Verſchiedenes 8 — Heidelberg, 81. Juli. Die Gewerbe⸗ bereine des Pfalzgauverbandes mit ihrem Vorort Mannheim bielten geſtern um 3 Uhr im kleinen Saale des „Prinz Max“ ihren Gautag ab. Vor gefülltem Saale eröffnete der Vorſitzende des Heidelberger Vereins, Herr Altoberbürgermeiſter Bilabel, die Sitzung, indem er dem Vorſtand des Mannheimer Vereins, Herrn Aulbach, die Leitung des Gautages übertrug. Dieſer begrüßte den Vertreter der Regierung, einen Beamten der Landes⸗Gewerbehalle, Herrn Mackenglott⸗Karlsr., ſowie die bisher unerreicht daſtehende Zahl der Anweſenden. Sodann gab Herr Hauſer, Secretär des Vorortes, den Jahresbericht, wobei er den außerordentlichen Zuwachs an Vereinen im Gau, wie auch an Mitgliedern (und hier ſtehe Heidel⸗ berg oben an) feſtſtellte und nachwies, daß 86 Proz. der Mitglieder dem Handwerkerſtand an⸗ gehörten, was der Behauptung der Gewerbevereins⸗ gegner widerſpreche. Weiter wies er auf die Er⸗ folge hin, die der Verein durch geſchloſſenes Vor⸗ gehen bei der Regierung und bei der Stadt Mannheim zu verzeichnen hat. Das Referat über die Waarenhäuſer, Punkt 2 der Tagesordnung, übernahm Herr Aulbach ſelbſt. Nachdem er kurz auf die Schädigung hingewieſen, die dem Kaufmann und den Handwerkern dieſe Unter⸗ nehmungen kraft ihres Kapitals zufügen, ſtellte er — ähnlich der kürzlich ſtattgehabten Verſamm⸗ lung der Handlungsgehilfen — als einzig wirk⸗ ſame Gegenmaßregel die der Umſatzſteuer feſt, wie ſie in Bayern und auch in Frankreich ſchon ge⸗ handhabt wird. Nach einer im Weſentlichen zu⸗ ſtimmenden Discuſſion wurde der Beſchluß gefaßt, der auf Antrag des Herrn Bilabel dem badiſchen Landesverband zugeſchickt und möglichſt gemeinſam mit dieſem der Regierung vorgelegt werden ſoll, und der den Wunſch ausſpricht, daß auch in Baden eine Umſatzſteuer eingeführt wird. Dieſe Reſolution wurde einſtimmig angenommen, worauf Herr Hauſer das Referat über den dritten Punkt der Tagesordnung übernahm: Was können die in Fachzeitungen erörtert werde, daß nun eine Erledigung, oder ſei es auch nur eine Klarheit darüber geſchaffen werden müſſe. Möglichſt ob⸗ jectiv ſetzte er die gegenwärtige Lage in Bezug auf Gewerbevereine zur Förderung der Genoſſenſchaften beitragen? Es ſei dies eine Frage, die ſo oft dieſe Frage auseinander, ſowie den Zweck dieſer Vereinigungen, die als Rohſtoff⸗, Magazin- oder Werkgenoſſenſchaften den Zwiſchenhandel beſeitigen und den Mitgliedern Credit gewähren ſollen. Es ſchloß ſich eine lange, heftige Diskuſſion an, bis das Für und Wider ſich endlich in dem Beſchluß vereinigte, es ſollen verwandte Berufe Rohſtoff⸗ Genoſſenſchaften bilden und die Regierung bitten, ſie durch Baarmitteln zu unterſtützen, indem ſie (wie in Preußen) Darlehen zu einem billigen Zinsfuße aus den Invaliditäts- und Altersver⸗ ſicherungsfonds leihe. Viertens wurde die Hand⸗ werker⸗Kammerwahl von Herrn Aulbach erörtert, in welcher Sache man keinen Beſchluß faſſen konnte, weil von der Regierung, die ihrerſeits wie der