geſchloſſen hinter ſeinen Fürſten und ſeinem Kaiſer ſtehend — ſo wird unſer deutſches Volk auch den Hanſaſtädten ihr großes Werk zum Wohle unſeres Vaterlandes fördern helfen. Das iſt mein Wunſch zum heutigen Tage, in dem ich mein Glas erhebe auf das Wohl Hamburgs! 1 London, 18. Okt. Am Dienſtag iſt das eng⸗ liſche Parlament mittels Thronrede eröffnet worden, die ſich in der Hauptſache natürlich nur mit dem Krieg zwiſchen England und den beiden Boern⸗ ſtaaten beſchäftigte. Derſelbe beherrſchte ſelbſt⸗ verſtändlich auch die der Eröffnung ſofort nach⸗ gefolgte Adreßdebatte in beiden Häuſern des Parlaments. Hierbei erklärte im Obernhauſe Lord Kimberley namens der liberalen Oppoſition daß dieſelbe zur Unterſtützung der Regierung bereit ſei, worauf der Premierminiſter Salisbury das Vorgehen Englands gegen Transvaal zu rechtfertigen ſuchte; ſchließlich genehmigte das Oberhaus die Adreſſe. Im Unterhaus wurde zunächſt ein Antrag des Iren Dillon auf ſchieds⸗ gerichtliche Entſcheidung des Streites zwiſchen England und Transvaal gemäß der Acte der Haager Friedensconferenz mit großer Mehrheit abgelehnt; im Weiteren vertheidigte Finanzminiſter Balfour die engliſche Politik in der gegenwärtigen ſüdafrikaniſchen Criſis. Lon don, 18. Okt dem ſüdafrikaniſchen Kriegsſchauplatz geben Die Erreigniſſe auf ſich wie vor iſt noch nichts Poſitives über eine erſte Entſcheidung an dieſem oder jenem Punkte des Kriegstheaters bekannt. Mit der gebührenden Reſerve ſind die den Engländern günſtig klingen⸗ den Nachrichten aus engliſcher Quelle aufzunehmen, wonach z. B. in den bisherigen Kämpfen vor Mafeking 300 Boern und nur 18 Engländer gefallen ſein ſollen, wonach ferner ein Angriff der Boern auf einen recognoscirenden Panzerzug bei Spytfontein zurückgeſchlagen worden ſein ſoll uſw. Bedenklich würde ſich aber die Lage für die Bouren geſtalten, falls ſich die engliſche Baſutos gegen den Oranjefreiſtaat erhoben hätten. London, 19. Okt. Ein Telegramm aus Ladyſmith von geſtern Nachmittag berichtet, daß geſtern die Vorpoſten der britiſchen Truppen mit denen der Buren bei Aktenhoven, 17 Meilen nordweſtlich von Ladyſmith, zuſammengeſtoßen doch immer im Schleier der Ungewißheit; nach Meldung beſtätigen ſollte, daß ſich die kriegeriſchen ſeien. Die erſten Schüſſe ſeien gegen 10 Uhr vor⸗ mittags gefallen. Der Kampf dauert noch fort. Aus Ladyſmith wurde in aller Eile engliſche Ver⸗ ſtärkung abgeſandt. Für heute wird eine ent⸗ ſcheidende Schlacht erwartet. Verſchiedenes — Schwetzingen, 17. Okt. Aus der diesjährigen Gerſten⸗ und Hopfenausſtellung in Berlin erhielten von den hieſigen Ausſtellern Johann Klein einen erſten Preis mit 150 Mark, je einen zweiten mit 90 Mark Joſef Kaufmann und Alexander Spelzer. K. Haas in Schriesheim erhielt eine Anerkennung. — Offen burg, 18. Okt. Mährend des Feſtmahls bei Einweihung des neuen Offiziers⸗ kaſinos brachte der Großherzog folgenden Trink⸗ ſpruch aus: „Das erſte Glas, meine Herren, weihe ich S. M. unſerem Kaiſer. Vor kurzer Zeit erſt hatten wir die Ehre, bei der Vorführ⸗ ung des 14. Corps die volle und ganze Aner⸗ kennung des Kaiſers zu erringen. Dieſe Aner⸗ kennung muß uns zu doppeltem Eifer anſpornen. Ich befinde mich im Kreiſe von Offizieren und Sie werden verſtehen, daß wir dieſen unſeren Eifer durch Anhänglichkeit an unſern Kaiſer be⸗ thätigen müſſen. Er iſt der Repräſentant des Deutſchen Reiches, und mit ihm zu wirken, Deutſchland zu Ehre, Stärke und Macht zu bringen, iſt unſere Pflicht. S. M. unſer Kaiſer Hurrah!