die Ueberhand gewann. „Sie werden alſo an Tony ſchreiben und ihm ſagen, daß ich nicht lüge 2“ be⸗ gann er wieder. „Schreiben Sie ihm, daß mir geſtern ſo ein verwünſchter Doktor ſagte, ich hätte keine vierzehn Tage mehr zu leben. Bitten Sie ihn zu kommen — ſagen Sie, daß jedes Wört⸗ chen davon wahr ſei. — Ich habe Niemanden — ach Niemanden in der ganzen Welt — als ihn.“ „Und Ihre Frau?“ D haben uns nie beſonders gut verſtanden — ſie hatte ein böſes Temperament. So bald ich er⸗ wiſcht war, lief ſie aus Angſt davon. Sie hielt nicht zu ihrem Gatten, wie ſich's gehört hätte — ihr war nie etwas an mir gelegen.“ „Alſo haben Sie nicht den Wunſch, Ihre Frau zu ſehen?“ „Ich weiß nicht, wie ſie mich behandeln würde, und ich kann mich nicht mehr wehren, ſoie Sie ſehen. Wir haben manchmal miteinander gekämpft, und die arme Fanny wäre vielleicht froh, alte Schulden abzutragen, wenn ſie am Leben it, was ich bezweifle. Daß der Tod die Leute ſo plötzlich und vor ihrer Zeit überfällt, das iſt eine ſehr harte und grauſame Einrichtung,“ ſagte er, don einem neuen heftigen Schauder befallen. 5 „Still!“ mahnte Helene; „wie können Sie ſo reden —“ 5 „O ſagen Sie doch weiter nichts mehr,“ rief Baretti. „Ich erinnere mich jetzt — ich hatte vergeſſen nür einen Augenblick vergeſſen, wie ich Alles bereue. Verſuchen Sie dies zu glauben, Fräulein Dering. Ich will es beſchwören, wenn Sie wünſchen.“ f „Nein, ich verlange keinen Schwur bon Ihen, rief Helene, als er aufzuſtehen verſuchte; ich will glauben, daß Sie nach Ihrer Weiſe die Vergangen- heit bereuen. Ich hege keinen Groll gegen Sie; ich überlaſſe Ihre Strafe oder Begnadigung einem höheren Richter. Beten Sie zu Ihm, Sie arher Sünder, ſo lauge es noch Zeit iſt. . „Gewiß, gewiß, das will — das hie ich immer,“ ſagte Paulo mit etwas zu großem Eifer und Sie ſind gütig gegen mich geweſen; Sie ſind eine gute Dame — ich wußte es, ich ſah es voz Anfang an. 1 6 Die würde nicht zu mir kommen. Wir Fortſetzung folgt. 1 gt gurthende 17 ſfenllche Aberhütg, Bur Pe. — age dune Sar eue zum S un erſucht geri n eine F ein Verein zu A facht die Mikwoch de. aufen, wibrig gung wel 1 hönes 22 Perſon h leine Woh. r ide im Rh. Lauer auf K Kohle i. M. 1 g 10 tr. en 0 J. 5 dachsſtög fila etockfiſ W und trocken em 65 L. e 0 n