der Deutſchen und gerade deshalb ſichert dasſelbe eine ergiebige Einnahmsquelle, ſelbſt bei geringſtem Steuerſatze. Geſetzt, es ſoll von jedem Liter herein⸗ geführten Bieres etwa / oder ſ%00 Pfennige Steuer erhoben werden, ſo iſt dieſer Betrag ſo klein, daß er ſich auf den Einzelausſchank nicht ausſchlagen läßt. Die kleine Auflage von 50 oder 65 Pfennigen auf 100 Liter Bier trägt daher in der Regel der Bierbrauer. Falls dieſer die Steuer ganz oder teilweiſe auf den Zäpfler abwälzen wollte, könnte letzterer leicht einen Bierlieferanten finden, welcher die Steuer übernimmt. Daß wegen der kleinen Bierverbrauchsſteuer kein ſchlechteres Bier geliefert wird, dafür ſorgt die Konkurrenz. Der Conſument, der Biertrinker, empfindet daher die Bierſteuer in keiner Weiſe, ſein Biergenuß wird weder verſchlechtert, noch verteuert. Dies beweiſt die Praxis. In Mannheim, Karlsruhe, Bruchſal, Durlach, Ettlingen u. ſ. w. trinkt man überall gleichgutes Bier zum gleichen Preiſe, obſchon in dieſen Städten teils eine ſehr hohe, teils keine Bierſteuer beſteht. Daß die Bierverhrauchsſteuer die Brauerei⸗Induſtrie nicht ſchädigt, beweiſt die hohe Blüte dieſes Gewerbes ſelbſt an den Orten mit ſehr hohen Steuern z. B. in Bayern. Die Aktienbrauereien verteilen jährlich ſteigende Dividende. Die Regierung genehmigt nun Verbrauchsſteuer für eingeführtes Bier an einem Orte nur dann, wenn die einheimiſchen Brauereien gleichfalls zu dieſer Steuer durch eine entſprechende Braumalz⸗ ſteuer beigezogen werden. Für jenes Bier aber, welches eine einheimiſche Brauerei nach Auswärts berkauft, wird derſelben die Steuer zurückvergütet, ſo daß ſie nur von demjenigen Bier Steuer bezahlt, welches am Ort ſelbſt getrunken wird. Hierdurch würde die hieſige Brauerei, welche den größten Teil ihres Bieres nach Auswärts liefert, nur eine ganz unbedeutende Auflage zu Gunſten der Gemeindekaſſe erleiden, während die Steuer für das von Auswärts eingebrachte und hier getrunkene Bier eine Einnahme ergeben würde, mit welcher die obengenannten, für Ladenburg's Zukunft außerordentlich wichtigen Kultur⸗ aufgaben ohue Umlageerhöhung ausgeführt werden könnten. Möge es der Gemeindeverwaltung gelingen, das geſtellte Ziel auf dem hier bezeichneten Wege zu erreichen! Verſchiedenes — Mannheim, 9. Juni. Der Landes⸗ ausſchuß des Vereins Geneſungsfürſorge hat in ſeiner am 30. Mat d. J. abgehaltenen Sitzung dem vom Vorſtande abgeſchloſſenen Kauf des Tretenhofs in Seelbach Lahr ſeine Zuſtimmung ertheilt und auch die Pläne zum Umbau des⸗ ſelben in ein zweites Geneſungsheim genehmigt. Der Erwerb dieſes ſchön gelegenen, Raum für 30 Betten umfaſſenden Anweſens iſt um ſo mehr zu begrüßen, als das im Januar d. J. eröffnete erſte Geneſungsheim in Rohrbach bei Heidelberg, wie aus den zahlreichen Anmeldungen hervorgeht, auf die Dauer alle Wünſche zu befriedigen nicht mehr in der Lage ſein dürfte. — Bruchſal, 12. Juni. Geſtern Abend 7 Uhr kam in der Scheuer des Landwirths Heinrich Werner in Neuthardt Feuer zum Aus⸗ bruch, welches ſich raſch auf die Nachbargebäude ausdehnte und 4 Wohnhäuſer ſammt Ockonse⸗ miegebäuden bis auf den Grund in Aſche legte. Die Brandbeſchädigten ſind Heinrich Werner, Landwirth, Linus Reger Ww., Stefan Kiſtner, Landwirth und Adam Reger, Kaufmann. Der Geſammtſchaden dürfte lt. „Krchg. Ztg.