ſpruchen. Sine Bindung für die Lebzeit iſt unläſſig; ein ſolcher Vertrag kann nach Ablauf von 5 Jahren mit halbjähriger Friſt gekün⸗ digt werden. Als beſonders bedeutſam ſei zum Schluß noch die Beſtimmung erwähnt, wonach der Dienſtnehmer nach der Kündigung jedes dauernden Dienſtverhaltniſſes angemeſſene Zeit zum Aufſuchen eines anderen Dienſtes und ein ſchriftliches Zeugnis bei ſeinem Weggang ver⸗ langen kann, das ſich auch auf die Leiſtungen und die Führung im Vienſt auf Wunſch zu er⸗ ſtrecken hat. Verſchiedenes — Ladenburg, 8. Aug. Der hieſige Urnverein ſtellte auf dem Kreisturnfeſt in Neu⸗ ſtadt eine Muſterriege beim Vereinswetturnen und erhielt einen 2. Preis. Die Ankunft derſelben erfolgt heute Abend halb 9 Uhr, den wackeren Turnern wird ein feierlicher Empfang bereitet und findet zu deren Ehre, ein Banket im Saale zum Anker ſtatt. — Viernheim, 6. Aug. Beim Böller⸗ ſchießen, das heute Morgen aus Anlaß eines Sängerfeſtes ſtattfand, ereignete ſich ein gräßliches Unglück. Als ein Böller den Schuß verſagte, wollte der 17jährige Sohn des ſchon ſeit vielen Jahre mit Böllerſchießen betrauten Veteranen Peter Müller die Urſache der Störung ermitteln. In demſelben Augenblick ging der Sckuß los und der größte Theil der Ladung dem Unvorſichtigen in den Unterleib. Der Bedauernswerthe erlitt geradzu grauenvolle Verletzungen, wurde ſofort nach Heidelberg gebracht, dürfte aber nach ärzt⸗ licher Ausſage kaum mit dem Leben davon kommen. Von einem nahen Baum wurden Fetzen ſeiner Kleider heruntergenommen. — Ludwigshafen, 6. Aug. Ertrunken iſt geſtern beim Baden im offenen Rhein der 5 Jahre alte Heinrich Stay von hier. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht geborgen werden. — Lörrach, 4. Aug. Ein entſetzlicher Anblick bot ſich vor einigen Tagen einem Land⸗ wirth in Wollbach dar. Vom Felde heimkehrend, ſand er zu Hauſe einen Brief, an den dortigen Rathſchreiber adreſſirt, auf einem Tiſche vor, von der Hand ſeines Bruders geſchrieben. Sofort ſchlimmes ahnend, ging er in die Kammer ſeines Bruders und fand dieſen, auf einem Stuhle rück⸗ Der unglückſelige ledige Mann hatte, der „Brsg. Ztg.“ zufolge, offenbar in einem Anfall von Geiſtesgeſtörtheit gehandelt In ſeinem Briefe gibt er unglückliche Liebe als Mo iv an. — Gengenbach, 5. Aug. Heute Vor⸗ mittag legten ſämmtliche italieniſche Arbeiter beim „Neubau der Kinzigbrücke die Arbeit nieder. Die zu große Schärfe und Behandlungsweiſe der Aufſeher ſoll Veranlaſſung hierzu ſein. Zu Ex⸗ zeſſen kam es bis jetzt nicht. Um den Fortgang der Arbeit nicht unterbrechen zu müſſen, war der Unternehmer gezwungen, Aushilfe in Biberach zu ſuchen. i — Mörlenbach, 5. Aug. Unglücksfall. Bei dem Bahnbau kam ein Arbeiter ſo unglück— lich zwiſchen zwei Rollwagen, daß ihm der Unter⸗ leib gequetſcht wurde. Er wurde nach Weinheim Kopfe vor. ins Hoſpital gebracht, an ſelnem Aufkommen wird gezweifelt. e — Wilhelmshöhe, 4. Auguſt. Die Kaiſerin iſt mit den kaiſerlichen Kindern hier einge⸗ troffen. Sie wurde am Bahnhof durch Ober⸗ präſident Graf Zedlitz⸗Trützſchler, den komman⸗ dierenden General v Wittich und den Landrat wärts lehnend und eine Flinte in den Händen haltend, mit nahezu vollſtändig zerſchmettertem empfangen. Junge Mädchen überreichten ihr einen Roſenſtrauß. 