10% 0 kuburger neee 1 72 Anzeiger für Ladenburg Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 100 ai 951% und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, k A et en n 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Politiſches. Harls ruhe, 50. Mai. Wenn es noch eines Zeugniſſes für die im allgemeinen durch⸗ aus richtige Steuerung des Hurſes der Kaiſer⸗ lichen Politik, welche von den grundſätzlichen Verneinungsparteien aus einer mehr alten wie löblichen Gewohnheit auf das leidenſchaftlichſte als „unfreiheitlich“ und „volksrechtfeindlich“ verketzert wird, ſo wäre jenes Seugniß in vollem Maße erbracht durch die andauernd günstige Entwicklung der Keichsfinanzen. Gute Politik und gute Finanzen gehören weſentlich zuſammen. Daß die Politik des Haiſers und der verbündeten deutſchen Fürſten ihr vor⸗ nehmſtes Augenmerk auf ſorgliche, ſyſtematiſche Pflege der Quellen des nationalen Wohl⸗ ſtandes, unter ſtrikter Wahrung des friedlichen Charakters der auswärtigen Beziehungen des Reiches, gerichtet hält, weiß alle Welt. Und daß Deutſchland dieſer Politik ſeines Haiſers und ſeiner Fürſten es in erſter Cinie, um nicht zu ſagen: ausſchließlich zu danken hat, wenn die Maſſe der Bevölkerung ſich einer ſo andauernden Gunſt der Arbeits⸗ und Einkommens⸗ verhältniſſe erfreut, wie es vordem kaum klader ble Werder dingung i des 118 ür Atte jemals erhört war, iſt einleuchtend. Denn cer l. wenn auch die hervorragend tüchtigen Eigen⸗ im. H ſchaften unſeres Volksthums: Arbeitſamkeit, „ Sparſamkeit, Bildungstrieb, Ausdauer, und 1 Dis ciplin ebenſoviele mächtige Antriebe . zum Vorwärtskommen ſind, ſo wären ſie doch aus ſich heraus gänzlich unvermögend, das zu flleiſten, was ſie unter den ſchirmenden Segnungen einer erleuchtenden Keichspolitik thatſächlich por ſich gebracht haben und zum unbehaglichen r la macht ah 1 Staunen der ausländiſchen Konkurrenz noch nber fortwährend vor ſich bringen. e Die Ergiebigkeit der Keichseinnahmequellen Wahn, Ladenburg. 5 a Ladenburg. . Mittwoch, den 31. Mai 1899. in erſter Linie der Sölle und Verbrauchs ſteuern, iſt nichts anderes als das Spiegelbild des allgemeinen Wohlſtandes, denn letzterer bildet das große Keſervoir, aus welchem die in die Keichskaſſe mündenden Suflußkanäle ge⸗ ſpeißt werden. Im übrigen beſitzen wir gerade auch an der Entwicklung der Sölle und Ver⸗ brauchsabgaben das beweiskräftigſte Argument gegen die ſozialdemokratiſche Maſſenverelend⸗ ungstheorie. Denn zu dieſer Reichseinnahmequelle ſteuert gerade die Maſſe in ziemlich gleich⸗ mäßigem Verhältniß bei, was ſie wohl bleiben laſſen müßte, wenn es war wäre, daß, wie die Umſturzleute ihren Ceuten weißmachen, nur eine verſchwindend kleine Minderheit in allen erdenklichen Henüſſen ſchwelge, das Einkommen der Maſſen aber im allgemeinen ſich nicht über das Niveau des zum Leben unbedingt notwendigen Minimalſatzes erhebe. Niemandem ſind die Keichsfinanzausweiſe deshalb unange⸗ nehmer als der Sozialdemokratie und ihren Verbündeten, denn ſie werfen alle partei⸗ tendenziöſen Verelendungsprophezeihungen