Erſcheint j Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem eden Dienſtag und Freitag Abend. haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 75 Unter⸗ Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, 5 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. Ladenburg. ſchaiſg; — 75 2 2 e e Mittwoch, den 5. Juli 1899. N 11 f 1 . , 5 Gecenh Politiſa es 15 Gendarmen daneben ritten. Bei der An- demokratiſchen Candidaten Eder Brühl, und im Zund jes. kunft vor dem Gefängnis ſtanden zahlreiche Wahlbezirk Weinheim den bisherigen antiſemitiſchen Paris, 2. Juli. Hauptmann Drey⸗ t in ih 5 f hat wieder Frankreichs Boden betreten. 1 04 ohl kaum einen Monat wird es währen, ſo fel wird ſich ſein Geſchick vor dem Uriegsgericht l Rennes entſchieden haben. Ob damit eine ragödie, die nun wahrhaftig genug die Welt ſchäftigt hat, zu Ende iſt? Wer weiß es d eute wird berichtet: Rennes, J. Juli. Der Polizeidirektor que begab ſich geſtern von hier nach guiberon. Um 9 Uhr Abends erhielt das rtliegende Stations ſchiff Befehl, dem Kreuzer Sfax“ welcher von hoher See ſignalirt wurde, uügegenzufahren. Beide Schiffe konnten lange icht aneinander anlegen. Endlich wurde halb früh von dem „CTandan“ ein Ruderboot bgelaſſen, dem es gelang an den „Sfax“ her⸗ nzukommen. Das Boot nahm Dreyfus an ord und kehrte dann an die Nüſte zurück, o eine Kompagnie Seeinfanterie Aufſtellung enommen hatte. Dreyfus wurde nunmehr n Land gebracht und dem Polizeidirector bergeben, welcher dann mit ihm, begleitet on 2 Sicherheitsinſpekloren, in einem bereit chenden Wagen nach dem Bahnhof fuhren. on dort wurde er per Bahn nach der 12 llometer von Rennes gelegenen Bahnſtation ruz gebracht, wo man ihn einen 2ſpännigen⸗ agen beſteigen ließ, in welchem neben Drey⸗ erreh benfahel 5 Cit. s der Präfekt des Departements, der irektor der Sicherheitspolizei und ein Polizei⸗ ſpektor Platz nahmen. Vor der Stadt ennes erwarteten 25 Gendarmen den Wagen, evor dieſer in die Stadt einfuhr, ſtiegen 10 endarmen in einen großen Wagen, welcher emjenigen worin Dreyfus ſaß, bis zum ung Neugierige dort, darunter Journaliſten, doch wurden keinerlei Kundgebungen veranſtaltet und keine Rufe wurden laut. Die Polizei ſperrte ſofort die Straße, an welcher das Militärge⸗ fängnis liegt, und von dieſem Augenblicke ab konnte man ſich dem Gefängniß nicht nähern. Rennes, 2. Juli. Geſtern Mittag be⸗ ſuchte Frau Dreyfus ihren Gatten im Gefäng⸗ niß. Unter allen Anzeichen tiefſter Gemüths⸗ Bewegung verließ ſie das Gefängniß, nachdem die Unterredung eine Stunde gedauert hatte. Sie hat die Erlaubniß erhalten, ihren Gatten täglich zu beſuchen, ſowie deſſen Speiſen ſelbſt zuzubereiten und ihm dieſelben zu bringen. Rennes, 2. Juli. Der Oberſt Jonauſt, Vorſitzender des Uriegsgerichts, hatte eine Unterredung mit den Mitgliedern deſſelben und theilte ihnen mit, daß der Tag des Beginnes des Dreyfus⸗Drozeſſes auf den 31. Juli feſt geſetzt ſei. Verſchiedenes — Ladenburg, 2. Juli. In ſeiner geſt⸗ rigen Sitzung lehnte der Bürgerausſchuß die vom Gemeinderat beantragte Einführung der Bierver⸗ brauchsſteuer mit 41 gegen 13 Stimmen ab. In dieſer Abſtimmung