Anzeiger 1 Preis vierteljählich Mark 1.— mitzilluſtrirtem haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Mol Ladenburg. — —— — Politiſches. Harlsruhe, 7. Juni. In Erwieder⸗ ung eines Beſuches des Großherzogs von Baden im vorigen Jahr in München traf heute mittag kurz nach 12 Uhr Drinz⸗Regent Fuitpold von Bayern mit. Extrazug hier ein. Die Begrüßung zwiſchen dem Großherzog und dem Prinzregenten war überhaupt herzlich. Vor dem Kathaus begrüßte der Oberbürger⸗ meiſter den Prinzregenten namens der Stadt als den erhabenen Verbündeten und Freund unſeres Großherzogs. Der Prinzregent dankte, tief gerührt von dem herzlichen Empfang. Heute Mittag fand Dejeuner zu 40 Gedecken ſtatt. Abends beſucht der Prinzregent das Theater, in dem Lobetanz aufgeführt wird. Für Morgen iſt eine Kundfahrt durch die Stadt, Beſuch verſchiedener Malerateliers und Muſeen, und Galadiner zu 80 Sedecken vor⸗ geſehen. Berlin, 8. Juni. Die nachpfingſtliche Sitzungsperiode des Reichs kags wurde am Dienſtag bei leider nur ſpärlich beſetztem aufe vom Staatsſekretär des Aeußeren, v. Allow, mit einer kurzen Erklärung über den Deutſch⸗ ſpaniſchen Staatsvertrag, betr. die käufliche Ueberlaſſung der Carolinen⸗, Marianen⸗ Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. für Unter⸗ ir 5 Ladenburg und Umgegend. „ e Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren RNaum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts Druck und Verlag von Karl Molitor, latt. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. . gtag, den 10. Juni in 8 Ladenburg. i 1 . cee 8 1899. eme —— — Sam Auf Wunſch des Regierungsvertreters verzich⸗ tete das Haus einſtweilen auf eine Beſprechung des deutſch ſpaniſchen Abkommens und nahm nun zunächſt den Nachtragsetat in Berathung. Uebereinſtimmend bezeichneten die Abgeordneten Graf Oriola (nat. lib.), Dr. Lieber (Centr.) und Werner (Antiſ.) die den Gebrüder Den⸗ hardt im Vachtragsetat zugeſprochene Ent⸗ ſchädigung von 100000 Mk. für ihre Verluſte in Wituland als viel zu niedrig, während der Freiſinnige Cenzmann die genannte Summe als völlig ausreichend erachtete. Mehrfach wurde auch ſchon der neue deutſche Colonial⸗ erwerb in der Südſee geſtreift, in wohlwollender Weiſe von Dr. Lieber, abfällig von Richter (fr. Volks p.) u. Bebel (ſoz). Letzterer Abgeordnete brachte auch das Thema von der Zuchthaus · vorlage auf's Tapet, er übte eine äußerſt mißgünſtige Kritik an derſelben und nannte ſie ein Schandgeſetz welche ungehörige Aeußerung ihm einen Ordnungsruf des Dräſidenten zuzog. Auch Abgeordneter Richter machte keinen Hehl aus ſeiner und der freiſinnigen Volkspartei ſchärfſten Oppoſitionsſtellung gegenüber dem Geſetzentwurf zum Schutz des gewerblichen Arbeits⸗Verhältniſſes; der Staats ſekretair des Innern Graf Poſadowsky vertheidigte denſelben nur ganz im Allgemeinen, auf die und Palaos⸗Inſeln an Deutſchland, eröffnet. Die Mittheilungen des Staatsſekretärs boten indeſſen keinerlei neues Moment mehr dar, ſie beſtätigen lediglich das, was bereits aus der ſpaniſchen