n 88 — Karlsruhe, 22. Mai. Heute vorm. wurde im Hardwald in der Nähe der Schießſtände die Leiche eines achtjährigen Kindes aufgefunden, an welchem ſichtlich ein Luſtmord verübt worden iſt. Die Kleine iſt die Tochter des Fabrikarbeiters Kaiſer von Mühlburg. Als muthmaßlicher Thäter wurde der ledige Taglöhner J. Vollmer von Durmersheim verhaftet, welcher auch zugiebt, das Mädchen bis zum Thatorte begleitet zu haben, will aber weiter nichts wiſſen, was mit dem Kinde vorgegangen ſei. — Raſtatt, 22. Mai. Vor einigen Tagen wurde einem Offiziersburſchen durch einen Ka⸗ meraden aus Unvorſichtigkeit in den Kopf ge⸗ ſchoſſen. Der Unglückliche iſt nunmehr geſtorben. — Baden, 23. Mai. Ein ſeltenes Fa⸗ milienfeſt feierten heute die Zwillingsbrüder Franz Kaver und Michael Staſchen, nämlich ihren 92. Geburtstag. Zur Theilnahme an der Feier war eine Schweſter der bejahrten Geburtstagskinder die 81jährige Wittwe Ignaz Bürk und ein Bruder der 76jährige Benediet Staſchen, der vor 50 Jahren nach Amerika ausgewandert iſt und ſeit⸗ dem die deutſche Erde nicht mehr geſehen hat, herbeigeeilt. — Aus Baden, 17. Mai. Aus Brauer⸗ kreiſen wird geſchrieben: Im Jahre 1896 wurde ſtatt der bis dahin beſtandenen Keſſelſteuer die Braumalzſteuer bei uns eingeführt. Die erſte Kammer genehmigte das Geſetz vorläufig für 3 Jahre, nach deren Ablauf auf Grund der Er⸗ fahrungen Abänderungen getroffen werden können. Die Vorlage der Regierung ging ſ. Z. auf eine Staffelſteuer mit Abſtufungen von je 500 Ztr., die Kammer der Abgeor oneten nahm aber dieſe Vorlage nicht an, ſondern führte den Satz ein, daß kleine Brauer mit einem Verbrauch bis 250 Doppelzentnern für den Doppelzentner 8 ., Brauereien mit einem Verbrauch von 500 —1500 Doppelzentnern 10 , von 1500 —3000 D. Ztr. 11 „ und alle übrigen, die über 3000 D. ⸗Ztr. verbrauchen 12 / zu zahlen haben. Trotz der Begünſtigung der kleinen Brauereien iſt die Zahl derſelben ſeit drei Jahren von 905 auf 792 zurückgegangen, hat alſo um 113 oder über den achten Teil abgenommen. Die Zahl der Brauer⸗ eien von 500 — 1500 D.⸗Ztr. Verbrauch iſt gleich⸗ geblieben. Dagegen haben die Brauereien, welche einen Verbrauch von 15003000 D.⸗Ztr. haben, alſo die Mittelbrauereien, gleichfalls Einbuße er⸗ litten, was ganz natürlich iſt, da ſie nicht von dem Mehrverbrauch über 1500 D. ⸗Ztr., ſondern von ihrem ganzen Verbrauch 1500-3000 0 mehr Steuer, wie die ihnen vorangehende Klaſſe zu tragen haben. Es iſt daher eine energiſche Bewegung im Gang, die darauf hinzielt, gleich wie in Bayern und Württemberg, Staffeltarife für das Malz einzuführen, noch lieber wäre es den Mittelbrauereien, wenn die erhöhte Steuer, wie in den Nachbarländern, nur von dem über 1500 D.