“ 18000 Mark betragen. e Frankfurt, a. M., 10. Juni. (In der heutigen Hauptverſammlung der deutſchen Landwirtſchafts⸗Geſellſchaft) wurde feſtgeſtellt, daß Prinz Frienrich Heinrich von Preußen zum Prä⸗ ſidenten füe 1899/1900 gewählt und für die Wanderverſammlun; und Wanderausſtellung im Jahre 1902 die Stadt Mannheim beſtimmt iſt. — Philippsburg, 12. Juni. Bei herrlichſtem Wetter und in Anweſenheit des Groß⸗ herzogs fand geſtern hier die hundertjährige Ge⸗ denkfeier der Belagerung und Beſchießung der ehemaligen Reichsfeſtung Philippsburg, verbunden mit der Enthüllung eines Denkmals für die Krieger von 1870/7! und für den Feſtungskomman⸗ danten von 1799, Reichsfeldmarſchall Lieutenant Rhein Grafen Carl Auguſt von Salm⸗Grumbach ſtatt. Ca. 80 Kriegervereine aus den benachbarten Bezirken Heidelberg, Wiesloch, Bruchſal, Karls⸗ ruhe, Schwetzingen ꝛc. waren vertreten, um an der Feier theilzunehmen. — Eſſen, 10. Juni. Auf Zeche Eintracht Tiefbau wurden vier Bergleute durch Steinfall verſchüttet. Alle ſind tot. — Saarbrücken, 10. Juni. Geſtern Nachmittag wurde ein Raubanſall und ein Mordverſuch auf die Tochter des Muſikdirektors Strobe in ſeinem Hauſe verübt. Das Mädchen wurde mit einem Beile mcc und er⸗ heblich, doch nicht lebensgefährlich verletzt, — Stettin, 11. Juni. Heute Nachmittag 5% Uhr verſank im hieſigen Hafen der Schlepp⸗ dampfer „Erich“ welcher im Begriffe war dem engliſchen Dampfer „North Star,“ Hilfe zu leiſten. Er erhielt einen Stoß in die Mitte und ſank ſofort. Kapitän und Botsmann konnten ſich ſo lange über Waſſer halten, bis ſie geretet wurden. Der Maſchiniſt hatte dagegen keine Zeit mehr, aus dem Maſchinenraume herauszu⸗ kommen. Er verſank mitſamt dem Schiffe i die Tiefe. Das Schiff wird ſpäter gehoben werden. Paris, 11. Juni. Beim herrlichem Sommerwetter iſt das heutige Rennen, wie por⸗ auszuſehen war, ohne jeden bedeutenden Zwiſchen⸗ fall verlaufen. Die Nationaliſten, Antiſemiten und die Royaliſten hielten ſich, dem Loofungs, wort ihrer Blätter nachkommend, heute fern, Die 100 000 Mann Truppen, Polizei und Gendarmen, welche aufgeboten waren, brauchten nicht einzuſchreiten. Der ganze Zug vom Renn⸗ platz war ein Triumphzug für den Präſidenten Loubet. — London, 12. Juni. Eine furchtbare Feuersbrunſt brach geſtern in der Waffenfabrik von Armſtrong in Elswick aus. Drei Gebäude ſowie eine Anzahl Dampfmaſchinen, Geſchüße, Laſetten und ſonſtiges Material wurden zerſtoͤrt und unbrauchbar gemacht. Der Schaden wird auf eine Million Pfund Sterling geſchätzt. Die