und Deroulede ausbrachte, während zahlreiche Perſonen mit Hochrufen auf die Armee und Loubet erwiderten. Mehrere an der Kundgebung theil⸗ nehmende Perſonen wollten die Präſidenten⸗Tri⸗ büne ſtürmen, eine derſelben, der 38jährige Graf Chriſtianl, eilte, einen Stock ſchwingend, auf die Tribüne Loubets zu. Er wurde jedoch nach heftigem Ringen von in der Nähe befindlichen Perſonen und von Polizeiperſonen entwaffnet. An einer anderen Stelle wurde eine Gegen⸗ kundgebung veranſtaltet mit den Rufen „Hoch Loubet“, „Nieder nat den Pfaffen.“ Der Tumult dauerte fort. Ein Polizeioffizier wurde ſchwer verletzt. Etwa 100 Verhaftungen wurden vor⸗ genommen. Nach dem großen Preiße verließen Präſident Loubet und Dupuy den Rennplatz unter dem Geleite berittener Garde. Die feindlichen Rufe wurden durch Gegenkundgebungen übertönt. Die Rückkehr Loubets ins Elyſee erfolgte ohne weitere Zwiſchenfälle. Verſchiedenes. e Mannheim, 4. Juli. Die Firma Stotz und Cie. hier P 6. 20., Inſtalationsgeſchäft für elektriſch Licht⸗ und Kraftanlagen, führt ſo recht dem Publikum die Vorzüge vor Augen, die man durch Ausnutzung des elektriſchen Stromes, ſei es durch Erzeugung deſſelben vermittelſt einer eigenen Centrale oder durch Anſchluß an ein Elektricitätswerk, genießt, indem ſie in ihrem ſchön ausgeſtatteten Muſterlager einerſeits die verſchiedenartigſten Beleuchtungskörper im Betrieb vorführt, anderſeits verſchiedene Elektromotoren ausgeſtellt hat, u. a. einen in ihrem Schaufenſter, der die Kraft durch Lederriemen auf eine Bohr⸗ maſchiene überträgt. Außerdem findet man bei Stotz und Cie. die neuſten Konſtruktionen elektriſcher Kochein⸗ richtungen vertreten und kann ſich ohne Koſten die ſehr lehrreichen Experimente mit dem auf ſo vielerlei Art auszunützenden elektriſchen Strom anſehen. Verſäume es daher Niemand, der nach Mannheim kommt, die Ausſtellung der Herren Stotz und Cie. anzuſehen, die kurze Zeit, die man dafür opfert, iſt nicht weggeworfen. — Schwetzingen, 5. Juni. Der 20 Jahre alte Rangirer Schuhmacher von Plankſtadt wurde heute Früh um halb 3 Uhr in der Nähe des Plankſtadter Bahnübergangs todt aufgefunden. Er war mit dem Nachtzug von Neckarau ge⸗ kommen und wollte wahrſcheinlich an der Un⸗ glücksſtelle abſpringen, um ſo den Umweg vom Bahnhof Schwetzingen nach Plankſtadt zu ſparen. Der Verunglückte war vorher auf einem Sänger⸗ feſt in Plankſtadt und hatte Jemanden nach Neckarau begleitet. Allgemein peinlich hat es berührt, daß die Gerichtskommiſſion erſt heute Abend gegen 7 Ubr am Unglücksorte erſchien und ſo die Leiche von Morgens halb 3 Uhr bis Abends halb 8 Uhr — alſo einen vollen Tag — in der Sonnenhitze liegen bleiben mußte. — Ettlingen, 4. Juni. Der Kopf wurde Freitag Abend dem I8jährigen Küfer⸗ burſchen Weiler in der Huttenkreuzbrauerei ab⸗ geriſſen und zwar dadurch, daß er in einen Auf⸗ zug gerleth, Der Kopf blieb oben hängen und der Rumpf fiel in die unteren Räume herunter. Gewiß ein ſchreckliches Unglück. Der Verunglückte iſt von Stupfrich. — Neidenſtein, 3, Juni. In tiefe Trauer wurde geſtern die Familie L. Steiß ver⸗ ſetzt. Der 19 Jahre alte Sohn derſelben, welcher bei Gutspächter Schäfer in Beuggen als Land⸗ wirth thätig war, wollte am 1. d. M. mit Pferde⸗ knechten am Rheine die Pferde waſchen und ritt zu dieſem Zwecke in's Waſſer hinein. Nachdem dies wiederholt geglückt, ging es plötzlich ſchief; denn vor den Augen der Andern verſank er mit ſammt dem Pferde und wurde bis heute nicht wieder gefunden, während das Pferd todt gelän⸗ det wurde. — Köln, 2. Juni. Eine Militärbefrei⸗ ungsaffäre macht hier und in der Umgebung ſeit einiger Zeit großes Aufſehen. Hieſige ſowie Rem⸗ ſcheider und Elberfelder Aerzte ſind nämlich unter dem Verdachte verhaftet worden, gegen Entgelt junge militärpflichtige Leute dadurch der Dienſt⸗ pflicht entzogen zu haben, daß ſie bei denſelben durch Eingeben von Pillen