liegt zugleich die Erklärung der Mehrheit der Gemeindevertreter gegen die kulturelle Hebung der Stadt; denn ohne die Er⸗ trägniſſe aus dieſer Steuer ſind Erbauung oder Einrichtung einer neuen Kleinkinderſchule, einer Gewerbeſchule und der Waſſerleitung unmöglich. — Ladenburg, 3. Juli. Auf einer hier abgehaltenen Delegiertenverſammlung hat die Centrumspartei des 1 1. badiſchen Reichstagswahl⸗ Abgeordneten Pfiſterer zu unterſtützen. — Schriesheim, 3. Juli. Dem Rad⸗ fahrer, welcher von Mannheim nach Schriesheim fährt, fällt hinter Ladenburg am ſog. Fußpfad von der Rautenmühle eine erſt vor kurzer Zeit von der Gemeinde Ladenburg aufgeſtellte Warnungstafel auf, welche die Aufſchrift trägt, daß das Fahren auf dieſem Wege mit dem Rad bei Strafe verboteniſt. Da nun am gleichen Wege am Abgang von Schriesheim ein ſolches Verbot nicht zu finden iſt, ſo ſcheint hier ein eigenthümliches Verhält⸗ niß zu beſtehen, und zwar inſofern, als unſeres Wiſſens nur die Hälfte der Straße zu Ladenburg ge⸗ hört, während die andere Hälfte Gigenthum der Ge⸗ meinde Schriesheim. Die Radfahrer werden daher nur, wenn ſie von Ladenburg kommen, das Verbot reſpectiren, während ſie von Schriesheim her nach wie vor ungeſtraft dieſen Weg paſſiren. f — Ludwigs hafen, 3. Juli. Der Werkmeiſter Karl Klebe, welcher vorgeſtern mit den Reparaturarbeiten an dem Elvator des Lagerhauſes der Geſellſchaft für Rhein und See⸗ transport beſchäftigt war, kam in die Schaufeln, wurde von dieſen mit in die Höhe gehoben und dabei ſchrecklich zugerichtet. Es beſteht wenig Hoffnung, ihn am Leben zu erhalten. — Mainz, 3. Juli. Am Samſtag fuhr eine ſehr elegant gekleidete „Dame“ mit einer Droſchke von Wiesbaden nach Mainz, um ſich unſere Stadt anzuſehen. Der elegante Kurgaſt fiel unſerer Kriminalpolizei auf und es kam ihr ein Steckbrief aus Hanover in Erinnerung. Dort hatte ein Dienſtmädchen in raffinierter Weiſe ſeiner Herrſchaft mehrere Tauſend Mark geſtohlen und dann flüchtig gegangen. Unſere Kriminal⸗ kreiſes beſchloſſen, bei der bevorſtehenden Land⸗ tagswahl im Bezirke Ladenburg⸗Schwetzingen den polizei ließ ſich durch die wirklich elegante Er⸗ ſcheinung nicht täuſchen, ſie brachte die elegante Nilitärgefängnis folgte, während die übrigen “VVvVaterherz. koman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen bon Klara Rheinau. 7, Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Sie beobachtete ihn ſcharf; vielleicht hegte ſie mmer noch Mißtrauen gegen ihn; aber all das eiße Blut in ſeine Wangen ſtieg, da dachte ſie oll Beſchämung, wie ſehr ſie ſich in der Beur⸗ heilung von Elſie Vater getäuſcht, und fragte ſich ob ſie denn ihr ganzes Leben immer irren, nie im Stande ſein werde, ihre Nebeumenſchen richtig zu 74400 durchſchauen? sense a „Fräulein Dering,“ begann Antonio, während feine ihrz dieſe Gedanken durch den Sinn gingen, „ich bin kein Knabe, der ſeine Fähigkeiten überſchätzt; aber ich hoffe doch, im Stande zu ſein, Elſie ein wenn auch nur beſcheidenes Heim bieten zu können. Reich werde ich vielleicht nie werden, aber zufrieden, wie ich ſicher vertraue. Wäre ich dem Ruin nicht ſo nahe geweſen, ſo hätte ich den Werth eines Mädchens nicht kennen gelernt, für welches zu ar⸗ beiten, ich ſtolz bin. Sie brauchen mir nicht bon Elſie's Beſitz zu ſprechen,“ fügte er bei; „ich werde nichts annehmen, das ich nicht für ſie verdiene; und es giebt keine düſtere Schilderung oder bittere Satire auf ihre Enterbung, welche die Macht hätte, mich zu verſcheuchen“ Das iſt ritterlich gedacht, Herr Baretti!