Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Slim e Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen N 50 haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. fe ö Karl Molitor, Druck und Verlag von Karl Molitor, n 160 5 Ladenburg. E W as dus 8 3 9 l — — — — — 1 0 UAiittwach, den 12 Juli 1899. Juli 180) Jolitiſches. zu können, bekannt geworden war. Bekannt, Feſtmahl an Bord der „Hohenzollern“ gab, Muir; N 5 1 1 ſch 0 5 lic hatte dies Schiff bislang in Hopenhagen zu welchem der Monarch auch die Officere ebach Berlin, 40, Juli. Der Oberpräſident geankert, wo es auf beſonderen Befehl Kafſer und Cadetten des gleichzeitig in Bergen ankern⸗ der Provinz Brandenburg und des Stadt— kreiſes Berlin, der frühere Staatsminiſter Dr. 9, Achenbach, iſt geſtern in Potsdam an einem Schlaganfall plötzlich geſtorben. Dr. Heinrich von Achenbach, geboren am 8. November 1829 zu Saarbrücken übernahm am 15. Mai 1825 das Miniſterium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten in Preußen und bald darauf interimiſtiſch auch das Landwirtſchaftsminiſterium. Während er des energiſch im preußiſchen Abgeordneten hauſe für das Keichseiſenbahnprojekt eingetreten war kam er einige Seit darauf in der Frage der Leitung des ESiſenbahnweſens in Differenzen mit Bismarck. Nach ſeiner am 30. März des erfolgten Entlaſſung zum Oberpräſidenten der neuen Provinz Weſtpreußen ernannt, wurde er ſchon im Jahre darauf Oberpräſident don Brandenburg. 1882 führte Achenbach den Prinzen Wilhelm, den jetzigen Haiſer, in die Aufgaben der Civilverwaltung ein. Maiſer q falgeh att n 14 0 Ui fle lag th „ b 1 igen Peg 3. 7. Kn den Adel. Berlin, 8. Juli. Der Beſuch Kaiſer Wilhelm's an Bord des franzöſiſchen Schul⸗ ſchiffes „Iphigenie“ während des Aufenthalts des onarchen in der norwegiſchen Hafen⸗ kadt Bergen, ſtellt zweifellos kein Ereigniß gon lediglich Sufallscharakter dar. Es gilt vielmehr als feſtſtehend, daß der Commandant der „Iphigeni “ von ſeiner Regierung eigens den Befehl erhalten hatte, nach Bergen zu egeln und dort den deutſchen Kaiſer zu er⸗ warten, nachdem in Paris auf diplomatiſchem r Ain retlgen, Lazto, und NN KO Tf Miarmar kon e Friedrich verlieh dem hervorragenden Beamten Wilhelms durch die von Kiel herübergekommenen Panzerſchiffe „Aegier“ und „Odin“ begrüßt worden war. Dieſer der franzöſiſchen Marine zunächſt, dann aber weiter Frankreich über⸗ haupt erwieſenen Aufmerkſamkeit Kaiſer Wilhelms iſt nun mit ſeinem Beſuche auf der „Iphigenie“ eine weitere Kundgebung gleichen Charakters ſeitens des erlauchten Herrn nach⸗ gefolgt, und es darf als ſehr bezeichnend für den allmä lichen Umſchwung in der Stimmung des franzöſiſchen Volkes gegenüber Deutſchland erachtet werden, daß der deutſche Kaiſer an Bord eines franzöſiſchen Kriegsſchiffes erſcheinen konnte, ohne daß ſich im Lager der Chauvi⸗ niſten jenſeits der Vogeſen ein Entrüſtungs⸗ ſchrei hierüber erhoben hätte. Verſtärkt aber wird der Eindruck dieſes Vorganges noch durch den ſich hieran knüpfenden Depeſchen⸗ wechſel zwiſchen dem Haiſer und dem Präſi⸗ dent Coubet. Die ungemein