— 45 2210 0 chm Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. mali Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ Age ee haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. debt Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, aa e Ladenburg. — —ä . — —— —— enburger Anzeiger für ee. No. 66. . Lamstag, den 19. Auguſt Badiſche Wahlreformen. Schon auf dem Landtage 1895,94 wurde von der zweiten Kammer der Antrag einge⸗ direkte unter gleichzeitiger Einführung des verthellt) zu erſetzen. Die allem dem Einfiuß unſeres Mittelſtandes und die auf hiſtoriſcher und wirtſchaftlicher Baſis abgegrenzten Einzelwahlbezirke geſichert wiſſen wollſe. Drei weitere Anträge im folgenden Jahre, von der demokratiſchen Fraktion, der Tentrumspartei und den NVationaliberalen ührten ebenfalls keine Aenderung unſeres Wahlſpſtems herbei. Unterdeſſen iſt im Volk das Bedürfniß nach Beſeitigung der jetzigen Tapi, u. f mſtändigen Wahlen nur noch gewachſen, und „Cain fn es giebt natürlicher Weiſe ſeinen Unwillen in dent, Leh, der ſo viel Entrüſtung hervorrufenden Wahl Droportionalverfahrens (d. h. die Mandate werden gemäß der Sahl der Urwählerſtimmen Regierung aber betweigerte die Zuſtimmung, indem ſie vor Intereſſenvertretungen zu wählen ſind. bracht, das indirekte Wahlſyſtem durch das gen 5 0 ſt er, Len üdigkeit deutlich genug zu erkennen, nachdem dre. 5 ſo lange auf eine Vereinfachung des Wahl⸗ Wörinß E mechanismus gewartet hat; nicht aber will es beit. bedingt die allgemeinen geheimen direkten Perſetil Wahlen des Reichstags auch für den Cand⸗ ili, ag, im Segentheil ſieht ſogar jeder eine ien, „ Gefahr darin mit Ausnahme der Sozial. dcn, le, demokraten. Dieſes Verlangen hat auch die „ tiert Regierung ſehr wohl beachtet, wenn ſie nicht welche ſie vor den Wählermaſſen des allge⸗ einen Stimmrechts zu ſchützen gedenkt. Sie wünſcht neben den aus geheimer direkter Wahl hervorgegangenen Abgeordneten eine Sahl ſolcher, die etwa durch die Hemeindevertretungen der 48 privilegirten Städte, wie es auch der ohne eine Garantie für die ſtaatserhaltenden Parteien auf Aenderungen eingehen wollte, tretungen zu fürchten, die ohnedies ſchon nach Ladenburg und Umgegend. Anzeigen: Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeige Druck und Verlag von Karl Molitor, 2 Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. nationaliberale Antrag vorſchlug, ferner durch Mitglieder der Bezirksräthe, der Handels⸗ und Gewerbekammern und durch andere organiſirte In dieſem Sinne hat auch der Miniſter des Innern Dr. Eiſenlohr in der letzten Candtags⸗ ſeſſion, gegenüber dem Antrag der Tentrums⸗ partei, die Abänderung der Wahlkreiseintheilung betreffend, erklärt, daß die Regierung mit der Ausarbeitung einer ſolchen Geſetzvorlage be— ſchäftigt ſei, die im nächſten Landtag zur Be⸗ rathung komme. In der Münchener „Allgem. Stg.“ bringt nun ein Dr. Mr. einen Vorſchlag zur Wahl⸗ reform vor, der allen berechtigenden Wünſchen Rechnung tragen und zugleich einige Mängel bezeichnen will, die ein vom Miniſter des Innern 1896 angeführter Plan aufweiſt. Es heißt dort, wie oben erwähnt, daß organiſirte Intereſſen vertretungen die Wahleiner beſtimmten Anzahl Abgeordneter übernehmen, worin aber Ladenburg. 1899. Vertretung im Landtag Rückſicht nehmen kann. Nun iſt aber die Sahl von etwa 15 Mitglieder des Landtags als Hewähr für den Mitglieder der Gemeindevertretungen (Bürger die große Gefahr liegt, daß dieſe Vereine, die, wie B. die Gewerbevereine beſtimmte 3. Berufe in ihren gerechten Wünſchen vertreten ſollen, nach politiſchen Grundſätzen ſich bilden werden, was ihrem eigentlichen Sweck nur ſchädlich werden kann und ſie von ihrem Arbeitsfeld ablenkt; überdies aber iſt hier das Ende nicht abzuſehen, denn alle in Zukunft ſich bildenden derartigen Gemeinſchaften werden das Recht ihrer Vorgänger Weniger iſt bei den ſtadtiſchen und Grtsver⸗ beanſpruchen. Parteien ſich bilden, und dieſen will Dr. ir. das Kecht der Wahl einer beſtimmten Anzahl von Abgeordneten übertragen, wobei Bürger inſofern theilnimmt, als er bei der Wahl der Hüter ſeiner Ortsintereſſen auf die ohne Schaden der ſtädt. Verwaltung auch jeder Einfluß des Mittelſtandes viel zu gering, ſo daß Dr. Mr. bei Annahme einer Sahl von etwa 72 Abgeordneten (gegen ſeitherige 65) zu dem Dorſchlage gelangt, die zweite Kammer in folgender Weiſe zuſammenzuſetzen: I. Drei Viertel bis zwei Drittel der Ge⸗ ſammtzahl, alſo 54—48 Abgeordnete, werden in ungefähr ebenſo vielen Wahlbezirken durch ausſchüſſe mit Ausſchluß der Mitglieder der Gemeinderäthe bezw. Stadträthe