längere Zeit eine an⸗ dauernde beſchleunigte Herzthätigkeit hervorriefen. In Folge deſſen wurden die Betreffenden bei der Muſterung für untauglich erklärt. Vier dieſer jungen Leute ſollen an der Mixtur geſtorben ſein. Ein hier verhafteter Sanitätsrath Dr. B. bot für ſeine vorläufige Freilaſſung 50000 Mark Caution, welchem Erſuchen indeſſen nicht ent⸗ ſprochen wurde. — Kehl, 4. Juni. Freitag früh war auf der Rheinſtraße ein Arbeiter des Elektricitäts⸗ 9 werkes mit der Reparatur der elektriſchen Leitung der Trambahn beſchäftigt. Der Mann ſtand hoch auf einer Leiter, als er plötzlich einen gelen den Schrei ausſtieß, mit der Rechten Hand ſeſt an dem glühend gewordenen Drahte hing, währen ſeine Füße den Halt auf der Leiter perloreh, Der Draht riß und der Unglückliche ſtüczte herab und zerſchmetterte ſich den Kopf. Das Unglück wurde lt. „Mb Nahr.“ dadurch herbeigeführt, daß e Beamter, der jedenfalls nicht wußte, daß noch az der Leitung gearbeitet wurde, den Strom ein⸗ ſchaltete. An dem Aufkommen des ſehr ſchwer verletzten Arbeiters wird gezweifelt. — Breslau, 5. Juni. Bei dem geſt⸗ rigen Jagdrennen ſtürzte der Freiherr v. Hoden berg ſo unglücklich, daß ein Bruch der Wirbel, ſäule und des Schädels erfolgte. Der Tod fegt auf der Stelle ein, — Madrid, 5. Juni. Das deuiſche Schiff „Habsburg“ iſt bei Cadix geſtrandet. Die Mannſchaft iſt gerettet. Landwirthſchaftliches. Beſitzer von Spargelanlagen werden on oft die ärgerliche Wahrnehmung gemacht haben, daß gerade die dickſten Stangen krumm wachſen, hohl erſcheinen, beſonders häufig aber eine Nei⸗ gung zu ſog. Doppelſtan jen zeigen, mit welchen Wachsthumserſcheinungen meiſtens eine blätter⸗ ähnliche Verbildung des Spargelkopfes verbunden iſt. Auf der Verſuchsſtation des praktiſchen Nat⸗ gebers im Obſt⸗ und Gartenbau, dem Hedwigs⸗ berge, wurde die Erſcheinung in dieſem Jahre beſonders häufig bemerkt und deshalb eine Anzahl ſolcher Stangen an den Profeſſor Sorauer nach Berlin behufs Unterſuchung geſchickt. Profeſſor Sorauer hat nun feſtgeſtellt, daß hier eine Ueber⸗ düngung des Spargels ſtattgefunden hat — die Leiſtungsfähigkeit der Spargelpflanze in Aufnahme von Nährſtoffen iſt auf das höchſte Maaß ge bracht — die erkrankten Spargel ſind überfüttert, Spargelfreunde, die ſich für den Aufſatz intereſ⸗ ſiren, eine ſo erkrankte Stange iſt auch abgebil⸗ det, mögen ſich die Nummer des praktiſchen Ral⸗ gebers, die umſonſt verſchickt wird, von de Geſchäftsamt in Frankfurt a. Oder k laſſen. — 5 Ihresgleichen zu begegnen. Ich mache Ihnen dies nicht zum Vorwurf, aber ich habe keine? Erklärung abzugeben. Ich vertheidige meine Vergangenheit nicht, ſelbſt? bei meiner eigenen Tochter noch nicht. Sie kennt die Urſache meines Schweigens.“ „Ich bin Ihr Ankläger nicht, Herr Nord,“ rief Antonio mit Wärme. „Ich kenne die Welt, und deshalb denke ich von den Menſchen nicht immer das „Schlimmſte.“ „Sie ſind zu jung, um viel von der Welt zu kennen,“ verſetzte Nord lächelnd. „Wir werden gute Freunde werden, wenn wir einander beſſer verſtehen; denn ich wiederhole es, Sie haben mein Leben gerettet, und ich bin dankbar dafür.“ „Ja, ich habe Ihr Leben gerettet, vielleicht,“ murmelte Antonio, und als der Andere ſich entfernte, fügte er bei; „Ja und ich ſtand auf der Lauer, um es zu retten, denn Dein Leben war in Gefahr in jener Nacht. Und dies iſt das bittere Ende, Frank Nord.