Herr Regierungsbeamte freundlichſt mit⸗ theilte, auf den Abſchluß der gegenwärtigen Ver⸗ handlungen in Berlin wartet, erſt einleitende Schritte gethan werden müſſen. Herr Aulbach hält es für wünſchenswert, daß die Wahlen in den einzelnen Orten ſtattfinden, nachdem eine all⸗ gemeine Verſammlung die Candidaten aufgeſtellt hat. Der fünfte und letzte Theil der Tagesord⸗ nung, die Wahl des Vorortes, wurde ſchnell er⸗ ledigt, indem der Antrag des Herrn Bilabel, Mannheim wieder zu wählen einſtimmig ange⸗ genommen wurde. So endete die Sitzung, die ſich unter ſo reger Betheiligung eines äußerſt be⸗ friedigenden Erfolges rühmen konnte, erſt gegen 7 Uhr. f — Schwetzingen, 30. Juli. In dem Spezereigeſchäft von Jakob Schaier brach geſtern früh 6 Uhr Feuer aus. Dem raſch herbeigeilten Militär und der Feuerwehr gelang es, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken. Das Gebäude iſt total ausgebrannt. Nur mit Mühe gelang es, die Fahrniſſe theilweiſe zu retten. SRK. Karl ruhe, 31. Juli. Seit Jahren ſind von kleineren und größeren badiſchen Ge⸗ meinden Klagen über die Laſten erhoben worden, die ihnen durch die Einquartirungen bei Märſchen und Uebungen der Truppen erwachſen, da die ſeitens der Militärverwaltung gewährten Ver⸗ gütungen für Verpflegung durchaus unzureichend ſeien. Auch der letzte Lantag hat ſich mit dieſer Angelegenheit befaßt, und beide Kammern haben eine Petition der mittleren Städte des Landes, in der um Herbeiführung einer Erhöhung jener Vergütungsſätze gebeten wurde, der Regierung mit Empfehlung überwieſen. Um den Wünſchen der Landſtände nachzukommen, wird auf Veran laſſung des Groß h. Miniſteriums des Inner während der im laufenden Jahre ſtattfindenden Uebungen und Manöver eine genaue Enquete veranſtaltet werden, damit hierdurch an eine praktiſchen Beiſpiel feſtgeſtellt werden kann, die gewährte Vergütung thatſächlich den der Be völkerung durch die Einquartirung auferlegte Laſten einigermaßen entſpricht, oder ob und iin wie weit ſie hinter den letzteren zurückbleibt. — Leopoldshafen (Amt Karlsruhe), 30. Juli. Geſtern 5 Uhr ereignete ſich hier am — Rhein auf bayriſcher Seite ein bedauerlicher Un glücksfall. Ein Händler von Neupfotz, Pfalz, fuhr von Karlsruhe nach Hauſe. Am Rhein angelangt, lief das Pferd, während der Fuhrmann ſchlief, die Stufe hinunter, welche zur Fähre führt. Das Fuhrwerk kam in ſtarken Gang, das Pferd konnte nicht mehr anhalten und ſo verſchwand Wagen mit Pferd und Fuhrmann in den Fluthen. Bis jetzt blieben alle Nachforſchungen ohne Erfolg. — Kaiſerslautern, 31. Juli: Geſtern früh 6 ¼ Uhr brach in den Fabriken und Holzlager der Firmen Albert Munzinger und Gebr. Dickes ein Brand aus. Der Schaden wird lt. Frkf. Ztg. auf eine Million geſchätzt. Ein Nachtwächter, der geſtern den erſten Dienſt verſah, ein junger Mann von 22 Jahren, wird vermißt und iſt vorausſichtlich verbrannt. Ganze Häuſerviertel waren in Gefahr, doch war dank der raſtloſen Arbeit der ſtädtiſchen Feuer⸗ wehr, um