* 3 Politiſches. 3 0 Berlin, 24. Juli. In feierlichen Rahmen ſich am Freitag in Schloß Pillnitz das jährige Jubiläum König Albert's als Ritter de Ordens „Pona le mérite“ vollzogen. Zunächſt empfing der hohe Jubilar die vom Kaiſer ent⸗ ſandte Glückwunſch⸗Deputation, beſtehend aus Ge⸗ neralfeldmarſchall Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten von Braunſchweig, den commandirenden Generalen Grafen Häſeler und von Lignitz und den Generalmajor v. Schele. In kurzer Anſprache brachte Prinz⸗Regent Albrecht dem König die herzlichſten Glückwünſche des Kaiſers dar und überreichte zugleich die goldene Krone zum Orden „Pona je mérite“, eine in ihrer Art einzig da⸗ ſtehende Auszeichnung. Der König nahm das die Decoration umſchließende Etui in Empfang, betonend, er würde ſeinen Dank dem Kaiſer noch beſonders ausſprechen, um dann hervorzuheben, daß er jetzt dieſen Orden zum dritten Male er⸗ halte. Der König ſchloß mit dem wehmüthig berührenden Hinweiſe darauf, daß ſein weiteres Daſein wohl nur noch von kurzer Dauer ſein werde, denn wenn man 71 Jahre zähle, könne man jederzeit abgerufen werden. Bald nach dem Empfang der Deputation fand große Galatafel im Schloſſe ſtatt, bei welcher König Albert einen kurzgefaßten Trinkſpruch auf den Kaiſer ausbrachte. Hierauf nahm Prinz⸗Regent Albrecht das Wort zu einer längeren Anſprache, in welcher er an die Verleihung des Ordens „Pons le mérite“ an den damaligen 20jährigen Prinzen Albert durch König Friedrich IV. anläßlich ſeines im ſchleswig⸗holſteiniſchen Feldzuge von 1849 be⸗ wieſenen Tapferkeit erinnerte und im Weiteren der ruhmvollen Thaten König Alberts als Feld⸗ herr im Kriege von 1870 gedachte. Nachdem dann noch der Prinz⸗Regent dem König die beſten Wünſche des Kaiſers ausgeſprochen, ſchloß er mit einem Toaſt auf den königlichen Jubilar Moskau, 24. Juli. Die Ruſſen haben von den Chineſen ein neues Zugeſtändniß heraus⸗ geſchlagen, nämlich die bereits erfolgte Gründung einer ruſſiſchen Schule in Peking, die von der chineſiſchen Regierung erhalten wird. Dieſe am Freitag eröffnete Schule ſoll ausſchließlich zur Pflege des Unterrichts in der ruſiſchen Sprache und zur Ausbildung von Chineſen als ſprach⸗ kunidge Angeſtellte der Eiſenbahnen dienen. erſchied enes a Mannheim, 23. Juli. Bezüglich der Einführung der elektriſchen Straßenbahn in Mann⸗ heim iſt dem Bürgerausſchuß die Vorlage des Stadtraths zugegangen. Unter Vorbehalt weiterer eingehender Vorlage über die inzwiſchen vorzube⸗ reitenden Einzelentſchließungen und darauf er⸗ forderliche Geldbewilligungen beſchränkt ſich der Stadtrath darauf, zunächſt abſchlagsweiſe die Summe von 1000 000 Mk. zur Beſtreitung der unverſchieblichen Ausgaben für Geleislegung uſw. anzufordern. — Schwetz ingen, 23. Juli. Geſtern Mittag wurde hier ein bedienſteter Bierbrauer wegen eines am hieſigen Bahnhof an einem acht Jahre alten Mädchen begangenen Sittlichkeitsver⸗ brechens verhaftet. Als er vom Ortsarreſt ſpäter nach dem Amtsgefängniß gebracht werden ſollte, wurde er mit durchſchnittenem Halſe am Boden liegend aufgefunden. — Pforzheim, 22. Juli. Die mutige That des Gewerbeſchülers Knecht, welcher einen 1½ jährigen Knabe vom Tode des Ertrinkens rettete, hatte zur Folge, daß ein hießiger Fabrikant ſofort ein Sparkaſſenbuch mit 30 M. Einlage für den Retter, einlegte. gehen fand Nachahmer, ſo daß jetzt ſchon eine ganz anſehnliche Summe für den jungen Mann gezeichnet iſt. Derſelbe ſtammt aus armer Familie. Kehl, 34. Juli. Der letzte Samſtag war für Kehl ein wahrer Schreckenstag, denn wie den Mb. chr. berichtet wird, fanden micht weniger wie vier Perſonen auf außergewöhnliche Weiſe ihren Tod. Pionier Sommer ertrank beim Baden im Rhein. Ein am Hafen beſchäftigter Arbeiter ertrank im Hafenbecken. Ein angeſehener Bürger erlag an einem Hitzſchlag und ein Kind fand ſeinen Tod durch einen