7 Augüſt, Vormittags, erfolgte die Enthüllung des Schulze⸗Delitzſch⸗Denkmals, der die Vertreter der hohen Behörden, der Städte Berlin, Charlottenburg und vieler Korporationen Am und Vereine beiwöhnken. Geh. Rath Vikchow übergab das Denkmal dem Schutze der Stadt Berlin. Bürgermeiſter Kirſchner übernahm das Denkmal. Anwalt Dr. Crüger hielt die Feſtrede, es folgten Reden der in⸗ und ausländiſchen Genoſſenſchafter und die Niederlegung von Kränzen. Das Denkmal vom Bildhauer Arnoldt entworfen und ausgeführt, gehört zu den beſten Denkmälern, die die Stadt Berlin hat. Schülze⸗ Delitzſch iſt als Redner dargeſtellt, zwei Seiten⸗ gruppen veranſchaulichen ſeine Thätigkeit; die eine Seitenpruppe ſtellt die Landwirſchaft und das Gewerbe dar, die andere die Volksbildung. Die Gruppen ſind von Bronze, die Statue iſt von Marmor. 5 f Nach Beendigung der Feier fand die Be⸗ wirthung der Genoſſenſchafter im Rathauſe ſeitens der Stadt Berlin ſtatt. 5 Der nächſte Genoſſenſchaftstag findet in Hannover ſtatt. Haris, 12. Auguſt. Heute iſt infolge einer Unterſuchung, die auf Grund des § 89 des Strafgeſetzbuches bezüglich eines auf Um⸗ ſturz die Regierungsform gerichteten Complotts eingeleitet worden iſt, eine Anzahl Verhaftungen vorgenommen worden. Die Angeſchuldigten gehören zum größten Theile der ropaliſtiſchen Jugend und der Antiſemitenliga an. Die vor⸗ genommenen Haus ſuchungen ergaben, daß es ſich um ein Tomplott handle, um ſich durch einen Gewaltſtreich der Regierung zu bemäch⸗ tigen. Die aufgefundenen Depeſchen laſſen keinen Zweifel über das Vorhandenſein eines TComplolts und über die Betheiligten. Die ſtreuge Ueberwachung erbrachte den Beweis, daß dieſe Hruppen einen neuen Handſtreich vorbereiteten. Daher waren ſofortige Maß⸗ nahmen erforderlich, um Unruhen vorzubeugen. Paris, 12. Auguſt. Deroulede wurde heute Morgen 4 Uhr auf ſeinem Beſitz bei Haris verhaftet. Mit Deroulede wurden 15 Derſonen wegen Verſchwörung gegen die Staatsſicherheit verhaftet. Paris, 15. Auguſt. Bis geſtern Abend ſind 48 Kopaliſten und Antiſemiten wegen des Tomplottes verhaftet worden. Obwohl Ruhe herrſcht, iſt die geſammte Garniſon conſignirt. — Wie 1 8. Ladenburg, 15. Aug. darauf aufmerkſam, daß am kommenden Mittwoch 16. Auguſt in Heidelberg das evangeliſche Landes miſſtonsfeſt ſtattfindet. Bei dem Jutereſſe welches ſich neuerdings der Entwicklung unſerer Kolonial; ö verhältniſſe zuwendet, darf auch die Angelegenheit der Miſſion zu aufmerkſamer Bexrückſichtigung empfohlen werden. Der Feſtgottesdienſt findet Vormittags 10 Uhr in der Peterskirche ſtatt. — Heilbronn, 10. Aug. (Der Israelite als Handwerker) Es wird uns geſchrieben: In antiſemitiſchen Blättern wird hin und wieder der Nachweis zu erbringen verſucht, daß der Jude „gefließentlich ſich von einem Berufe fernhalte, der ehrliche und anſtrengende körperliche Bet ä⸗ tigung erfordert, und daß es ihm wiederſtrebt, im Schweiße ſeines Angeſichts ſein Beot zu ver⸗ dienen.“ Und mit ſolch vagen Behauptungen treibt der Antiſemitismus noch recht etfolgreich Propaganda. Von den Schwierigkeiten aber, die einem jungen Mann ſemitiſcher Abſtammung gar häuſig gemacht werden, wenn er mit der redlichen Abſicht ins Leben tritt, einen Handwerksberuf zu ergreifen und auszuüben, erwähnen die Organe und Volksredner ener Richtung ſelbſtverſtändlich keine Silbe; ſie ſchnitten ſich ja in ihr eigenes Fleiſch. Das thut bekanntlich kein Menſch gern, ſelbſt wenn er nebenbei Antiſemit iſt. Und ſo muß es denn Pflicht der ehrlichen Preſſe ſein, an der Beſeitigung aller jener Krebsſchäden mit⸗ zuarbeiten, welche die Grundübel ſind, daß die Bewegung noch nicht ſo allgemein werden konnle, um die Herren Antiſemiten von dem Gegenteil ihrer Anſichten zu überzeugen. Und ſo ſei denn nachſtehend