ug. Kian idelberpeh t uur g, 4 fl 7 ld Ladenburg. enburge Anzeiger für Ladenburg Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 1 und Umgegend. 5 Anzeigen: Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. — — Mittwoch, den 6. Juni Karlsruhe, 2. Juni. Die Thronrede, mit welcherſdie Corts in Madrid eröffnet wurden, beſagt, die Regierung habe mit dem deutſchen MHaiſer ein Abkommen unterzeichnet, wonach Spanien die Karolinen⸗ und Palaosinſeln ſowie den Spaniern noch verbliebenen Keſt der Marianeninſeln an Deutſchland abtritt. Die drei Inſelgruppen, die Spanien vor⸗ behaltlich der Zuſtimmung des Cortes, an Deutſchland abzutreten gedenkt, ſind Teile der großen, weithin gedehnten Inſelflur des Stillen Oceans, nördlich des auſtraliſchen Feſtlandes. Die größte Gruppe ſind die Karolinen, die ſich zwiſchen den Philippinen im Weſten und den Marſchall⸗Inſeln im Oſten durch 32 Längegrade und 9 Breitegrade erſtrecken. Ihr weſtlicher Theil ſind die Palao⸗Inſeln. Bekannt iſt die Kolle, die ſie vor 14 Jahren ſpielten, als Fürſt Bismarck ſie trotz der Anſprüche Spaniens auf ihren Beſitz durch ein deutſches Uriegsſchiff beſetzen ließ, über ihren entgültigen Beſitz aber ſich einem Schiedsſpruch des Papſtes unterwerfen zu wollen erklärte. Der Papſt eniſchied am 22 Oktober, 1885, daß die Harolinen⸗ und Palao-Inſeln Spanien gehören dieſes aber Deutſchland volle Freiheit und Schutz des Handels und der Schifffahrt ſowie das Recht, auf den Karolinen eine Kohlen⸗ ſtation anzulegen, gewähren ſollte. Auf die Schiffs und Hohlenſtation verzichtete Deutſch⸗ land im nächſten Jahre, dagegen wird von der deutſchen Jalnit⸗Geſellſchaft, die ihren Sitz auf den Marſchallsinſeln hat, ſehr eifrig die Ausbeutung der natürlichen Erzeugniſſe der Inſelgruppe namentlich des Hopra betrieben. Die Marianen liegen nördlich von den Karolinen hingeſtreckt, eine von Norden nach Süden ge⸗ Paoulitiſches. hende Gruppe von 15 Inſeln. Die deutſche Reichsregierung hat im Verfolg der neueſten Kichtung der Weltpolitik, die auch Deutſchland nach Ueberſee weiſt, ſich dieſe Gebiete geſichert in der Abſicht, dem deutſchen Handel hier neue Bahnen zu eröffnen und ſich in jener Weltregion, in der ſich die europäiſchen Groß⸗ mächte zu neuer Kivalität ein Stelldichein ge⸗ geben haben, weitere Stützpunkte zu ſchaffen. Daris, 4. Juni. Am Samſtag Nach⸗ mittag caſſirte der Caſſationshof das Urtheil des Kriegsgerichtes von 1894 und verwies Dreyfus vor ein neues Hriegsgericht, welches in Rennes abgehalten wird. Die Menge, welche ſich vor dem Caſſations hofsgebäude angeſammelt hatte, nahm das Urtheil mit großem Beifall auf. Frau Dreyfus benach⸗ richtigte ihren Gatten ſofort telegraphiſch von dem Urtheil. Dem Vernehmen nach ſoll ein Theil der Mitglieder des Caſſationshofes für einfache Aufhebung des kriegsgerichtlichen Urtheils geweſen ſein, weil ſie von der Anſicht⸗ ausgingen, daß die Unſchuld des Angeklagten durch Verhandlungen des Caſſationshofes be⸗ reits erwieſen ſei, es ſomit einer neuen Ver⸗ handlung