kalten Trunk. Fünfter wurde durch die Geiſtesgegenwart zweier 15jähriger Knaben vom Tode des Ertrinkens gerettet. Straßburg, 24. Juli. Ein ſchweres Unwetter ging in den Kantonen Buchsweiler und Hochfelden nieder und richtete großen Schaden an. In den Orten Ringeldorf, Buchs⸗ weiler und Schalkendorf wurde die Ernte faſt völlig zu Boden geſchlagen und großer Schaden in den Weinbergen angerichtet. In Geisweiler wurde die ganze Obſternte, in Pfaffendorf die Dieſes lobenswerte Vor⸗ Ein wurden faſt alle Feldfrüchte vernichtet; die Orte Niedermodern, Walk und Ueberach u. g, ſind von dem Hagelwetter ſchwer mitgenommen, — Heilbronn, 24. Juli. Einen ſchreck⸗ lichen Tod erlitt in der Samſtagnacht der 20 jähr. 1 Schloſſer Greiner aus Stangenbach, welcher hier in Arbeit ſtand. Auf dem Heimweg von einem Vergnügen begriffen, wollte er in der Bismarcks⸗ ſtraße aus einem dort befindlichen Garten ſich wiederrechtlich Roſen aneignen; er fiel dabei beim Ueberſteigen des eiſernen Zaunes ſo unglücklich, daß ihm eine der Zaunſpitzen tief in den Unter⸗ leib drang. Die hiebei erlittene Verwundung war eine ſo ſchwere, daß der junge Mann, oh⸗ gleich alsbald ärzliche Hilfe zur Stelle war, nach kurzer Zeit verſchied. i — Heidenheim, 24. Juli. Geſter Nacht iſt zwiſchen Gingen und Hermaringen ein Geſellſchaftswagen von einem Eiſenbahnzug über⸗ fahren worden. 5 Perſonen ſind kot, ſechs nach anderen Meldungen, 7 Perſonen verwundet, Di Barriere ſoll nicht, oder nicht genügend geſchloſſen 5 geweſen ſein, der Bahnwärter habe, infolge der großen Hitze, geſchlafen. — Berlin, 24. Juli. Geſtern nachmil⸗ tag wurden auf der Radſahrerbahn in Charlotten⸗ burg etwa 40 Zuſchauer, die ſich an ein Draht⸗ ſeil lehnten, während eines Gewitters vom Blitz getroffen. 2 Perſonen ſtarben auf dem Transport nach dem Krankenhaus, 4 ſind ſchwer, 16 leicht verletzt. — Pola, 23. Juli. Im Kanale Enrpola fand bei der Inſel Torcoia auf dem Torpedoboote „Adler“ geſtern eine Keſſel⸗Exploſton ſtatt, wobei ein Linienſchiffsfähnrich und 4 Mann der Beſaß⸗ ung getötet, ſowie 2 Mann verwundet wurden, Vermutlich iſt die Exploſion durch Reißen der Keſſelhülle verurſacht worden. Der Keſſel wurde über Bord geſchleudert. Der Schiffskörper wurde ſchwer beſchädigt. — Geeſtemünde, 22. Inli. Die fran⸗ zöſiſchen Marine⸗Offiziere beſichtigten heute den Lloyddampfer Kaiſer Wilhelm der Große. Die deutſchen Marine⸗Unter⸗Offiziere veranſtalteten beute für ihre franzöſiſchen Kameraden einen Bierabend. „Gott bewahre mich, Junge!“ rief ſein Vater ſchaudernd, „wie kannſt Du ſo ſprechen, wenn ein ſchönes Leben vor Dir liegt! Was gäbe ich für Deine Kraft und Jugend, Deine Schönheit und Talente? Dein Leben iſt des Genießens werth; folglich beneide ich Dich darum.“ Antonio erwiederte nichts auf dieſe Rede; er war zu einer Unterhaltung mit ſeinem Vater nicht aufgelegt. Unter der Thüre des „Adler“ trat ihnen ein dienſteifriger Wirth entgegen, ſehr erfreut über dieſe unvorhergeſehenen winterlichen Gäſte. Jetzt zeigte ſich Paulo Baretti in ſeinem wahren Lichte wie dies bei einer paſſenden Gelegenheit ſtets ſeine höchſte Freude war. Er zeigte ſeine Wichtigkeit und bemühte ſich, auf ſeine Umgebung einen impo⸗ nirenden Eindruck zu machen. In herriſchem Tone befahl er dem Wirth, das beſte Mahl zu bereiten, welchesman in zwei Stunen haben könne, den beſten Wein aufzutragen, den ſein Keller berge, und ihnen das beſte und wärmſte Privatzimmer anzuweiſen. Doch nun ſtellte ſich heraus, daß nur im Kaffee⸗ zimmer ein Feuer brenne, und wohl oder übel mußte Paulo, dem vor Froſt die Zähne aufeinan⸗ derklapperten, ſich entſchließen, einſtweilen dort ſich niederzulaſſen. 