“ „ 755 45 e e, Welches war das bittere Ende, das Antonio Baretti im Auge hatte, und das er zu beklagen ſchien, als Frank Nord ihn an jenem Tage ver⸗ laſſen hatte? War die beſte Regung ſeiner Natur zu bedauern, wenn er darauf zurückblickte und die Folgen erwog, welche ſie für ihn gehabt? Oder war ſeine Gemüthsſtimmung eine ſo troſt⸗ und offnungsloſe, daß er kaum wußte, was er ſprach und ünſchte? Baretti hatte bisher ein ziemlich abendteuer⸗ liches Leben geführt, obſchon er es mit den beſten Grundſätzen, voll Verehrung für die guten Lehren iner Mutter, voll Abſcheu für das ſchlimme Bei⸗ iel ſeines Vaters, begonnen hatte. Erſt als er in eigenes Vermögen wit flotten Kameraden durch⸗ gebracht, fing er an zu überlegen, auf welche Weiſe er wieder zu Geld kommen könnte. Er war nicht ſchlimmer, als fünfzig Prozent ſeiner Nebenmenſchen; wenn er nach einer reichen Frau Umſchau hielt, dachte er und war überzeugt, daß er bei ſeinem vorteilhaften Aeußern und ſeinen ſonſtigen Vor⸗ zügen eine ſolche finden werde. Da hatte ihn der Zufall nach Wolſton geführt, und das Glück war ihm günſtig geweſen; ſollte Friedrich Derings un⸗ erwarteter Tod nun ſeine ſchönſten Pläne zu nichte machen? Dering war ohne Teſtament geſtorben, nachdem er ſo viel von ſeinen letzten Beſtimmungen geſprochen; und Helene Dering war die Erbin, nicht Elſie Nord, welche der Verſtorbene doch ſo ſehr geliebt hatte. Elſie hatte keinen Pfennig von von ihres Onkels Schätzen zu beanſpruchen; ſie war ſo arm wie der Vater, der aus Amerika ge⸗ kommen war, um ſie zu ſich zu holen, und er — Antonio Baretti — hatte ſich vor wenigen Wochen erſt mit Elſie verlobt. Frank Nord's Rückkehr allein hatte all' dies Unheil angerichtet und ſolche Hinderniſſe in ſeinen Weg geſtellt; ſie hatte den Haß des älteren Baretti, die Befürchtungen Friedrich Derings erregt; ſo war das Verhängniß herein⸗ gebrochen, und ſein Ruin würde die Folge davon ſein. Bis zu dem heutigen Tage war Baretti von ſeinem Glücksſterne überzeugt geweſen; jetzt aber ſenkten ſich düſtere undurchdringliche Schatten über ſein Leben, und er taſtete im Finſtern wie ein Blinder. Hätte er von ſeinem Fenſter aus nicht beobachtet, ſo wäre Frank Nord wohl in jener Nacht verunglückt. Hätte er ſeinen Vater nicht haſtig vom Fenſter des Kaffeezimmers weggeriſſen, als er zum zweiten Male hineinblickte, ſo hätte der heiß⸗ blütige Italiener in ſeinem Haß dem Feinde den Garaus gemacht. War es nicht ein Unglück, daß Dering der Welt entriſſen war und Frank Nord noch unter den Lebenden weilte? In einer düſtern Stunde hatte Baretti in ſeiner Wuth und Ent täuſchung den Unfall verwünſcht, der ihm ſein Pläne ſo unvorhergeſehen durchkreuzt; „mag Fran Nord baumeln für Friedrich Derings Tod,“ hatt er damals gedacht und war dem erſten Verhör des Gefangenen abſichtlich fern geblieben. Erſt ein plötzlicher großmüthiger Autrieb — ein thörichter, wie er ſelber ſagte — hatte ihn veranlaßt, ſich nach Barſtoft zu begeben und des Angeklagten Unſchuld zu beſchwören. Was nun auf Frank Nords Freilaſſung folgen würde, wußte er nicht; das Schlimmſte war geſchehen, das Uebrige mochte dem Zufall überlaſſen bleiben. Für ihn war vor läufig nichts Gutes zu erwarten, aber auch Eſſe ſtanden trübe Stunden bevor. Und trotz ſeiner Selbſtſucht fühlte Baretti ſich ernſtlich bekümmerk darüber. Er hatte die feſte Abſicht gehabt, ihr eil guter Gatte zu werden, ſie mit all dem Glücke umgeben, welches ſeine Sorge und ihr Geld ber⸗ ſchaffen könnten — aber die Armuth konnte es nicht mit ihr teilen. Noch war er ſich nicht klar über die Art und Weiſe, wie er ſich von Elſie freimachen ſollte, doch geſchehen mußte es, das ſtand unwiderruflich bei ihm feſt. Er wollte ſehr zart und liebevoll bor gehen, alle Schuld auf ſich nehmen und Elſie ſchonen, ſo viel es in ſeiner Macht ſtand. Niemand in Wolſton, wo er ſich viele Freunde erworben, brauchte zu erfahren, welches Wrack aus ihm geworden war; er wollte unbemerkt aus ihren Augen, aus ihrem Gedächtniß entſchwinden. . Während er dies überdachte, ſtieg vor ſeinen Augen das Bild eines ernſten Mädchens auf, das ihn, wie er oftmals gefürchtet, richtiger durchſchaute als ſeine übrige Umgebung, und er fragte ſich, was Helene Dering nach ſeinem Weggehen wohl von ihm denken und zu Elſie ſprechen würde FPaortſetzung folgt. n MMS . A — e ea Fee am —— . 79 2 Bnaeandbore. Armstadt F. . 7 2