eubn Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. — 2 09 5 Anzeigen: 6 Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeige Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. . Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Mai 1899. Grundzüge der deutſchen Agrarpolitik. Seit einigen Wochen liegen Buchenberger's 17 „Grundzüge der deutſchen Agrarpolitik“ in zweiter Auflage vor. Das Vorwort zur erſten Auflage trägt das Datum des Herbſtes 189 , das der zweiten Auflage jenes des Januar 1899. Binnen ungefähr einem Jahr ſſt die Auflage ungefähr erſchöpft worden. Das bedeutet einen Erfolg für den Verfaſſer, einen Erfolg für die deutſche Candwirthſchaft. Das Buch iſt nicht in die Sturm⸗ und Drang⸗ periode der agrariſchen Agitation gefallen, ondern hat in minder bewegten Seiten, in eiten etwas höherer Preiſe und damit einiger eruhigung, ſich an die Adreſſe aller jener ewandt, die in die agrarpolitiſchen Tages⸗ fragen an der Hand des berufenſten Mentors ch zu vertiefen wünſchen. Und es iſt bemer⸗ kenswerth, daß die deutſche Candwirtſchaft Männer genug beſitzt, die ſolcher Vertiefung nachgehen, um die Auflage eines Buches, wie das Buchenberger'ſche iſt, in einem Jahr auf⸗ zubrauchen. Welchen Umſtänden hat das Buch dieſen rfolg zu danken? In erſter Linie zweifellos der vollkommenen Beherrſchung ſeines Stoffes urch den Verfaſſer, in zweiter Linie der ſu⸗ mariſchen und doch anſchaulichen Darbietung desſelben, die es möglich macht, die Legion⸗ gegenſtände, welche die Agrarpolitik in ſich ſchließt, auf dem Raume von 300 Seiten ab⸗ 1 zuhandeln. f 5 Die deutſche nationalökonomiſche Literatur hat wenig Bücher ſolchen Stils. Umſomehr Mittwoch, den 23 re Seite, überall knapp, überall ausreichend, über⸗ all mit Bezugnahme auf die Frage des Tages. Hann die Kunſt des Staatsmannes als die Hunſt der Hompromiſſe gelten, ſo iſt Buchenberger Meiſter auf dieſem Gebiete, inſofern Einſeitigkeiten ihm fremd ſind, und er, ſelbſt ein warmer Freund der Land wirtſchaft, doch nicht vergißt, daß die landwirtſchaftlichen Berufsſtände nicht allein den Staat ausmachen. Seine Hompromiſſe ſind darnach keine Zuge⸗ allen Seiten hin, ſondern berechtigte Kückſichtnahme ſtändniſſe ſchwächlicher Natur nach auf alle Intereſſen, die von einer Maßnahme betroffen ſind und Kückſicht ſeitens des Staates verdienen. Was die Sölle angeht, ſo vermeidet Buchen⸗ berger in dieſer zweiten Auflage mehr als in Stellungnahme, die ſich in Aus der erſten Auflage durfte der Leſer den Eindruck haben, daß Buchenberger, wenn der Seitpunkt der erſten eine ziffernmäßigen Anträgen ausdrückt. für die Erneuerung der Handelsverträge, deren Freund er iſt, gekommen ſei, etwa ein Ge. treidezoll von 5 Mark auf 100 kg. für das Angemeſſene halte. Diesmal enthält er ſich der Nennung einer ſolchen Ziffer. Die Situation des Getreidemarktes ſieht er nicht ungünſtig an. Hat er ſchon in der erſten Auflage durchblicken laſſen, ſeiner Meinung nach würde die nächſte Seit nicht wieder die niedrigſten, ſondern ver⸗ mutlich etwas höhere Preiſe bringen, ſo hat die Zeit ſeither ſeine Vorausſagung glänzend gerechtfertigt. Er glaubt auch weiterhin eher die Tendenz einer weitere Rückwärtsbewegung des Preiſes vor⸗ gewiſſen Steigerung als für ein feſtlicher Empfang vorbereitet heiten des Buches nicht eingegangen werden. Dagegen ſei für ſeine allgemeine Kennzeichnung 1 noch geſagt, daß es in der zweiten Auflage ſeinen Charakter als den einer Encyclopädie der Agrarpolitik dadurch noch deutlicher als bisher hervorkehrt, daß es durch Abſatzüber⸗ ſchriften das Nachſchlagen erleichtert. Da überdies, wie vorhin angedeutet, der Ver⸗ faſſer jede der Parteien, wo es deren giebt, zu Worte kommen läßt, niemals ſeine Auffaſſung der Dinge dem Lehrer oktroprt, ſo kann ſein Buch mit größter Beruhigung Jedermann, auf welcher Seite er immer ſtehen mag, nachdrücklich em⸗ pfohlen werden. Tagesdiscuſſion bald hierhin, bald dorthin zerren zu laſſen, und der Vaterlandsfreund genug iſt, um jener Löſung der auch ihn berührenden Fragen zuzuſtreben, die, weil ſie allen Berufsſtänden nach Maßgabe ihrer Be⸗ deutung für den Staat gerecht wird, patriotiſch iſt, wird in dem Buche Belehrung und Er⸗ quickung finden. 