dem Kapital der Unterdrückung „arbeitsfreudiger“ Juden ein Beitrag eingereiht, den ein Bürger der im Ruf großer Toleranz ſtehenden Stadt Heilbronn geliefert hat. Durch die Vermittellung des — nebenbei geſagt — trefflich geleiteten hieſigen Arbeitsamts hatte dieſer Tage ein 17 Jahre alter jüdiſcher Gärtnergehilfe der eine dreijährige vorzügliche Lehrzeit mit gutem Erfolg abſolviert hat und der Sohn einer acht⸗ baren Lehrersfamilie im Badiſchen iſt, bei einem hieſigen Gärtner Stellung gefunden, die er am nächſten Tag antreten ſollte. Als der junge Gärtne, der beim Engagement ſeine Religionsangehöcigkeit nicht verſchwiegen hatte zuk feſtgeſetzten Stunde vor ſeinem neuen Prinzipal erſchien, erklärte i m ſolcher Vorgänge iſt es recht ſchwer, nur eine beging heute die 900jährige Feier der Verleihung zund Gemahlin beehrten Villingen heute eit ihren Beſuche. Den Glanzpunkt bildete des größe Geſchichte der Stadt vorführte und i e badiſche Fürſtenhaus, au welches Villingen bean lich 1806 überging, welche Aller Herzen gegeii einen Begriff machen, wenn man ſich doe Verleihung, des Markt⸗, Münz: und Zone gehende Gruppe dar. Den Schluß des eie der über einen ſtilometer Wegs in Aufpe dieſer, er müſſe nach reifflichet Ueberle zung davon Abſtand nehmen, einen Jskeliten fi das e eintreten zu laſſen. Punkt, : e oßſekktbe Darſtellunng zit geben d ülge Zt. Villigen, „O Thörenvolk, 13. Aug. Unſere Stadt des Markt⸗, Münz⸗ und Zollrechts und des richtsbannes durch Kaiſer Otto III an Bigingen, Eine beſondere Weihe wurde dem Feste derte i Beige 4 mne durch die Anweſenheit Ihrer King Großherzogs und der Großherzogin, duch e Durchlaucht Fürſt Max E on von Fürſtenberg Feſtzug, welche in 23. Gruppen uns war es wiederum die Huldigungsge upp Von der Groſſartigkelt des Feſtzuges kaun man ſich daß in demſelben über 800 Perſpnen, darunter über 100 Berittene vertreten waren, ee Wagengruppen gaben ein überaus anſchanlichez und Ntereſſantes Bild von der viel bewegten e der hiſtoriſchen El twickelung Villingens bon de ſowie des Gerichtbannes durch tgiſer Ji im Jahre 999 an den Grafen Berthe Zähringen an bis zum Jahre doe, Villingen an Baden kommt Letzterer Vortag ſtellte eine ungemein auztehende und zu nahm, bildeten Gruppen, darſtelleng 0 die Einn von Villingen, Nordſtetten und Ufer 1 1 (Wagengruppe mit Begleitung zu Blcgermilitär, Muſik, Infanterie und ang Der Menſchenandrang war koloſſal, A; fahrplanmäßigen Zügen hakte die Groß verwaltung nicht weniger als is auf der Schwarzwaldhahn eingelegt f — Rennes, 14. Aug. Auf ß theidiger von Dreyfus, Labor, wie; Morgen, als er ſeine Wohnung ß Revolverſchüſſe abgefeuert, welche i verwundeten, Labori brach zu fame; Leben ſcheint in Gefahr zu ſein. der iſt entkommen. me des ue de * corps unſer. aß Verlauf N utandefe ihre Hand gereicht zu haben. Er bemerkte ihr Schaudern und wandte ſich raſch zu ihr um. „Was ſoll dies bedeuten, Fanny?“ „Ich weiß es nicht — die Sache gefällt mir nicht. Es iſt nicht recht, das arme Kind bei uns gefangen zu halten.“ „Donner und Doria! fuhr Baretti auf. „Bleibe mir vom Leibe mit Deinen tugen haften Bedenken. Morgen geht's nach Paris mit Elſie Nord. Ich habe eine Ahnung, daß wir meinen Tony dort treffen werden.“ 5 Am nächſten Morgen fuhren die Baretti's, bon einem zarten, in Trauer gekleideten Mädchen begleitet, mit dem Packetboot von Folkeſtone nach Boulogne. Wenige Stunden nach ihrer Abreiſe wurden in Eicheſter Nachforſchungen nach ihnen an⸗ geſtellt, abet die Hauswirthin wußte nichts von dem Ziel ihrer Reiſe zu berichten. 