General Gallifet abſieht, drei gemäßigte Repu⸗ blikaner der Kammer und vier Radikale, wovon zwei — Millerand und Baudin — der äußer⸗ ſten Linken angehören, 3 Senatoren, worunter Waldek⸗Rouſſeau ſelbſt, der neue Miniſterpräſident, für ſich die gemäßigte republikaniſche Vereinigung, Dupuy die ſogenannte Gruppe der republikaniſchen Linken und Monis die Gruppe der demokratiſchen Linken vertritt. Das Kabinet iſt alſo ein Miniſterium der republikaniſchen Concentration, das alle Schattirungen der republikaniſchen Partei umfaßt, mit Ausnahme der ausgeſprochenen Meliniſten. Verſchiedenes — Ladenburg, 23. J mi. Allen Freunden gediegener Kirchenmuſik empfehlen wir das Konzert, deſſen Programm in voriger Nummer erſchienen iſt. Durch die Beteiligung des Herrn Muſik⸗ direktor Hänlein iſt eine vorzügliche Ausführung der Orgelpartie geſichert. Auch der wohlthätige Zweck dem die Reineinnahme gewidmet iſt, trägt zur Empfehlung des Konzertes bei. Der Eintritt für die Zuhörer iſt am mittleren Portal, wo⸗ ſelbſt die Eintrittskarten zu löſen ſind, während das Seitenportal lediglich für die Mitwirkenden geöffnet ſein wird. — Schwetzingen, 22. Juni Heute früh 5 Uhr wurde der mit Putzen der Laternen be⸗ ſchäftigte Bahnwart Künzler in dem Augenblick, als ſich zwei Züge kreuzten, von einer Lokomotive erfaßt und zur Seite geſchleudert. Der Unglück⸗ an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. — Kärlsruhe, 21. Juni. Geſtern knecht Stiefel die Tochter ſeines Dienſtherrn Schmidt, von dem er vor etwa drei Wochen ent⸗ laſſen worden war. die überfallene Marie Schmidt in der Nähe. Dabei überfiel Stiefel die Marie und bearbeitete ſie derart mit der Hacke, daß ſie bewußtlos zu Boden ſank. Danach ging er nach Bühl und ſtellte ſich der Polizei. Es iſt wenig Hoffnung auf Rettung des Mädchens vorhanden. — Karlsruhe, 22. Juni. In dem dem Schloß hat eine in einem Wagen herumziehende Schirmflickersbande eingebrochen, ganze Zimmer ausgeräumt und die Gegenſtände verſteckt, um liche trug ſo ſchwere Verletzungen davon, daß Er arbeitete in den Reben, ſie des Nachts in Sonntag Nachmittag wurde ö flicker geſehen, als er vom Garten aus ins Schloß einſtieg. Die Bevölkerung ſtellte ihm nach und erwiſchte ihn in einem Verſteck im Walde, wo⸗ ſelbſt ſeine Verhaftung erfolgte. — Bühl, 21. Juni. Ueber den telegraph. gemeldeten Mordanfall in Bühlerthal geht dem „Bad. Tgbl.“ noch folgende Darſtellung: Der Thäter Schmidt diente bis zum bei den Eltern des Mädchens, bei P. Schmidt in Ober⸗ bühlerthal, wo er den Dienſt heimlich verließ und in einem anderen Hauſe bei Bäcker Braun Wittwe eine Stelle fand. Am 19. d. M verſuchte er nun wieder bei Peter Schmidt, mit deſſen 20 jähriger, braver, ſolider Tochter er ein Verhältniß anzuknüpfen ſuchte, Dienſt zu bekommen, wurde indeſſeu abgewieſen und hat daraufhin, wie es ſcheint, Rache geſchworen. Dienstag Vormittag jedoch der Schirm: ihrem Wagen fortzuſchaffen. 12. d. Mts. hatte das Mädchen in den Rebbergen ſeiner Eltern zu arbeiten und ſollte zum Mittageſſen zu Hauſe ſein. Während dieſer Zeit war der Thäter in der Nähe der Reben mit Futterholen beſchäftigt und ſchlug mit einem Steine wie er ſagte, wahr⸗ ſcheinlich aber mit einer Haue leine Haue mit Blut und Haaren lag neben dem Mäoch n), ſo lange auf das Mädchen ein, bis es blutüber⸗ ſtrömt und bewußtlos zuſammenbrach. Als die Tochter ſo lange ausblieb, ſuchte die Mutter nach ihr und fand ſie in dieſem Zuſtande auf! Der Thäter entfloh gleich nach der That über den Klotzberg und Kappelwindeck, wo er ſeine blutigen Kleider abwuſch, nach Bühl in das Wirthshaus zum „Schützen“ trank in kurzer Zeit fünf Schoppen Bier und aß etwas. Um halb nachmittag erſchlug bei Bühl der 28jährige