gehen müſſen, bis zum Ueberdruß wiederholen, und in derſelben eine ganz geſchickte Hülle für ihre antiſemitiſchen Wühlereien ſehen. Sie fragt nicht danach, ob der Verurteilte ein Chriſt oder eine Jude, ſie ſieht in ihm nur einen unglücklichen Menſchen, der ſo viel körperliche und geiſtige Qualen erduldet, daß er damit wohl auch die ſchwerſte Schuld wohl als geſühnt hätte, und ſie verlangt für ihn nur Gerechtigkeit. Wird ihm dieſelbe werden? Wir ſind optimiſtiſch genug das noch immer zu hoffen. Wir können uns den geradezu merkwürdigen Richterſpruch, der doch einfach auf Schuldig oder Nichtſchuldig hätte lauten müſſen, nur erklären als einen Kompromis freilich, der das denkbar traurigſte Licht auf den Mut der Ueberzeugung und Ehrlichkeit bei Oberſt Jonauſt und Gen. wirft und mit ſeiner gänzlich unverſtändlichen Annahme mildernder Umſtände uns vor ein neues Rätſel ſtellt. Verſchiedenes. Ladenburg, 11. September. Am vergangenen Sonntag feierte die hieſige freiw. Feuerwehr ihr 40jähriges Stiftungsfeſt unter Anteilnahme von ca. 40 auswärtigen Wehren und der hieſigen Einwohnerſchaft, welche durch reichen Flaggenſchmuck, Kränzen und Bögen mit Sinnſprüchen, ihre Sympathie kundgab. Samstag abends beteiligte ſich das Corps und mehrere ſchon anweſende Feſtgäſte an dem Bankett, welches die Gemeinde im Bahnhofhotel zur Feier des Geburtsfeſtes Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs veranſtaltet hatte. Am Feſttag ſelbſt fand um 11 Uhr eine Probe der hieſigen Feuerwehr ſtatt, welche einen recht guten Verlauf nahm. Das Feſteſſen im Gaſthaus zum Adler war ziemlich gut beſucht und wurden mehrere Toaſte ausge⸗ bracht, auch wurde ein Huldigungstelegramm an J. K. H. den Großherzog und Erbgroßherzog abgeſandt. Die Aufſtellung des Feſtzuges, ſowie das Feſt überhaupt, erlitt durch den oft ſtrömenden Regen große Störung, doch machte während des Feſtzuges der Himmel eine gute Miene. Auf dem ausgedehnten ſchön gelegenen Feſtplatze angelangt, begrüßte Herr Bürgermeiſter Petermann die Feſtgäſte. Herr Profeſſor Metzger hielt in gewohnter meiſt rhafter Weiſe die Feſtrede und entwarf darin ein Bild über die Feuerwehren ſchon von Römerszeiten her bis zur Entſtehung der Jetzigen. Hierauf erfolgte die Verteilung der von S. K. H. dem Großherzog geſtifteten Ehren⸗ zeichen für 40jährige und 25jährige Dienſtzeit durch Herrn Geh. Regierungsrat Pfiſterer von Mannheim. Er gab in ſeiner Anſprache an die Jubilare und das Corps der Freude Ausdruck, daß die hieſige Feuerwehr ſchon im erſten Jahre, wo das Ehrenzeichen für 40jährige Dienſtzeit zur Verteilung gelangt, das hieſige Corps deren zwei erhalte, nämlich die Jubilare Michael Becker und Adam Kirchner. Fräulein Gretha Agricola überreichte alsdann dem Corps eine von Frauen und Jungfrauen geſtiftete Fahnen⸗ ſchleife unter paſſender Anſprache. welche der Fahnenjunker, Herr Aktuar Nil ſon, mit Worten des Dankes entgegennahm. Die Weinheimer Feuerwehr übergab durch Herrn Commandant Künzler eine prachtvolle Fahnenſchleife mit dem Bemerken, daß die Ladenburger Feuerwehr auch bei der Gründung des ihrigen Corps thätig geweſen wäre. Kaum war die offizielle Feier beendet, ergoß ſich ein lang anhalteuder Regen über unſer Städtchen und vorbei war es mit des Feſtes Freuden. Die Vereine zogen in ihre Lokale und erfreuten ſich teilweiſe bei Muſik und Tanz. Abends fand im Bahnhoſhotel Concert ſtatt. Am Montag war das Wetter nicht beſſer und die Feuerwehr zog Mittags mit Muſik von Wirts⸗ haus zu Wirtshaus bis der liebe Abend herbei kam, wo noch Herrn Gemeinderat Fuchs für die Ueberlaſſung des Feſtplatzes ein Ständchen ge⸗ bracht wurde. um nächſten Sonntag findet Mit⸗ tags Volksbeluſtigung und Abends großes Feuer⸗ werk auf dem Feſtplatz ſtatt und wünſchen wir nur, daß Gott