⸗Ztr. Malzverbrauch weiter verwendeten Malz erhoben würde f — New⸗Hork, 15. Mai. Aus dem Staate Texas ging dem „Pfälzer in Amerika aus glaubwürdiger Quelle die Nachricht zu, daß kürzlich dort Sechslinge zur Welt kamen, die alle am Leben zu bleiben verſprechen. Ueber dieſe merkwürdige Eeſcheinung heißt es: Die wackere Mutter hat das Vergnügen, nun ſechs auf einmal aufzuziehen, eigentlich aber neun, denn ihre drei älteren haben kaum gehen gelernt. Der Wohnſitz der Familie wurde ſeit der Geburt der Sechslinge von Fremden beſonders Mäunern der Wiſſenſchaft und Zeitungsberichterſtattern, über⸗ laufer, und Vater Hirſch hat ee nichts zu thun, als ſeine Wunderkinder herumzureichen. Der Vater, Georg Hirſch, ſtammt von deutſchen Eltern aus Pennſylvanien ab und iſt 36 Jahre alt; er bewirtſchaftet ein anſehnliches Stück Land mit gutem Erfolge und gilt, obgleich er in einem aus Baumſtämmen errichteten, einem ſog. Logen⸗ haus, wohnt, als ein wohlhabender Mann. Seine Frau iſt in der Pfalz geboren, kam aber ſchon als Kind nach Amerika; ſie iſt erſt 27 Jahre alt und äußerſt kräftig. Vier der Setzlinge kamen im Zeitraume von 12 Minuten zur Welt, die beiden anderen binnen einer Stunde; doch wurden die Kinder ſogleich vermiſcht, ſo daß jetzt nicht mehr feſtgeſtellt werden kann, welches das Erſt⸗ geborene iſt. Zur Vermeidung von Verwechs⸗ lungen trägt jedes der Sechſe ein Abzeichen mit ſeinem Namen. Einer der Knaben heißt Friedrich, zu Ehren des früheren deutſchen Kaiſers, einer Grover Cleveland zum Andenken an den früheren Präſidenten, der eine Schiller und der vierte Mills zu Ehren des texaniſchen Abgeordneten, der den Diſtrikt vertritt, in dem Hirſch wohnt. Von den Mädchen heißt das eine Viktoria und das andere Louiſe, letzteres zu Ehren der Großher⸗ zogin von Baden. Die Sechſe ſind alle ſehr klein, aber gut ausgebildet, ſie haben offene klare Aeug⸗ lein, Nägel an den Fingern und guten Haarwuchs. ausführlich über das neue Schmarotzer⸗Bekam genannt hat, und deſſen Herſtellung patentamtl Nur zwei Fehler ſind zu bemerken: einem Mädchen fehlt das Ohrläppchen und einem Knaben iſ daß Bein ein wenig krumm; aber letzter Fehler wir wie die Aerzte ſagen, im Laufe der Zeit ba wieder ausgeglichen werden. Vier der ind erhalten die Flaſche, zwei werden von der Mutt genährt. Die Mutter iſt kerngeſund, obgl das Geſchrei im Zimmer nie aufhört; ein von den Sechſen machen ſtets Lärm. Wenn einen einſchlafen, wachen die anderen wieder g — Ein furchtbarer Brand hat d im Gouvernement Grodno in Rußland belegen Marktflecken Porozow vollſtändig eingecſchert gegen 3000 Einwohner lagern auf den Feldern Zwölf Menſchen ſollen umgekommen fein. Landwirthſchaftliches. Jeder Gärtner und Gartenfreund weiß, welt Mühe und Sorge es macht, ſeine Kulturen, d Gemüſe, Blumen, Roſen, vor dem verderblich 0 40 Heere der Schädlinge pflanzlichen und thieriſche W zu ſchützen. In vortrefflichen, farbig ſilluſteirt 1 den! Büchern hat ſich ſchon früher der bekannte e n lehrte Freiherr von Schilling als ein gründliche len und Kenner aller dieſer Schmarotzer und ihrer Aililel g. kämpfung