5 28. Kapite 5 Der Oſterſonntag des Jahres, an welchem Elſie Nord ihren Beſchützerinnen entfloh, war ein herrlicher Frühlingstag. Die Faſtenzeit war vor⸗ über, und die lebensluſtigen Pariſer eilten nun wieder ihren Vergnügungen nach mit einer Leb⸗ haftigkeit und Friſche, wie es eben nur die Pariſer vermögen. Alles war Luſt und Leben in der heiteren Weltſtadt; wer es nur möglich machen konnte, floh die engen Räume des Hauſes, und un⸗ zählige Omnibuſſe verließen ſchwer belgden die düſteren Straßen und Vorſtädte, um leer dahin zurückzukehren. In einer jeuer alten engen Straßen, fern von den vornehmen Stadttheilen, in dem oberſten Stockwerk eines uralten Hauſes, ſaß ein Kranker, von Kiſſen geſtützt, vor dem nur ſchwach glimmenden Feuer, daß in der kalten, kahlen Stube Der Kranke war kein anderer, als Frank Nord, der ſeit ſeiner Abreiſe von Wolſton von einem hitzigen Fieber erfaßt und an den Raud des Grabes gebracht worden war. Seine Wangen waren eingeſunken, ſeine Glieder total abgezehrt, er war Selbſt. ö nur noch der Schatten ſeines früheren Robert Schmitt von maligen Fahrgaſt nur an der großen Meerſchaum⸗ pfeife erkaunt haben, die er auch heute zwiſchen den Lippen hielt. Und doch hatte das Fieber ſeinen Zügen nicht jenen ſtrengen, entſchiedenen Ausdruck genommen, der ſie ſtets charakteriſirt hatte und auch jetzt auffallend herbortrat, während Nord mehrere Briefe durchlas, die auf einem eben ihm ſtehenden Tiſchchen lagen. Auch der lange Bart war noch vorhanden, wirr und ungepflegt wie immer wie zum Hohn für den Maun, den das Fieber, vielleicht auch der Mangel, ſehr zu ſeinem Nach⸗ theil verändert hatte. Ein oder zwei Mal während des Leſens griff er mühſam nach dem Klingelzug und läutete, aber Niemand leiſtete dieſem Rufe Ge⸗ hör, bis plötzlich ein leiſes Klopfen draußen an der Thüre ertönte. f „Herein,“ rief Frank Nord, ſeine Papiere in der Bruſttaſche eines abgetragenen Rockes bergend, und vaſchen Schrittes trat Antonio Baretti in die Stube. 1 „Mein lieber Oberſt, hoffentlich habe ich Sie nicht warten laſſen,“ ſagte er mit heiterer Stimme; „aber ſie hielten mich bis zwei Uhr mit der Probe auf.“ ö „Ich hatte genug zu denken, eutſchuldigen Sie ſich nicht. Was giebt es Neues?“ „O, vor Allem, was giebt es Neues bei Ihnen, mein verehrter Freund und Wohlthäter, den ich voll ſchnöden Undankes faſt in's Grab brachte?“ rief 2 aretti. „Fühlen Sie ſich beſſer ? Hat dieſes 8 etas dabei verloren.“ Cheſtwich würde ſeinen ehe⸗ Tage, da er ſich in Barſtoft von e; fadenſcheinig, aber trotz aller Bläſſe ud „Ich bin noch entſetzlich ſchwach, nud wei der Senſemann ſeine Beute holt, hun e a e eee e a a Aesch der aufor Mfankeit d ac wurde mn en Laſungen an dem Grr K sie wei Mä n mern Feut ee Neger Weandete d „ das 40jahr. 1 . gehen. „Auch ich nicht?“ „Auch Sie licht, denke ich — hoffe Al touio ſeufzte tief, während er een herbeizog und ſich dem Manne gegenüber e auf ſo ſeltſame Weiſe ſeiſt Gefährte geſdörden e Auch Autonio hatte ſich ſehr deväldert ſeit trennte; er war ſehr mager ud h; auch er kürzlich eine ſchwere Krankheit dagen habe. Im Uebrigen ſchien auch ih; nicht gelächelt zu haben ſeit feier Wolſton. Seine Kleidung war ſehr che keit machte Autonio's ganzes Weſen eiten tleilhafteren, gediegeneren Eindruck, als i n e gaßt. Tagen. Wie dieſe beiden verschiedenen ehh 0 denntag in dem heiteren Paris zu einander gekone Vie Die D Freunde geworden waren, werden wir e iet 5 eigenen Lippen vernehmen. Nord 5 werde Sohn, Baretti und Nords Tochter ee eee een en nächſt en begun mann ist in Jer d 50 ag ben g 1 Alesoeht 8 Ahn in de bare Paare. „Ach ich nicht, Herr Oberſt s“ ſagte ae mit großem Eruſt, an Nordes letze kuüpfend; „ich, deſſen ganzes Leben Sie z gewendet, der jede beſſere Handlung Ihren Ihrer Güte verdankt 2“ „Es iſt ganz neu, einen Menſchen deem für etwas zu finden „ berſetzte Rord ale; ich nehme Ihre Dankbarkeit alt, Aion ſuche, Werth darauf zu legen. Doch ehe es uur ein Zufall. Fort