halb 9 Uhr die Kriſis beſeitigt. Die beiden Etabliſſements bilden einen rieſigen Trümmerhaufen, der noch einige Tage brennen wird, — Berlin, 29. Juli. Nach einer Mel; dung aus Kiel iſt der Dampfer „Jupiter! bei Lyſekil geſtrandet und dort angetrieben. Er i vollſtändig verloren. Der Kapitän und 2 Mang ſind ertrunken, 11 Mann gerettet. — Lugos, 1. Auguſt. In dem Fohlen bergwerk von Szakul explodirte eine für Spreng⸗ arbeiten beſtimmte Menge Dynamit vorzeitig. Einem Arbeiter wurde der Kopf abgeriſſen, em Anderer wurde ſchwer verletzt. Humoriſtiſches Großer Effekt. Maler: Ich möchte Sit am liebſten in Profil malen, Herr v. Blüteles, v. Blüteles: Will ich Ihnen rathen zu etwas noch Effektvollerem — malen Sie mich in — Profit!“ Hafen verlaſſen und die offene See erreicht hatte, da änderte er ſeine Stellung und fuhr in ſeiner Beobachtung fort, bis das Fahrzeug ſeinen Blicken entſchwunden war. Jetzt erſt ſtellte er ſeine Ver⸗ wünſchungen ein, und ſeine Züge verzerten ſich plötzlich, war es nun in Schmerz oder Enttäuſchung. „Mag er gehen,“ murrte er endlich; „ich komme beſſer ohne ihn vorwärts in der Welt, als er ohne mich. Ich bin zu lange ollein geweſen, um dies ſo ſehr zu fühlen. Warum ſollte mir ſchließlich an ihm ſo viel gelegen ſein? Er drohte noch einmal mit geballten Fäuſten in der Richtung des Schiffes, und dieſen Augenblick benutzte der Wind um den Grollenden ſeine Kopfbedeckung, diesmal aber für immer, zu entführen. Dies kleine Miß⸗ geſchick rief einen neuen Wuthausbruch Baretti's hervor, und dem entflohenen Hute folgten ähnliche Verwünſchungen, wie dem ungetreuen pflichtvergeſſenen Sohne. Barhäuptig, mit wilder unheilverkündender Miene kehrte Paulo Baretti in das Hotel zurück d hinkte in das Kaffeezimmer und an ſeinen heren Sitz am Kaminfeuer, ohne das Jemand hn anzureden gewagt hätte. Seinem Befehle emäß hatte man zwei Gedecke aufgelegt, und dieſer lmſtand erhöhte noch ſeinen Aerger. Da trat der Handlungsreiſende, der ſeine Briefe zur Poſt be⸗ orgt hatte, blau vor Kälte in Zimmer. „Haben Sie dinirt?“ fragte Paulo. „Ja, mein Herr.“ „Wollen Sie noch — mein Freund wird nicht zurückkehren. licht allein hier ſitzen — es iſt gräßlich.“ „Ich danke, mein Herr, aber ich habe noch ein Geſchäft zu erledigen.“ Der Handlungsreiſende war geſelliger Natur und empfand die Einſamkeit des Kaffeezimmers ebenfalls als etwas Schreckliches, 857 7275 einmal mit mir ſpeiſen? Ich kann aber Baretti's Benehmen in Verbindung mit deſſen Ausſehen ließ ihn raſch die Einladung ablehnen. murmelte Paulo. „Aber ſie werden wohl nach dem Eſſen ein Glas Wein mit mir trinken?“ „Ich danke; wenn Sie gegeſſen haben, werde ich ſo frei ſein, mich einzufinden.“ Der Mann fühlte zwar keine beſondere Luſt hierzu; ihm ſchien, als ob der Fremde ſehr geneigt ſei, mit irgend Jemanden einen Streit vom Zaune zu pflücken, und dieſer Jemand gedachte er wenigſtens nicht zu ſein. Er blätterte eine kleine Weile in ſeinen Papieren und verließ dann das Zimmer mit der Bemerkung: „Sehr windig draußen. Bis zum Abend werden wir Sturm haben und morgen von mehr als einem Schiffbruch vernehmen, glaube ich.