“ — Emmendingen, 18. Okt. Geſtern Abend verünglückte die Ehefrau des Fabrikar⸗ beiters Rith, auf gräßliche Weiſe. Dieſelbe litt an Gelenkrheumatismus und waren verſchiedene Körpertheile in Watte gepackt. Gegen Abend wollte die Frau in Abweſenheit ihres Mannes ſich Thee bereiten, kam dabei der Spirituspfanne zu nahe und ſtand ſofort in hellen Flammen. Da keine Hilfe zur Stelle war, verbrannte die Bedauernswerte in fürchterlicher Weiſe und iſt heute Mittag nach den gräßlichſten Schmerzen verſchieden. — Miltenberg, 18. Okt. Am hieſigen Brückenbau ereignete ſich ein entſetzlichss Unglück. ſchienen. Selten hat eine Lotterie ſich ſo raſch Es ſtürzte am rechten Ufer ein jedenfalls zu; ſchwach konſtruirt geweſenes Fahrgerüſt ein und mit ihm fielen 11 Arbeiter in die Tiefe. Zwei ſind todt, drei ſchwer und ſechs leicht verletzt. Man befürchtet, daß einer der Schwerverletzten den Tag nicht überleben wird. Von den Ge⸗ tödteten war einer ledig, der andere Ernährer von Frau und drei Kindern. Der kgl. Stagts⸗ anwalt von Aſchaffenburg kam heute giet an zur Unterſuchung des Unfalls. s — Ehingen, (Württemberg), 17. Ol. Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich beim Freuden⸗ ſchießen anläßlich einer Trauung. Ein Schuß ging nicht gleich los, der junge Schütze wollte nachſehen und brachte das Geſicht über die Böller⸗ mündung. In demſelben Augenblick ging der Schuß los und riß dem unglücklichen Manne die obere Schädeldecke ab, ſo daß er augenblicklich todt war. Berlin, 20. Okt. Dem Bundesrat ging eine Novelle zum Münzgeſetz zu, wonach die goldenen 5⸗Markſtücke mit Einlöſungsfriſt von einem Jahre außer Kurs geſetzt werden. Ferner werden die ſilbernen und Nickel-Zwanzigpfennigſtücke beſeitigt, e Rom, 18. Okt. Furchtbare Regengüſſe richten in Rom und Mittel⸗Italien große Ver⸗ wüſtungen an. Die Bahnlinie Piſa⸗Rom ſſt wegen Ueberſchwemmung unterbrochen. Die Außen⸗ Stadtteile Roms ſtanden mehrere Stunden lang 8 faſt einen halben Meter unter Waſſer, da die . Kanaliſation verſagte. Drei Häuſer ſind durch . Waſſerſchaden bereits eingeſtürzt. Der Tiber 1 05 wächſt geſahrdrohend. In Montemeſolg ſchlug der Blitz in eine Kirche, wodurch 2 Perſonen getötet und 40 verwundet wurden. Die Looſe der dritten Wohlfahrtslotterie zu Zwecken der Deutſchen Schutzgebiete ſind er⸗ eingeführt, wie eben die Wohlfahrts⸗Lotterie. Die edle Sache für die der Ueberſchuß aus der Lotterie dient, machen die Wohlfahrts⸗Looſe zu einem beliebten Kaufartikel, zumal dabri auch recht rnſehnliche Gewinne, wie 100 000 Mark, 50 000 Mark, 25000 Mark, 15 000 Mark, 2mal 10 000 Mark uſw., im Ganzen 16 870 Geldgewinne mit 575000 Mark zur Verlooſung gelangen. Bei letzter Lotterie war raſch ausverkauft, und es mußten ſchon mehrere Tage vor der Ziehung recht viele Beſtellungen auf Looſe un⸗ berückſichtigt bleiben. Es iſt deshalb zu empfehlen, Beſtellungen auf Wohlfahrtlooſe à M. 3,30 zur dritten Lotterie baldigſt bei dem General⸗Debit Ludw. Müller & Co., Bankgeſchäft in Nürnberg und München, einzureichen, oder bei einer der bekannten Lousverkaufſtellen am hieſigen Platze zu machen. Welt von Paris kannte Niemand den Namen des jungen Komponiſten. Zwar ging das Gerücht, dieſer Antonio Baretti ſei ein Genie, welches der glückliche Theaterdirektor ganz unverſehens unter ſeinen Orcheſtermitgliedern entdeckt habe und ſo kam es, daß ein kleines, aber kritiſches Auditorium ſich eingefunden hatte, Männer die ſich ſelber Komponiſten nannten, Andere, welche deren Werke prüften, und ſie berühmt machten oder zu Prahlern ſtempelten und Viele, welche die Muſik liebten und der neuen Operette voll Intereſſe entgegenſahen. Frank Nord blickte ſich aufmerkſam im Hauſe in der Aufregung, die er mit ſeinem Schützling theilte, hatte er ſeine Tochter nicht vergeſſen und betrachtete durch ſein Opernglas die Geſichter ſämmt⸗ licher Anweſenden. Vergebens! Elſie war nicht darunter. Im nächſten Augenblick wurde des Oberſten Aufmerk⸗ feſſelt, und ſo entging ihm der Eintritt Paulo Baretti's mit ſeinen beiden Damen in die gegen⸗ bei der Muſik, denn er hatte Antonio verſprochen, ſich ſelbſt ein Urtheil über die Operette zu bilden, um daraus einen Schluß auf des jungen Kompo⸗ niſten Zukunft ziehen zu können. Erſcheinung zog viele Blicke auf ſich, auch Paulo Baretti's Augen wanderten zu dem einſamen Herrn mit dem edlen, blaſſen Zügen, und ein plötzlicher Griff nach der Brüſtung ſeiner Loge verrieht, daß er ſich ſofort der Gefahr und Seltſamkeit der Be⸗ wegung bewußt wurde. 