des gewerbsmäßigen Hetzdemagogenthums gründlich über den Haufen. d — Die Gründung der Schiffbautechniſchen Geſellſchaft unter dem Ehrenvorſitz des Erb⸗ großherzogs von Oldenburg liefert einen hoch⸗ erfreulichen Beleg, daß die Erkenntniß von der hervorragenden Gemeinnützigkeit der Keichs⸗ marinepolitik, wie ſie unter eifrigſter Initiative Kaiſer Wilhelm's ihren Sang geht, immer tiefere Wurzeln im deutſchen Volk, ins beſondere in den Kreiſen ſchlägt, welche vorzugsweiſe als Träger des Intellekts gelten. Die neue Geſell⸗ ſchaft will ihr Intereſſe namentlich einem Gebiete zuwenden, das nicht vernachläſſigt werden darf, wenn unſere maritime Entwicklung nicht eine die Parade ab. — Auf dem Feſtplatze angekom⸗ einſeitige und deshalb ungeſunde werden ſoll. Das Anſehen der deutſchen Schiffsbauinduſtrie und damit das Gedeihen eines wirtſchaftlichen Faktors von großer Sukunft wird ganz erheb⸗ lich gewinnen, wenn die Schiffbautechniſche Geſellſchaft es verſteht, ſich den im Auslande vorhandenen gleichartigen Inſtituten ebenbürtig an die Seite zu ſtellen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 30 Mai. Der Krieger⸗ verein feierte am verfloſſenen Sonntag unter großer Betheiligung auswärtiger Vereine ſowie unter Antheilnahme der ganzen Einwohnerſchaft ſein 25jähriges Stiftungsfeſt. Am Vorabend wurde ein muſikaliſcher Zapfenſtreich veranſtaltet und am Feſttag Morgen kündeten Böllerſchüſſe und Muſik die Feier an. Im Anſchluß an dieſes Feſt fand auch der Verban »stag des Rhein⸗Neckar⸗ Militär⸗Gaues ſtatt, welcher am Vormittage unter dem Vorſitze des Herrn Mathy im Rathhaus⸗ ſaale abgehalten wurde, deſſen Verhandlungen vorwiegend innere Angelegenheiten des Verbandes betrafen. Erwähnenswerth iſt nur, daß die Er⸗ richtung eines Gau⸗Schiedsgerichtes beſchloſſen wurde. Auf die Verhandlungen folgte ein ge⸗ meinſames Mittagsmahl der Vereinsdelegirten im Gaſthaus zur „Roſe“, welches durch verſchiedene Toaſte gewürzt wurde. Um 3 Uhr ſtellten ſich die einzelnen Vereine, welche zum Feſte eingetroffen waren, in der neuen Anlage auf, um im gemeinſchaftlichen Zuge durch die reich gezierten Straßen nach dem Feſtplatze zu marſchiren. Am Marktplatz nahm der Gau⸗ vorſitzende, welchem ſich Herr Geh. Regierungsrath Pfiſterer und Herr Bürgermeiſter Petermann, Hauptmann der Landwehr, ſowie noch verſchiedene Herren des Gauvorſtandes angeſchloſſen hatten, Ein Daterherz. Roman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen u— ardiün, e Bärte, . acta, von Klara Rheinau. mik A 1.8. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) che ee Er war niedergeſchlagen aber nicht muthlos. Elſie hatte das ſanfte Antlitz ihrer Mutter, es mußte ihm gelingen, mit der Zeit ihre Zweifel zu beſtegen. Ueber dieſen tröſtlichen Gedanken vergaß er ganz die große Summe, welche er bei ſich trug bis er wieder zu Wolſton in dem Kaffeezimmer des Wirthshauſes ſaß, und der Kellner ihm das Abendeſſen ſervirte. f Bei ſeinem Eintreten entfernten ſich zwei Fremde, welche an einem der Tiſche gegeſſen, und Nord, deſſen Scharfblick nichts entging, beobachte te ſie eine Minute. Ihrem Aeußeren nach hielt er ſie für Handelsleute und beſchäftigte ſich weiter nicht mit ihnen. Nach dem Eſſen zog er Friedrich Dering's Taſchenbuch hervor. „Armer Friedel!