erwieſen; jetzt iſt es ihm nun auch n lungen nach langen Mühen und ſorgfältigen B. ſuchen ein Mittel zu finden, das beſtimmt i die Schädlinge zu bekämpfen ohne den Pflanz zu ſchaden. In der neueſten Nummer des peak tiſchen Ratgebers im Obſt und Gartenbau wi ungsmittel, das Freiherr von Schilling „Hala geſchützt iſt, berichtet. Das Mittel löſt auf ein neueu Wege die ſchwierige Frage, ohne Weiteres Petroleum mit Waſſer zu verdünnen, und zwar gehen beide eine ſo inn ge Verbindung ein, daß ſie nicht wieder zu trennen ſind. Das Mitte „Halali“ iſt nach den bisher damit angeſtell Verſuchen außerordentlich vielverſprechend, dient beſonders zur Vertilgung der läſtigen Bla läuſe, Mücken, rothen Spinnen, Milben, Raup Schnecken, Läuſe, — auch der in dieſem Jahre ſo vielfach verheerend auſtretenden Blutlaus ſowie der Schimmelpilze. — Die Nummer des pr tiſchen Ratgebers, in der das Mittel „Hala zuerſt beſchrieben, wird auf Wunſch koſtenlos v dem Geſchäftsamt des praktiſchen Ratgebers Obſt⸗ und Gartenbau in Frankfurt a. Oder geſandt. d „Das wurde ich nicht,“ ſagte Nord ruhig. „Es thut nichts zur Sache; ich hielt Dich für hart und tyranniſch und war überzeugt, daß Du Rache an mir nehmen würdeſt, wenn Du alles wüßteſt. Ich hatte mit Deinem Gelde glücklich ſpekuliert und hätte Dir Dein Eigentum zurück⸗ geſtellt und Deine Verzeihung erbeten, wäre ich dieſer nur ſicher geweſen. So aber zog ich es vor nach beſten Kräften Deine Familie zu entſchädigen: denn ich hatte ein Gewiſſen — wirklich, ich fühlte es — und war ſehr unglücklich. Deine Schweſter kämpfte mit der Noth; ich wußte es und bot ihr leihweiſe eine Summe an. Sie war dankbar für mein Anerbieten, ſchlug es aber aus. Ich lernte ſie näher kennen und ſchätzen, ich heirathete ſie und war glücklicher, als ich es verdiente, mit meinem guten treuen Weibe. Deine Tochter wurde die meinige, und ihre große Liebe für wich, die ich anfangs als ein Marter empfand, wurde ſchließlich mein einziger Troſt auf Erden. Wir waren Alle in ſchrecklicher Angſt vor Dir, aber nach der Revo⸗ lution in Alſako, wo Du Deines Amtes entſetzt wurdeſt und aus der Stadt entfloheſt, warſt Du plötzlich für uns verſchollen.“ „Ich entfloh nicht,“ ſagte Nord, der nur zu ſeiner eigenen Vertheidigung das Wort ergriff. „Der Anführer der Revolutionäre verbreitete das Gerücht, ich ſei geflohen, und ſteckte mich für Jahre ins Gefängniß. Als ich frei kam, hatten die Meiſten mich gauz vergeſſen. Doch fahre fort, Du verlangſt nicht, von mir zu hören.