“ „Nein, Fräulein Dering, es iſt eine ſonder⸗ bare Art von Buße, welche zu erklären ich weder willig noch fähig wäre. Aber ich glaube, daß ich ein beſſerer Meuſch wurde, als ich Elſie kennen lernte. Ich bin kein Held; ich war ein eitler, ſchwacher Burſche, aber niemals gänzlich verdorben. Daß ich es nicht wurde, verdanke ich ihrer Liebe für mich.“ „Herr Baretti,“ verſetzte Helene in weniger ruhigem Tone, denn Antonios Worte hatten ſie ſelt⸗ ſam ergriffen, „laſſen Sie auch mich offen gegen Sie ſein und zugeſtehen, daß Ihre Natur für mich unergründlich iſt. Ich verſuchte, Sie zu beurtheilen, und habe Sie nur verkaunt nach meiner Art — die darin beſteht, die Dinge in falſchem Lichte zu ſehen. Ich hielt Sie für einen Glücksjäger.“ Antonio ſchrack leicht zuſammen bei dieſer klaren Darſtellung. Er hatte nicht geglaubt, daß dieſes Mädchen ihn nach ſeinem wahren Werthe taxirt hatte, und gehofft, mit der Vergangenheit und allen vergangenen Plänen gebrochen zu haben, ehe irgend Jemand ſeinen Charakter durchſchaute. „Als Sie mir Ihre Hand anboten, Herr Ba⸗ reti,“ fuhr Helene fort, „hätte ich mich vielleicht mehr geſchmeichelt gefühlt, wäre ich von Ihrem Eruſte mehr überzeugt geweſen. Ich zweifelte au Ihren Reichthümern, an den Beweggründen, welche Sie nach Wolſton geführt, und ich war ſehr auf meiner Hut. Sie glaubten damals, in mir die zukünftige Erbin zu ſehen —“ „Ich glaube, Sie zu lieben,“ unterbrach er ſie ernſt, aber Helene fuhr nach kurzem Zögern fort: „Und ich errieth Ihre Gedanken und ſchlug Ihre Hand aus. Ich bereue es nicht — ich war froh über mein Entrinnen, als Sie ſich zu Elſie wandten als mein Bruder, der ſtets mehr Gutes in Ihnen ſah, als ich, ſchwach genug war, Ihnen Elſie als ſeine dereinſtige Erbin zu bezeich⸗ nen. Ich betrachtete Sie als gefährlich und liſtig und bildete mir ein, Sie an Liſt noch übertreffen zu müſſen. Dies war mein erſter Irrthum — es war ungerecht gegen Elſte: aber ſie fühlte ſich durch Ihre Beachtung geſchmeichelt, und durch meine Me⸗ thode hoffte ich ihr am ſicherſten Ihre Unwürdigkeit beweiſen zu können.“ Antonio's dunkle Augen waren zu Boden ge⸗ ſchlagen, er fühlte ſich in der That ſehr überraſcht. Bis zu dieſem Augenblick hatte er nicht geahnt, welch ſcharfer Beobachtung er ausgeſetzt geweſen, wie er mit jedem Schritte, der ihm die Erfüllung ſeiner Hoffnungen hatte ſichern ſollen, ſich nur ſeiner eigenen Erniedrigung genähert. „Das war mein erſter Irrthum,“ wiederholte Helene, als ſie ein paar Minuten vergeblich auf eine Enttäuſchung erholen, wenn ſie die Wahrheit kännte. Als Sie Ihren Autrag machten, hatte ich die Abſicht, Sie vor Elſie und meinem Bruder zu entlarven. Dies wäre meine Rache geweſen. „Rache, für welche Beleidigung, Fräulein Dering?“