5 Profeſſor Julius Wolf⸗Breslau. Verſchiedenes — Heidelberg, 20. Mai. (Der Wiener Männergeſang verein), dem ungefähr 300 Sänger und 400 inaktive Mitglieder angehören, wird im Juli eine Sängerfahrt an den Rhein unternehmen und dabei der Stadt Heidelberg einen zweitägigen Beſuch abſtatten. Von Seiten des hieſigen Lieder⸗ kranzes und der Stadtverwaltung wird bereits Die Sänger treffen am 22. Juli hier ein und veranſtalten Der es müde iſt, ſich in der ichſucht, Ja ungsſchwith ms it. heil mſcheider e eilguell: J jeder 90 ndt direct dn frischer 5 sanmeiſung am Abend ein Wohlthätigkeitskonzert. Am fol⸗ genden Tage findet abends zu Ehren der Gäſte eine Schloßbeleuchtung ſtatt. Von hier begiebt ſich der Verein nach Mainz und dann nach Köln. handen. Dies einige Worte mit Bezug auf die Stellung Buchenberger's ſpeciell zu einer Frage! Im übrigen kann in dieſer Weiſe auf Einzel⸗ muß man es dem Verfaſſer Dank wiſſen, daß r ſich dieſer Aufgabe angenommen hat. Er behandelt ſeinen Gegenſtand nach der geſchicht⸗ lichen, techniſchen, ökonomiſchen und politiſchen Ein Vaterherz. Roman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen Tage, an welchem Dein Vater die Augen ſchloß, ſtarb auch mein Prinzepal und ich übernahm ſeine Geſchäfte.“ „Nicht ſehr lang; meine Kräfte werden noch ausreichen, ich fühle es.“ „Nun denn ſo beginne. Aber ſprich ruhig von Klara Rheinau. 1 G pi at, f 16. 1 (Nachdruck berboten.) 5 „Du ſagſt dies, um mich zu tröſten,“ rief Dering, ſich vor Ueberraſchung faſt aufrichtend. „Du, vor allen Andern, ſuchſt mich zu tröſten!“ i „Ja; warum ſoll ich es nicht, Dering? Du haſt Kummer — Du bereuſt das Geſchehene.“ „Ich bereue es von ganzem Herzen, Frank.“ „Dann, in Gottes Namen, laß uns in Frieden von einander ſcheiden,“ ſagte Nord mit großem Ernſte; „und wenn das Böſe, das Du gethan, Dich überleben ſallte, ſo will ich Dir nie einen Vorwurf daraus machen, wenn ich auch darunter zu leiden haben werde. Du bedauerſt, daß Du mir Schaden zugefügt, und ich bin dankbar für die erſte Abbitte, deren man mich würdigt.“ 115 „Aber Du haſt nicht gehört —“ 1 „Ich brauche nichts Näheres zu hören, Fritz.“ 5, das genügt nicht,“ ſagte Dering. „Ich würde mich mit dem Gedanken matern, wenn Du lles erfahren hätteſt, würdeſt Du Deine Ver⸗ zeihung zurückgezogen und in Deinem gerechten Zorne mich vielleicht verfluch. haben. Außerdem iſt auch noch Vieles wieder gut zu machen“ 21 und rege Dich nicht auf.“ Frank Nord kreuzte die Beine übereinander, ſtützte den Ellenbogen auf das Knie und ließ nach alter Gewohnheit durch die Finger gleiten, während Friedrich Dering mit flüſternder Stimme ſeine Er⸗ zählung begann. 5 5 ee VVV Es war ein ſeltſames Bekenntniß, welches der Sterbende ablegte, aber in dem Geſichte ſeines Zuhörers bewegte ſich kein Muskel, verrieth kein Zug von Staunen oder Verachtung den Eindruck, den dieſes auf ihn hervorbrachte. „Als wir Beide, Du and ich, in Elſte Ed⸗ monſton verliebt waren,“ begann Dering: „war ich Schreiber bei einem Advokaten in Barſtoft; Du glaubteſt nicht an meine Liebe: aber es war eine ſchreckliche Leidenſchaft, die bor nichts zurückſchreckte, um Elſie zu gewinnen und Dich zu verdrängen. Du machteſt ausfindig, daß ich Letzteres durch einen anonymen Brief verſucht hatte, in welchem ich die ſchlimmſten Geſchichten, an die ich aber damals feſt glaubte, von Dir erzählte; dafür ſchlugſt Du mich eines Tages auf dem Marktplatze nieder. Von da an glaubte ich, Dir jedes Uebel zufügen zu dürfen, und die Gelegenheit ſich mir. An dem 1 8 1 1 „Nord ſchüttlete leicht den Kopf; er erinnerte. ſich dieſes Zuſammentreffens nicht mehr. „Mein Prinzepal war der Sachverwalter Deines Vaters, welcher unbedingtes Vertrauen in ihn ſetzte und ihm ſeine wichtigen Dokumente, ſowie eine be⸗ trächtliche Anzahl ausländiſcher Staatspapiere, be⸗ ſonders türkiſche, in Verwahr gab. Dein Vater ſpekulirte ſtark in türkiſchen Aktien — wenige Tage vor ſeinem Tode legte er den größten Theil ſeines Vermögens darin an. Sie waren ſicher und leicht verkäuflich. Dein Vater wollte ſie Dir teſtamentariſch vermachen; mein Prinzipal hatte das Teſtament bereits entworfen. Die Papiere hatten einen Werth von 100 000 Thalern, und als Dein Vater todt war und mein Herr ebenfalls und Niemand zu wiſſen ſchien, daß der alte Nord außer einer kleinen Summe bei ſeinem Bankier und dem Häuschen in Wolſton noch etwas beſeſſen habe — da ſchwieg auch ich darüber, aus Angſt, Dein Reichthum könne Dich der Hand Elſie's ſicher machen. Als Du dann Elſie heiratheteſt, ſchwieg ich aus Haß, und als Du ärmer wurdeſt, frohlockte ich über mein Geheimniß. Dann wurde ich ſelbſt arm und verkaufte einige der Papiere; Elſie ſtarb — und Du gingſt fort nach Ceutral⸗Amerika, wo Du ein Mann wurdeſt, dem jedes Mittel recht war, ſeinen Zweck zu erreichen.