gar nicht bedürfe. Gegen dieſe Auf⸗ faſſung wurde aber geltend gemacht, daß Dreyfus ein moraliſches Recht darauf habe von derſelben Inſtanz formell freigeſprochen zu werden, von der er auch verurtheilt worden ſei, d. h. von einem Militärgericht. Es wurde auch darauf hingewieſen, daß zur Beſeitigung der letzten Sweifel in einzelnen Ureiſen ein ſolcher Abſchluß des Verfahrens not⸗ wendig erſcheine, wenngleich die Kehabilitirung verzögere. Die militäriſch juriſtiſche Lage der Sache iſt ſo, daß ſowohl die Verurtheilung als die Degradation des Dreyfus durch die Juris⸗ diction des Caſſationshofes aus der Welt ge⸗ 1899 ſchafft worden ſind. Dreyfus iſt ſeit Samſtag Nachmittag wieder franzöſiſcher Hauptmann, aber von ſeinen Funktionen ſusſpendirt und unter Anklage des Candesverrats geſtellt. Er bezieht auch wieder die Hälfte ſeines Ge⸗ halts und iſt nicht mehr Straf- ſondern Unter⸗ ſuchungsgefangener. Die, Frage welche dem in Rennes zuſammentretenden neuen Uriegs⸗ gericht vorgelegt werden wird, lautet: „Iſt Dreyfus ſchuldig, im Laufe des Jahres 1894 mit einer fremden Macht gegen Frankreich in Verbindung geſtanden zu haben?“ Für die Wahl von Kennes als neuen Ort des Kriegs⸗ gerichtes entſchied der geräumige Saal des dortigen militäriſchen Serichtsgebäudes. Die Verhandlung findet in voller Oeffentlichkeit Anfang Auguſt ſtatt. Der Inſtruktions⸗Chef Carre Re in Rennes funktioniert als Kegier⸗ ungs⸗Commiſſar, der Capitän a. D. Jacquier als Referent, der Corps⸗Chef General Cukas wird unter den Offizieren des 10. Armeekorps die Uriegsrichter zu wählen haben. — Paris, 5. Juni. Der Präſident der Republick Loubet und Miniſterpräſident Dupuy begaben ſich geſtern Nachmittag zu den großen Wettrennen in Auteuil. Unterwegs wurden ſte von der Menge reſpektvoll begrüßt, dagegen fand bei der Ankunft in Autueil eine heftige Kund⸗ gebung ſtatt. Die Rufe „Panama“ !, „Nieder mit Loubet,“ „Es lebe die Armee,“ untermiſcht mit Rufen: „Es lebe Loubet“ wurden laut. Zahl⸗ reiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Ein Individuum, welches den Verſuch machte, der Tribüne des Präſidenten ſich zu nähern, wurde ſofort feſtgenommen. Die Kundgebung in Auteuil wurde ausge⸗ führt von einem Komitee der Patriotenliga, welches ſich hinter der Präfidententribüne zuſammenge⸗ drängt hatte, und welches Hochrufe auf die Armee Ein Vaterherz. Roman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen von Klara Rheinau. 20. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Worin lag die Gefahr bei dem Bemühen, einen ehrlichen Mann zu retten?“ fragte Nord. „Man riskirt ſtets Unangenehmes, wenn man ſich in ſolche Sachen einmiſcht, „ſagte Antonio mit erzwungener Gleichgültigkeit; „und wenn auch ich mir nichts daraus mache, ſo giebt es doch Viele, die an meiner Stelle lieber geſchwiegen hätten.“ „Ich hoffe es nicht — zur Ehre der Eng⸗ länder, zur Ehre des alten Wolſton.