liebenswürdige und verbindliche Art, in welcher Kaiſer Wil⸗ helm in ſeinem Telegramm an das franzöſiſche Staatsoberhaupt ſeine Anerkennung der geſammten Haltung der von ihm an Bord der „Iphigenie“ beſichtigten Cadetten aus⸗ ſpricht, wird nicht verfehlen, in weiten Kreiſen der franzöſiſchen Nation lebhafte Henugthuung hervorzurufen, welcher Empfindung Präſident Loubet in ſeiner Dankdepeſche an den Kaiſer Wilhelm ja auch bereits warmen Ausdruck gegeben hat. Schließlich hat der Kaiſer ſeinem Beſuche auf der „Iphigenie“ noch einen courtoiſivollen Act gegenüber Frankreich nach⸗ folgen laſſen, indem er den Officieren der den deutſchen Schulſchiffes „Gneiſenau, einge⸗ laden hatte, ein deutſch⸗franzöſiſcher Verbrüder ungsact, wie er ſeit dem Kriege 1870 71 noch nicht dageweſen iſt. Bergen, 8. Juli. Haiſer Wilhelm ar⸗ beitete geſtern Vormittag an Bord der „Hohen⸗ zollern“ und machte in Begleitung von Herren ſeiner Umgebung Nachmittags einen Spazier⸗ gang in der Umgebung Bergens. Abends war der Kommandant, die Officiere und 40 Cadetten des franzöſiſchen Schulſchiffes „Iphi genie, an Bord der „Hohenzollern“ geladen; gleichzeitig die Offiziere und Cadetten des deutſchen Schulſchiffes „Gneiſenau“. — Paris, 9. Juli. Der bisherige Mi⸗ litärgouvernenr von Paris, General Zurlinden, iſt auf dieſem wichtigen Poſten unter Ernennung zum kommandirenden General des 18. Armeekorps — offiziel iſt dieſe Ernennung allerdings noch nicht — durch General Brugeres erſetzt worden. Dieſe Perſonalveränderung iſt inſofern bemerkens⸗ werth, als General Zurlinden ein entſchiedener Gegner der Reviſion des Dreyfusprozeſſes iſt. Beaurepaire de Ouesnay renommirt mit den Enthüllungen, die er bei dem neuen Dreyfußprozeß in Rennes machen will, weiter, neuerdings ver⸗ ſichert er, er werde nachweiſen, daß Dreyfus einer anderen Macht, als Deutſchland, Spionen⸗ dienſte geleiſtet habe, und daß ſich die Beweiſe ſeiner Schuld in den Händen des ve rſtorbenen Präſidenten Faure befunden hätten. — Belgrad, 10. Juli. Das glücklicher Weiſe erfolglos gebliebene Revolverattentat des Bosniaken Gjura Knezevic auf den Ex. König 1 Wege vermutlich der Wunſch des Uaiſers, auf 6 „Iphigenie“ und dem größten Theile der Milan von Serbien ſcheint auf einem Complott 5 einer Nordlands fahrt die „Iphigenia“ beſichtigen franzöſiſchen Cadetten am Freitag Abend ein der Radicalen Serbiens zu beruhen. Wenigſtens 9 1 „Ein edles Mädchen. Ich bewundere ſie gutzumachen bemühten. Oberſt Nord iſt der hoch⸗ 1 5 Ein Vaterherz. noch mehr, wenn es möglich iſt. Und ihr Vater?“ herzigſte, uneigennützigſte aller Menſchen.“ —.— Roman in Origiualbearbeitung nach dem Engliſchen 80 „Sie kennen ihren Vater?“ fragte Helene „Ich bin erfreut, dies zu hören,“ verſetzte von Klara Rheinau. haſtig. Baretti, ſorgfältig ſeinen Hut mit dem Pelzbeſatz 29. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Ja, arm,“ wiederholte Helene. „Ich habe noch nichts von ſeinen Verluſten gehört; armer Junge! Dem Himmel ſei Dank, daß ich reich und im Stande bin, für ihn zu ſorgen. Vahrſcheinlich hat ſo eine verwünſchte Aktienge⸗ ellſchaft oder Bank ihn zu Grunde gerichtet!