Zeit ſehr ſtark überhand nehmende Handwerk der Falſchmünzer lenkte geſtern die Aufmerkſamkeit der Gendarmerie auf einen Orth von Neckarau. Von Seiten der Gendarmerie und Schutzmann⸗ ſchaft wurden ſofort alle Hebel in Bewegung ge⸗ ſetzt, um des Orth habhaft zu werden. Als der⸗ ſelbe ſich verfolgt ſah, ſprang er querfeldein gegen Brühl zu. Da er auf das erfolgte Haltrufen der Gendarmerie nicht ſtehen blieb, ſchoß dieſelbe, ohne jedoch zu treffen. Durch das jetzt in ſchönſter Blüthe ſtehende Getreide wurde daher die Ver⸗ folgung ſehr erſchwert, jedoch konnte man ſchließ⸗ lich des Flüchtlings habhaft werden. Wie die vorläufigen Recherchen ergaben, iſt der Verhaftete ſehr verdächtig, das in letzter Zeit in unſerer Gegend kürſirende Falſchgeld verausgabt zu haben. Seinen Mithelfern iſt man auch ſchon auf der Spur. — Von der Bergſtraße, 28. Juni. Herrn Baurath Profeſſor Landsberg und Herrn Negierungsbaumeiſter Lorey in Darmſtadt wurde vom heſſiſchen Miniſterium die Erlaubniß ertheilt, des Melibocus vorzunehmen. — Karlsruhe, 28. Juni. Das Aus⸗ führungsgeſetz zum bürgerlichen Geſetzbuch wurde heute verkündet. — Die allgemeine Kirchenſteuer iſt für 1898 mit 387000 Mk. in das Synodal⸗ budget eingeſtellt. i — Pforzheim, 29. Juni. Geſtern Nach⸗ meiſters Hittler in Büchenbronn. Haus in Aſche gelegt war, fing das gegenüber⸗ egende Rathhaus Feuer und brannte vollſtändig nieder. Die Grundbücher, ſowie das Aktenmaterial könnten nur mit der größten Mühe gerettet werden. Im oberen Stockwerk, welches der Unter⸗ lehrer Schmidt bewohnte, verbrannte die unver⸗ ſicherte Ausſteuer desſelben im Betrage von 2500 M. Außerdem verbrannte das geſammte Inventar des dortigen Geflügelzuchtvereins — Waibſtadt, 26. Juni. Ein bedenk⸗ licher Beweis von dem Rückgang des Güterpacht⸗ preiſes auf hieſiger Gemarkung bildet die jüngſt hier ſtattgehabte Verpachtung des Pfarrgutes; es wurden nämlich im Durchſchnitt nur 18 Mk. ür den Morgen (36 Ar) geboten, das iſt etwas ber die Hälfte was ſeither bezahlt wurde. — Lampertheim, 27. Juni. Die Helene Dering auf ſeinem Wege nach Wolſtonhaus begegnete, noch mehr Erſtaunen, der dem gewohnten ſchwachen Lächeln der Bewillkommung nicht weichen wollte, als ſie einen Händedruck wechſelten und Antonio die Hoffnung ausſprach, daß ſie ſich wohl befinde. Helene kurz. „Ich war im Begriff, nach Wolſtonhaus zu gehen, um Elſie zu beſuchen. Erhielt ſie nicht vor etwa einer Stunde mein Billet?“ „Ja; und eben deshalb bin Baretti,“ ſagte Helene ruhig. Er war überraſcht durch ihre ungeſchminkte Eröffnung und machte keine Anſtrengung, die Wir⸗ kung, welche ihre Worte auf ihn ausübten, zu verbergen. „Ich fühle mich ſehr geehrt, Fräulein Dering,“ ſagte Antonio, den Hut ziehend. „Ich bin —“ Er hielt inne, als ob ein neuer Gedanke ihn durchzucke, und fügte dann in ernſterem Tone bei: „Elſie — ſie iſt doch nicht krank?