5 — Breslau, 5. Aug. Ueber einen Eiſen⸗ bahnunfall bei Lauban wird amtlich gemeldet: Heute gegen 3 Uhr früh fuhr auf dem Bahnhofe Lauban ein von Görlitz kommender leerer Zug mit einem Rangierzug zuſammen. Der Zugführer des leeren Zuges iſt todt, 6 weitere Fahrbeamte wurden ſchwer verletzt. Der Materialſchaden iſt ſehr bedeutend. Die Urſache des Unfalles iſt Ueberfahrt des Halteſignals. ö — Dortmund, 6. Aug. Eine Rohheit ſondergleichen verübte ein Knecht des Fuhrunter⸗ nehmers Hemſoth Aus Rache durchſchnitt er 4 werthvollen Pierden ſeines Arbeitgebers die Sehnen⸗ bänder an den Füßen. Eines der Thiere mußte ſofort getödtet werden. Der Knecht wurde verhaftet. — Völkermarkt (Kärnthen), 5 Auguſt. Heute früh 8 Uhr 20 Min. wurde hier ein mehrere Sekunden dauerndes Erdbeben verſpürt. Die Mauern der Häuſer zeigten vielfach Riſſe. Von den Dächern fielen Ziegel herab — Brüſſel, 4 Aug. Am 2. Auguſt abends 11 Uhr wurde auf dem hieſigen Nord⸗ bahnhofe ein Briefſack, welcher nach Herbesthal beſtimmt war, und Geld und eingeſchriebene Briefe für Deutſchland enthielt, in dem Augenblicke ge⸗ möchte nun die hieſigen Kollegen bitten, Erkun⸗ digungen über die betreffenden Käufer einzuziehen, pflegen hört man hin und wieder. Die Herren heben nicht, daß von ihren ſogenannten Blutspfeunige 588 1 ſto 8 e gebracht werden ſollte. aus Hath hlen, als er zum Zug Der leere Briefſack wurde heute morgen im hie⸗ Morge ſigen botaniſchen Garten gefunden. Die Polizei 0 3 hat die Gewißheit erlangt, daß es ſich um 415 eh internationale Gaunerbande handelt, die ſeit 7 45 einiger Zeit auf der Linie Oſtende⸗Brifßel ihr 0 t eil Weſen treibt. In den letzlen Tagen wurden auf dieſer Strecke mehrere ſchwere Diebſtähle begangen, 10 Uhr fand auf dem Bahnhofe zu Juviſy⸗ſur⸗Orge infolge Verſagens des Semaphors ein Juſammen⸗ ſtoß zwiſchen 2 Eilzügen ſtatt, welche beide in einem Zwiſchenraum von 5 Minuten don Pars rach Nantes abgelaſſen wurden. 5 Waggons dez erſten Zuges wurden zertrümmert. Die Zahl der bei dem Unglück Getödteten beträgt 7, die der eu de 9 1 1180 l Aukwall Bo Verletzten 49, Die Eiſenbahngeſellſchaft hat einen Nat 5 Hilfszug nach der Unfallſtätte entſandt. Der bhengſofk ie Miniſter der öffentlichen Arbeiten Uhr früh nach Juviſy begeben, ſuchung einzuleiten und iſt um nach Paris zurückgekehrt. i — Paris, 6. Aug. Die Zahl der de dem Eiſenbahnzuſammenſtoß bei Juviſy Verwyy⸗ deten beträgt, wie jetzt gemeldet wird, 73 Perſonen Gingeſandt. Ein Wort an das Bäckerkollegium! Wie der⸗ holt ſchon kam mir zu