Dienſt⸗ zwei Uhr ſellte er ſich bei Gericht und bat um ſeine Verhaftung, indem er ſein Verbrechen er⸗ zählte. Er gab an, Streit mit dem Mädchen gehabt zu haben und er hoffe, daß ſie hin ſein wird, wenn nicht, ſo würde er ihr nochmals geben. Mutter ſtarb als Pflegling in der Anſtalt Hub. Demnach dürfte der Menſch erblich belaſtet ſein. Seinen ganzen Knechtlohn von 60 M. trug er in ſeiner Arbeitskleidung bei ſich. Die brave Gr. Oberſtſtallmeiſter Frhrn. von Holzing gehörigen Familie Peter Schmidt wird allgemein bedauert, beſonders da ſie auf die Mithilfe der braven, fleißigen und tüchtigen Tochter angewieſen war. Der 68jährige — Konſtanz, 22. Juni Derſelbe erreichte das jenſeitige Ufer nach Verla Doppelmörder Friedolin Weber von Uttenhof wurde heute früh halb 6 Uhr mittels Fallb enthauptet. 3 Ueberlingen, 21. Juni. mittag unternahm der auf der W anderſchaſt f 1 befindende 19jährige Buchbindergehilfe Herrmam int . Radzewill aus Gotha die Durchſchwimmung 5 705 Ga 1 Bodenſees zwiſchen Ueberlingen Dingelsdor 171 1 von 1½ Stunde; er war um 4½ Uhr pg Holzplatz beim Mantel hierſelbſt abgeſchwomm und erreichte Dingelsdorf um 5 ¼ Uhr, Se Kleider wurden in einem Kahn in gemeſſener Er fernung nachgeführt. — Stuttgart, 21. Juni. Heute ghenz 5 Uhr fiel in der Thorſtraße ein Kind aus de dritten Stock eines Hauſes auf das Pflaſter here und konnte nur tot aufgehoben werden. — Berlin, 21. Juni. Der „Reichsg zeiger“ veröffentlicht eine Bekanntmachung, wong demnächſt neue Reichskaſſenſcheine zu 50 . g gegeben werden. il — Zur Sommerszeit iſt der Aufe halt am heißen Heerde für die geplagte Hausfr kein Vergnügen. Mit Recht ſucht ſie daher m er; nigſtens abends Gerichte von längerer Kochdgz zu vermeiden und in vielen Familien wird zehrt 5 0 zum Abendbrot überhaupt nur „kalte Küch gereicht. Um in das Einerlei des „Aufſchnitt etwas Abwechslung zu bringen, empfiehlt es ſ hin und wieder der Butter einen Salat dazu z geben, den man ohne Mehrkoſten noch würziger erhält, wenn dem Eſſig und Oel wenige Tropfen et hal it , rr Maggi beigemiſcht werden. Beſonders beim n ahn Gurkenſalat ſollte Maggi nie fehlen, denn nicht b dh nur kräftigt es den Geſchmack des Salates, ſon. . dern fördert auch — und dies iſt wichtig — ird deſſen Verdaulichkeit. Nach ſeinen Angaben wurde er vom Militär wegen Geiſteskrankheit entlaſſen, ſeine 1 Auch die Suppenfrage iſt für die Hausfrau kein Kreuz mehr, ſeitdem Maggse Kreuzſternſuppen, die ja reichſte Auswahl von J bel Gemüſe⸗, Gries⸗, Schleim- und Teigwgarenſupen ſabel- bieten, es ihr ermöglichen, in knappen 10 bis 45 51 60, Minuten nur mit Waſſer eine würzige nahrhafe n n dan Supp? herzuſtellen. Dies kann auf jedem Pes n . d troteun⸗, Spiritus⸗ oder Gaskocher geſchehen, Der Genuß einer guten Suppe iſt gerade Sommers, wo der Magen Ekkältungen leichter ausgeſezt iſt, ſehr zuträglich 8 5 Euthält es neue ſchlimme Nachrichten? Haſt Du es hier gefunden?“ fragte ſie, auf den offnen Kaſſenſchrank deutend. „Das Papier meinſt Du? Ja — es gehörte Friedrich, es ſollte keinem von uns Beiden je vor Augen kommen.“ „Warum haſt Du es denn geleſen?“ „Ja warum? Vielleicht war es Unrecht; obſchon es ſchließlich keine weitere Bedeutung hat — armer Friedel — und kaum leſenswerth war. Elſie hole mir einen Schluck Waſſer, oder ich ſinke um!“ Sie war ſehr bleich geworden, und Elſte lief raſch nach ihrem eigenen Zimmer, um das Ver⸗ langte zu holen. Als ſie zurückkehrte, war der eiſerne Schrank verſchloſſen, das Papier verſchwunden und Helene in ihren Stuhl zurückgeſunken, den Kopf an die Mauer gelehnt, wie eine Ohnmächtige aus⸗ ſehend. „Fühlſt Du Dich beſſer?“ fragte Elſie, als Lena mit der Haſt einer Fieberkranken das Glas geleert. f „Ja, mir iſt wieder leichter. warſt Du zu ſo ſpäter Stunde noch außer Kind?