“ „Es kam mir in den Sinn, daß die Liebe Deiner Schweſter und Tochter mein Schutz ſein würden, wenn Du zurückkommen und Alles ent⸗ decken ſollteſt. Deine Schweſter ſtarb, mir ver⸗ trauend, und Elſie fing an, mich Vater zu nennen, Ich fühlte auch eines Vaters Liebe für ſie — ſie war mir weit theurer, als Lena mir je geweſen — eine leidenſchaftliche Liebe, die ihr den erſten Platz in meinem Herzen gewann, als ſie von Tag zu Tag ihrer Mutter ähnlicher wurde. Und ich war dankbar für ihre Zuneigung; als Du zurück⸗ kehrteſt, galt mein erſter Gedanke Elſie's Glück welches ich an Deiner Seite in Gefahr wähute. Ich konnte mich nicht trennen und wollte Dich geſtern Abend aufſuchen, um Dich mit einer großen Summe zu beſtechen, das Land zu verlaſſen, ohne uns Elſie zu rauben. Es waren Deine eigenen 100 000 Tbaler,“ fügte er ſtöhnend bei, „ſo hätte ich mein Gewiſſen beruhigt und Elſte vor Dir errettet.“ „Und Elſie vor mir errettet!“ wiederholte Frank Nord. „Und ſpäter Erſatz geleiſtet, indem ich ihr all mein Geld vermachte,“ ſagte Dering. „Ich habe es gethan; es ſchien mir gerecht.“ „Von Anfang als zu Ende ſehe ich keine Gerechtigkeit hierin,“ entgegnete Frank Nord lang⸗ ſam. „Ich ſehe Dich ankämpfen gegen das Rechte und fragt mich, was wohl geſchehen wäre, hätte Dich nicht ſo plötzlich dieſer Unfall niedergeworfen; aber die Gerechtigkeit von all' dieſem iſt mir nicht einleuchtend.“ „So willſt Du mir nicht vergeben?“ rief Dering. „Ich dachte es — ich wußte es, daß Du erbarmungslos ſein würdeſt. Nord erhob ſich und legte ſeine Hand auf die des Sterbenden. „Ruhe in Frieden, Friedrich Dering, wenn meine Worte Dir Frieden geben oder Dich der gött⸗ lichen Vergebung ſicher machen können.“ „Ich danke Dir, ich danke Dir — ſie können es.“ — „Alſo meine Verzeihung für alles Vergangene.“ Dering dankte von Neuem und fühlte einen herzlichen Druck von der Hand des ehemall Feindes. „Und für alles Zukünftige denke an Ihn, allein das Unrecht vergeben kann, ſagte feierlich. „Auch ich bin nur ein armer Sün der mühſam vorwärts ſtrebt und ſchwer hein ſucht iſt.“ „Es iſt ſonderbar!“ keuchte Dering. „Was iſt ſonderbar ?“ 5 „Dich ſo ſprechen zu hören, Frank.“ „Ja, es iſt nicht der Mann, vor dem Dich ſo lange gefürchtet haſt,“ ſagte Nord trau „und es iſt eine ſeltſame Zeit, in der wir lebe „Willſt Du ſchon weggehen?“ „Ja; dies war eine aufregende Unterred für Dich, und Du biſt ermüdet.“ „Du haſt mich ſehr glücklich gemacht, Fra ſagte der Sterbende, und Thränen entſtrömten ſe Augen.“ „Morgen werde ich Dich wieder beſuch verſetzte Nord. „Morgen bin ich vielleicht todt Frank. Blelt jetzt noch ein wenig; ich möchte von Elſie mit Di Ut ſprechen — von Jemanden, den ſie innig liebt, An U und der ſte, wie ich hoffe, glücklich machen wird.“ u te Unwillkürlich trat Nord wieder näher heraz wandte ſich aber ſogleich wieder. „Elſie bib —— keine Geheimniſſe von mir haben, „ſie wird mit 0 Alles ſagen zu rechter Zeit,“ bemerkte er zuber 5 ſichtlich. f b Ach, und Du wirſt auch vor ihr keine Geheinl⸗ niſſe haben,“ ſeufzte Dering; „ſie wird dieſe Ge⸗ 5 ſchichte erfahren und mich für einen erbärmlichen udn d Schurken halten. Du haſt ein Recht, ihr Alles zu 5 ſagen, wenn ſie nicht mehr hier iſt; aber ſchweig bei Lena, Frank. Sie iſt meine einzige Schweſter, 8 Fortſetzung folgt.