“ „Man war doch ſehr begierig hier, Sie ſchuldig zu finden,“ bemerkte Antonio ſarkaſtiſch, „und ich fürchte, ich habe dieſen Leuten ihr vermeintliches Recht durchkreuzt. Um die Tragödie zu vollenden, 5 man Sie in Barſtoft hängen müſſen, Herr ord.“ Frank Nord betrachtete den Sprechenden mit Intereſſe; er ſchien ihn gründlich zu ſtudicen und verlor kein Wort, keine Geberde, ja kein Blick ſeines ſchönen Gegenübers. Der junge Baretti fühlte dies und war wenig erfreut darüber. Er befand ſich ohnehin in ſehr übler Laune und ſchien faſt nach einem Vorwand zu ſuchen, mit dem Manne zu ſtreiten, deſſen Leben er gerettet hatte. „Ich war ſchon früher und aus eben ſo hübſchem Grunde dem Galgen nahe,“ ſagte Nord ruhig; „dieſe Lage hatte deshalb nichts deſtoweniger verpflichtet.“ „O, danken Sie mir nicht nochmals,“ rief Antonio mit zunehmender Gereiztheit. „Ein un⸗ angenehmes Geſchäft iſt abgeſchloſſen; der Verdacht muß ſich jetzt auf ein neues Opfer lenken, das iſt Alles. Ich bin der Geſchichte ſo müde, ſie kommt mir nicht aus den Gedanken, und der todte Freund verfolgt mich überall hin.“ „Sie naren ſehr Dering ?“ „Jawohl.“ „O, ich dachte mirs,“ ſagte Nord nachdenklich. Sie kennen möglicherweiſe auch die andere Ge⸗ ſchichte ſehr genau?“ „Welche Geſchichte?“ „Die Geſchichte meiner Tochter Elſie, meiner Liebe für ſie und meiner Rückkehr, um mein Kind zu beanſpruchen.“ „Ja, ich hörte davon,“ verſetzte Baretti nach kurzem Zögern. „Arme Elſie.“ „Warum arme Elſie?“ fragte Nord ſcharf; „in welcher Art iſt ſie arm? Einen Freund hat ſie verloren, aber einen anderen, einen beſſeren vlelleicht, dafür gewonnen, obſchon Dering ſehr gut gegen ſie geweſen iſt.“ Antonio gab keine Erwiderung hierauf; er blickte über den Broad, als eine andere Frage ſeines Gefährten ihn überraſchte. befreundet mit Herrn „Wie lange kennen Sie meine Tochter ſchon, Herr Baretti?“ „Seit zwölf oder vierzehn Monaten,“ war die Entgegnung. „Wir Beide werden nun ſehr ernſt über ſie zu reden haben,“ ſagte Nord; „ich fühle es und ich ſehe, wie verſpätet ich gekommen bin. Doch Sie ſind mein Freund ſo gut, wie der ihrige, und werden mich zuvorkommend. und nicht empfindlich finden. Ich beneide Sie wohl ein wenig, Herr Baretti, aber ich weiß zu wohl, daß in dem Spiel des Lebens der Vater niemals gewinnt — der Liebhaber immer. Doch Sie müſſen mir ein wenig Zeit gönnen,“ bat er, „Sie müſſen mich erfahren laſſen, was es heißt, eine Tochter zu beſitzen. Ich werde nicht ſehr eigennützig ſein.“ Antonio beſaß in den meiſten Fällen eine große Redegewandtheit, aber Frank Nord ſetzte ihn in Verlegenheit — er wußte kaum eine Ant⸗ wort zu geben. War es die Ueberraſchung, daß der Vater Elſie's ſich ihm als deren rechtmäßiger Vormund vorſtellte, oder mißtraute er ihm immer noch und wollte ſich nicht durch ein voreiliges Ver⸗ ſprechen binden?“ Frank Nord ſchrieb Baretti's ſeltſames Be⸗ nehmen dieſem letzteren Grunde zu und ſagte in anderem, ſtolzerem Tone, als er bisher geſprochen: „Sie denken wohl, der Arme nehme ſich dem Reichen gegenüber eine Freiheit heraus und meine Vergangenheit berechtigte mich nicht, Ihnen als — —5—