“ „Ich konnte nicht ruhen, Lena — ich mußte an ihn denken.“ „An Antonio?“ „Nein — an meinen Vater, der mir gar nicht aus dem Sinn kommt, Lena. Jenes — jenes Papier handelte doch nicht von ihm?“ fragte Elſie begierig. „O, nur keinen Beweis, daß er Der iſt für den Du ihn hälſt! O, uur das nicht — heute Nacht!“ „Nein — nicht das, Elſie.“ „Jn Deiner Güte und Rückſicht für mich möchteſt Du es vielleicht vor mir geheimhalten, * Aber warum Bett, Lena; aber ich möchte weit lieber die ganze Wahr⸗ heit wiſſen, als noch länger gegen dieſe ſchrecklichen Zweifel ankämpfen.“ „Laß mir ein wenig Zeit zur Ueberlegung, Elſie; ich muß erſt im Reinen mit mir ſein, ehe Du heute Nacht von mir gehſt.“ „Wollen wir hier bleiben?“ „Nein, nein!“ rief Helene aufſpringend; „laß uns dieſes Zimmer verlaſſen. Ich fürchte mich jetzt hier. Er könnte ſich bereinſtehlen und mich anklagen — denn ich bin ſehr falſch und böſe. Ich würde Dich betrügen, wenn ich könnte.“ „Lena!“ ſagte Elſie, ihr ſcharf in's Auge blickend. „Ja, ich würde Dich betrügen, wenn ich könnte,“ wiederholte die Andere; „aber ich, ich darf es nicht. Ueber aller Liebe, allem Mitleid für den Verſtorbenen ſteht die Gerechtigkeit gegen die Lebeuden — ich ſehe es ein — aber gieb mir Zeit.“ Sie begaben ſich nun in Elſie's Zimmer, und Helene war ernſt und gefaßt, als ſie ſich bei dem traulichen Kaminfeuer niederließen, welches die por— ſorgliche Dienerin an dem kühlen Septemberabende entzündet. „Was iſt's ?“ fragte Elſie voller Eifer, und Helene verſetzte in herbem Tone: „Ich werde Dir keine lange Geſchichte erzählen, das will ich Deinem Vater überlaſſen, ſollte er es für nöthig finden. Aber Dein Vater iſt durch meinen Bruder in's Unglück gekommen — das iſt Alles.“ „Jn's Unglück!“ wiederholte Elſie. „Ja, Kind; doch ich glaube — ja; ich bin deſſen ſicher —, daß Friedrich das Geſchehene be⸗ reute und kurz vor ſeinem Ende Deines Vaters Verzeihung erhielt. Art heute Abend, und 5 ich glaube ihm nun von ganzem Herzen. Frage mich nun nichts weiter, Dein Vater ſagte etwas der Elſie — Du, die Friedrichs Güte ſo recht kennen lernte.“ 25 „Nein, ich will Dich mit Fragen verſchonen,“ ſagte Elſie, der Freundin Hände ſtreichelnd. „Aber mein Vater, Lena ?“ ama „O, von ihm kann ich jetzt mit Ruhe ſprechen wee di und morgen will ich ſeine Verzeihung erbitten fi 8 meine harten grauſamen Reden, für alles Uurecht, — das ich ihm zugefügt. Gott ſegne Frank Nord fiir .. ſein rückſichtsvolles Schweigen!“ in Lohn Helene erwiederte den Druck von Elie dre zarten Händen, und eine Pauſe trat ein, Zum fen dun erſten Male erſchien ihnen Beiden das wahre Bld des verkannten Mannes, frei von den dllſteren Schatten, welche es ſo lange umgeben. „Du glaubſt nicht, daß er das Taſchenbuch genommen, daß er die Brücke geöffnet hat!?“ fragte Elſie endlich. „Ich glaube, daß er der beſte der Menſchen iſt,“ verſetzte Lena. „Wenn ich von einer lleber treibung in die andere verfalle, ſo bin ich doch heute Abend der Wahrheit näher, als je zubor ii meinem Leben. Ja, Du mußt morgen zn ih gehen, wenn er es wünſcht — wenn er Dich mich hier laſſen will, bis ich Dich beſſer entbehren kaun Es iſt vielleicht Alles, was er von Friedrich bez langt hat.“ „Ja, wir wollen ihn morgen auffuchen,“ ſagte ale Elſie. „Wie glücklich bin ich, daß ich voll Stolz enn au ihn denken — ihn freudig Vater neunen kann. 9 Und ſpäter werde ich dann zu ihm gehen und ih Nada alle Liebe einer Tochter widmen; und wir werden aten in Deiner Nähe bleiben — ganz in Deiner Nähe, 0 . Lena.“ „Und Antonio Baretti 2“ g „O, ich denke, er wird auch nicht ſehr ferne von uns ſein,“ verſetzte Elſie. 5 Fortſetzung folgt 5 „ 1 8 .