5 Es befand ſich nur eine einzige Perſon in dem langen, geräumigen Gemach, ein Handlungs⸗ reiſender, eifrig mit Briefſchreiben an ſeine Firma beſchäftigt. Als die beiden Herren eintraten, blickte er auf und grüßte höflich, fuhr aber ſogleich in ſeiner Beſchäftigung fort. Vater und Sohn legten ihre Mäntel ab und zogen ihre Stühle dicht an das Feuer. „Wieder die berwünſchte See,“ murmelte Paulo mit einem böſen Blick durch das Fenſter, „wild und ſtürmiſch, ein verhaßter Aublick!“ „Haſt Du mir nichts Beſſeres zu ſagen, als dies ?“ fragte der Sohn. „O, eine Menge habe ich Dir zu ſagen, wenn Du geneigt biſt, mich anzuhören. Ich kann nicht ernſthaft und vernünftig ſprechen, wenn Du wie ein Stock daſitzeſt. „Nach dem Eſſen, wenn ich mehr getrunken habe, werde ich ein beſſerer Geſellſchafter ſein, oder es wenigſtens zu ſein verſuchen. Ein teſt Du mir aber jetzt erzeigen.“ „Und die wäre?“ „Laſſe mich ungeſtört.“ „Schon gut. Du biſt noch aufgeregt; nimm Dir Zeit, mein Sohn, Dich zu beruhigen.“ Antonio ergriff eine auf dein Tiſche liegende Zeitung von der vorigen Woche und ſchien bald ganz in deren Inhalt vertieft, während ſein Vater, beide Hände in die Taſchen verſenkt, den Kopf zwiſchen die Schultern gezogen, ihn befriedigt be⸗ obachtete, bis ihm ein guter Gedanke zu kommen ſchien. „Eine Cigarre, Tony?“ ſagte er, dem Sohne eine geöffnetes Etui darbietend, welches er aus der Tiefe ſeiner Taſche herausgefiſcht hatte. „Jetzt nicht, nach dem Eſſen.“ „Ein Gläschen Brandy?“ Du möchteſt viel leicht ein Gläschen Brandy?“ Es wird Farbe in Dein Geſicht und Wärme in Deinen Körper bringen. Ich bin wie ein Eisberg.“ „Brandy, meinetwegen,“ ſtimmte Antonio bei. Paul Barett ſetzte den Klingelzug neben dem Kaminſims in beftige Bewegung, und als der Befehl gegeben und ausgeführt, der Brandy getrunken war, da ſank er wie eine unförmige Maſſe in ſeinen Stuhl zurück, eine Cigarre zwiſchen den rothen Lippen, mit den Händen die Geldſtücke in ſeinen Taſchen klimpernd. Wie lange er rauchte und be⸗ wundernd ſeinen Sohn Antonio betrachtete, wußte e Gunſt könn⸗ er ſpäter ſelbſt nicht zu ſagen, denn allmählich legte es ſich wie ein Nebel über ſeine Augen und über ſeine ganze Umgebung. Langſam ſenkten ſich ſeine Lider herab und erhoben ſich wieder; das Zimmer war warm und behaglich, das Kratzen der Feder, das leiſe Ticken der Standuhr und das dumpfe Rollen der ſich am Ufer brechenden mäch⸗ tigen Wogen unterbrachen allein die tiefe Stille. Die Cigarre entfiel ſeinem Munde, er war endlich eingeſchlafen und träumte von einem glücklichen Zuſammenleben mit Tony, während ſein ſchwexer Kopf über die Stuhllehne herabhing und ſeinem geöffneten Munde raſſelnde Töne entſtrömten. Plötzlich erwachte er; der eine Fuß hatte ſich in dem Feuergitter feſtgeklemmt und in dem Be mühen, ſich frei zu machen, warf Paulo mit einem furchtbaren Geraſſel das eiſerne Feuergeſtell um, ſo daß der nervöſe Handlungsreiſende vor Schrecken faſt den Tod gehabt hätte. Paulo Baretti ſtand auf dem Kamintepich und blickte mit leidenſchafk⸗ licher Erregung auf Tonis leeren Stuhl. „Wo iſt der Junge? Was iſt aus ihm ges georden? Hören Sie, mein Herr, wohin iſt er wgangen?“ „Wer? — Der junge Herr, der mit Ihen kaut? O, er hat vor ungefähe 10 Minuten das Zimmer verlaſſen.“ ö „Weg! ſich weggeſtohlen vielleicht!“ ſcheie Paulo. „Helfen Sie mir in meinen Rock, Herr, dies darf nicht ſein. Er darf mir nicht weglaufeis.“ Der Fremde war dem Wüthenden behülflich, ſeinen koſtbaren Pelzmantel anzuziehen, und daun hinkte Paulo hinaus, den Hut über die Schläfen hereingezogen, den zeriſſenen Pelzkragen unordentlich über den Rücken hängend, In der Halle fand er den Hausmeiſter, bereit ihm Aufklärung zu geben Fortſetzung folgt. e ed 72 f case 1 ae al. an Oualiäten bei! ite gab hiermit der lung, daß ich ö 1 a hachſchuhge an lib. e doſcherung pr ollen. * ſche etc. fert 1 Mein re Alzen, U un und Mädche f dumenblouſet Habenblouſ⸗ e — — dach Aufnahm un Jug 10 abgesetzten Firze Röck Ciavaten deren Beſig — —— Fee Allie E. Ganze dahmniehe Don. — —