“ Er rommelte ungeduldig mit den Fingern auf ſeinen hut und ſtarrte über Helene hinaus auf die ihm Lo trrer ae egenüberliegende Hand. Sein Athem ging hart tnt ind raſch, mit einem knarrenden Laut, der unan⸗ ee genehm zu hören war. „Und Elſie — dieſes hoch⸗ neun betzige Mädchen bleibt ihm trotz alledem treu. Ich 1 liebe ſie für dieſes Vertrauen, und zwar mit einer 4641ʃ0 mendlichen Hingebung. Ich will ſie zur Königin 93 der Baretti's krönen, ſie verehren wie ein Sklave 9 12 ſeine Herrin.“ Helene fing an, größeres Intereſſe an ihrem Beſucher zu nehmen, und ein neuer Verdacht ſtieg in ihr auf. Mußte ſie denn immer mißtrauiſch ſein, durfte ſie nie an die Ehrenhaftigkeit eines Menſchen glauben? „Elſie blieb Ihrem Sohne kreu, als er ihr geſtand, daß er ſchwere Vermögens⸗ berluſte erlitten; denn nicht Geld oder Stellung 0 „Ich lernte ihn auf der Reiſe kennen und hörte nur daß er nach England zurückgekehrt ſei. Antonio erwähnte deſſen in einem Briefe, und mir kam der Gedanke, Oberſt Nord könnte Einwendungen gegen die Heirath machen.“ 5 8 „Dies war nicht der Fall.“ „Er iſt in Wolſton ?“ „Er hat den Ort bereits vor einiger Zeit verlaſſen.“ a „In der That? Ich beklage das Mißgeſchick, das mich des Vergnügens beraubt, ſeine Bekannt⸗ ſchaft zu erneuern, Wenn das Gerücht wahr ſpricht ſo iſt Oberſt Nord ein merkwürdiger Mann. Haſtig, blutdürſtig rachſüchtig und dennoch merk⸗ würdig.“ „Sie ſprechen von dem Manne, den ich in der Welt am meiſten ſchätze,“ bemerkte Helene in ruhigem Tone. Paulo Baretti ſprang faſt von ſeinem Sitze in die Höhe. „Sie überraſchen mich! Ei, wurde er — denn nicht beſchuldigt — Ihren — Pardon — ich mache Sie traurig.“ „Oberſt Nord wurde fälſchlich angeklagt, den unglücklichen Sturz meines Bruders verſchuldet zu haben,“ ſagte Helene kühl und gelaſſen. „Es war ein ſchwerer Irrthum, der wi is nach Kräften 1. ſeines Aermels bürſtend, eigennützige Menſchen ſind ſelten. Da iſt Nord, dann Antonio und meine Wenigkeit. Sonſt kenne ich keine, Madame, in der ganzen weiten Welt.“ Helene hätte Paulo Baretti's unendliches Selbſtbewußtſein belächeln müſſen, wären nicht ern ſte Bedenken auf ſie eingeſtürmt. Je länger ſie dieſen Menſchen beobachtete, der ſo gefliſſentlich ihren Blicken auswich, deſto ſicherer fühlte ſie, daß ſein plötzliches Erſcheinen hier im geheimnißvollen Zu⸗ ſammenhange mit ihnen perſöulich ſtand, den ſie gerne ergründet hätte. Dem Manne war trotz „denn hochherzige und ſeiner erzwungenen Höflichkeit und unerträglichen Anmaßung eine gewiſſe Belohnung nicht abzuſprechen aber ein Gentlemann war er nicht. Er glich mehr einem Emporkömmling, der plötzlich reich geworden, von einer fieberhaften Ungeduld erfaßt wird, die Stellunng einzunehmen, zu der er ſich berechtigt fühlt. „Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, daß Ihr Sohn Antonio hochherzig und uneigen⸗ nützig iſt,“ ſagte Helene mit einem Blick nach dem Garten. „Es gab eine Zeit, da ich an ſeinen Abſichten zweifelte — ihn im Verdacht hatte, er ſuche ſich nur eine reiche Frau zu ſichern und ihn