Ohren, daß in einen hie⸗ ſigen Fabriketabliſſement Brod aus der Mannheimer Brodfabrik zum Kaufe an zeboten wird. Jh hat ſich um ! um die Unter⸗ 1 Uhr wieder e Gehobelte Pit Aab Niue rauh 20 Felkede Kebelbrette 177 171 er Aswabl in je 9 A d. an empfehle damit wir dieſen Gelegenheit geben können, ihre Kirchweihkuchen ete, in der Brodfabrik hacken zu laſſen. Hier können wir aber wieder eine lehr⸗ reiche Beobachtung machen; in der Theorie heißt es bei dieſen Herren: Kampf dem Groß kapiigl und in der Praxis? Na Bauer, das iſt gu etwas anderes, da kommts auch nicht ſo gen drauf an. Hier wird das Großkapital zug Schaden des Kleinmeiſters unterſtützt, das Sozialpolitik. Geht man der Sache etwas ah auf den Grund, dann kann man auch recht brg⸗ ſtiſche Außerungen hören. Was brauchen mit unſecu Blutspfennigen die dicken Ba che — — llalier 7 Frauenzimmern, die er in ſeinem dienſtlichen Leben ſchon hundertmal von der Brücke gewieſen — eine weniger trotzige, leichtfertige Art, die nicht wider⸗ S ſtrebte und Intereſſe erweckte. hier 2“ fragte er, weniger barſch. „Nichts;“ war die Erwiderung. „Warten Sie auf Jemand?“ „Ja auf meinen Vater. glaube, ihn ſehr bald zu finden, Sir.“ . 0 ch „Nun, ich hoffe es, denn Sie ſcheinen Schutz brauchen. Wie heißen Sie 2“ „Elſie Nord.“ „Und Ihr Vater hieß Sie hier auf ihn warten? Eine nette Art von Vater, das muß ich geſtehen.“ „Er iſt der Präſident bon Alſako, ein großer ſchöner Mann, ſo groß wie Sie — Sie müſſen ihn geſehen haben.“ Der Poliziſt richtete ſich bei dieſem Compli⸗ mente ſtramm in die Höhe und fragte, warum ſie glaube, daß er ihn geſehen haben müſſe. Sei ihm etwas zugeſtoßen, ſei er Präſident einer Harmonie⸗ geſellſchaft mit jenem ausländiſchen Namen oder was 2 Elſie befriedigte ſeine Neugierde nicht. Sie war begierung von ihm wegzukommen, denn er konnte ja wieder ein Spion ſein, weil er ſo viele Fragen ſtellte und ſie ſo ſcharf beobachtete. Jetzt, da ihre Flucht endlich gelungen, galt es klug zu ſein. „Ich möchte jetzt gehen,“ ſagte ſie und ſchritt ſehr ruhig von dannen. Der Poliziſt blickte ihr kopfſchüttelnd nach. a „Mit dieſer ſcheint es im Kopf nicht recht richtig zu ſein,“ murmelte er vor ſich hin und ging ſeines Weges weiter. Auf der anderen Seite der Brücke fand ſich Elſie wieder in einer lebhaften Straße, aber bei den Leuten, die hier an ihr vorübereilten, trat die Armuth weniger auffallend hervor. itüdet, aber wie ſehr ermüdet, wußte ſie erſt, als Verirrte. ſie einen Augenblick die Auslagen eines Juweliers in ihrem ſeitherigen Schritte weiterzugehen. einer Straße, wo elegante Caffee's und Reſtaura⸗ betrachtet hatte, und ſich nun außer Stande fühlte Sie verſuchte, ſich zu erinnern, wie lange ſte ſchon umherwandere, ſie vermochte es nicht, aber ſie glaubte, ſchon Meilen zurückgelegt zu haben, ohne ihren Vater zu finden. nach Ruhe erfaßte ſie. Wo waren nur jene, welche ſtets Sorge für ihr