5 Paulo war an dieſem Abende ſehr aufgeregt E die Entdeckung von Antonio's Namen auf einem Theaterzettel hatte ihn ganz außer ſich ge⸗ bracht, aber vollkommen nüchtern. Und obgleich Frank Nord wie eine Geiſtererſcheinung vor ihm Seine vornehme nicht um, als er in ſeiner Loge Platz genominen; ſelbſt auftauchte, ſchwierige werden. erkannte er doch augenblicklich Lage Das blonde, ſeine bleiche Mädchen an ſeiner und verſuchte, Herr darüber zu Seite blickte ſo nachdenklich auf das Orcheſter hin⸗ unter und ſchien ganz bezaubert von den Klängen der Muſik, daß es gat nicht darauf achtete, als Paulo einen ſchweren rothen Vorhang etwas vor⸗ zog, der es faſt unſichtbar machte. „Was ſoll dies bedeuten ?“ fragte Frau Ba⸗ retti überraſcht. „Die Leute ſtarren uns anz — das kann ich leiden,“ murmelte Paulo, ſich niederſetzend und ſeine großen, weißbehandſchuhten Hände inein⸗ ander legend. „Nun ſehe ich nichts mehr,“ Gattin. „Die Bühne ſiehſt er ſie an. murrte ſeine Du vermuthlich noch,“ fuhr „Zu was biſt Du hierhingekom⸗ men, Du Närrin?“ keit durch den Beginn der hübſchen Ouverture ge⸗ Du glaubſt,“ überliegende Loge. Er war nun mit ganzer Seele „O, natürlich, um die Oper zu hören, die von Deinem wunderbaren Sohne herſtammt, wie ſpöttelte Frau Baretti: „nicht um mich umzuſchaueu oder angeſchaut zu werden. Es verlohnt ſich nicht mehr der Mühe nach mir zu ſehen. Ich altere raſch, was kein Wunder iſt, bei Dir und dieſem irrſinnigen Mädchen daneben.“ „Geſchieht Dir Recht; dann wirſt Du auch weniger eingebildet ſein. „Kann ich nicht den Vorhaug ein wenig bei Seite ſchieben?“ „Nein,“ ſchrie Paulo, und ſeine Gattin ver⸗ ſtummte, während Elſie ſichtlich erſchrocken aufblickte. Beide Frauen kannten dieſen Ton nur zu wohl und wußten, daß Paulo Baretti kein angenehmer Geſellſchafter war, wenn er ſich deſſen bediente. „Was giebt es?“ fragte Elſte neugierig, und als Frau Baretti es ihr erklärte, fügte ſie ruhig bei: „Es iſt beſſer ſo; dann kann uns auch Nie⸗ 6 . 1 von der ſie heimge ſucht war, wirklich das Herz g ö flü ſterte mand ſehen. Es iſt hier ſo ſeltſam, ſo voll ſtar⸗ render Geſichter — und warum bringen Sie mich hierher?“ Sie lehnte ſich vor, um an Paulo dieſe Frage zu ſtellen und legte ſanft ihre Hand auf die ſeinige. Paulo antwortete ihr in ganz anderem ſreundlicherem Tone, als ob die Berührung der Irrſinnigen einen beruhigenden Einfluß auf ihn ausübe. Hatte Elſies harmloſes Vertrauen in ihn, ihre Sanftmuth, ja ſelbſt die traurige Krankheit, dieſes rohen Menſchen erreicht, der ſie bor ihrem Vater verſtechte? Oder war Paul Baretti doch noch nicht gänzlich verkommen? „Warum ich Sie hierher gebracht?“ wieder⸗ holte Paulo; „nun um die Muſik zu hören, um Antonio's Operette zu ſehen. Sie erinnern ſich an Antonio Baretti? „Manchmal ſcheint es mir ſo,“ ſagte Elſie nach kurzem Beſinnen. „Ein ſchöner und junger Mann, nicht wahr?“ „Ah, gewiß das war er.“ „Aber etwas war gegen ihn — er war grau⸗ ſam und berechnend und — o ich erinnere mich dieſer Muſik. Sie kommt von zu Haufe — 0 gewiß ich weiß es!“ Sie klatſchte in die Hände vor Erregung, und es war vielleicht gut, daß der Logenvorhang ſie den Blicken des Publikums entzog. Das Vor⸗ ſpiel — Antonio hatte die Cempoſitionen des Titels Ouverture nicht für würdig gehalten, war in eine liebliche mechaloniſche Arie übergangen, die ſich in der Operette jetzt wiederholte und eigentlich das Thema des ganzen Werks bildete. Die Zu⸗ hörer lauſchten, angenehm überraſcht, und die Kritiker ſpitzten die Ohren; einer derſelbe rte ein, äußerſt befriedigendes Gut ſeinem chbar zu. Na Fortſetzung folg!l.