“ „Sie iſt ganz wohl verſetzte Helene, „aber da ich ihretwegen mit Ihnen ſprechen wollte, ſuchte ich dieſe Gelegenheit hier auf. Antonio verneigte ſich abermals. „Sie haben eine ſolche Unterredung wohl borausgeſehen?“ fuhr Helene fort, langſam an ſeiner Seite weiterſchreitend. „Ich dachte nicht daran,“ entgegnete Antonio nach kurzer Ueberlegung, und Helene ſchien ſich über dieſer Worte zu ärgern, denn ſie ſagte raſch: „Sie dachten vielleicht nicht, daß ich mich hinreichend für Ihre Verlobung mit Elſie, die mir wie eine Schioeſter lieb iſt, intereſſire.“ „Ich glaube an ihr Intereſſe, Fräulein Dering, aber ich ſah keinen Grund, warum wir beide hier⸗ ier Augen ſprechen ſ Sie 1 ich hier, Herr Vermeſſungen und Vorarbeiten für eine Bergbahn von Zwingenberg und Auerbach nach dem Gipfel mittag 4 Uhr brannte es im Hauſe des Bäcker⸗ Nachdem dieſes „Danke, ich befinde mich ſehr wohl,“ verſetzte 48jährige Ehefrau des Karl Seewald aus Worms wollte hier heute Nachmittag Fiſche holen, wes⸗ halb ſie im Nachen mit einem 12 und einem 15jährigen Sohne hierherfuhr; als ſie im Alt⸗ rhein in der Nähe der Ausladeſſtelle für Backſteine angelangt waren, drehte plötzlich der ſtarke Wind das aufgeſpannte Segel, wodurch die nichtsahnende und ſtrickende Frau ins Waſſer geſchleudert wurde und ertrank. Leider konnten ihr die beiden Söhne nicht helfen, da dieſe ſelbſt ins Waſſer gerathen waren und ſich nur mit Mühe auf dem heraus- gefallenen Fiſchkaſten retten konnten. — Bochum, 28. Juni. Der Streik der Bergleute auf den Kohlengruben bei Herne hat zu verſchiedentlichen groben Ausſchreitungen der Streikenden geführt Zwiſchen den gegen die Tumultuanten vorgehenden Gensdarmen und den Bergleuten kam es wiederholt zu blutigen Zu⸗ ſammenſtößen, wobei ſogar zahlreiche Schüſſe ge⸗ wechſelt wurden. Viele Perſonen erhielten Ver⸗ letzungen, die indeſſen ſämmtlicher leichterer Natur ſein ſollen. Die Behörden haben umfaſſende Maß⸗ nahmen zur Verhütung weiterer Ruheſtörungen getroffen. Trotzdem iſt es am Dienſtag abermals zu einem heftigen Z ſammenſtoße zwiſchen der Gensdamerie und den ſtreikenden Bergleuten ge⸗ kommen. 15 hierbei ſchwerer Verletzte wurden in das Herner Krankenhaus gebracht, wo einer von ihnen bald nach der Einlieferung geſtorben ſein ſoll. Die Wuth der ausſtändigen Bergleute ſoll ſich beſonders gegen die zur Weiterarbeit Willigen unter ihren Kameraden richten. Eingeſandt. Der Bürgerausſchuß wird ſich in ſeiner nächſten Sitzung mit der Neubeſetzung einer Gemeinderechnerſtelle und einer Ratſchreiberſtelle zu befaſſen haben. Wie man hört, wird beab⸗ ſichtigt, die Verwaltung der Gemeindekaſſe und der ſtädtiſchen Stiftungen dem Herrn Ratſchreiber Betz zu übertragen und ihm hierfür einen jähr⸗ lichen Gehalt von 3000 Mark zu geben. Die hierdurch erledigte Ratſchreiberſtelle ſoll Herr Frey erhalten gegen eine Bezahlnng von 900 Mark. Hiezu möchte ich bemerken: Die ſtädtiſchen