“ murmelte er; ſo war er ſchließlich doch kein voll⸗ deter Schurke.“ 5 Er öffnete das Taſchenbuch — es war leer. Auf eine ſolche Ueberraſchung war Frank Nord nicht vorbereitet, aber kein Schatten von Enttäuſchung zeigte ſich in ſeinen Mienen. Er war beſtürzt, aber er ſah nicht aus wie ein Mann, dem gerade ein großer Verluſt widerfahren iſt. Seine Meerſchaumpfeife anzündend, dachte er noch angle, el, eine Stunde über das Erlebte nach, dann ſuchte er, ſehr ermüdet, ſein Zimmer im oberen Stock⸗ werk auf. An dieſem Abende ließ der Schlaf nicht auf ſich warten, und Nord erwachte ſehr erfriſcht am anderen Morgen. Als er ſich um ſieben Uhr in das Kaffeezimmer begab, fand er hier alle Rou⸗ leaux herabgelaſſen. Er trat an das Fenſter, um Licht und Luft freien Eintritt zu gewähren, als der Kellner ihn daran hinderte. „Bitte, laſſen Sie dies, Herr Nord — der Herr wünſcht es ſo.“ „Der Herr wünſcht es ſo — und warum?“ „Herr Dering iſt heute Morgen um fünf Uhr geſtorben, ſoeben iſt die Nachricht hierher gelangt.“ „Todt!“ murmelte Nord. „Ach, es iſt ein großer Verluſt,“ ſagte der Kellner. „Er war ein guter Mann; Alle haben ihre Läden oder Blenden geſchloſſen und ſie haben Recht. Wenn man ſein Ende bedenkt — und er war ſo gut gegen alle Leute.“ „Ja, ja, wie ſie ſagen,“ murmelte Nord zerſtreut. Er verließ das Wirthshaus, ging auf die Brücke, welche für Dering ſo verhängnißvoll geworden war und blickte nachdenklich über den Broad auf das große weiße Haus zwiſchen den Bäumen da drüben. Alle Feuſter waren verdunkelt. Es war ein Menſch weniger in der Welt, aber das Leben ging ſeinen alten Gang, als ob nichts vorgefallen wäre. Die Sonne ſchien in ſtrahlender Pracht, die Vöglein ſangen in der Luft, und ge⸗ Sein ſcharfes Auge entdeckte das Glitzern von Hand menen N nen. Sr 1 855 ſchäftiges Treiben herrſchte auf dem Waſſer. Nur die feierlich ernſten Klängen der Todtenglocke mahnten daran, daß ein müder Pilger zur Ruhe eingegangen. „Armer Friedel!“ kam es abermals von ſeinen Lippen. In dieſem Augenblick fühlte ſich Nord derb an der Schulter berührt. Er wandte ſich um und fand ſich den beiden Männern gegenüber, die er am vergangenen Abende im Kaffeezimmer des Wirthes zu Wolſton geſehen hatte. Mehrere fin⸗ ſtere drohende Geſichter bildeten den Hin tergrund. „Was wünſchen Sie von mir?“ fragte Frank Nord. „Ich muß Sie ſtören, Herr Nord,“ ſagte einer der Männer. „Es thut mir leid, aber Geſetz iſt Geſetz, und Befehle müſſen reſpectirt werden. Widerſtand hätte keinen Zweck,“ fügte er bei, „denn wir ſind unſerer Viele.“ „Verhaften 2“ fragte Nord. „Ja, mein Herr.“ 3 „Kann ich den Verhaftungsbefehl ſehen 2“ „Gewiß.“ Frank Nord warf einen Blick auf das Papier. Er ſtand unter der Anklage des Mordes an Friedrich Dering, Friedensrichter von Wolſtonhaus in Wolſton. „Ich bin Ihr Gefangener,“ ſagte er ruhig 10 K Ni en W sl