Behagen zu tragen pflegten? Sie blieb ſtehen und beſann ſich lange, aber ſie vermochte ſie nicht zu erklären, wie es kam, daß ſie ganz allein, freundlos und obdachlos in den Straßen einer großen Stadt umherirrte. Elſtie war er⸗ neugierige und Ein ſehnliches Verlangen Sie ſchritt über eine zweite Brücke und ſah ſich nun von mehr Ruhe umgeben; ein großer Palaſt oder eine Kirche oder ſonſt ein rieſiges Ge⸗ bäude erhob ſich dicht neben ihr, mit einer Feuer⸗ glocke in aller Höhe; dann waren wieder neue Straßen mit Menſchen und Lichtern, ſie konute nicht mehr Allen erfaſſen. Sie befand ſich in tionen den letzten Schein von Armuth austilgten und die Kranke auf den Glauben brachten, daß ſie nun endlich ihren Freunden nahe ſei. Koſtbar ge⸗ kleidete Damen rauſchten vorüber, aber ein Blick in ihre erhitzten Geſichter ſcheuchte die Fragen zurück, welche Elſie gerne au ſie gerichtet hätte und die Herren waren betrunken und lachten und plau⸗ derten in widerlicher Weiſe. Eudlich erlahmte Elſie's Kraft; in wilder Auf⸗ ſchrei brach von ihren Lipven. „O, will Niemand mich nach Hauſe, von hier wegbringen?“ Ein lautes Gelächter folgte dieſem Rufe; warum ſollten ſie auch nicht über die Noth eines armen Kindes lachen, dieſe Menſchen, welche jeden Abend der Strafe des Himmels ſpoten. Doch auch 0 polſtern in voller Läuge ausgeſtreckt ein dicke, feier kaum jemand fett wurde, aber graue Haare Hanze 6 dürften aus ihrer Uunterſtützung ſchon gewachſen ſein. Mit kollegialiſchem Gruß — Ein Bache . . mitleidige Geſichter umgaben die Zahnziehen, Wet ud it pafſtrt 9. f domhof; „Wer ſind Sie? — wis iſt paffixt frag⸗ ten Einige; aber Elſie raug in ſtummer Verzwweiß 2 i — — lchdecken, lung die Hände. „Sie muß ſich in den Straßen verloren haben, bemerkte Jemand mitleidig. „Oder ihren Verſtaud!“ melnte ein Vierter und hob Elſie's Schleier auß „O, das arme Kind — ſeht ſie au.“ „Bitte, bringt mich nach Hauſe,“ flehte die Arme. . „Nach Hauſe — wohin 2“ „Ich weiß es nicht — ich kaun es nie a 1 W furbige d An größter Aus 1— 283 485 gell. Aber ich werde mich bald wieder eriunern, Qnalt 2 mich nicht — ſucht mir Lena.“ 5 g „O ſie iſt verrückt — wo iſt ein Poliziſt zu Aud g — finden?“ rief die Erſte, welche ſie angeredet hakte, 5 e Wie heißen A den Aug 1 4 Katgeggtem 1 lavaten u dern Veſich „Keunt Jemand dieſes Mädchen? 8 1¹ „Elſie Nord. Die geputzte Dame ſpürte die Wirkung des geuoſſenen Weines und war ſehr erregt. „enn Jemand Elſie Nord?“ ſchrie ſie mit laute, gel lender Stimme, und zwanzig Andere wiederholen die Frage in zwanzig verſchiedenen Tonarten, In einem der Kaffee's lag auf weichen Sahm nackiger Fremder, mit vielen Ringen an den plunk⸗ pen Händen, die er zur größeren Beglenmlichkei unter dem Kopfe gefalten hielt. f Fortſetzung folgt. Humoriſtiſches 5 Anuuonce. VBerlaufen hat ſich a d. Mts, ein Dackel, mittelgroß, echte Nate hort nicht auf den Namen Waldmann,“