Thronrede über dieſes Abkommen bekannt geworden war. 25 Millionen Peſetas al⸗ Haufspreis, gleiche Behandlung der wirtſchaft⸗ lichen und religiöſen Intereſſen der Spanier auf den abgetretenen Inſeln mit denen der Deutſchen, Zugeſtändniß eines Hohlendepots an bevorſtehende Generaldebatte über dieſe Vor⸗ lage hinweiſend. Schließlich ging der Nach⸗ tragsetat an die Budgetkommiſſion, an welche dann nach kurzer Debatte auch der Entwurf einer Neichsſchuldenordnung verwieſen wurde. Am Mittwoch befaßte ſich der Keichstag zuerſt mit der Vorlage über den Keichs⸗Invaliden⸗ fonds und ſetzte hierauf die vor Pfingſten ab⸗ gebrochene Specialberatung der Novelle zum ſchuſſes der ſich heute früh 9 Uhr vom Neuen Palais zu Pferde nach dem Bornſtädter Felde, um das Gardecorps und das Ceibgardehuſarenregiment zu beſichtigen. An die Beſichtigung ſchloß ſich ein Exerzieren im Feuer an, zu dem auch Infanterie und Artillerie herangezogen wurden und Parademarſch. Sodann führte der Haiſer das Leibgardehuſarenregiment nach der Haſerne zurück und nahm dort bei dem Offiziers corps das Frühſtück ein. Der Beſichtig⸗ ung wohnte die Haiſerin im offenen Wagen bei. Paris, 6. Juni. In Frankreich ſteht man noch unter dem Eindruck der bei dem Rennen in Auteuil ins Werk geſetzten gewaltthätigen monarchiſtiſch⸗ antiſemitiſchen Demonſtration gegen die Republik und gegen den Präſidenten Coubet perſönlich. Dieſer ſcandalöſe Tumult war offenbar wohlvorbereitel, ſo gut, daß die Polizei von beſagtem ariſtokratiſchen Putſch angeblich gar keine Ahnung hatte; anſcheinend war es vor Allem auf eine perſönliche Beleidigung Coubet's ſelbſt abgeſehen. Vorerſt haben die Auteuiler Vorgänge indeſſen nur allſeitig die Wirkung gehabt, überall energiſche Kundgebungen für die Republik hervorzurufen, im Pariſer Gemein derath, ſeitens des Profeſſoren-Aus⸗ Pariſer Univerſität in der Depu⸗ tirtenkammer im Senat. In letzterer Hörper⸗ ſchaft fand am Dienstag eine ſehr lebhafte Debatte über den Scandal in Auteuil ſtatt, die gleich der Debatte im anderen Hauſe mit einem Vertraueusvotum die Regierung endete. irc Verſchiedenes. 1335 2 — Ladenburg, 8. Juni. Der Geſang⸗ verein veranſtaltete am vergangenen Sonntag von 9 — ... 1 — 5 Invaliditätsverſicherungsgeſetz fort. Potsdam, 7. Juni. Der Haiſer begab herrlichſtem Wetter begünſtigt ſeinen Mitgliedern einen Familienausflug, dem man der Anzahl der Spanien auf jeder der drei Inſelgruppen. Ein Vaterherz. Roman in Originalbearbeitung nach dem Engliſch f von Klara Rheinau. 21. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Als der Abend anbrach, war ſein Enſchluß gefaßt. Er begab ſich nach Wolſtonhaus und wurde in das Wohnzimmer geführt, wo ſich die beiden jungen Damen befanden. Das freudige Lächeln, mit dem Elſie ihn bei ſeinem Eintreten begrüßte, ließ ihm ſeine Aufgabe noch bedeutend ſchwerer er⸗ ſcheinen, während Helenens ernſter, ihn unangenehm berührte. Seit ihres Bruders Tod ſchien Helene Dering noch ſtrenger und nachdenk⸗ llicher geworden, als ſie es immer geweſen. Die tiefen Falten auf ihrer wei eigene Sprache, aber wenn ihres ſo ſeltſam veränderten Weſens fragte, en — 1 5 en wand abgeben. aber erröthend auf ihren Sitz zurück. Helene verſetzle ernſt; „Sie iſt ſehr unwohl geweſer Herr Baretti; es war die Angſt und Sorge un ihren Vater.