Florius beſſer geſtimmt iſt. — Ladenburg, 10 Sept. Das Ge⸗ burtsfeſt unſerer allverehrten Großherzogs wurde hier in üblicher' Weiſe gefeiert. Kanonenſchüſſe verkündeten die Feier und fanden Feſtgottesdienſt teils am Samſtag und teils am Sonntag in den Gotteshäuſern ſtatt. Am Abend veranſtaltete der Gemeinderat in dem herrlichen Saale des Bahnhofhotels ein Bankett an dem die Ein⸗ wohnerſchaft ſowie ſämmtliche Vereine ſich be⸗ teiligten. Herr Bürgermeiſter Petermann begrüßte die Verſammlung und hielt ſondann die Feſtrede, in derſelben den Landesfürſtes als Freund und Berater des deutſchen Kaiſers, als Mitbedründer des Reiches, als Schutz und Förderer des ba⸗ diſchen Volkes und treuer Behüter der Verfaſſung feiernd. Bei dieſer Feier kamen noch acht Kaiſer Wilhelm⸗Erinnerungs⸗-Medaillen an Veteranen des Krieges 1870/71 durch Herrn Bürgermeiſter Petermann zur Verteilung und erinnerte der Redner an die große Zeit und That der gatio⸗ nalen Einigung Deutſchlands und ermahnte zur Dankbarkeit gegen alle, wenn ſolche auch nur in kleinem Wirkungskreiſe ihren Theil zu dem großen Einigungswerke beigetragen haben. Die Geſangs⸗ vereine und die Geſangsabteilung der Geſellſchaft „Gemütlichkeit“ ſowie die Kapelle Hertel trugen durch ihre Geſangs⸗ und Muſikvorträge weſent⸗ lich zu der animierten Feſtſtimmung bei und möchten wir konſtatiren, daß die Sängereinheit unter der Direktion des Herrn Lehrers Himmels. bach, derart Fortſchritte gemacht hat, daß ſich der Verein in ſeinen Leiſtungen jedem andern hieſigen Geſangverein ebenbürtig zur Seite ſtellen kann und wurden deſſen Geſangsvorträge auch mit ſtürmiſchen Beifall belohnt. Auch die Muſik⸗ vortkäge der Kapelle Hertel unter Leitung des äußerſt ſtrebſamen und tüchtigen Kapellmeiſters P. W. Hertel fanden gute Aufnahme. — Karlsruhe, 10. Sept. Eine Landes⸗ verſammlung badiſcher Gewerbevereine hier findet vorausſichtlich Mitte nächſten Monats ſtatt, auf welcher auch die Wahlordnung zu den Hand werks⸗ kammerwahlen beſprochen wird. Die im vorigen von der Tagesordnung abgeſetzte Frage: „Wie iſt mehr Schutz des Arbeitgebers gegenüber dem Arbeiter im Verhältniß zu erlangen ?“ wird wieder zur Diskuſſion gebracht werden. — Appenweier, 10. Sept. Den hieſigen ſehr frequentirten Bahnhof ſcheinen ſich Taſchen⸗ diebe zum Operationsfeld auserſehen zu haben, Geſtern kam einem Fräulein aus Straßburg beim Umſteigen das Portemonnaie mit 400 Mark abhanden. des r Kenntlich. In Paketen zu 40 u. 50 Pfg. 1858 Schilde nach der Composition D 2 8. 8 5 8 D 1 S 3 der Krankheit ein Verſprechen entriſſen habe, welches Sie nur ungern erfüllen würden.“ „Sie haben mir das Leben gerettet — mir alle Schuld der Vergangenheit verziehen. Ich ſah, daß Ihr einziger Glückstraum ein Zuſammenſein mit Elſie war, und ich wußte, daß Elſie mich für immer haſſen würde.“ 5 f „Ich habe jenem zudringlichen Frauenzimmer, welches durch ſein unbefugtes Einmiſchen ſo viel Schaden angerichtet, geſagt, daß ich nicht den Wunſch hege, meine Tochter zu ſehen, denn ich glaubte, Elſie ſei bei ihr im Hotel und halte ſich aus Furcht und Mißtrauen immer noch fern von mir. Aber Antonio, die Wahrheit hat mich aufgerüttelt, und ich — ich ſehe im Geiſte mein Kind ſich zu mir hereinſtehlen, um in meinen Armen Schutz zu ſuchen.“ „Sagen Sie mir — was iſt aus ihr ge⸗ worden ?“ fragte Antonio. „Und ich muß ein wenig an mich ſelbſt denken, wenn ich ſie gefunden hab,“ fuhr Nord fort, ohne den Andern Frage zu beachten. „Ich hatte zu viel zu ertragen, und ſie wird bei mir am glücklichſten ſein, das arme ſchwache Kind, welches großer Liebe und Sorgfalt bedarf.“ „Ich weiß gewiß, daß ſie zu mir kommen wird, daß ich nun raſch geneſen und ſie finden werde — es ſei denn — allmächtiger Himmel! Wenn ſie todt wäre, Baretti!