“ „Einfaltiger Narr, als ob ein ordentliches Schiff einem einfachen Sturm nicht Widerſtand leiſten könnte!“ ſchrie Baretti hinter ihm her, und der Handlungsreiſende, der die Worte vernahm, war nun feſt entſchloſſen, ſich nicht mehr blicken zu laſſen. Paulo Baretti ſpeiſte mit vollem Pomp. Zwei Kellner bedienten ihn, und der Kellnermeiſter warf gelegentlich einen Blick herein, um ſich zu über⸗ zeugen, daß die Gänge richtig aufeinander folgten. Paulo aß nur wenig, trank aber deſto mehr. Er tadelte jedes Gericht, aber der Wein verſchwand ſo raſch, als ſein Glas wieder gefüllt war, und dieſe Beſchäftigung hielt die Kellner in beſtändiger Be⸗ wegung. „Wie iſt das Wetter?“ fragte er mehr⸗ mals während des Eſſens, und wenn der Kellner hinter den Vorhang blickte und zur Antwort gab:, „Windig, mein Herr,“ ſo har er wieder einige Minuten zufrieden. Einmal ſtand er vom Tiſche auf, um ſich ſelbſt zu überzeugen, und kehrte zurück, das, Wetter zu allen Teufeln wünſchend. Als der Nachtiſch erſchien, verlangte er Brandy und ſeine Rechnung und befahl, anſpannen zu laſſen, dau „Wie Sie wollen. Ich kann Sie nicht zwingen,“ er dieſes elende Loch ſogleich verlaſſen könne. Seine Auordnungen wurden vollzogen, aber Barekti wg ſehr betrunken und mußte von den Kellnern die Treppe hinauf und zu Bett gebracht werden, Ei Fluth von Verwünſchungen ergoß ſich über ein verſchüchterten Helfer, als er ſich in dem Zimmer umblickte, das man für ihn hergerichtet, und er beſtand darauf, es mit einem andern zu vertauſchen welches die Ausſicht auf die See biete und nicht ſo groß und voller Ecken und Winkel ſet wie dieſes, in dem ein Mann ſich verſteckt habe, dei er nicht ſehen wolle — ein Mann, dem in Wolſton ein Unfall zugeſtoßen ſei! . Am nächſten Tage kam Baretti erſt um zwölf Uhr zum Frühſtück herunter; er war finſter und ſchweigſam bezahlte ohne jeden Einwand eie gewaltige Rechnung und reiſte mit dem nächſten Zuge nach London ab. Trotzdem er jeden, der ihm in Hotel in den Weg trat, reich beſchenkte, war doch Alles froh, als er Barſtoft verlaſſen hate. Er war ein Mann, vor dem man ein Grauſen empfand und Autonio hatte klug, wenn auch nicht liebevoll gehandelt, ſich von ihm loszuſagen, In feier ſchlimmſten Verfaſſung glich Paulo Barett kaum mehr einem Menſchen. Seitdem Frank an jenem ſchönen Sommer abende ſeinen Geburtsort auſgeſucht hatte war das Unglück Schlag auf Schlag über Wolſtonhaus heren gebrochen. 5 Elſie Nord litt an einer ſchweren geſftihel Störung, und die geſchickteſten Aerzte Londons welche Helene herbeigerufen hatte, ſtanden rathlos vor dieſer traurigſten aller Krankheiten Fortſetzung folgt“ eng eines be . ann Miche St eur; des S hg dn 29. 9 ldenburg und Gr ihmaſchine ahehech lden. Aiken Fabrikate uu ditzehendſten ſnnüt-gedin gun ir kitnuchte noch Ua. fundeabläge it — 15 Mößte Muhr daher bei 8