der zum Wahlbezirk gehörigen Orte) gewählt. II. Ein Viertel bis ein Drittel der Ge ſammtzahl, alſo 18 bis 24 Abgeordnete werden durch allgemeine direkte Wahl nach dem Droportionalſpſten mit der Maßgabe gewählt, daß das Großherzogthum als ein Wahl⸗ bezirk betrachtet wird. 5 Der Bürgerausſchuß wird bekanntlich z je einem Drittel von der in drei Steuerklaſſen getheilten Bevölkerung gewählt. In kleinere Gemeinden würde den Semeinderäthen die Wahl obliegen, ſo daß gleichmäßig die Seeler zahl beſtimmt wird, für die ein Semeind vertreter wählt, wobei die überzähligen Mi glieder dem Alter gemäß zurücktreten müßten Verſchiedenes — Ladenburg, 17. Aug. Freunde eines urwüchſigen Humors machen wir ſchon heute darauf aufmerkſam, daß im Gaſthaus „zum Adler“ am Kirchweihdienſtag Mittag und Abend die be kannte Komikergeſellſchaft „Paul Ette“ koftzertiere wird. Ueber die Leiſtungen dieſer Sängergrupp iſt nur Gutes zu berichten 5 — Seckenheim, 16. Aug. Geſtern nach 8 1 7 215 — ei Vaterherz. oman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen von Klara Rheinau. 40. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Sie lagen am Fieber darnieder und glaubten ſterben zu müſſen, als Sie durch eine zufällige Be⸗ mexkung des Doktors erfuhren, daß ich in Paris und nur wenige Thüren von Ihnen entfernt ſel. Sie baten mich, Sie zu beſuchen; Sie machten mich zu Ihrem Beichtvater und erzählten mir eine ſeltſame Geſchichte. Ich fand einen jungen Mann, der von Herzen alles Unheil bereute, das er angerichtet. Ich empfing ſeine letzten Anord⸗ nungen, fügte er mit einem Lächeln bei, das ihn ſofort zu einem andern Menſchen machte, „und weil er einſt darch ſeine Ausſage vor dem Richter in Barſtoft mein Leben gerettet hatte — nicht aus Mierſſe für ſeine Perſon — verſuchte ich nun, da ich einige Erfahrung in ſolchen Fieberkrankheiten hätte, meine Schuld an ihn abzutragen und wenn Möglich, ſein Leben zu retten. Ich hoffe, daß es mit gelungen iſt.“ . „Sie haben einen Mann aus mir gemacht — haben mich höhere Auſchauungen und Ziele kennen gelehrt — mich mit der Armuth ausgeſöhnt, von der ich durch den Tod erlöſt zu werden hoffte, und mich auf ewig zu Ihrem Schuldner gemacht,“ ſagte Antonio mit Wärme. „Still, ſtill,“ verſetzte Nord unruhig, „das wird alles wieder vergehen — es iſt alles Thorheit, und Ihr Fieber iſt kaum ſechs Wochen vorüber. Sie ſind jung und leidenſchaftlich; ich bin ein alter Zweifler.“ „O das kann ich nicht glauben,“ rief Baretti. „Ich ſehe Sie noch über mein Krankenbett geneigt, Worte zu mir redend, wie ich ſie nur aus dem Munde meiner frommen, zärtlichen Mutter vordem vernommen habe.“ „Hm! es war eine komiſche Idee von mir zu predigen, nicht war? Ich wollte, ich hätte es unterlaſſen, wenn Sie ſoviel Aufhebens davon machen.“ ocheſters verdieuen Sie wöchentlich ein paar Franken „Und nun mußte ich Ihnen dieſes Fieber an. hängen und außer Stande, Sie nun meinerſeits zu pflegen!“ „Ich verabſcheue männliche Pflege — einen Krankenwärter, der wie ein Elephant durch das Zimmer ſtampft,“ ſagte Nord. „Ich ließ einen Arzt rufen, und die alte Mutter Charamanta ſah auch einmal des Tages nach mir, nicht wahr? Sie iſt nach den Champs Eliſees; ich hatte es vergeſſen und läutete während der letzten Stunde mehrmals nach ihr, damit ſie das Zimmer für Beſucher herrichte.“ „Sie hätten ſterben können, während ich ab⸗ weſend war,“ ſagte Barretti. „Und Sie nären verhungert, hätten Sie bei mir bleiben und die einzige Ausſicht, die ſich Ihnen Ihrer muſikaliſchen Begabung. bot, verſcherzen wollen. Als Mitglied des Oper nätürlich den Nutzen aus So geht es häufig in der Welt, und mit der Zeit gewöhnt man ſich daran.“ „Ich füge mich, bis Sie wieder kräftiger ſind lieber Oberſt.“ . „So iſt's recht. Laſſen Sie nie den Stolz die Oberhand gewinnen.“ Autonio lächelte, und der Kranke ſtellte ſeine Meerſchaumpfeife auf den Kaminſims, während er in faſt ſtrengem Tone fragte, was dies Lächeln be⸗ deuten ſolle. „Ich lächelte über ihren Rath, mein lieb Oberſt, weil bei Ihnen der Stolz dermaßen d Oberhand gewonnen hat, daß er wie eine Mau zwiſchen Ihnen und Ihrem Vorwärtskommen ſteht 8 „Wie können Sie dies wiſſen?“ „Ich weiß es — Sie dürfen mir glauben Frank Nord verſuchte keinen weitere Streit über dieſen Punkt. Er wickelte ſpielend den Schnurr⸗ bart um die abgezehrten Finger und betrachtete den jungen Baretti mit einem Gemiſch von Strenge und Neugierde. „Sie nennen meinen Stolz Eigenſinn, nicht wahr, Baretti?“ aber jene Leute ziehen Krankheit und Euttäuſchung entſtanden, und erwarte ſein Dahinſterben.“ 5