“ Er ſchauderte heftig, als dieſe entſetzliche Vor⸗ ſtellung ſich ihm aufdrängte; und Antonio erſchrack über die Veränderung, die in ſeinen Zügen vorging. „Sie ſind zu aufgeregt,“ ſagte er. „Verſuchen Sie jetzt, ein wenig zu ruhen, lieber Freund.“ „Ich habe ihnen noch nicht erzählt, wie Elſte verloren ging.“ N „Ich dulde mich bis morgen mittag, Herr Oberſt.“ „Dies könnten Sie wirklich? Ein hübſcher Liebhaber, der noch ſoeben vermag, das Mädchen nicht vergeſſen zu können,“ ſagte Nord gering⸗ ſchätzig. „Doch ich will es Ihnen erzählen — ich kann an nichts Anderes denken. Jedermann muß wiſſen, daß Elſie Nord freundlos und verlaſſen in der Welt umherwandert. Es iſt eine entſetzliche Lage,“ fügte er bei, von Neuem ſchaudernd. „Ich muß mich aufraffen, ehe die Woche vorüber iſt.“ Faſt wortgetreu wiederholte er nun Helenens traurige Erzählung, und Antonio lauſchte mit angſtvollem Eifer ſeinen Worten. uns aufraffen, ehe die Woche vorüber iſt,“ rief er, als Nord zu Ende war. „Doch Sie ſind noch krank, mein Freund; ich muß allein nach ihr ſuchen.“ „Sie?“ fragte der Kranke in ſcharfem Tone; „was iſt ſie Ihnen?“ „Nichts; aber ich muß ſie finden, wenn es möglich iſt.“ f „Sie werden hier bleiben,“ entſchied Nord. Ihr Beruf iſt, zu arbeiten; Sie ſind ärmer, als ich, und was können Sie thun, das ich nicht weit beſſer ohne Sie thäte? Ich werde raſch geſund und kräftig werden, Antonio.“ Der Gegenſatz zwiſchen dieſer Verſicherung und ſeiner großen Schwäche trat an dieſem Abende ſo entſetzlich hervor, daß Antonios Mitleid wieder in den Vordergrund trat. „Bitte, ruhen Sie nun, lieber Freund,“ ſagte er eindringlich. „Nur große Ruhe wird Sie in den Stand ſetzen, Ihre Aufgabe auszuführen.“ „Das iſt ungefähr das Geſcheiteſte, was Sie heute Abend geſprochen haben, mein Junge,“ ver⸗ ſetzte Nord, faſt heiter; „und wenn ich wohler bin, werde ich ſie finden. Dieſe Ueberzeugung hält mich aufrecht, Antonio. Deshalb, mein diener, der nie einen Pfennig 9 lieber Kammer⸗ unerwartet in be en, Baretti war geläutert in der Schule der Leiden; „Ja, wir müſſen mein treuer Wärter, der mir ſeine Mußeſtunde opfert — bringen Sie den Alten zu Bett.“ Eifrig machte Autonio ſich an die Arbeit, und Niemand hätte in dem geſchäftigten gewandten jungen Mann den feinen Cavalier von Wolſton wieder erkannt. Antonio hatte einen wahren Freund gewonnen, der ihm durch ſeine Sorge das Leben gerettet, und er fühlte in ſeinem Herzen die Liebe eines Sohnes für den ſeltſamen Mann, den er ſo Paris getroffen hatte. Antonio er war nie von Grund aus verdorben geweſen, und bei ſeinen untürlichen guten Anlagen war es dei älteren tiefblickenden Manne mit der reichen Lebens⸗ erfahrung ein Leichtes geweſen, ſeinen Charakter umzubilden, ſeine guten Eigenſchaften aus Licht zu bringen. Antonio betrachtete Elſie“s Vater als ſeinen größten Wohlthäter. Vielleicht kannte auch nur er allein den edlen Charakter den vollen Werth des ſeltenen Mannes, der zu ihm, dem vermeintlich Sterbenden geſprochen, wie nie zuvor ein anderes lebende Weſen. Antonio hatte einen tiefen Einblick in ſein Herz gethau; aber nicht Eigennutz, Abſonders lichkeiten und ſchlimme Eigenſchaften waren es, die er darin gefunden, ſondern nur Güte und Seſhſſ⸗ loſigkeit, eine rührende Geduld und Ergebung, hach all dem ſchweren Mißgeſchick, das ihn betroffen und das manchen Anderen zur Verzweiflung getrieben hätte. Keine Spur jenes eigenſinnigen z Stolzes, ſeines ! größten Fehlers, hatten ſich in ſeinem 2 nehmen gegen den Schwererkrankten gezeigt. Die Anhäuglichkeit des) jungen Mannes an feinen Lebensretter war größer als dieſer 1 75 S 2uadt i des Felnuf f falle, 0 1 ſſctunt . 100 M 1 fal 5 eren ing einer ladenbu 1 I Alge ung en Son a 8 ſubunde Awarſch pr dr Monnſe re 8 2 2 an Son in Fſplatze An Abende W nac i Sonn