Stiftungen verwaltet ſeit einigen Jahren Herr Gemeinderat niederzulegen. Herr Siegel iſt Rechner durchaus tüchtig und bietet nach je „ Seite hin volle Garantie für richtige 810 4 = 8 ſeiner Geſchäfte. Schon aus dieſem Grunde ſſt e es unbegreiflich, daß die Gemeinde ihm die Ver⸗ . W rechnung entziehen will. Angeſichts der Art n und Weiſe aber, wie man ihn zur Uebernahme ö I= 1 der Verrechnung gedrängt hat, wäre es entſchſeden 2 u * nicht zu billigen, wenn man ihn jetzt gegen ſeinen 5 * Willen verabſchieden würde. K. . Bisher bezog der Gemeinderechner, Herr r Pilger, einen Gehalt von 1200 Mark, Herr . 1 1 Siegel einen ſolchen von 600. Es ist unn beabſichtigt, dieſe beiden Verrechnungen Her⸗ eee Ratſchreiber Betz zu übertragen mit einem Ge⸗ * Au halt von 3000 Mark. Dieſe bedeutende Erhöh⸗ — ung wird damit begründet, daß Herr Betz de- ſelben Gehalt bis jetzt ſchon als Ratſchreiber daun bezogen hat. Man war in weiten Kreiſen der hieſigen Bevölkerung ſtets der Anficht, daß dieſer Gehalt des Ratſchreibers entſchieden zu 7 hoch ſei. Herr Betz hat ſoviel wir wiſſen, dre! Klaſſen der hieſigen Bürgerſchule beſucht. Weitere 5 5 Koſten hat ſeine Ausbildung nicht verurſach ttt. Wäre er Aktuar geworden, ſo hätte er mindeſtens 5 vier Jahre länger zu ſeiner Vorbereitung ge⸗ — braucht und hätte nach Beſtehen von zwei 1 ſchwierigen Prüfungen heute einen Gehalt von dcanmtma kaum 2000 Mark. Es war alſo von jeher nicht einzuſehen, warum die Gemeinde ihren zweitt n Ratſchreiber ſo teuer erkaufen ſoll. Ueberdies e n läßt der hieſige Gemeindedienſt Herrn Betz wie . es ſcheint, ziemlich viele Zeit, um private Geſchäfte, en E die reichlich Geld einbringen, zu beſorgen. nm Staatsdienſt wird einem Aktuar ſo etwas nur 1 in den ſelteſten Fällen geſtattet. r Deshalb waren ſehr viele unſerer Mitbürger ſtets der Anſicht, daß der Gehalt des zweiten Ratſchreibers zu hoch ſei. Wer aber ſo etwas — zu bemerken wagte, dem wurde entgegnet, daß nn Herr Betz einen ſo ſchwierigen Dienſt habe ud hiebei ſo viel Sachkenntnis entwickle, daß ſein e Thätigkeit auch in beſonderer Weiſe bezahlt —— werden müſſe. Es iſt nun recht intereſſant, daß Ka der Gemeinderat jetzt der Anſicht iſt, daß dieſern 8 „ſchwierige“ Dienſt auch von einem jungen Siegel. Er hat ſeinerzeit nur ungern und auf Anfänger beſorgt werden kann und daß derſelbke vielfaches Drängen ſich entſchloſſen, Stiftungs⸗ mit 900 Mark genügend b zahlt iſt. Dagegen M rechner zu werden, zumal er bei Uebernahme wird vielleicht am Samstag geſagt werden, daß 5 dieſer Stelle genötigt war, ſein Amt als die Verrechnung ein ſo „ſchwieriger Dienſt! ſei, r meine Worte verzeihen, aber Elſie hat mir Alles nicht länger nöthig gemacht? Ich hätte es bor⸗ 8 2 geſagt.“ gezogen, Elſie, — und mich ſelbſt zu ſchonen.“ 8 „Was hat ſie Ihnen geſagt, Herr Baritti?