“ f „Dies war natürlich,“ bemerkte Antonio. „Warum natürlich?“ Wie lange kennt ſi enn ſchon?“ ihn d 9 forſchender Blick ßen Stirne redeten ihre Elſie nach dem Grunde ſo mußte ſtets die Trauer um den Bruder den Vor⸗ Elſie erhob ſich bei Antonios Eintreten, ſank „Du biſt nicht wohl, rief Baretti raſch und „O Lena,“ bat Elſie, „ſprich kein weiteres Wort mehr gegen ihn — Du, die ihn mit Antonio heute Morgen retten half.“ „Ja ich half ihn retten,“ verſetzte Lena nach⸗ denklich und erhob ſich, um die Liebenden allein zu laſſen. Von dem Tage der Verlobung an hatte ſie ſich dies zur Regel gemacht, obgleich Elſie ſie oft und dringend um ihr Bleiben gebeten. Doch blieb ſie nie lange abweſend, ſie ging aus und ein, wech⸗ ſelte ein paar Worte mit den jungen Leuten und ſuchte dann meiſtens das Bibliothekzimmer auf, in den letzten Jahren Friedrichs Lieblingsaufenthalt, obſchon er wenig geleſen und noch weniger ſtudiert hatte. 5 5 5 „Und, o Antor für das, was Du f Elſie, ihm die Hand entgegen „Ich that nur meine mit einem zärtlichen Druck ihrer Rechten; „ darf keines Dankes.“ 5 „Aber warum ſprachſt Du ni Antonio ?“ Ich hatte geho rechtfertigen wiſſen bedürfen.“ 125 ür meinen Vater gethan?“ ſtreckend. Pflicht,“ verſetzte er, dies be⸗ cht ſchon früher, fft, er würde ſich ſelber zu 5 er würde 8 Vertheidiger 1 U einer Perſon Tagen verließ möchte vor. D Aar „Aber Elſie, ich ſprechen,“ unterbrach er ſie. „Vor zwei ich Dich hier wohl und geſund.“ „Ja; a E tio, wie kann ich Dir danken ſagte e ber dann fühlte ich mich ſo ſchwach und krank, daß Helene mich nicht nach Barſtoft 8 gehen ließ.“ „Du wollteſt nach Barſtoft gehen?“ „Ja, warum nicht? Wenn er — wenn mein Vater ſich auch bisher nicht viel um mich kümmerte, ſo hatte er doch nun ſchweres Leid, und ich fühlte mich zu ihm hingezogen. Ich wußte, daß er ſich freuen würde, mich heute Morgen in Barſtoft zu ſehen.“ Du denkſt viel an Deinen Vater, Elſie.“ 8 Ich habe nie Lena's Anſicht getheilt, daß er meinem armen Onkel nach dem Leben geſtrebt habe. Er iſt ein ſeltſamer Mann, aber viel Gutes iſt an ihm.“ e „So wirſt Du gerne zu ihm gehen und Lena verlaſſen?“ a „Nein,“ ſagte Elſie erbleichend; „ich könnte nicht mein Leben Jemandem anvertrauen den ich ſo wenig kenne. Ich denke auch, er wird groß⸗ müthig ſein und nicht verlangen, daß ich um ſeinet⸗ willen Alles aufgebe. Lena bat mich, ſie nicht ganz zu verlaſſen; als ob ich dies könnte oder wollte! rief Elſie. 5 „Es wäre eine ſchreckliche Vereinſamung für ſie,“ bemerkte Antonio; „bei all ihrem Gelde be 8 darf ſie des Troſtes treuer Freundſchaft, das arme Mädchen.“ 9 Antonio wurde im Verlauf ſeiner Unterredung g mit Elſie das Herz immer ſchwerer, er wußte nicht, auf welche Art und Weiſe er ihr ſeine Erklärung „Ja, ſehr viel. N 11