Urſache der Feuersbrunſt iſt unbekannnt. Die Zahl der beſchäftigungsloſen Arbeiter beträgt 3000, — Die badiſche Viehzucht auf der deutſchen landwirthſchaftlichen Ausſtellung in Frankfurt. Auf der Deutſchen landwirthſchaftlichen Ausſtellung zu Frankfurt erhielt der Verband oberbadiſcher Zuchtgenoſſenſchaften den 1. Verbandspreis. Der * Zuchtgenoſſenſchaft Pfullendorf wurde der I. Ge⸗ 3 noſſenſchaftspreis mit Siegerpreis, der Zuchtge⸗ man be noſſenſchaft Meßkirch der zweite I. und der Zucht⸗ Nudiain genoſſenſchaft Donaueſchingen der zweite 2. Ge⸗ e noſſenſchaftspreis zu Theil. Die Viehzuchtge⸗ lige er noſſenſchaft Emmendingen erhielt bisher zwei 2. 5 Preiſe und drei Diplome. — Die 13 Thiere, mit A. Lib. welchen die Zuchtgenoſſenſchaft Pfullendorf die e Ausſtellung beſchickte, haben bis jetzt erhalten: Laien 5 erſte Preiſe, darunter 4 Siegerpreiſe, 2 zweite, 2 dritte, 1 vierten Preis und 2 Anerkennungen. Nach Meßkirch kamen 5 erſte, I dritter, I vierter Preis und Anerkennung. zärtlichem Drucke in den ihrigen haltend, „wenn Du mir nur vertrauen — immer vertrauen willſt — ſo werde ich die Macht haben, Dich zu ſchützen.“ „O Lena, ich werde Dir nie mißtrauen.“ Und die beiden Mädchen umarmten und küßten ſich, Elſie athmete wieder auf als der Friede ge⸗ ſchloſſen war, denn Lena's ſeltſam erregtes Weſen, ihre leidenſchaftlichen Reden im Vergleich zu ihrem gewöhnlichen ruhigen Ernſte hatten ſie ungemein befremdet und geängſtigt. Seufzend erbrach ſie jetzt ihres Vaters Brief, und Helene bemerkte mild: „Dein eigenes Herz wird in dieſer Sache Dein beſter Rathgeber ſein, Elſie. Ich kann nicht zu hart, zu grauſam, zu unbarmherzig in meinen Gründen gegen ihn ſein, wenn dieſe verlangt würden, was aber nicht der Fall ſein wird. Ich werde Frank Nord ſchonen, wenn ich es kann.“ Elſie fing nun endlich an zu leſen, und He⸗ lene beobachtete ſie aufmerkſam. Es war ein langer Brief — eine ſeltſame hoffnungsreiche Epiſtel, zu der ſeine wiederlangte Freiheit, ſeine Hoffnungen auf ſeine Tochter ihn angetrieben hatten. Voll Vertrauen in ſeine Macht, ihr Glück zu begründen beſchrieb er ihr das Heim, das er ihr bereiten wolle, das Heim, wo nur Liebe und Vertrauen das Szepter führen ſollten. Er berührte nur ganz vor⸗ übergehend ſein eigenes großes Leid, das er in Gedanken an ſein Kind tapfer und muthig ertragen, und Kraft und Wahrheit ſprachen aus jeder dieſer Zeilen, dem Herzen eines Mannes entſpringend, deſſen Beweggründe nur ihm allein bet ſtändlich, von aller Welt mißdeutet zu werden pflegten. Das goldene Köpfchen neigte ſich über den Brief herab, und Elſie glaubte daran, alle großen düſteren Zweifel traten zurück, bis Lena ihre Hand berührte. a „Was ſchreibt er?“ fragte ſie. „Ich bin noch nicht zu Ende — ſtöre mich nicht, Lena. Ich glaube, jetzt fange ich an, ihn zu kennen — zu begreifen, warum ihn meine Mutter ſo innig liebte — zu glauben, daß er grauſam verkannt wurde.