“ „Ja, es könnte ſie betrüben, zu hören, daß 2 5 „Sie erzählte mir, daß Sie an meiner Liebe Sie vor zwölf Monaten mir einen Antrag machten,, 1 für ſie zweifelten. Es war wohl Ihr Wunſch, daß ſagte Helene nachdenklich; „ich habe dies als Ge 3 ich dies erfahre?“ heimniß bewahrt, auch um meinetwillen — kaum f 8 „Ja, ich wünſchte es.“ aus Rückſicht für ihre Gefühle, Herr Barekti,“ fügte 185283 „Es verletzte mich nicht — Sie hatten Grund ſie bei. i 2 2388 an mir zu zweifeln,“ ſagte Antonio laugſam. „In welcher Art habe ich ſie beleidigt ?“ fragte d 8 „Niemand in der ganzen Welt hat vielleicht mehr dieſer, ſeine Gefährtin forſchend aublickend. — 28 Grund hierzu.“ einiger Zeit ſchon hat ſich mir, ich mache kein Hehl 185 28 b „Sagte Elſie Ihnen auch, Herr Baretti, daß daraus, die Ueberzeugung aufgedräugt, oaß ich durch . 8 5 nicht meine Abſicht ſei, ihr jetzt oder ſpäter irgend etwas Ihr höchſtes Mißfalen erregt s einen Theil meines Vermögens abzutreten — daß Ich habe gehofft, wir würden unter allen Umſtänden 23 ſie nicht einen Pfennig ihr eigen nennen kann?“ Freunde bleiben Fräulein Dering.“ 4. 2 „Etwas Derartiges ſagte ſie mir ebenfalls.“ Helene gerieth für einen Augenblick in Vern?⸗- „Nun, ich hielt es für angezeigt, Ihnen dies wirrung, faßte ſich aber ſogleich wieder. „Ich habe l 15 5 berſönlich zu wiederholen, am einem etwaigen Miß⸗ an Ihnen gezweifelt und Sie im Geheimen be verſtändnißniſſe vorzubeugen.“ bobachtet, Herr Baretti, ich wiederhole es. Viel“ — Von welchem Mißverſtändniſſe könnte hier die leicht ſteht es in Ihrer Macht, mir all Zweifel 8 Rede ſein, Fräulein Dering?“ „Sie hätten an meine Abſicht nicht glauben können.“ . „Ja, ich habe haſtige Autwort. „Und mich vielleicht für recht unverſöhulich ge— halten — für ein hartes und eitles Mädchen, welches, obgleich es ſelber Ihre Haud ausgeſchlagen ſich dennoch in ſeinem Stolze verwundet fühlte, als Sie ſo raſch bei einer Auderen Troſt ſuchten.“ „Fräulein Dering, wir waren übereingekom⸗ daran geglaubt,“ war eine men, daß über meine Thorheit ſtets Schweigen be⸗ bachtet werde, daß wir für immer vergeſſen ſollten, was zwiſchen uns vorgefallen. Es ſchien uns beide am klügſten ſo.“ „So war es,“ gab Helene zu. „Hat meine Verlobung dieſe Verheimlichung zu benehmen. Sie lieben Elſie Nord?“ „Ja; ich liebe ſie.“ . „ „Und ſind entſchloſſen, ſie zur Gattin zu nehmen, mittellos wie ſie iſt, unſicher wie Ihre Ausſichten ſind. „Ja; zeitweiſe zweifle ich zwar ſelbſt an der Möglichkeit, mir raſch eine einträgliche Stellung z erringen, aber ich bin jung und euergiſch und bee zage nicht ſo raſch. „Elſie wird nach ihres Vaters Tode jenes kleine Beſitzthum erhalten,“ ſagte Helene, auf das Schilfhaus deutend, an dem ſie gerade vorüber kamen, „es rentirt ſich zu Hundert Thaler jährlich — nicht höher. Und die rückſtändige Miethe don mehreren Jahren iſt an Herrn Nord oder deſſen Erben zu zahlen. i 5 Drin Porree Ker enen nns — — —, 1 Fortſetzung folgt