“ „O nein,“ ſagte Helene ſtrenge. „Und er kommt heute Abend, um meinen Entschluß zu hören,“ rief Elſie, aufblickend. „O, was ſoll ich ſprechen, was ſoll ich thun, um ihn meines Vertrauens zu verſichern — un' ihn we⸗ niger unglücklich zu machen 2 Lies ſeinen Brief, Lena — lies jedes Wort und dann ſage mir, ob Du noch an ihm zweifelſt.“ Helene Dering nahm das Schreiben aus Elſie's Hand und vertiefte ſich in dasſelbe. ihrerſeits die Leſende beobachtend, ſah, wie deren Miene kalt und ſtreng wurde. Als ſie zu Ende war, ließ ſie das Schreiben zu Boden fallen und ſagte langſam, mit feſt aufeinander gepreßten Lippen: „Dein Vater iſt ein geſchickter Schauſpieler, und ich wundere mich nicht, daß es ihm gelang, eine Nation heißblütiger Menſchen zu täuſchen und ihr Herrſcher zu werden, bis ſein wahrer Cha rakter zu Tage trat. Aber dieſer Brief hier, ſo ſorgfältig auch jeder Satz berechnet iſt, Dich irre zu leiten, ſollte Dich nur warnen vor den Gefahren, die Dir bei 92 erſten Schritt einer Annäherung drohen.“ „Aber —“ „Du darfſt nicht zögern, Elſie, ſonſt muß ich Dir die ganze Wahrheit ſagen.“ „Was weißt Du noch mehr?“ keuchte die er⸗ ſchreckte Tochter. „Ich glaube immer noch, daß Bruders Mörder iſt,“ ſagte Helene. „Entſetzlich!“ rief Elſie. „Haſt Du er meines ber⸗ geſſen, daß Antonio heute ſeine Schuldloſigkeit 0 bewies?“ durch das Verlangen, um der Tochter willen den Elſie, nun auf der Schwelle des Zimmers. „Er mag ſich getäuscht haben — getäuſcht 1 2 u de Vater zu retten. Aber Frank Nord hat meinen Bruder gemordet.“ „Onkel Dering ſelbſt dachte anders in ſeinen letzten Lebensſtunden, Helene.“ „Er war ſchwach und Dein Vater ſehr beredt.“ „Ich will es nicht glauben,“ rief Elſte enk⸗ rüſtet. Nein, ich will und werde es nicht glauben.“ 9 „Als mein Bruder ſterbend im Bette lag,“ der ſagte Helene, „da befand ſich in dem Kleiderſchranke l ein Taſchenbuch mit werthvollen Staatspapieren, un Dein Vater nahm dieſes Buch an dem Abende, iu n da er hier im Hauſe war.“ 1 „O ſprich nicht ſo, Lena,“ rief Elſie. „Onkel 8 Dering mag ihn geheißen haben, es an ſich zu 5 nehmen. Mein Vater ſagt dies wenigſtens“ 91 konnte ſich nur ſchwer vom Gelde trennen, der Arme.“ „Aber waren auch wirklich Werthpapiere in 10 jenem Buche. „Würde Dein Vater ein leeres Taſchenbuch 0 genommen oder mein Bruder ihm ein ſolches ge⸗ nommen oder mein Bruder ihm ein ſolches gegeben haben, ſelbſt wenn die Erzählung wahr wäre, auf welche Frank Nord ſeine Vertheidigung ſtützts Elſie nimm ihn nicht in Schutz, ſondern hüte Dich vor ihm, oder Du biſt verloren bei einem ſolchen 3 Manne!“ rief Helene mit Heftigkeit. 0 N „Nein, ich kann ihn nicht vertheidigen,“ ſagte 0 Elſie ſchaudernd. „Alles um ihn iſt ein Geheim⸗ ar d niß, das ich nicht zu theilen wage.“ Noch ehe ſie ausgeſprochen, erſchien ein Diener ö „Das ſieht meinem Bruder nicht ähnlich; er U „Herr Frank Nord,“ meldete er feierlich. Fortſetzung folgt.